- „Der Grexit könnte bald kommen“
Der Chefredakteur des Hamburger Abendblattes, Lars Haider, fragt. Cicero-Chefredakteur Christoph Schwennicke antwortet. Per E-Mail. Ein Pingpong zu Griechenland
Lieber Christoph, was machen wir denn jetzt mit den Griechen, die anscheinend glauben, jetzt wieder tun und lassen zu können, was sie wollen? Oder sehe ich das aus dem kleinen Hamburg zu negativ?
Diesen Herrn Tsipras, lieber Lars, haben sich einige Herrschaften hier in Berlin in den Wochen vor der Wahl mit ganz viel Ouzo schön getrunken. Der wird schon nicht so heiß essen, wie er kocht. Das war die Parole. Jetzt wachen alle mit dickem Kopf auf und merken: Der meint das ernst. Deshalb, um Deine Frage zu beantworten: Wenn das so bleibt, dann könnte der Grexit bald kommen.
Also irren die Griechen, wenn sie glauben, dass am Ende doch die Deutschen wieder alles bezahlen?
Es gibt in dem Buch von Rolf Dobelli „die Kunst des klaren Denkens“ einen sehr hilfreichen Hinweis: Verlängere nie eine Fehlentscheidung deshalb, weil du jetzt schon so viel Geld in den Fehler investiert hast! Und die Aufnahme Griechenlands in den Euro seinerzeit war ein Riesenfehler. Das ist allen Beteiligten längst klar.
Also, wie geht es weiter: Wann fliegt Griechenland aus dem Euro, was bedeutet das für uns und wann machst Du das nächste Mal Urlaub auf Kreta?
Also: Nach Kreta gehe ich nie wieder in Urlaub, weil der Flughafen von Heraklion der schlimmste ist, den ich in der zivilisierten Welt kenne. Chaos, Horror, Stress, die totale Abwesenheit von Struktur und Ordnung. Wer wissen will, warum Griechenland nicht funktioniert, muss nur mal von Heraklion abfliegen. Ob und wann Griechenland die Exkommunizierung aus dem Euro erfährt, kann ich nicht sagen. Aber schon um Tsipras unter Druck zu setzen, sollte man ihm damit drohen - und es am Ende tun, wenn er nicht zur Vernunft kommt.
Das E-Mail-Pingpong ist Teil einer Kooperation mit dem Hamburger Abendblatt und erscheint dort jeden Samstag. Im Rahmen des Treueprogramms bekommen Abonnenten des Hamburger Abendblattes drei Ausgaben des Cicero geschenkt.
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