Identitätspolitik und Rechtssprechung „Judensau“-Urteil: Unser ungleicher Umgang mit Minderheiten Der Bundesgerichtshof (BGH) genießt hohes Ansehen in Deutschland – obwohl oder gerade weil er da und dort auch in Debatten, die die Gesellschaft spalten, einer Seite recht geben muss. Nun aber hat er ein Urteil gefällt, dass wegweisend sein dürfte. Vielleicht nicht in juristischer Hinsicht, sondern in der Kunst, sich zwischen alle Stühle zu setzen. Denn der Zeitgeist scheint auch vor den Toren höchster Rechtsgelehrtheit nicht haltmachen zu wollen. VON JULIEN REITZENSTEIN
Urteil des Bundesgerichtshofs zur „Judensau“ : Vom Schandmal zum Mahnmal? Die sogenannte Judensau an der Stadtkirche Wittenberg in Sachsen-Anhalt darf bleiben. Das hat der Bundesgerichtshof entschieden. Die Kontextualisierung durch eine Textplatte schaffe die nötige historische Distanz zu der eindeutig antisemitischen Plastik. Medien- und Verfassungsrechtler Volker Boehme-Neßler hält dieses Urteil für eine krasse Fehlentscheidung - denn das Gericht unterschätze die Macht der Bilder. VON VOLKER BOEHME-NESSLER
Deutsche Kultur : Unsere Schulen brauchen eine demokratische Geschichtserzählung Der Krieg Russlands gegen die Ukraine hat bei uns nicht nur zu größeren Verteidigungsanstrengungen geführt. Er hat auch die Selbstvergewisserung unserer Demokratie gestärkt. Gefragt ist jetzt ein Geschichtsunterricht, der den Schülern eine demokratische Geschichtserzählung vermittelt. VON RAINER WERNER
Katholiken und Protestanten : Einheit aus Not Kolumne: leicht gesagt. Die Feierlichkeiten zum 500-jährigen Reformationsjubiläum sollten die Verbundenheit von katholischer und evangelischer Kirche betonen. Doch die Differenzen sind nach wie vor groß VON WULF SCHMIESE
500 Jahre Reformation : Freiheitskämpfer wider Willen Kolumne: Schöne Aussicht. Martin Luthers Aufstand gegen die Katholische Kirche hat maßgeblich zur Individualisierung der westlichen Kultur beigetragen. Dabei war der Reformator keineswegs ein großer Freiheitsfreund. Eine Annäherung an das Erbe der Reformation aus humanistischer Sicht VON MATTHIAS HEITMANN
Vergangenheit und Gegenwart : Die Rückkehr der Geschichte Das Jahr 1517 gilt als Geburtsstunde der Reformation. Aber was vor einem halben Jahrtausend noch alles passierte, nahm viele Erschütterungen heutiger Tage vorweg – vom Brexit bis zur Migrationskrise VON HEINZ SCHILLING
Martin Luther : Keiner von uns Gedanken zum Reformationsjubiläum 2017 und den Gründen, warum die EKD mit Martin Luther so rein gar nichts anzufangen weiß VON ALEXANDER GRAU
Aiman Mazyek beim Reformationstag : Die Kirche im Dorf lassen Den Auftritt des Vorsitzenden des Zentralrats der Muslime, Aiman Mazyek, beim Reformationsfestakt im bayerischen Altdorf empfanden manche als Provokation. Dabei zählt Dialogfähigkeit zu den Wesensmerkmalen eines Protestanten VON ANDREA SEEGER
Reformationstag : Luther aus der Kirche verbannt Altdorfs Dekan Jörg Breu hat die Nase voll vom „üblichen Lutheralala“ und lädt deshalb den Vorsitzenden des Zentralrats der Muslime als Festredner ein. Damit offenbart er den Wohlfühlprotestantismus der Evangelischen Kirche VON KLAUS-RÜDIGER MAI