- „Sie war nicht politisch“
Katrin Göring-Eckardts Deutschlehrerin Marion Merrbach war von der sprachlichen Begabung ihrer Schülerin und heutigen Spitzenkandidatin der Grünen beeindruckt. Cicero-Autor Constantin Magnis erzählte sie von Göring-Eckhardts FDJ-Vergangenheit
„Katrin habe ich als aufgeschlossenes, fröhliches Mädchen mit einem spitzbübischen Lachen in Erinnerung. Auf Schulveranstaltungen hat sie manchmal was vorgetanzt, ihr Vater hatte ja eine Tanzschule. Ich war in der elften und zwölften Klasse ihre Deutschlehrerin an der damaligen erweiterten Oberschule in Gotha. Katrin war in der sogenannten R-Klasse, die schon früh erweiterten Russisch-Unterricht bekam, das waren meistens sehr leistungsstarke Schüler.
Die Spitzenkandidatin der Grünen war schrieb hervorragende Aufsätze
Sie war sehr kommunikativ, freundlich, aufgeschlossen, auch aktiv. Und sie hat auch manche Dinge kritisch hinterfragt, aber immer sachlich, und nicht so, dass man sagen müsste, sie wäre aufsässig. In Deutsch war sie sehr gut. Sie konnte formulieren und schrieb hervorragende Aufsätze. Die deutsche Sprache lag ihr eben, das merkt man ja heute noch, wenn sie Reden hält.
Manchmal habe ich mit meinen Schülern auch über Politik gesprochen, das hat mir die eine oder andere Rüge vom Direktor eingebracht. Und in der FDJ war ich vor allem, weil man so als Lehrer auch kulturell etwas bewegen konnte. Aber die Mitgliedschaft war wie ein Kostüm. Das zog man für die FDJ-Treffen an, und danach zog man es wieder aus. Dass Katrin in der FDJ war, sagt deshalb nichts über ihre politischen Überzeugungen aus.
Kathrin Göring-Eckardts Mitgliedschaft in der FDJ sagt nichts über ihre politische Überzeugung aus
Man ging in die FDJ, weil man es musste, wenn man Abitur machen und studieren wollte. Das hieß aber noch lange nicht, dass man deshalb staatskonform war, und in dieser Hinsicht war Katrin nicht politisch oder ideologisch. Wenn ich in der Zeitung lese, wie zum Beispiel Angela Merkels DDR-Vergangenheit aufgebauscht wird, zeigt mir das nur, dass die meisten Journalisten sich nicht vorstellen können, wie die Verhältnisse bei uns früher waren.
Vieles von damals hat Katrin bis heute beibehalten, zum Beispiel ihr besonders sicheres Auftreten, auch wenn sie als junges Mädchen natürlich ein bisschen unbekümmerter und offener war als heute. Als Politiker ist man wohl auch darauf bedacht, keine Angriffspunkte zu bieten."
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In der DDR habe ich auch Theologie studiert. Dass man gleichzeitig in der FDJ war, wurde gar nicht erwartet. Bei uns an der Humboldt-Universität zu Berlin war die Minorität in der FDJ. Doch waren die FDJ-ler maßgeblich für die Uni-Leitung. Wer nicht in der FDJ war, konnte auch niemals in die Leitung der Studentenvertretung gewählt werden. Aber diese Vertretung hatte auch keinen Einfluss auf die Studenten und das Studium. Meist galten die, die in der FDJ waren als Leute, die beim "Staat" Karriere machen wollten. Jedenfalls weniger in der "Kirche". Es gab auch keinerlei Zwang auf uns, der FDJ beizutreten. Das war allein eine private Entscheidung und hatte nichts damit zu tun, irgendetwas gesellschaftlich verbessern zu wollen. Die Vorteile lagen allein Inneruniversitäten bereich und im Persönlichen. Daher hatte die Mitgliedschaft der FDJ gerade bei Theologiestudenten bekenntnishaften Charakter.