- Die Quoten-Revolte und Ihre Folgen
Nach der Quoten-Revolte der vergangenen Woche ist die Wut auf die CDU-Frauen groß. Doch gegen die geballte Frauenpower in der Union sehen die Männer der Partei derzeit ziemlich alt aus
Wenn es stimmt, was die FAZ am Sonntag berichtet, dann hat es in den letzten Wochen in der CDU eine veritable Palastrevolution gegeben. Mindestens 20 christdemokratische Frauen haben sich demnach verabredet, um notfalls zusammen mit der Opposition eine Frauenquote in Aufsichtsräten von Großunternehmen durchzusetzen. Sie haben getrickst, damit über den Gesetzentwurf des Bundesrats noch in dieser Legislaturperiode im Bundestag abgestimmt werden musste und sie haben die männerdominierte Fraktionsspitze in Erklärungsnot gebracht. Und auch, wenn die rebellischen CDU-Frauen am Donnerstag vergangenen Wochen von der Fraktionsdisziplin wieder eingefangen wurden, haben sie sich letztendlich durchgesetzt. Die Einführung einer verbindlichen Frauenquote bis zum Jahr 2020 steht nun im Wahlprogramm von CDU und CSU. Daran kommt die Union in der kommenden Legislaturperiode nicht mehr vorbei. Vor ein paar Monaten hatte es ein CDU-Parteitag noch etwas anders beschlossen.
Angeführt wurde die Palastrevolution von Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen. Womit wir bei der Frage wären, welche Rolle mittlerweile die Frauen in der CDU spielen und ob sie nicht längst besser sind als die Männer in der Partei, wenn es darum geht, ihre Interessen durchzusetzen und ihre Karrieren voranzubringen?
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Als Merkel vor siebeneinhalb Jahren Kanzlerin wurde, da war sie umringt von Testosteron gesteuerten Alphatieren. Im sogenannten Andenpakt hatte sich eine Seilschaft ehemaliger Jung-Unionisten zusammengetan, um einen der Ihren in der Partei ganz nach oben zu bringen. Auch andere Männer hatten sich in Stellung gebracht. Es schien nur eine Frage der Zeit zu sein, bis entweder Roland Koch, Friedrich Merz oder Norbert Röttgen jene Protestantin aus dem Osten, die es aus ihrer Sicht ausversehen und unverdient an die Spitze der Regierung gebracht hatte, abgelöst würde.
Der Verlauf der Geschichte ist bekannt. Die Alphatiere sind gescheitert, aus dem Amt geflüchtet, oder sie sind abgewählt worden. Angela Merkel hingegen ist immer noch Kanzlerin und vieles spricht dafür, dass sie es auch noch einige Zeit bleiben wird.
Wenn es um einen möglichen Nachfolger geht, dann wird die Decke in der CDU ziemlich kurz. Der Name Thomas de Maiziére fällt häufig, wenn in Berlin über die Merkel-Nachfolge spekuliert wird. Der Verteidigungsminister ist derzeit auch der Liebling der CDU-Basis. Auf dem Parteitag in Hannover wurde er mit dem Rekordergebnis von 96,7 Prozent in den Parteivorstand gewählt. Doch wenn de Maiziére sein Technokratenimage nicht los wird, dann könnte er beim Wähler durchfallen. Und hinter de Maiziére tut sich auf der Männerseite in der CDU eine ziemliche große Leerstelle auf. Dafür stünde auf der Frauenseite Ursula von der Leyen bereit. Sie hat in der Union viele Gegner, aber die Wähler mögen sie.
Auch in den Ländern machen derzeit vor allem christdemokratische Frauen von sich reden. Vor allem die Ministerpräsidentinnen von Thüringen und Saarland, Christine Lieberknecht oder Annegret Kramp-Karrenbauer sowie die aus der Pfalz stammende stellvertretende CDU-Vorsitzende Julia Klöckner. Selbst im gottesfürchtigen Bayern könnte schon bald eine Frau die Macht in der CSU und im Lande übernehmen: Verbraucherschutzminister Ilse Aigner. Und überall dort, wo CDU-Männer in den letzten Jahren abgewählt wurden und nun eine profilierte Frau fehlt, da tut sich die Partei in der Opposition extrem schwer, in Baden-Württemberg zum Beispiel oder auch in Nordrhein-Westfalen.
So ändern sich die Zeiten. Vor acht Jahren gab es in Deutschland elf christdemokratische und christsoziale Ministerpräsidenten in Deutschland. Viele von ihnen hatten große politische Ambitionen: zum Beispiel Roland Koch (Hessen), Edmund Stoiber (Bayern), Christian Wulff (Niedersachsen), Peter Müller (Saarland), Ole von Beust (Hamburg) Günther Oettinger (Baden-Württemberg) oder Jürgen Rüttgers (NRW). Heute gibt es noch sechs Ministerpräsidenten, die beiden besagten Frauen und vier Männer. Bundespolitische Hoffnungsträger sind sie alle nicht. Horst Seehofer ist an Bayern gebunden, Volker Bouffier droht in Hessen im September die Abwahl. Und die beiden Ostdeutschen Stanislaw Tillich (Sachsen) und Reiner Haseloff (Sachsen-Anhalt) wissen ziemlich genau, dass die Berliner Bühne für sie zu groß ist. Kurzum: Gegen die geballte Frauenpower in der Union sehen die Männer der Partei derzeit ziemlich alt aus.
Kein Wunder, dass die Frauen ihre innerparteiliche Stärke mittlerweile ausspielen, Seilschaften bilden und tricksen, wie es die Öffentlichkeit bislang nur von Männern in der Politik gewohnt war.
Die Partei muss sich erst daran gewöhnen. Nach der Quoten-Revolte der vergangenen Woche ist die Wut auf die CDU-Frauen groß, sogar Rücktrittsforderungen gegen die vermeintliche Drahtzieherin werden laut. Doch die kann Ursula von der Leyen gelassen aussitzen. Die CDU kann nicht auf ihre Arbeitsministerin verzichten, sie ist eine der wenigen profilierten und erfolgreichen Kabinettsmitglieder und von der Leyen weiß dies. Das macht sie stark, das macht sie unabhängig und vor allem heiligt der Erfolg die Mittel.
Die CDU wird weiblich und die alten Männerbünde in der Partei können es nicht verhindern.
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