Eine Frau mit Kopftuch wird von hinten gezeigt
Das Kopftuch ist Gegenstand hart geführter Diskussionen / picture alliance

Migration - Linke in der Diskursfalle

Ahmad Mansour, Psychologe und Extremismusexperte, schreibt in einem neuen Essay über die Verbohrtheit der Debatte um Integration und Migration. Kühl und klug zeigt er auf, was in der Diskussion gerne vergessen oder ideologisch überlagert wird – und rückt das eine oder andere gerade

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Ahmad Mansour ist Psychologe und gefragter Extremismusexperte. In der taz am Wochenende hat er ein Essay zur Diskussion um Integration geschrieben, welche zunehmend verbohrt geführt werde. Der Artikel findet sich nun auch online.

Darin beschreibt Mansour gekonnt und gewohnt kenntnisreich, was in der Debatte über Probleme mit Integration gerne ausgeblendet wird. Die Diskussion um Rechtsruck, Migration und Integration verlaufe entlang der Dichotomie „Opfer und Täter, moralisch und unmoralisch, christlich und nichtchrislich“. Der Buchautor vermisst eine ergebnisorientierte Debatte.

Kühl und klug stellt Mansour klar, dass man sich durchaus gegen das Tragen von Kopftüchern und für die Neutralität des Staates in öffentlichen Ämtern wie Lehrerin, Richterin oder Polizistin aussprechen könne, ohne islamfeindlich oder rechts zu sein. Oder aber die Flüchtlingspolitik der Regierung, die Nicht-Abschiebung Ausreisepflichtiger kritisieren darf, solange diese Kritik sachlich und differenziert sei. Man dürfe sich nicht in Relativierungen verlieren, nur weil man sich gegen Rechtsextremismus positionieren möchte, meint Mansour. Besonders links der Mitte tue man sich aber mit all dem sehr schwer. 

Die Debatte sei so emotional, so wütend, dass man „beinahe das Gefühl bekommt, zwei verschiedene Republiken hätten sich gebildet, derren Narrative, Denk- und Handlungsweisen miteinander wenig zu tun haben.“ Dazwischen stünde eine verunsicherte Mitte. Ein unaufgeregter Versuch von Extremismusexperte Mansour, die Dinge geradezurücken. Und daher das heutige Fundstück. 

Ahmad Mansour wurde vor wenigen Tagen vom Cicero interviewt. Im Gespräch mit Christine Zinner ging es um Salafismus und die Gefährdung der Lehre von Moscheen.

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Christa Wallau | Di., 16. Juli 2019 - 15:32

kann nicht oft genug erhoben werden.
Diese setzt aber unbedingt voraus, daß a l l e
Diskussionspartner als gleichwertig anerkannt werden. Und genau daran mangelt es bisher.
Die AfD wird ja gerade n i c h t als ein demokratischer Partner auf Augenhöhe angesehen, sondern permanent als "Nazi-Partei" diskriminiert und ausgegrenzt - mit allen Schäbigkeiten und Tricks, die zur Verfügung stehen.
Ganz offen wird der AfD alles verwehrt, was man den Linken (Nachfolgepartei der SED) ganz selbstverständlich zubilligt.

Also sind es doch eindeutig die Altparteien und ihre medialen Kumpane, die das unaufgeregte Gespräch, welches Herr Mansour zu recht einfordert, unmöglich machen.
Wie sehr sie damit der gesamten Gesellschaft schaden, merken sie anscheinend nicht oder sie nehmen es - um ihres eigenen kurzfristigen Vorteils willen - in Kauf.
Wie lange dieses üble Spiel noch gut geht, wird sich zeigen. Wut läßt sich irgendwann nicht mehr
zügeln.

In dem Artikel geht es um die AfD? Hab' ich gar nicht mitbekommen.

Nur nebenbei: Ich empfehle jedem, der Linke und AfD in gleichem Atemzug nennt, mal die Sitzung in einem kommunalen Parlament zu besuchen (sofern beide Parteien vertreten sind).

