- Was, wenn die AfD nicht in die Hamburger Bürgerschaft einzieht?
Der Chefredakteur des Hamburger Abendblattes, Lars Haider, fragt. Cicero-Chefredakteur Christoph Schwennicke antwortet. Per E-Mail. Ein Pingpong zu Bernd Luckes Griff nach der Alleinherrschaft und Belastungstests für die AfD
Lars Haider: Lieber Christoph, wahrscheinlich arbeitet bei Euch zwischen den Tag gar keiner, oder :-) Wir in Hamburg erstellen in diesen Tagen immer eine Übersicht, wer und was den im kommenden Jahr für die Stadt wichtig wird. Macht ihr sowas auch für das politische Berlin? Und wenn nicht: Auf wenn müssen wir denn nächstes Jahr in der Bundespolitik achten (und auf wen nicht)?
Christoph Schwennicke: Cicero ist voll bei der Arbeit!! was denkst Du denn!? Obwohl das ja wohl das arbeitnehmerfreundlichste Weihnachten/Neujahr seit Christi Geburt ist. Mit wenigen freien Urlaubstagen baut man leicht eine Riesenbrücke. Zur Sache: Erstmal sollten wir alle auf Bernd Lucke und seine AfD schauen. Lucke greift nach der Alleinherrschaft, und seine Truppe wird gerade einem Pegida-Belastungstest unterzogen. Eure Wahl in Hamburg spielt im weiteren Verlauf eine Schlüsselrolle, ob es die Partei so schnell wieder zerlegt wie sie entstanden ist. Oder ob sie sich etabliert.
Haider: Was glaubst Du? Im Moment liegt die AfD in Umfragen bei vier Prozent, aber das muss gar nichts heißen. Ich habe neulich eine Podiumsdiskussion mit einem der führenden AfD-Köpfe Hamburgs und mehreren Kulturschaffenden moderiert, es ging um den Umgang mit Flüchtlingen. So eine aufgeheizte Stimmung habe ich selten erlebt, von beiden Seiten. Ich könnte mir aber vorstellen, dass gerade so etwas der AfD nutzt.
Schwennicke: Ich bin mir da nicht mehr so sicher. Die Tuchfühlung zu Pegida könnte schaden. Weil man jetzt sieht, wem sich die AfD da nahe fühlt. Und Rühmliches sieht man da nicht. Das kann viele Bürgerliche auch verprellen. Hans-Olaf Henkel warnt genau deshalb seine Partei vor dieser Nähe. Er spürt diese Gefahr der falschen Freunde.
Haider: In Hamburg wird es die AfD nicht nur deswegen schwer habe. Was würde es für die Partei bedeuten, wenn ihr der Einzug in die Bürgerschaft nicht gelingt?
Schwennicke: Weshalb noch? Wenn es in Hamburg nicht klappt, droht die Rutschbahn. Hamburg muss klappen, Baden-Württemberg auch. Sonst wird es nichts mit dem Bundestag. Und noch ist die AfD in einem Zustand wie ein Hummer in der Häutung. Äußerst verwundbar. Der Panzer ist noch lange nicht ausgehärtet.
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