Regisseur Andres Veiel / Foto: Antje Berghäuser

Andres Veiel im Porträt - Hitlers Kinokanone

Mit einer Doku über Leni Riefenstahl bringt Andres Veiel die Oma von Lüge und Fake News auf die Kinoleinwand zurück. Der Regisseur versteht sich als „überzeugter Aufklärer“ – und fordert mehr Medienpädagogik, um die „Generation Tiktok“ gegen Bilderfluten schlauzumachen.

Autoreninfo

Dieter Oßwald studierte Empirische Kulturwissenschaft und schreibt als freier Journalist über Filme, Stars und Festivals. Seit einem Vierteljahrhundert besucht er Berlinale, Cannes und Co. Die lustigsten Interviews führte er mit Loriot, Wim Wenders und der Witwe von Stanley Kubrick.

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Die Obstbäume am Waldrand in Hagelloch, einem Bilderbuchdörfchen bei Tübingen, stehen in voller Blüte. Gudrun Ensslin und Bernward Vesper feiern vor dieser idyllischen Kulisse ihre Verlobung. So inszeniert Andres Veiel in seinem Spielfilm „Wer, wenn nicht wir“ anno 2010 die Vorgeschichte der RAF als Lovestory in den 1960er Jahren, zugleich als Sittengemälde der Bundesrepublik im Mehltaumodus. 

Geboren 1959 in Stuttgart, studiert Veiel in Berlin Psychologie, parallel absolviert er eine Regieausbildung bei Krzysz­tof Kieslowski im Künstlerhaus Bethanien. Schon früh gilt sein Interesse dem Doku-Genre. Sehr persönlich gerät der Film „Die Überlebenden“ (1996), der vom Freitod dreier seiner Klassenkameraden handelt – und gleichermaßen das Porträt einer Generation liefert. Explizit politisch fällt „Black Box BRD“ (2001) aus, worin die Biografie des Bankiers Alfred Herrhausen mit jener des RAF-Terroristen Wolfgang Grams konfrontiert wird. Verspielter geraten drei Jahre später „Die Spielwütigen“, eine Langzeitbeobachtung von Schauspielschülern, deren idealistische Träume in der bitteren Realität zerplatzen. 

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Dr Oliver Strebel | Do., 31. Oktober 2024 - 11:38

Gestern habe ich mir wegen der Filmkritik im Cicero nochmals die Marathonsequenz von Riefenstahls Olympiafilm angesehen. Das ist ein 14 Minuten Drama von Feinsten. Es reisst einen mit in den Rhythmus des Laufens, es überträgt auf einen die Strapazen der Läufer und die Erleichterung am Ziel, es ist einfach unglaublich. Jedenfalls für mich, der ich ein Leben lang Dauerlauf gemacht habe.

Das ist hohe Kunst. Lachen muss ich, wenn man das als Propaganda bezeichnet.

Natürlich kann man in dieser Sequenz die Darstellung des Siegers Son (Japan) als Übermenschen sehen. Aber die ÖRR-Fernsehfilm-Kommisarin, die alle bösen Kerle zusammenschlägt wird auch als Übermenschin dargestellt. Ergreift deswegen die Hitlerin die Macht?

Riefenstahl war mE. von der Art: reicht man ihr den kleinen Finger, dann reisst sie einem den Arm ab, wenn sie ihn braucht. Und sie war tief ins NS-Regime verstrickt. Das reicht eigentlich. Mit weiteren überzogenen Zuschreibungen diskreditiert man sich nur selbst .

Stefan Jarzombek | Do., 31. Oktober 2024 - 12:15

Um pädagogische Maßnahmen anzubringen, muß das angesprochene Publikum erstmal ins Kino gehen und da fängt es schon an bei der Jugend.
Maischberger und Veiel können nicht davon ausgehen, daß ihr Film nun, viele junge Menschen die AfD wählen und gewählt haben, deshalb jetzt plötzlich Parteien wählen die dabei sind ihre Zukunft zerstören.
Sie holen sich ihre Informationen aus dem Netz und hören eher dem zu was Krah und Hoecke verbreiten,als sich die Uneinigkeiten und Zankereien der Politik bei Maischberger anzutun.
Die jungen "Biodeutschen" erleben täglich an den Schulen was für Gemeinheiten die Migration mit sich bringt Da bedarf es keiner Medienpädagogik alà Veiel um das mit "ollen Kamellen" aus dem letzten Jahrhundert zu relativieren.
Übrigens Herrn Putin's oder Kim Jong-un's sowie den Chinesen ihre jährliche Waffenschau basieren auf dem gleichen Prinzip wie der Triumph des Willens.Ich würde sogar meinen ihre ganze Politik ist Selbstverherrlichung.
Deshalb ein Film unter Vielen.

Klaus Funke | Do., 31. Oktober 2024 - 13:29

"Auf eines anderen Mannes Arsch durchs Feuer reiten" - nun in dem Falle ist es ein Weib, auf dessen A. Herr Feiel reitet. Leni Riefenstahl. Fakt ist, sie hat im kleinen Finger mehr Künstlertum und Regietalent, als ein Herr Feiel am ganzen Körper. Dass sich dann noch die Edeljüdin Maischberger hier mitprofilieren will, spricht Bände. Wie sagte einst Wilhelm Busch: "Man spürt die Absicht und man ist enttäuscht." Filmemacher sollten sich lieber mit den Perversionen in der Jetztwelt befassen. Der Tag eines Bundestagsabgeordneten der SPD zum Beispiel, das würde reichen. Da ist so viel Verrat, Verstellung, Heuchelei und Betrug. Das reicht für einen Film. Nee, lasst die Leni ruhen. Sie hat es sich verdient.

Gerhard Lenz | Do., 31. Oktober 2024 - 15:01

Antwort auf von Klaus Funke

und Antisemitmismus ist - glücklicherweise - noch immer nicht salonfähig.

Dafür hasst er heute die SPD aus vollem Herzen, ja fällt in fast jedem seiner Kommentare über sie her, hat aber jede Menge Verständnis für Nazi-Sympathisanten wie Riefenstahl und findet Prozesse gegen Stasi-Auftragsmörder für unehrlich und überflüssig.

Dafür vernimmt man von ihm jede Menge PutinJubel und öffentlich verkündeten Hass auf westliche Werte.

Stimmt, es gibt (auch) genug Besorgniserregendes in der Gegenwart (sic "Jetztwelt")

Urban Will | Do., 31. Oktober 2024 - 16:02

eigentlich nicht ernsthaft hinzuschauen. Das ganze krankt doch schon daran, dass heute eigentlich niemand – zumindest niemand im Rampenlicht stehende – noch willens oder in der Lage ist, zu verstehen, dass es einen Unterschied macht, ob man selbst mitten drin war oder aus zeitlicher Distanz berichtet, bzw. seine Meinung bildet.
Man tut doch im Falle Riefenstahl so als hätte sie alles wissen müssen und unterstellt ihr eine Nähe (und somit eine Unterstützung) des Nazi-Wahns. Ignoriert, bzw. negiert, dass sie halt eben doch nur eine famose Künstlerin war, die auch zu anderen Zeiten geniale Filme gemacht hätte.
Ein Günther Grass bei der Waffen-SS hat man verdaut, der hat da ja nur rum gesessen und sicher nichts böses gemacht, denn der war ja ein Linker. Von Weizsäcker und Schmidt in der Wehrmacht... ach, da war schon nichts, die waren alle nur zum Schein da...
ABER! Die Riefenstahl! Deren einziges Vergehen es wohl war, nicht links gewesen zu sein, auf der hackt man jetzt rum.

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