Xi Jinping und Wladimir Putin auf dem BRICS-Gipfel / dpa

Treffen der BRICS-Staaten - Kein einheitlicher Wille

Putins Wunsch, das BRICS-Bündnis zu einem machpolitischen Pol gegen den Westen aufzubauen, wird von keinem anderen Staat im BRICS-Club in der Schärfe unterstützt. Denn die anderen Mitglieder wollen weiterhin mit dem Westen Handel treiben – vor allem China, das das Bündnis dominiert.

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Thomas Jäger ist Professor für Internationale Politik und Außenpolitik an der Universität zu Köln. Er ist Mitglied der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und der Künste.

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Für Putin war das Wichtigste mit Beginn des Gipfels schon erledigt: Er strebte an, dass möglichst viele Staats- und Regierungschefs zum 16. BRICS-Gipfel nach Kasan kamen. Das Bild des Gastgebers im Kreis der anderen sollte nach innen und außen dokumentieren, dass der mit Haftbefehl wegen Kriegsverbrechen gesuchte russische Präsident nicht isoliert sei. Der Generalsekretär der Vereinten Nationen erteilte den anderen Staatschefs durch seine Anwesenheit dann auch noch die Absolution, sich mit dem Mann an einen Tisch zu setzen, der zeitgleich ganze Städte im Nachbarland Ukraine zu Geröll zerbomben lässt, während er hohntönend davon spricht, dass man doch den Frieden anstrebe. Guterres ist damit als seriöser Diplomat ausgeschieden, auch wenn der die monatlichen Bezüge von den Vereinten Nationen weiter erhalten wird.

Mehr erreichte Putin aber auch nicht. Denn sein dringender Wunsch, BRICS zu einem machpolitischen Pol gegen den Westen aufzubauen, wird, außer vom Iran, von keinem anderen Staat im BRICS-Club in der Schärfe unterstützt, die Putin sich wünscht. China, das im Grundsatz mit Russland darin übereinstimmt, alles zu unternehmen, um den USA zu schaden, muss gleichzeitig darauf achten, den amerikanischen Markt nicht zu verlieren. Diese Rücksichten muss das vom Westen weitgehend isolierte Russland nicht nehmen. Insofern sieht man Russlands rabiates Vorgehen in Peking zwar zufrieden, weil es belegt, wie stark Russlands Abhängigkeit von China gediehen ist, stimmt mit ihm aber nicht völlig überein. Noch weniger gilt dies für Indien und Brasilien, die sowohl im BRICS-Rahmen Handel treiben wollen als auch mit den USA, Europa und pazifischen Staaten. Schließlich stehen in der vierten Reihe Staaten wie Äthiopien und Ägypten, die die BRICS-Bühne zur politischen Aufwertung betreten, vor allem aber an Geld interessiert sind, das aus dieser Richtung verliehen wird.

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