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Frau Fried fragt sich - ...ob Politiker-Liebschaften Privatsache sind

Wenn Politiker sich erotischen Affären hingeben, riskieren sie, Autorität zu verlieren. Denn wer sein Privatleben nicht im Griff hat, wird auch keinen Staat lenken können, so die Logik vieler Bürger. Was gehen uns Politiker-Affären überhaupt an?

Autoreninfo

Amelie Fried ist Schriftstellerin und Fernsehmoderatorin. Für Cicero schreibt sie über Männer, Frauen und was das Leben sonst noch an Fragen aufwirft

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Geht es uns irgendetwas an, wenn Bill Clinton was mit einer Praktikantin hat, Horst Seehofer seine Geliebte schwängert oder François Hollande seine Lebensgefährtin betrügt?

Nein. Geht uns absolut nichts an. Interessiert uns aber brennend. Wir Menschen sind neugierig und fantasiebegabt. Meldungen dieser Art lösen Gedanken aus, gegen die wir uns nicht wehren können. So fragte ich mich im Falle Hollandes, warum ein Typ mit der Ausstrahlung eines altbackenen Baguettes solche Frauen abgreift. Erst die attraktive und kluge Ségolène Royal, dann die schöne und ebenfalls kluge Valérie Trierweiler, nun die Schauspielerin Julie Gayet, über deren Intellekt ich nichts weiß, die aber zweifellos auch sehr gut aussieht. Die Frage, was Hollande so erfolgreich bei Frauen sein lässt, erscheint plötzlich spannender als seine Meinung zum Mindestlohn.

Politiker ohne Pyjama


Darin liegt das Risiko, das Politiker mit erotischen Affären eingehen: Sie müssen mit einem Autoritätsverlust rechnen. So wie aufgeregte Abiturienten angehalten werden, sich ihre Prüfer im ­Pyjama vorzustellen, stellen wir uns sexuell enthemmte Volksvertreter ohne Pyjama vor, was sie um einiges weniger beeindruckend erscheinen lässt. Ihre politischen Entscheidungen werden überlagert von der Frage, ob ein Blowjob Sex ist ( Clinton ), welchen Namen das Kind der Geliebten tragen wird ( Seehofer ) und was Hollande seiner Valérie ­erzählt hat, um die Motorrollerfahrten zum Stelldichein mit der Gelieb­ten zu bemänteln.

Kurz: Der Politiker, den eine Mehrheit für ehrlich hielt, tritt mit seiner privaten Verfehlung den Gegenbeweis an. Warum sollen wir dem haltlosen Gesellen noch trauen? Selbst wenn wir es richtig finden, Person und Position zu trennen – es fällt uns schwer.

Was erotische Politiker-Eskapaden beim Wahlvolk anrichten können, durfte ich einst in Kentucky / USA beobachten: Die Gast-Großmutter ( als Einzige ihrer Familie bei den Demokraten registriert ), verfiel bei der Ankündigung, Bill Clinton käme in den Ort, in Entzücken und seufzte: „Der Mann ist so sexy, für den würde ich jede Sünde begehen.“

Auf meine Frage, ob sie ihn denn auch wieder wählen würde, sagte sie empört: „Niemals!“

 

 

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