Iranische Raketen am Himmel über Hebron / picture alliance

Explosionen in Jerusalem und Tel Aviv - Iran greift Israel mit Raketen an

Irans Staatsführung steht unter Druck, denn Verbündete der Islamischen Republik sind nach israelischen Attacken geschwächt. Nun erfolgt der befürchtete Gegenschlag.

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Der Iran hat einen Raketenangriff auf Israel gestartet. Die Revolutionsgarden, Irans Elitestreitmacht, feuerten nach eigenen Angaben Dutzende Raketen auf Israel ab. Der Angriff sei eine Vergeltung für die Tötung von Hamas-Auslandschef Ismail Hanija, Hisbollah-Generalsekretär Hassan Nasrallah sowie eines iranischen Generals, hieß es im Staatsfernsehen. Eine Korrespondentin der Deutschen Presse-Agentur berichtete, in Tel Aviv seien starke Explosionen zu hören.

Die Luftstreitkräfte der Revolutionsgarden zielten nach eigener Darstellung auf wichtige militärische Ziele. Gleichzeitig drohten die Revolutionswächter mit weiteren, „vernichtenden und zerstörerischen Angriffen“, sollte Israel auf den iranischen Schlag reagieren.

Der israelische Rettungsdienst Magen David Adom teilte laut „Times of Israel“ mit, zwei Menschen seien durch Granatsplitter leicht verletzt worden. Mehrere andere wurden demnach wegen leichter Verletzungen nach einem Sturz oder wegen akuter Angstzustände behandelt.

US-Regierung warnte vor unmittelbar bevorstehendem Angriff

Davor hatte die US-Regierung vor einem „unmittelbar bevorstehenden“ Raketenangriff des Irans auf Israel gewarnt. Ein solcher direkter Angriff werde schwerwiegende Folgen für den Iran haben, heißt es in einer Mitteilung eines Regierungsvertreters, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Nach der Warnung vor dem Raketenangriff hatten die israelischen Behörden die Menschen im Großraum Tel Aviv angewiesen, in der Nähe von Schutzräumen zu bleiben.

Der iranische Angriff könne groß angelegt sein, warnte Armeesprecher Daniel Hagari noch vor dem Angriff. Die Luftabwehrsysteme seien vollständig vorbereitet und Flugzeuge der israelischen Luftwaffe patrouillierten am Himmel. Verteidigungsminister Joav Galant hatte am Abend mit Generalstabschef Herzi Halevi und hochrangigen Beamten über die Lage beraten.

Schon im April hatten Irans Revolutionsgarden (IRGC) zum ersten Mal in der Geschichte der Islamischen Republik einen direkten Angriff auf Israel ausgeführt. Dabei feuerten die IRGC-Luftstreitkräfte mehr als 300 Drohnen, Raketen und Marschflugkörper auf ihren Erzfeind. Der Angriff wurde erfolgreich abgewehrt. Der Iran reagierte damit auf die Tötung hochrangiger Generäle, die davor bei einem mutmaßlich israelischen Angriff in Syrien getötet worden waren.

Zuletzt erhebliche Schwächung von Irans Verbündeten

Israels Militär und Geheimdienste hatten zuletzt Irans Verbündete in der Region erheblich geschwächt. Ende Juli wurde der Auslandschef der islamistischen Hamas in Teheran getötet. Irans Staatsführung schwor daraufhin Rache. Am vergangenen Freitag wurde mit Nasrallah, dem Chef der libanesischen Schiitenorganisation Hisbollah, ein weiterer und zentraler Verbündeter Teherans getötet. Zuvor hatten explodierende Funkempfänger, sogenannte Pager, Hunderte Hisbollah-Funktionäre verletzt und etliche auch getötet. Es war seither unklar, ob und wie Irans militärische Führung darauf reagiert.

Am Dienstag kam ein weiterer Schritt des israelischen Militärs hinzu: Erstmals seit fast zwei Jahrzehnten drangen israelische Bodentruppen wieder in den Libanon ein. Rund ein Jahr nach Beginn des Gaza-Kriegs verlagerte sich damit der Schwerpunkt der Kämpfe in Richtung des nördlichen Nachbarlandes. Die Armee sprach von „begrenzten“ Angriffen in Grenznähe auf Ziele der schiitischen Hisbollah, die eng mit dem Iran verbündet ist.