Auftreten der Parteien? Die Linke bringt sich meistens sachlich in Diskussionen ein (auch wenn man deren Meinung nicht teilen muss).

Die AfD bringt sich gar nicht ein, redet höchstens über Migration (selbst wenn es um die Ausweisung von Wohngebieten oder den Ausbau von Straßen geht).

Die AfD ist ganz überwiegend desinteressiert an praktischer Politik, was dem Selbstverständnis großer Teile der Partei geschuldet ist. Man versteht sich als "nationaler Widerstand" gegen das demokratische Deutschland.

Jacqueline Gafner | Di., 16. Juli 2019 - 18:46

Antwort auf von Gerhard Lenz

Herr Lenz, was auch damit zusammenhängen mag, dass Sie in einem hohen Mass auf die AfD fixiert zu sein scheinen, unter umgekehrtem politischen Vorzeichen, versteht sich, und ausgestattet mit einem vergleichbaren Sendungsbewusstsein. Die Redewendung, wonach sich Extreme berühren, haben Sie bestimmt auch schon einmal gehört. Vielleicht denken Sie darüber im ebenfalls sprichwörtlichen stillen Kämmerlein einmal nach? In einer politischen Diskussion, die den Namen verdient, geht es nicht darum, den politischen Gegner zu diskreditieren, sondern die Argumente zu widerlegen, mit denen er ficht. Und das setzt eine minimale Bereitschaft voraus, sich inhaltlich mit ihnen zu befassen statt sie mit grosser Geste nur schon aufgrund ihrer Provenienz als indiskutabel und inakzeptabel zu verwerfen.

Was sind also die Argumente der AfD? In der Wirtschaftspolitik? In der Sozialpolitik? In der Rentenpolitik?
In der Bildungspolitik? Rückkehr zur Hauptschule? Kennen wir schon.
In der Klimapolitik? Menschengemachten Klimawandel gibt es nicht. Kennen wir schon.
In der Energiepolitik? Rückkehr zur Kernkraft? Kennen wir schon.
In der Außenpolitik? Freundschaft mit Russland? Kennen wir schon.
Ansonsten? Merkel muss weg, Lügenpresse, ZwangsÖR...
und natürlich, an vorderster Stelle: Migranten. Ende der AfD.
Um sich mit Argumenten auseinanderzusetzen, bedarf es solcher. Aber ich lasse mich gerne belehren. Und verweisen Sie bitte nicht auf das auf Flickstücken und Partikularinteressen zusammengebastelte Minimal-Parteiprogramm.

Um sich

Dass heisst, Sie dürfen also nicht zur Wahl gehen, Ihre Meinung frei äussern, ja sogar anderer Meinung sein, ohne gleich Sanktionen spüren zu müssen?
Und, zum Kern: Demokratie bedeutet nicht die Herrschaft der Mehrheit?

Wie begründen Sie Ihre Zweifel?

Nennen sie es etwa Demokratie, wenn durch praktizierten Parteizwang Ergebnisse erzwungen werden.
Politiker müssen entgegen ihrer Überzeugung Dinge beschließen, das nennen sie Demokratie?
Herr Lenz, in Deutschland gibt es sehr wohl Grenzen der von ihnen so gepriesenen Demokratie!

Gerhard Lenz | Do., 18. Juli 2019 - 22:50

Antwort auf von Hermann Neumann

Und wenn, gilt das ja wohl für alle Parteien. Und Sie dürfen demokratisch für die von Ihnen bevorzugte stimmen.

Helene Kaiser | Mi., 17. Juli 2019 - 10:31

Antwort auf von Gerhard Lenz

Ich verfolge sehr oft Bundestagsdebatten und kann daher Ihre Wahrnehmung nicht bestätigen.
So habe ich eine komplett anderen Eindruck von den Vortragenden und ihre Debattenkultur.

Den Beiträgen der AFD entnehme ich oft Sachkenntnis und Fakten.

