Kamala Harris / picture alliance

US-Präsidentschaftswahl - Der unendliche Wahlkampf

Präsidentschaftswahlen in den USA gleichen einem Marathon. Sie starten oft schon Jahre vor dem eigentlichen Wahltag. Doch der späte Einstieg von Kamala Harris wirft die Frage auf: Wäre ein kürzerer Wahlzyklus nicht grundsätzlich besser?

Autoreninfo

Lisa Davidson ist Journalistin, freie Autorin und Podcast-Host. Sie lebt in Virginia, USA. 

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Zeit ist im amerikanischen Wahlkampf eine essenzielle Ressource, weshalb viele Politiker denken: Je mehr, desto besser. Deshalb war es auch keine große Überraschung, als Donald Trump seine zweite Präsidentschaftskandidatur beispielsweise nur eine Woche nach den Zwischenwahlen 2022 ankündigte – fast zwei Jahre vor den Wahlen 2024. Präsident Joe Biden startete seine Wiederwahlkampagne knapp ein Jahr vor seinem Rücktritt. Und ein gutes Zeitpolster scheint durchaus seine Vorteile zu haben. Schließlich erstrecken sich Kampagnen über Monate, in denen an Türen geklopft, Kandidatendebatten ausgetragen und Interviews gegeben werden.

Viele Amerikaner sind allerdings der Ansicht, dass die letzten Präsidentschaftswahlen nicht die richtigen Themen adressiert haben und „viel zu lange dauern“, wie eine Pew-Research-Umfrage aus dem Jahr 2023 zeigt. Im Vergleich zu anderen Demokratien wirken die Wahlkämpfe in den USA schier endlos. Und in Ländern wie Großbritannien werden Parlamentswahlen in zügigen sechs Wochen abgewickelt, während nationale Kampagnen in Japan sogar nur zwölf Tage dauern.

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Christoph Kuhlmann | So., 6. Oktober 2024 - 09:23

Wie Change oder Maga, obwohl im zweiten Wahlkampf wirkt es auch ein wenig abgenutzt.

"Immerhin konnte sie die Veröffentlichung detaillierter politischer Ideen, die Trump angreifen könnte, mit dem plausiblen Argument vermeiden, dass sie bis vor Kurzem noch nicht einmal als offizielle Kandidatin galt."

Wozu braucht Harris detaillierte politische Ideen? Die verschrecken doch nur die Wähler. Da geht die rote Lampe an. Wir erleben die Folgen gerade in Deutschland. Jetzt ist die Zeit der Hofberichterstatter. Hatte sie eine außereheliche Beziehung? Als Frau im Amt? Trump geht da mit seinem Pornostar im Bible Belt immer noch als Werkzeug Gottes durch. Ich halte mich da vollkommen heraus. Bei der Berichterstattung in Deutschland müsste Harris mindestens 80% schaffen. Aber das war ja bei Hillary auch nicht anders.

Karl-Heinz Weiß | So., 6. Oktober 2024 - 10:54

Interessante Einblicke, auch im Hinblick auf die Gepflogenheiten in anderen Staaten. 14 Milliarden Dollar Wahlkampfkosten, und dann ist das entscheidende Momentum die Wählerwanderung in wenigen Swing-Staaten. Das erinnert an die Erkenntnis von Henry Ford: " Ich weiß, dass ich die Hälfte meiner Werbungskosten zum Fenster hinauswerfe, ich weiß nur nicht, welche Hälfte".
Ein Demokratieverächter und eine Kandidatin, deren politische Agenda weitgehend im Dunkeln liegt: ein wahrlich stolzes Personaltableau. Das erinnert an den deutschen 15%-Kanzlerkandidaten, der am Wahltag plötzlich bei 25% lag.

Henri Lassalle | So., 6. Oktober 2024 - 16:36

ist politische Teilung der USA in verängstigte Weisse gegenüber dem wachsenden demographischen Anteil von Nichteuropäern, dem um das materielle Überleben kämpfende Durchschnittsamerikaner...und andererseits die Masse der farbigen und hoffnungswuchenden Minderprivilegierten. Man täusche sich aber nicht: Viele Latinos sind konservativ eingestellt und werden wohl für Trump vortieren.
Harris etzt auf "das Prinzip" Hoffnung, aber ihren Visionen fehlt des an Konkretem, an Nachdruck und natürlich - an Radikalität.

A Otto | So., 6. Oktober 2024 - 19:29

Die Länge des Wahlkampf in den USA wird immer wieder aber vor allem in Europa diskutiert weil dort das amerikanische System nicht wirklich verstanden wird. Es überrascht, daß Frau Davidson kaum die Vorwahlen erwähnt, sind diese doch ein Hauptgrund für die Länge des US Wahlkampfes. Primaries finden statt für alle hohen politischen Ämter, Gouverneur, Senatoren, Houseabgeordnete, und das für alle Staaten und für die US Regierung. Vorwahlen finden 9 1/2 bis 7 Monate vor der eigentlichen Wahl statt damit sich die dort gewählten Kandidaten einigermaßen profilieren und Unterstützung für die Wahl organisieren können. Warum sind Vorwahlen eine gute und sehr demokratische Idee? Weil so Kandidaten, die sehr gut aber relativ unbekannt und ohne Parteilobby sind, eine realistische Chance auf die Kandidatur und das entsprechende Amt bekommen. Fast überall sonst werden Kandidaten für hohen Ämter in Parteizentralen ausgeklüngelt. Das braucht Zeit ist aber viel demokratischer als in Europa.