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Frau Fried... - will keine Führungsposition

Viele Frauen möchten gar keine Führungsposition. Oh nein, sie sind nicht faul. Sie wollen arbeiten und Karriere machen, aber nur bis zu einem Punkt, an dem sie auch noch ein Leben haben. Freunde. Eine Familie

Autoreninfo

Amelie Fried ist Schriftstellerin und Fernsehmoderatorin. Für Cicero schreibt sie über Männer, Frauen und was das Leben sonst noch an Fragen aufwirft

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Dieser Text erschien zunächst in der Printausgabe des Cicero (Mai). Wenn Sie das monatlich erscheinende Magazin für politische Kultur kennenlernen wollen, können Sie hier ein Probeabo bestellen.

 

 

Ich will nicht Vorstandsvorsitzende sein. Oder Chefredakteurin. Macht interessiert mich nicht. Ich gestalte lieber freiberuflich vor mich hin, ohne einen Chef zu haben und ohne Chefin zu sein. Chef sein lohnt sich eigentlich nicht. Man arbeitet deutlich mehr als andere und kriegt Haue, wenn’s schlecht läuft. Gut, man verdient auch deutlich mehr und kann sich wichtig fühlen. Aber auch das interessiert mich nicht besonders. So, nun ist es raus.

Wahrscheinlich werde ich jetzt sofort aus der Initiative Pro Quote (für mehr Frauen in journalistischen Spitzenpositionen) ausgeschlossen. Dabei gehöre ich ihr aus voller Überzeugung an. Ich finde es nämlich richtig und wichtig, dass die Medien dieses Landes, die zur Hälfte von Frauen konsumiert werden, zu mindestens 30 Prozent (lieber noch zur Hälfte) von Frauen geleitet werden. Nur möchte ich keine von ihnen sein. Und, wie ich immer häufiger feststelle, auch viele andere nicht. Diese vielen anderen Frauen wollen auch nicht Vorstände oder gar Vorstandsvorsitzende anderer Unternehmen sein. Diese Frauen wollen überhaupt nicht nach ganz oben. Sie wollen nicht an albernen Pinkelwettbewerben teilnehmen, sich mit ausgefahrenen Ellbogen in einer Machowelt durchsetzen müssen und einem absurden – von Männern etablierten – Anwesenheitskult unterwerfen. Oh nein, sie sind nicht faul. Sie wollen arbeiten und Karriere machen, aber nur bis zu einem Punkt, an dem sie auch noch ein Leben haben. Freunde. Eine Familie. Und ganz ehrlich: Ich verstehe sie.

Leider dienen diese Frauen vielen Männern dazu, Frauen generell am Aufstieg zu hindern. Und zwar auch jene, die aufsteigen wollen (und davon gibt es ebenfalls eine Menge)! Sie stoßen immer noch an die unsichtbaren Grenzen eines uralten Mannschaftsgeists, der dafür sorgt, dass alles bleibt, wie es ist. Aber nur, wenn es mehr von diesen Frauen nach ganz oben schaffen, besteht die Chance, dass sich endlich etwas ändert. Dass aus halbherzigen Teilzeitmodellen „für unsere Muttis im Betrieb“ endlich flexible Arbeitszeitregelungen für Frauen und Männer werden. Dass Väter nicht nur zwei Monate Elternzeit nehmen, weil sie Angst haben, gemobbt zu werden. Dass beruflich engagierte Mütter nicht mehr schief angesehen und als karrieregeil beschimpft werden. Dass in Wirtschaft und Gesellschaft endlich gleiche und vernünftige Bedingungen für Männer und Frauen herrschen.

Dann würden auch mehr Frauen in Spitzenpositionen wollen. Weil sie immer noch Zeit für ihren Partner, ihre Kinder und ihre Freunde hätten. Weil der Beruf nicht ihr Leben wäre, sondern ein wichtiger Teil davon. Gleichberechtigung kann schließlich nicht heißen, dass wir Frauen jeden Mist nachmachen, den uns die Männer vormachen. 

 

 

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