Vorzeige-Hesse, der gar nicht aus Hessen kam: Heinz Schenk / dpa

100 Jahre Heinz Schenk - Bembel statt Bowie

Unter Progressiven galt Heinz Schenk als Inbegriff des deutschen Spießers. Doch hinter dem babbelnden Entertainer verbarg sich ein nachdenklicher Mensch, der die inneren Verletzungen seiner Generation in sich verbarg und die deutsche Nachkriegsgesellschaft mit sich selbst versöhnte.

Autoreninfo

Alexander Grau ist promovierter Philosoph und arbeitet als freier Kultur- und Wissenschaftsjournalist. Er veröffentlichte u.a. „Hypermoral. Die neue Lust an der Empörung“. Zuletzt erschien „Vom Wald. Eine Philosophie der Freiheit“ bei Claudius.

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Eine Fachwerkhauskulisse aus Pappmaschee. Ein rustikaler Tresen. Prominente Gäste aus der Volksmusik, aus dem Schlager, aber auch aus Oper und Operette. Das Publikum auf Bierbänken schunkelt ausgelassen zum Playback-Gesang. Und mittendrin ein kleiner Mann im dreiteiligen Anzug mit Trachtenapplikationen, der mit zurückgekämmtem Haar, ausgeprägtem Unterkiefer und in rheinhessischer Mundart singt, moderiert und kalauert. Willkommen in „Zum Blauen Bock“. Willkommen bei Heinz Schenk.

Einhundertvierunddreißig Mal moderierte Schenk den „Blauen Bock“. Insgesamt 21 Jahre, von 1966 bis 1987. Dabei verteilte er etwa 6500 Bembel, also Exemplare jenes ominösen Steingutkruges mit blauer Schrift, aus dem in Südhessen der Apfelwein ausgeschenkt wird, der dort Ebbelwoi heißt.

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Monique Brodka | Mi., 11. Dezember 2024 - 12:02

Ich habe die Sendung immer mit Freuden angeschaut. Sowie meine Familie auch, im Ausland!
Mit den Hippies konnte ich noch nie was anfangen. Worte wie Spießigkeit, Stammtischgerede, finde ich arrogant, überheblich und beleidigend.

Volker Naumann | Mi., 11. Dezember 2024 - 13:48

Antwort auf von Monique Brodka

Dem schließe ich mich gerne an. Als Bewohner der bevorteilten
Ostgebiete mit Westempfang, war für unsere Familie jede Sendung
(auch der anderen genannten Showmaster) Pflicht als Fenster zur
freien Welt. Unser Gegensatz war aber nicht das Hippietum, sondern
das sozialistische Erziehungsprogramm.

MfG

Ingofrank | Mi., 11. Dezember 2024 - 21:07

Antwort auf von Volker Naumann

Hätte man es Anfang der 90ziger ideologisch entkernt und in jedem Bundesland gleiche Lehrpläne u n d gleiche Prüfungen in Real und Abiturstufe eingeführt, hätten wir heute mit der Bildung unserer Kinder & Enkel keinerlei Probleme.
Abitur & Studium war i.d. R. nur mit entsprechender schulischer Eignung möglich. Die gut ausgebildeten Ingenieure des Ostens hatten i.ü. Keinerlei Probleme nach der Grenzöffnung im „Westen“ in Lohn & Brot zu kommen, so meine persönlichen Erfahrungen.
Mit freundlichen Gruß aus der Erfurter Republik

Ingofrank | Mi., 11. Dezember 2024 - 21:29

Antwort auf von Volker Naumann

Hab ich eben gelesen, da ich Cicero nicht wegen Server- Problemen bis heute nicht lesen konnte😭
Morgen MP Wahl in Thüringen ….. Die kämmerich- Wahl habe ich live gesehen morgen erspare ich mir die Inthronisierung des Gehacktesbrötchen zumal das Thüringer Verfassungsgericht den letzten Wahlgang mit den meisten“ ja Stimmen“ bereits abgesegnet hat. Die „Tolerierung“ der ganzen Mischpoke von den Linken scheint auch in trockenen Tüchern zu sein. Somit ist die absolute Mehrheit der AfD, bei der nächsten LTW, in greifbare Nähe gerückt …. wenn Höcke die Füße still hält 😂
Mit besten Grüßen aus der Erfurter Republik

Zweimal Zustimmung. SPD und CDU kriechen den Linken und
den Ultralinken in den Allerwertesten hinein.

Man hat ja Erfahrung und 16 Jahre lang vorher etwas ähnliches
praktiziert bei und mit der "Göttlichen".

MfG

Karl-Heinz Weiß | Mi., 11. Dezember 2024 - 12:14

"Kein Pardon" zusammen mit Hape Kerkeling- der Mann konnte sogar Selbstironie. Im Deutschland der Welterklärer und Weltverbesserer aktuell eine Seltenheit. Und bei dieser Konstellation liegt das Talent des fast exakt 40 Jahre jüngeren Kerkeling weitgehend brach.

Ernst-Günther Konrad | Mi., 11. Dezember 2024 - 13:25

Der blaue Bock hat mich immer begleitet. Ob als erste Sendung, die man gemeinsam mit den Eltern sah oder später als Jugendlicher akzeptierte, trotz Beat Musik und ausländische Künstler. Ich hatte sogar mal dienstlich Gelegenheit Backstage beim Blauen Bock 1981 zugegen zu sein, als er in der Sporthalle in Bischofsheim aufgeführt wurde. Das erste Mal Berührung mit Fernsehen, große Übertragungswagen und Stars die dort über all zu sehen waren, zum Greifen nah. Schenk war für viele Menschen zu seiner Zeit sorglose und Unterhaltung zum Anfassen. Und wir jungen Menschen hatten kein Problem mit ihm und seiner Sendung und zugleich mit der modernen Musik und Darstellung. Ich habe noch lernt beides zu akzeptieren. Ob Schenk heute noch Cancel Cultur überstehen würde?

... mangels solcher Gelegenheit wie von Ihnen ab Zeile 3 beschrieben, kann ich nur denen davor voll zu- und erlebnistechnisch damit übereinstimmen.
Etwa zeitgleich habe ich neben den im Rundfunk schwäbelnden Herren Häberle und Pfleiderer aus Stuttgart und dem Ohnsorgtheater mit dem geglätteten hanseatischen Idiom habe ich über Heinz Schenk und danach Lia Wöhrs "Familie Hesselbach" ein paar deutsche Dialekte neben meinem Münchnerisch kennen und lieben gelernt.
Und ehe man(n) und auch frau sich versieht, sind bald 70 Jahre vorbei - echt krass. Aber so isset! :-)

Karl Kuhn | Mi., 11. Dezember 2024 - 14:47

... babbelt Lia Wöhr in ihrer Show."

aus: Erbarmen, die Hesse komme! von den Rodgau Monotones

Stefan Jarzombek | Mi., 11. Dezember 2024 - 17:30

Äppler, Geschwätz und Gesang.
Was braucht's mehr zum fröhlichen feiern.
Im Netz habe ich die ein oder andere Sendung gefunden und angeschaut ... kannste heutzutage vergessen sowas ... Un de eins un de zwei un de Appelwoi un de drei un de vier schmeckt besser wie Bier ... (Rodgau Monotones)
Kult und heute noch teils volle Hallen.