() Die Guttenbergs in ihrem Afghanistan-Einsatz
Die Guttenbergs auf dem Showtrip am Hindukusch
Die Guttenbergs besuchen Afghanistan mit Johannes B. Kerner im Schlepptau: Es gibt Nachrichten, die kann nur das Leben schreiben. Hätte die Story ein Kabarettist ersonnen, könnte sie als typische kabarettistische Überspitzung gelten. So ist die Werbetour eines publicitysüchtigen Verteidigungsministers seinem ernsten und hohen Amt schlicht unwürdig. Drei Tage vor der Regierungserklärung des Außenministers zum Afghanistan-Einsatz hat zu Guttenberg dem gefährlichen und umstrittenen deutschen Auslandsengagement einen Bärendienst erwiesen.
Der Minister mit seiner ebenso TV-Kamera-verliebten Gattin auf dem Showtrip am Hindukusch. Und als Draufgabe einer der berüchtigtsten Talkshow-Dampfplauderer des deutschen Fernsehens. Die Weihnachtsüberraschung für die Truppe in Afghanistan und das Volk zu Hause ist wahrlich „perfekt“. Was um alles in der Welt hat die Frau eines Verteidigungsministers in einem Kriegsgebiet verloren? Um sich vor Ort ein Bild zu machen? O-Ton Stephanie zu Guttenberg: Sie wolle den Soldaten „als Bürger dieses Landes Danke sagen“ und sich „ein Bild vom Einsatz machen“. Ob die Bundeswehr diesen Dankesdienst und die private Weiterbildung den anderen 82 Millionen Staatsbürgern auch ermöglichen würde, darf bezweifelt werden. Die beiden acht und zehn Jahre alten Töchter waren nach Angaben von Stephanie zu Guttenberg nicht begeistert von ihrer Reise. Man wünschte sich, die erwachsene Mutter wäre zur gleichen Einschätzung gekommen wie ihre Kinder.
Wie skurril der gemeinsame Afghanistan-Trip anmutet, verdeutlicht die Vorstellung, was passieren würde, wenn die Ehepartner anderer Minister und Ministerinnen einen ähnlichen Eifer an den Tag legen würden wie Frau Guttenberg. Warum schaut eigentlich Frau Schäuble nicht nach dem Rechten im Finanzministerium und macht sich in den Amtsstuben ein Bild von den leeren Kassen? Weshalb paradiert nicht Frau de Maizière mit der MP im Anschlag in deutschen Flughäfen und Bahnhöfen und unterstützt ihren Mann vor Ort im Terrorkampf? Und warum drückt sich eigentlich der Gatte unserer Familienministerin immer wieder davor, vor surrenden Fernsehkameras in deutschen Kindergärten den lieben Kleinen frühkindliche Bildung angedeihen zu lassen? Bilder über Bilder, die TV-Sender und so mancher Zuschauer wären begeistert.
Im Kontrast dazu seien Frau Guttenberg als uneitle Vorbilder als Politiker-Ehepartner empfohlen: Joachim Sauer, der betont zurückhaltende Gatte der Chefin ihres Mannes, Hannelore Kohl und Loki Schmidt. Die beiden Kanzlergattinnen verstanden es hervorragend, sich ehrenamtlich mit Initiativen für soziale oder ökologische Zwecke einzusetzen, ohne sich in der Öffentlichkeit aufzudrängen. Die Liste ließe sich mühelos fortsetzen.
Am verheerenden Gesamteindruck ändert auch nichts, dass Frau Guttenberg die Reisekosten selbst bestreitet, wie sich das Verteidigungsministerium beeilte zu versichern. Man fragt sich als Staatsbürger allmählich, was den Guttenbergs künftig noch so alles einfällt, um nur ja stets im geliebten gleißenden Rampenlicht zu erscheinen. Kreative Ideen dazu haben sie sicherlich mehr als genug.
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