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(Screenshot) So sieht Ersatzverkehr in der Hauptstadt aus: Gehen Sie doch einfach mal zu Fuß!

Ersatzverkehr-Chaos in Berlin - 17 Stempel und auf nach Hamburg!

In Berlin kommt es wegen einer Baustelle zur 16-monatigen (!) Sperrung eines Teils der U 6. Doch keine Sorge, Bürgermeister Wowereit hat eine spitzen Idee für den Ersatzverkehr: Gehen Sie doch einfach mal zu Fuß! Es gibt auch was zu gewinnen...

Man wirft uns manchmal vor hier beim Cicero zu Berlin-lastig zu sein: Also gut, ich kann auch anders. Stellen Sie sich folgende Szene vor:

City Hall, Büro von Michael Bloomberg, dem Bürgermeister von New York, auf dem Tisch ein Damenschuh mit Champagner gefüllt. Die Tür geht auf und der Referent für Verkehr kommt mit einer Akte herein.

Referent: Mr. Mayor, das ist die Planung für die Unterbrechung der U-Bahnlinien 4, 5, 6 zwischen Grand Central und 33. Straße.

Bloomberg: Ach ja, das steht ja auch an, wie lange dauert das?

Referent: 16 Monate.

Bloomberg: Schaffen wir das denn mit den Bauarbeiten in der Zeit?

Referent: Nein, Sir, unwahrscheinlich, aber wir sagen erst mal 16 Monate.

Bloomberg, der parallel dazu Einladungen liest: Ok, macht Sinn. Wissen Sie, wann die nächste Fashion Week ist?

Referent: Nein, Sir.

Bloomberg: Sonst noch was?

Referent weist auf die Akte: Sie müssten das abzeichnen.

Bloomberg: Was war das noch?

Referent: Die U-Bahn, Sir.

Bloomberg: Ach ja. Was machen eigentlich die Leute, die von Grand Central nach Downtown wollen?

Referent: Sie laufen die eine Station zu Fuß und fahren dann von der 33. Straße weiter. Wir haben Stempelkarten an die Fahrgäste verteilt, wer die Strecke 17 Mal gelaufen ist und sich jedes Mal einen Stempel geholt hat, kann an einer Verlosung teilnehmen. Hat die Metropolitan Transport Authority vorgeschlagen.

Bloomberg: Sehr gut. Prima Idee. Was gibt es zu gewinnen?

Referent: Eine Zugfahrt nach Philadelphia.

Bloomberg: Ah, ok. Sonst noch Beeinträchtigungen?

Referent: Die Park Avenue ist auf demselben Abschnitt zwischen dem 13. Juli 2012 und dem 23. Juni 2016 in einer Richtung gesperrt.

Bloomberg: Bis 2016, das geht ja.

Bloomberg nimmt noch einen Schluck aus dem Schuh, macht sein Kürzel und reicht dem Referent die Akte. Referent ab.

Unrealistische Szene? In New York mit Sicherheit, aber wenn Sie Bloomberg durch Wowereit ersetzen, könnte sich das in Berlin so oder so ähnlich abgespielt haben. Hier wird dem U-Bahnfahrer bis Herbst 2013 nämlich tatsächlich empfohlen die 16-monatige Sperrung der U6 zwischen der Französischen Straße und der Friedrichstraße zu Fuß zu überbrücken. Der Prachtboulevard Unter den Linden ist ab dem 13. Juli 2012 bis Juni 2016 über weite Strecken eine Einbahnstraße. Und die BVG zeigt mal wieder, dass sie die Vorlieben und Stärken ihrer Fahrgäste ganz genau kennt: Stempeln gehen.

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Mit 17 Stempeln nehmen Sie an der Verlosung teil und der Hauptpreis ist, tätärätääää: Eine Zugfahrt nach Hamburg.
Da wollen wir uns hier in der Redaktion nicht lumpen lassen und haben uns zur Reise nach Hamburg noch einen inhaltlich passenden Zusatzpreis überlegt: eine Führung durch die Elbphilharmonie. Sie müssten uns nur kurz anhand eines Tests und der gesammelten Bons belegen, dass Sie die letzten 17 Ausgaben des Cicero gekauft und gelesen haben.

 

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