Seit der Revolution von 1979 gelten die USA und Israel als Erzfeinde der Islamischen Republik. Mit Ausbruch des Gaza-Kriegs vor knapp einem Jahr drohte mehrfach, dass sich der Schattenkonflikt zu einem Flächenbrand entwickelt. Irans Revolutionsgarden sind die Elitestreitmacht des Landes und gelten als deutlich schlagkräftiger als die reguläre Armee.

dpa

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Albert Schultheis | Di., 1. Oktober 2024 - 23:07

Das ist jetzt wohl der Kulminationspunkt, auf den der Konflikt hinauslaufen sollte: der Iran holt zum Vergeltungsschlag aus! Dennoch ist zu vermuten, dass dieser Schlag ebenfalls wieder nur hauptsächlich symbolische Bedeutung haben wird, denn
- Der Iran ist gezwungen, weit unterhalb jeder atomaren Schwelle zu operieren
- Einen Angriff mit Kampfflugzeugen kann er nicht erfolgreich lancieren
- Russland ist in der Ukraine gebunden
- Syrien wird sich eher raushalten
- Also bleiben nur Raketen und evtl Drohnen - schlimm genug
Israel wird mit einigen massiven Gegenschlägen antworten, aber dann hoffentlich de-skalieren und den Konflikt einfrieren.
Man kann nur hoffen, dass Israel jetzt so besonnen bleibt, die Hamas und die Hisbollah endgültig auszuschalten, um den Gaza und den Libanon zu befrieden.
Nicht nur mit den Libanesen, wohl auch mit den palästinensischen Zivilisten hätten die Israelis eine Chance, fürderhin freundlich gesinnte Nachbarn zu haben - eine durchaus reale Friedensaussicht!

Claudia Martin | Mi., 2. Oktober 2024 - 00:47

Kriege gab es schon immer. So what.

Sabine Lehmann | Mi., 2. Oktober 2024 - 06:27

So ist auch der Islamist ein höflicher Mensch und ruft vorher an, wenn er Bomben wirft. So haben die Herrschaften des Iran vorher ein nettes Pläuschchen bei den „Freunden“ des gepflegten Militäreinsatzes(im Volksmund auch Krieg genannt) in Washington angerufen und ihren Unmut kundgetan. Man sei nicht amüsiert über die Vorgänge im Libanon. Nun, wer ist das schon, fragen sich Zuschauer aus aller Welt. Im WDR-Radio war ein recht mitgenommener „Experte“ des Nahen Ostens mit Wohnsitz in Berlin(für unsere Nicht- Geographen: Berlin, das ist schon recht weit im Osten, fast beim Libanon um die Ecke), jedenfalls der Überzeugung, der Iran sei jetzt gezwungen worden. Leider hat der Mensch mit Moderationshintergrund am anderen Ende der Leitung versäumt zu fragen, von wem, aber da hatte der ein oder anderen Zuhörer des WDR- Hörfunks schon zum Taschentuch gegriffen u. sich die Tränen getrocknet. Wie gesagt, an sich alles nette Menschen, man könnte ruhig mal eine Tasse heißen Kakao mit Ihnen trinken.

Die vergaloppierte Syntax im zweiten Satz meines Kommentars bitte ich zu entschuldigen, es war ja noch so früh am Tag, da ist das mit dem Synapsen im Oberstübchen schon mal etwas "neblig";-)

Benno Pluder | Mi., 2. Oktober 2024 - 07:50

Ich möchte dem "befürchtet" ein herausgefordert hinzufügen.
Die Eskalationsspirale dreht sich offensichtlich unaufhörlich.

Klaus Funke | Mi., 2. Oktober 2024 - 12:46

Wiewohl die Islamisten mit ihrer mittelalterlichen Moral und ihren Strafen eine Geisel der Menschheit sind und ich sie verabscheue, stehe ich in diesem Konflikt nicht auf Seiten Israels. Und dies aus zwei Gründen: Erstens, wo die USA dabei sind geschieht immer Unrecht und Hegemonialpolitik. Zweitens, die Israelis behandeln ihre Nachbarn wie Menschen zweiter Klasse. Schon im römischen Kaiserreich waren die Juden immer einem Unruhefaktor. Seit 2000 Jahren ist der Nahe Osten ein Kampf und Kriegsgebiet. Hauptursache ist das Zusammentreffen dreier Weltreligionen mit all ihren Nebenwirkungen. Ich habe nix gegen den Kampf gegen Terrororganisationen, er ist gewiss notwendig, aber dass dabei vor allem die Zivilbevölkerung leidet und, wie die Palästinenser, massakriert wird, lässt mich an der Seriosität Israels zweifeln. So verhält sich kein Staat mit Israels Anspruch. Netanjahu ist ein Verbrecher, der längst im Knast säße, wenn er sich nicht mittels Krieg aus der Verantwortung zöge.