- Wer hat Angst vor Filz und Fett?
Heute wäre Joseph Beuys 100 Jahre alt geworden. Bis heute ist er einer der aufregendsten deutschen Künstler. Von Jahrhundertgenie bis Scharlatan reichen die Urteile. Warum ist das so? Und wer hat recht?
Längere Zeit war es still geworden um den Mann mit Hut. Jetzt, wo Joseph Beuys, der 1986 64-jährig starb, 100 geworden wäre, wiederholt sich ein Ritual, das sich schon zu seinen Lebzeiten herausgebildet hatte: Die Kunstwelt teilt sich in zwei Lager. Jubel für den „Jahrhundertkünstler“ auf der einen, Häme für den „Scharlatan“ auf der anderen Seite.
In den Museen und Hochschulen herrscht im Rahmen von „beuys 2021“ ein Jahr lang staatlich geförderte Beuys-Begeisterung. Die Feuilletons reagieren mit Beuys-Bashing, noch bevor die Ausstellungen eröffnet sind. Der Spiegel fragt, ob Beuys der erste „Querdenker“ war, die Zeit suggeriert, dass er heute ein Aluhut-Träger wäre, und für die FAZ ist die Aktion „I like America and America likes me“ (1974) „essentialistischer Kitsch“. Die Meinungen stehen seit langem fest: Für die einen ist Beuys die Lösung, für die anderen die Verkörperung aller Probleme.
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Ein bedenkenswerter Blick eines Schweizers auf ein deutsches Phänomen: die Abwertung durch Kategorisierung. Ob Scholl, Grass oder Beuys- warum anerkennt man den Menschen nicht in all seinen Widersprüchen ? Auch im laufenden Wahlkampf könnte man von 500 Jahren Schweizer Ur(i)teilsvermögen einiges lernen.
interessanter Artikel. Aber woher diese Scheu vor rechten Parteien? Oder sind rechtsextreme oder rechtsradikale gemeint?
"Filz- und Fettkünstlers" Joseph Beuys interessieren mich nicht im geringsten. Auch nicht seine "Ideen dahinter".
Das Einzige, was dieser Mann Sinnvolles geleistet hat, ist m. E. die Pflanzaktion in Kassel.
Im Jahr 1982 begann Beuys dort - zusammen mit Helfern - im Rahmen der "documenta" 7000 Eichen zu pflanzen (verteilt über den gesamten Großraum der Stadt).
1987 konnte das Projekt abgeschlossen werden.
Als mein Mann und ich uns 2014 die Ausstellung "Der geteilte Himmel" in der Neuen Nationalgalerie in Berlin anschauten, tönte uns in der großen Eingangshalle das langgezogene Beuys'sche "Ja, ja - nä, nä ... in Dauerschleife entgegen, weil dort gleichzeitig eine Schau moderner Künstler unter dem Titel "Ausweitung der Kampfzone" stattfand.
Ich weiß noch, wie ich damals zu meinem Mann sagte: "Nix wie raus aus dieser Kampfzone!
Verar...en kann ich mich selber!"
kaufen konnte und durch das, was er Kunst nannte, ein reicher und angesehener Mann geworden ist.
In Sachen Selbstdarstellung und Vermarktung war er ein wirkliches Genie.
Der Rest ist Geschmacksache.
Eigentlich ist die Sache mit der Kunst ganz einfach. Entweder man mag sie oder man mag sie nicht. Ich mag sehr vieles, was sich Kunst nennt, aber nicht alles. Beuys zum Beispiel finde ich zwar interessant, aber seine Kunst mag ich nicht. Vor langer Zeit habe ich in einer Beuys-Ausstellung einige seiner Fettkunst-Exponate gesehen, die - das hat Fett so an sich - ranzig und vergammelt geworden waren. Wem es gefällt. Aber Angst? Angst vor dieser Art Kunst hat wohl hauptsächlich das linke und linksextreme Milieu. Warum sonst die zahllosen Versuche, ihn heutzutage als Nazi, Rechter etc. abzutun, nachdem doch das gleiche Klientel uns jahrzehntelang weismachen wollte, er sei ein Genie? Warum haben diese Leute ein Problem damit, dass sich ein Mensch im Laufe seines Lebens ändert? Warum legen diese Leute nicht die gleichen Massstäbe an sich und ihresgleichen? Warum ist ein Kretschmann heute ein angesehener Grüner, obwohl er mal ein radikaler Maoist war?
Joseph Beuys, würde ich meinen, gut, dass wir die Zeit mit Beuys erleben durften, es wird aber Zeit, ihm künstlerisch, wissenschaftlich, sozialphilosophisch etc. gerecht zu werden.
Der Artikel lädt dazu ein.
https://www.youtube.com/watch?v=2VLsaY4KGYs
Die Atmosphäre der 70iger.