Von Seiten der Linken wird in/zu jedem aber auch jedem Redenbeitrag - gleichgültig ob es zum gerade diskutierten Thema passt - Mandatsträgern der AFD pauschal Rassismus, Antisemitismus, Homo(irgendwas) usw. vorgeworfen. Allerdings ohne auch nur mit einem Satz inhaltlich auf die von der AFD vorgetragen Argumente einzugehen.
Vergleich hierzu Schlagworte wie:
-Schauen Sie in den Spiegel so sieht Hass aus
- Nazischlampe

Gerhard Lenz | Mi., 17. Juli 2019 - 12:38

Antwort auf von Helene Kaiser

...wird ein Schuh draus. Auch im Bundestag verfolgt die AfD im Grunde immer nur ein Thema: Migration

Bei den meisten anderen Sachthemen ist von dieser Partei wenig bis gar nichts zu hören. Und was "Sprüche" angeht, empfehle ich Ihnen die Sammlung des Tagesspiegels, mit wunderbaren Zitaten von AfDlern...

Ich schaue mir die Debatten auf Phoenix an. Auf diversen anderen, sich selbst "neutral" feiernden Kanälchen (so z.B. AfD-TV) bekommen Sie natürlich eine Selektion ganz nach "Wunsch".

Karla Vetter | Mi., 17. Juli 2019 - 19:48

Antwort auf von Gerhard Lenz

werter Herr Lenz? Natürlich mit anderen Vorzeichen. Bei der Beurteilung von Frau v .d. Leyens Europarede ging Frau Ska Keller, ihres Zeichens Fraktionsführerin der Grünen im EP, nur auf zwei Punkte ein, übrigens exakt die selben die Sie der AfD ankreiden. Nämlich was sie zu Seenotrettung ,also dem Migrationsthema und zur "Klimakrise" geäußert hat. Alles Andere scheinbar unwichtig. Eine Zwei- Themenpartei.

Karla Vetter | Do., 18. Juli 2019 - 19:51

Antwort auf von Gerhard Lenz

habe den" Genderismus" vergessen . Also doch ein drittes Thema.

Genau so ist es: Ständig nur angreifen ("wir werden sie jagen!"), attackieren und provozieren und anschließend darüber jammern, dass die Reaktion nicht wie erwünscht ausfällt und die demokratischen Parteien nichts mit der AfD zu tun haben wollen?

...und dann?

Solche Andeutungen sind sehr aufschlussreich.

Setzt sich die AfD und das mit dieser Partei verbundene Gedankengut nicht durch, ist Gewalt also möglicherweise die zwangsläufige Folge.

Wer dem rechten Rand nicht nachgibt, ist selbst daran Schuld, wenn es zu Gewaltakten kommt

Da kann man nur den Kopf schütteln und hoffen, dass solche Sprüche die entsprechende Aufmerksamkeit erhalten.

Wieder mal ein schönes Beispiel für die "demokratischen Tugenden" einer ausser Kontrolle geratenen AfDlerin.

Eigentlich dachte ich anfänglich Ihrer ersten Kommentare nach der Rückkehr ins Forum, Sie hätten sich inzwischen einer gewissen Zurückhaltung befleißigt was persönliche Angriffe auf Mitkommentatoren betrifft werter Herr Lenz! Da unterlag ich offensichtlich einem Irrtum.
Die online-Redaktion möge mir verzeihen! Aber m.E. überschreitet der letzte Satz und die darin verwendeten Begriffe eine Grenze des ansonsten hier herrschenden Diskussionsniveaus. MfG

Aber ich sehe das anders. Und es muss auch erlaubt sein, Mitkommentatoren zu kritisieren. Ich stecke ja auch genug Kritik ein.
Meines Erachtens sind eher Sätze wie "Wie lange dieses üble Spiel noch gut geht, wird sich zeigen. Wut läßt sich irgendwann nicht mehr zügeln.." wegen des unverhohlenen Drohcharakters bedenklich.
Das hat eine ganz andere Qualität.

