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Marie-Agnes Strack-Zimmermann - Die letzte Hoffnung der FDP

Sie will die FDP wieder aufbauen. Und umbenennen. Marie-Agnes Strack-Zimmermann ist Vizechefin der Liberalen. Sie selbst profiliert sich als Kommunalpolitikerin in Düsseldorf 

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Richters, Denisa

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Wenn sie einen freien Kopf braucht, steigt Marie-Agnes Strack-Zimmermann auf ihre BMW C 1200. Es ist ein ungleiches Paar, die zierliche Frau und die schwere Maschine. Doch auf ihrer BMW kommt die 56 Jahre alte Freidemokratin auf andere Gedanken, gerade in schwierigen Zeiten. Davon gab es reichlich, seit die Düsseldorfer Kommunalpolitikerin auf Vorschlag von FDP-Chef Christian Lindner im Dezember 2013 zu einer der Vizevorsitzenden gewählt wurde. Als Frau mit Lebenserfahrung und Familie, frei von bundespolitischen Altlasten wurde sie Teil des Neuanfangs.

Noch immer liegen die Liberalen in Umfragen unter 5 Prozent. Auch die Landtagswahlen in Ostdeutschland haben nicht den ersehnten Aufschwung gebracht. Strack-Zimmermann hat in der Debatte um die Neuausrichtung der Partei den radikalsten Vorschlag gemacht: Sie schlug vor, die FDP umzubenennen. Dafür gab es viel Spott. Aber sie sagt: „Politik ist nichts für Weicheier.“

Strack-Zimmermann weiß, dass es Jahre dauern kann, Vertrauen zurückzugewinnen. 15 Jahre gehörte sie zur schwarz-gelben Mehrheit im Düsseldorfer Rathaus. Nordrhein-Westfalens Landeshauptstadt, in der auch Lindner lebt, ist schuldenfrei, legt an Einwohnern zu, ist beliebt bei Familien und Investoren. Strack-Zimmermann spielte darin eine tragende Rolle. Bis zum 25. Mai. Da landete die FDP bei den Kommunalwahlen in NRW bei 4,7 Prozent. Zerrieben zwischen Imagedesaster, AfD und bürgerlichen Grünen.

 In Düsseldorf, wo Strack-Zimmermann innerhalb weniger Jahre von einer Stadtteilpolitikerin zur Bürgermeisterin aufgestiegen war, holten die Liberalen 7 Prozent. Ein gutes Ergebnis angesichts des Gegenwinds. Doch für die CDU/FDP-Mehrheit reichte es nicht. Dabei hatte die liberale Frontfrau für den CDU-Amtsinhaber Dirk Elbers sogar auf eine Oberbürgermeister-Kandidatur verzichtet. Obwohl sie vielen Bürgerlichen als die Bessere galt: Er der Zauderer mit der Attitüde des Arroganten, sie die Anpackerin, zuverlässig, eine Marke.

Zu viel neo-, zu wenig sozialliberal


Erst ging Schwarz-Gelb verloren, später der OB-Posten des Bündnispartners von der CDU. Strack-Zimmermann wirft so etwas nicht um. „Die Kompetenz liegt in den Kommunen“, sagt die Politologin mit Doktortitel. Ein Potenzial, das die Bundes-FDP vernachlässigt habe. Zu viel neo-, zu wenig sozialliberal. Kaltherzig das Image. Dabei sei liberale Politik, davon ist sie überzeugt, die sozialste überhaupt. „Weil Geld erst erwirtschaftet und dann ausgegeben wird.“

In ihr Bürgermeisterbüro im Rathaus ist ein Grüner eingezogen. Der neue OB heißt Thomas Geisel, ein Sozialdemokrat. Im Wahlkampf hatte Strack-Zimmermann ihn als Schuldenmacher beschimpft. Dann musste sie sich mit ihm, der SPD und den Grünen an den Verhandlungstisch setzen. Eine Ampelkoalition raufte sich zu einer knappen Ratsmehrheit zusammen. Strack-Zimmermann, die gerade noch ausgeteilt hatte, musste nun als FDP-Kreisvorsitzende lächelnd manches ertragen, damit die Liberalen in Düsseldorf mitregieren können. Womöglich ist am Ende Opposition die würdigere Variante.

Leicht fällt ihr das alles nicht. Strack-Zimmermann wird ungehalten, wenn aus ihrer Sicht etwas falsch läuft. Wie bei der Rentenpolitik der Großen Koalition in Berlin. „Jetzt wäre die Gelegenheit, Geld zurückzulegen. Stattdessen wird es aus dem Fenster geworfen, als ob wir nicht mehr alle Tassen im Schrank hätten!“

Nein, den Wählern hinterherrennen will sie nicht. Oft sieht man sie mit der Aktentasche in der Hand mit resolutem Schritt von einem Termin zum anderen eilen. Im Vorbeigehen schüttelt sie Hände. Dann weicht der düster-konzentrierte Blick kurz einem Lächeln.

Titeländerung und Modernisierung


Sie hat eine Familie mit drei Kindern gemanagt, nun will sie gestalten, notfalls mit unkonventionellen Mitteln. Dazu gehört ihr Vorstoß, der FDP einen neuen Namen zu geben. Christian Lindner hat die Idee schnell abgetan. Harley-Davidson habe in einer Krise auch nicht den Traditionsnamen aufgegeben, sondern die Motoren modernisiert, sagt er.

Strack-Zimmermann gibt nicht klein bei. Aus der Verlagsbranche, in der sie als Selbstständige arbeitet, weiß sie, dass es manchem wenig beachteten Buch geholfen hat, den Titel zu ändern. „Natürlich geht es um Inhalte und Personen. Aber auch um die Frage, ob die Marke FDP noch die richtige ist.“

Als FDP-Vize ist sie in Deutschland herumgekommen, hat erlebt, wie schwer liberale Politik zu vermitteln sein kann. Wo der Wohlstand gering ist und die Arbeitslosigkeit hoch, lässt sich mit dem Prinzip Eigenverantwortung, des Förderns und Forderns, nicht punkten. Doch gerade dann sei das nötig, sagt sie.

„Trümmerfrau“ hatte ihr Parteifreund Wolfgang Kubicki sie bespöttelt, als sie das Vizeamt der darniederliegenden Liberalen übernahm. „Frauen wie meine 90-jährige Mutter haben es geschafft, Deutschland wieder aufzubauen“, kontert Strack-Zimmermann. Immerhin eine Sanierungsstrategie für die FDP. Wie auch immer sie heißen möge.

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