Ich möchte Ihnen mal ein eigens erlebtes Beispiel für bedrohlich oder Drohcharakter geben werter Herr Lenz! Berlin-visit, ich schlendere Richtung Brandenburger Tor, links eine Polizeistreife, denke die ist wegen den Botschaften wie überall. Nebenan ein Stand der REP, ein Minimum 1,95m-Typ mit Springerstiefel Outfit kreuzt meinen Weg und will mir sehr höflich einen Flyer überreichen. Man kommt darüber ins Gespräch und wir vertreten beide ganz zivilisiert etwaigen Dissens.Bis sich die schon vorher etwas lautere Gegendemonstranten? von hinten nähert, denen es ganz offensichtlich gar nicht passt, das ich mich mit `nem Nazi unterhalte. Von links plötzlich 2 nun aufgeschreckte Ordnungshüter ,mein 1,95m-Typ zieht mich hinter sich ,macht vor mir den Schrank und scheinbar ein so freundliches Gesicht, das es sich die rechtschaffenden Leute obwohl weit in Überzahl flott noch mal überlegen! Ich bedankte mich für seinen Schutz vor den Berliner Demokraten und ging wieder zurück in die Provinz! MfG

'Und es muss auch erlaubt sein, Mitkommentatoren zu kritisieren.'
Aber immer.
Sie verwechseln nur sachbezogene Kritik oft genug selber mit Wut und Haß.
Und es kann - im Ausnahmefall - auch mal passieren, daß man sich im Ton vergreift. Bei Ihnen passiert das leider ständig - Sie merken das gar nicht mehr.
Ein Beispiel:
In der Diskussion zum Kyffhäusertreffen formulierten Sie am 09.07.2019:
'Demokratie ist den Menschen im Osten nicht so wichtig wie die vermeintliche Ungerechtigkeit, hinter dem Westen als Benachteiligte zurückzustehen.
Die, die zurückbleiben mussten, wählen jetzt vermehrt AfD. Wer konnte, zog in den Westen'.
'Wer konnte, zog in den Westen' - das ist eine unfaßbare und gehässige Beleidigung von Millionen Menschen, die in jahrezehntelanger Arbeit ihre Heimat wiederaufgebaut haben. Das geschah sicher mit großzügig gewährten Fördermitteln aus dem Westen. Das geschah aber - auch - mit Verzicht: geringere Löhne, geringere Rentenansprüche, höhere Wochenarbeitszeit.

Ihnen ist sicherlich bekannt, dass Mitglieder, Abgeordnete und Sympathisanten der AFD ein extremes gesundheitliches Risiko tragen.
Körperliche Angriffe, Sachbeschädigung, Ausgrenzung sind doch nachweislich Rezepte der Linken.
Ich verfolge Ihre Kommentare regelmäßig (einige meiner Antworten wurden leider nicht veröffentlicht) und bin immer wieder sehr erstaunt welches Bild Sie aufgrund der vorrausgegangen Kommentare ableiten.
Ihre Vorgehensweise empfinde ich ausschließlich provokant, aber das wollen Sie vermutlich auch....

Gerhard Lenz | Mi., 17. Juli 2019 - 14:33

Antwort auf von Helene Kaiser

...mit Provokation? Wenn es sich um Kritik an der AfD handelt, offensichtlich. In Ihrem Kommentar konnte ich übrigens keinerlei Argument finden.

Dass man AfDlern geistige Brandstifung vorwirft, dürfte selbst Ihnen bekannt sein. So was muss man doch sagen können, oder bevorzugen Sie Zensur nach Ihrem Geschmack?

bezeichnen ist reine Diffamierung.Ich habe von Ihnen noch kein sachliches kritisches Argument gegen die AfD-Politik gelesen. Die AfD ist gegen die Energie-Politik mit Zwangsabschaltung klimafreundlicher KKWs, verbunden mit diversen
Gesetzesbrüchen wie GG (Eigentum ist geschützt), Atomgesetz, Aktionärsgesetz.
Die €- und Griechenlandrettung mit Bruch des Maastricher-Vertrages (kein Land
kommt für die Schulden eines anderen Landes auf), die Folgen der Target 2-Salden für den deutschen Steuerzahler. Die ungesetzliche Maßnahme der Öffnung der Grenzen Deutschlands für Millionen Migranten aus muslimischen Ländern in unser Sozialsystem. Mit Lügen der Bevölkerung weismachen, es handele sich um Ärzte, Ingenieure, Architekten u.a. Hochqualifizierte mit Bruch des GG. Art. 16, Abs.2 und einer Entstaatlichung Deutschlands.Alles gegen den Willen der Bevölkerung und der EU-Nachbarn. Dass diese undemokratischen fatalen Alleinentscheidungen Thema Nr.1 der Opposition sein müssen ist ihre Aufgabe.

Er schreibt: "braucht...eine offene Streitkultur jenseits grob geschnitzter Kategorien von „gut“ und „böse“. "
Zustimmung!
Aber gleichzeitig macht er pauschale, diffamierende und zutiefst beleidigende Aussagen über "die AfD", die keinen Raum für eine Debatte lassen.
Wie soll diese stattfinden, wenn schon vorab verbal gespuckt wird?

So z.B. hier: "So spielen wir AfD, Pegida und anderen Nazigruppen in die Hände."
Die AfD ist also eine Nazigruppe?
Herr Mansour, der Nazivorwurf beendet jedes Gespräch. Den kann man auch nie mehr zurücknehmen!

Und weiter: "Denn weder der AfD noch Pegida geht es jemals um das Kindeswohl und die Menschenrechte der Mitglieder muslimischer Communitys. Aber dem demokratischen Teil der Gesellschaft muss es darum gehen."

Die AfD ist also kein demokratischer Teil der Gesellschaft?
Und zudem ein Haufen rassistischer Unmenschen, denen es nie um Kindeswohl und Menschenrechte geht?
Herr Mansour, sie verteufeln zigtausende ihnen unbekannter Menschen.

Hans Page | Di., 16. Juli 2019 - 15:48

Insgesamt stimme ich der Analyse in der TAZ zu habe allerdings zwei Bemerkungen: 1. Warum sind derartige Meinungen und Schlussfolgerungen nur ok wenn sie von einem Muslimen mit offenkundigen nah-östlichem Ursprung? Ich schätze Herrn Mansour sehr und bin dankbar seinen Mut seine Meinungen kämpferisch zur Diskussion zu stellen. Aber warum würde ein Autor oder Leser des Rassismus, Islamphobie etc verdächtigt für exakt die gleichen Ansichten? 2. Ich verstehe die ganze Links-Rechts-Debatte nicht. Die einzige Richtschnur dürfte in Deutschland nur das Grundgesetz sein, die Verortung links/rechts macht null Sinn da es keine gerichtsfesten Definitionen gibt. Der sog Kampf gegen Rechts ist nichts anderes als ein Freibrief für Selbst ermächtigte die Grundrechte von Andersdenkenden zu verletzen ohne dabei den Weg über die Gerichte gehen zu müssen. Von dem berühmten politischen Kampf mit Argumenten habe ich bislang wenig gesehen. Politische Positionen sollten am GG gemessen werden, sonst nichts.

Helma Braun | Mi., 17. Juli 2019 - 21:20

Antwort auf von Hans Page

Bravo!

Hans Jürgen Wienroth | Di., 16. Juli 2019 - 16:46

Die wichtigste Frage vor einer Diskussion über Integration wird leider auch von Herrn Mansour nicht gestellt: Was verstehen wir unter Integration?
Ist es die vorhandene Wohnung?
Ist es die deutsche Sprache?
Ist es die Ausübung eines Berufes?
Ist es die Achtung der (deutschen?) Kultur und der (christlichen oder muslimischen) Werte?
Solange wir uns nicht darüber verständigt haben, sollten wir die Diskussion über (gelungene?) Integration sein lassen.

gabriele bondzio | Di., 16. Juli 2019 - 19:02

Antwort auf von Hans Jürgen Wienroth

Bevor man von Integration redet, sollte man von Sozialisation reden. Einen Prozess der Anpassung an soziale Normen um im sozialen Kontext ein verhaltenssicherer Mensch zu werden. Aber unterschiedliche Kulturen bringen auch unterschiedlich-sozialisierte Menschen hervor. In manchen Kulturen steht die religiöse Sozialisation über allen. Und drückt vor allem die sexuelle Sozialisation in einen sehr engen Rahmen. Die primäre Sozialisation ist grundlegend abgeschlossen mit dem Ende der Jugendzeit. Danach sind Sozialisationsprozesse nur noch bedingt umkehr- oder änderbar. Migranten müssten in Europa, viele ihrer Werte und kulturellen Vorstellungen über den Haufen werfen und sich neu sozialisieren.
Da sie aber In DE auf große Ansammlungen von Menschen ihrer gewohnten Kultur treffen (selbst in den Auffanglagern)...stellt sich die Frage nach einer neuen Sozialisation überhaupt nicht.

Ihr Kommentar ist wie ein Leuchtturm in der aufgeladenen Debatte der Kommentare zu diesem Artikel und zum Thema der Integration und Sozialisierung unser Migranten die wohl nicht so recht gelingt.
Frau Bondzio Danke für den Kommentar.

Bernhard K. Kopp | Di., 16. Juli 2019 - 19:53

Antwort auf von Hans Jürgen Wienroth

Die Übergänge sind natürlich fliessend und graduell. Die erste und für die soziale Existenz wichtigste Stufe ist die " wirtschaftlich-soziale", d.h. seinen Lebensunterhalt bestreiten und mit der sozialen Umwelt zurechtkommen. Dies erfordert eine steigende Anpassungsfähigkeit und Anpassungswilligkeit. Die zweite Stufe würde ich die " kulturell-politische " nennen, die, wie z.B. Mansour, uvam. ein zivilisatorisch-kulturelles, und politisches Verständnis, und eine grundsätzlich positive Einstellung / Wertschätzung für das Gastland / Europa. In anderen Immigrationsländern scheint mir das nicht grundsätzlich anders zu sein. Integration muss auf Dauer immer eine partielle Assimilation sein. Wenn sich der Einwanderer in seiner Lage selbst einigermaßen wohl fühlt, dann wird er dies auch ausstrahlen und damit Vertrauen gewinnen. Möglichst unangepasst und mehr oder weniger provokativ anders sein zu wollen, und sich dazu auf die Freiheit berufen, wird wahrscheinlich eher Misstrauen ernten.

Beate Weikmann | Di., 16. Juli 2019 - 17:25

Mit gesundem Menschenverstand geht Herr Mansour voran und auch mit Herz. Es würde sehr gut tun wenn solche Gespräche endlich ohne Polarisierung geführt werden könnten.

Heidemarie Heim | Di., 16. Juli 2019 - 19:30

Wie alles sollte man solche selbst gestellten Fallen von mehreren Seiten beleuchten. Im Fall der Linken ist es nämlich keineswegs nur der Kampf gegen rechts, gern auch mit dem Vorwurf eines tradierten oder regressiven Familienverständnisses, sondern es könnte zu Tage treten, was ich und so mancher Mitkommentator schon längere Zeit beobachten konnten. Nämlich das zugunsten einer übermäßig verordneten Toleranz insbesondere Frauenrechte und emanzipatorische Erfolge die früher noch zum Kern linker und grüner Politik gehörten, nach und nach geopfert wurden. Die Akzeptanz traditioneller Gegebenheiten einwandernder Kulturen wie Mehr-Ehen, Zwangsehen,Ehrenmord, patriacharlisch geprägte Parallelgesellschaften bis hin zur Duldung religiöser fundamentalistischer Gruppierungen in denen Frauen noch weniger Rechte zugestanden wird ein freies und selbst bestimmtes Leben zu führen ist m.E. die eigentliche Fallgrube in die sich begeben haben.
MfG

Wollpert Renate | Di., 16. Juli 2019 - 19:54

heißt "Klartext zur Integration", mit dem Untertitel "Gegen falsche Toleranz und Panikmache". Sehr empfehlenswert für alle, die sich mit diesem Thema sachlich auseinandersetzen wollen! Er stellt darin 10 Forderungen auf, denen man wünschen möchte, dass sie ernsthaft und offen diskutiert
werden könnten.

Ernst-Günther Konrad | Di., 16. Juli 2019 - 20:43

" Wo ist die demokratische Streitkultur, die differenzierte, die ergebnisorientierte Debatte geblieben?"
Nun Herr Mansour, die ist im Klimawandel untergegangen, den die AFD verursacht haben dürfte.
Ich schätze Ihre Sichtweise sehr und stimme in vielen Punkten mit Ihnen überein. Nur, wer in der taz will sich auf ihre Hinweise und Gedanken denn einlassen.
Ihre Kritik an rechtsextremen teile ich ausdrücklich, sie sparen ja auch alle anderen nicht aus.
Die Regierung hat aber offenbar nicht den Wunsch, mit dem Volk, darf ich das noch sagen oder ist das AFD-Rhetorik, jedenfalls mit dem anders denkenenden Wähler zu kommunizieren.
Wir mussten doch mehrfach feststellen, das politische Grundaussagen einfach alternativlos ist, also was gibt es da zu diskutieren?
Dieser Mangel an inhaltlicher, sachlicher Auseinandersetzung, der bringt die Menschen in Zorn. Es geht nicht immer darum recht zu haben, es geht darum, seine Meinung äußern und verteidigen zu können. Dieses Recht zerfällt gerade in CO².

Norbert Heyer | Mi., 17. Juli 2019 - 06:53

Der Zug für den Austausch gegenseitiger Meinungen und Ansichten ist abgefahren. Wer die vielfältigen Rechtsbrüche bei der Migration oder der Finanzpolitik kritisch kommentiert, wird sofort in die rechte Ecke geschoben. Wir haben die Fähigkeit des fairen Austausches unterschiedlicher Sichtweisen verloren. Dabei war doch gerade in der Vergangenheit die Diskussion und das Finden einer gemeinsamen Lösung der Garant für eine Akzeptanz unseres Staates. Mit einem Kompromiss konnten alle Lager leben und im Rückblick waren alle so beschlossenen Gesetze am wirkungsvollsten. Diese Zeit ist endgültig vorbei, Frau Merkel hatte durch die Beliebigkeit ihrer Politik mit Bedienung der Grünen und Linken immer eine breite Mehrheit. Wer dann noch die Deutungshoheit bei den Medien hat, wird eben „alternativlos“ agieren. Es ist sehr schade, dass man es sich abgewöhnt hat, auch im Freundeskreis kontrovers zu diskutieren. Damit schont man Nerven und vermeidet Nachteile, fügt der Demokratie aber Schaden zu.

Heidemarie Heim | Mi., 17. Juli 2019 - 20:36

Antwort auf von Norbert Heyer

Deshalb auch keine "Vorsicht an der Bahnsteigkante!" mehr vonnöten. So ähnlich war auch mein erster Gedanke lieber Herr Heyer! Andererseits denke ich, das diese Art Fairplay und das Ringen um für alle akzeptable Kompromisse zur Lösung gesellschaftsrelevanter Probleme gar nicht mehr gewünscht ist. Mit der Keule Fakten schaffen geht schneller und wirkt zudem nachhaltiger;-)Meine Diskurse finden ebenfalls nur noch hier mit Ihnen und den anderen Damen und Herren statt, was mir inzwischen auch völlig ausreicht! Alles Gute! MfG