Moritz Gathmann
Moritz Gathmann / Foto Antje Berghäuser

Moritz Gathmann im Gespräch mit Alexander Marguier - Cicero Politik Podcast: „Da ist sehr viel demonstrativer Optimismus“

Moritz Gathmann war einer der ersten deutschen Journalisten, die vom Ort des Geschehens über die Invasion Russlands berichteten. Jüngst ist er von einer erneuten Ukraine-Reise zurückgekehrt. Im Podcast schildert er seine Erlebnisse – und berichtet, warum sich inzwischen auch Kritik am ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj regt.

Alexander Marguier

Autoreninfo

Alexander Marguier ist Chefredakteur von Cicero.

So erreichen Sie Alexander Marguier:

Unser Gast in dieser Ausgabe des Cicero Politik Podcasts ist eigentlich gar kein Gast, denn er ist selbst Mitglied der Redaktion: Moritz Gathmann. Der Cicero-Chefreporter ist gerade von einer langen Reise in die Ukraine zurückgekehrt und kann von vielen persönlichen Begegnungen berichten, die er dort mit Politikern gemacht hat. Aber eben auch mit Soldaten, die gerade von der Front zurückgekehrt sind. Und mit ganz normalen Menschen, die irgendwie versuchen, ihren Alltag trotz des Kriegs in den Griff zu bekommen.

Gathmann, der selbst viele Jahre in Russland gelebt hat, aber auch die Ukraine seit langem gut kennt, gibt eine Einschätzung der derzeitigen militärischen Lage und wagt einen Ausblick auf die weitere Entwicklung des Krieges: „Ich habe schon auch meine Zweifel, wie lange die Ukrainer das durchhalten, wenn dieser Krieg noch ins nächste Jahr geht“, sagt er. Vor allem aber erzählt Gathmann, was er auf dieser Ukraine-Reise erlebt hat und wie sich das Land nach einem Jahr des Abwehrkampfs gegen die russischen Invasoren verändert hat.

Alexander Marguier und Moritz Gathmann
Alexander Marguier (li.) und Moritz Gathmann in der Cicero-Redaktion

Das Gespräch wurde am 15. März 2023 aufgezeichnet.

Sie können den Podcast jetzt hier – klicken Sie dazu „Inhalte aktivieren“ – hören, oder auch auf allen Podcast-Portalen.

 

 

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Michael Kaufmann | Fr., 17. März 2023 - 18:27

Ich verstehe nicht so recht das die Sicherheitsbedenken die ja oft genug geäusert wurden nicht mehr Bestand der Überlegungen sind. Desweiteren sollte man mal etwas genauer die Waffenproduktionen in der Ukraine betrachten. Die Ukraine liefert meines Wissens nicht wenig nach China.
Wenn nun die Waffen manufaktur geschwächt wird ist es wohl sehr naheliegend wer da geschwächt wird.
Ich denke das sollte mal näher betrachtet werden.
Danke für Ihre Arbeit

Werner Zillig | Fr., 17. März 2023 - 19:43

Im Aufmacher steht es so: "Nicht zuletzt wirft Gathmann einen kritischen Blick auf die Selenskyj-Regierung in Kiew, deren Politik nicht jedem Ukrainer gefällt."

Ist es erlaubt auf eine Trivialität hinzuweisen? Es wird kein Land X auf der Welt geben, in dem die Politik des Politikers A allen Bürgern von X "gefällt". Da müsste also, schon im Aufmacher, ein kurzer Hinweis sein, was da _welcher Gruppe_ warum nicht gefällt.

Und noch etwas, was ich einfach mal loswerden will: Wenn ich Zeitung lese, ob auf dem Papier oder online, dann will ich _lesen_. Ich will keine Videos gucken und keine Podcasts anhören. Durchaus möglich, dass andere lieber was hören statt zu lesen; aber dann müsste man halt das Gesagt einfach abschreiben. Es gibt ja inzwischen automatisierte Systeme, die das einigermaßen hinbekommen.

Ich bin dankbar auch für jedes gesprochene Wort, das zu diesem gigantischsten und ungeheuerlichsten Verbrechen des 21. Jahrhunderts gesprochen wird, von einem Menschen, der vor Ort war und Dinge erlebt hat. Und trotz aller erkennbaren Symphatie des Herrn Gathmann mit dem Regime in Kiew - die ich keinesfalls teile - höre ich aus seinem Bericht und aus seiner Stimme die sich andeutenden Zweifel am propagandistischen Schwarz-Weiß, das uns allenthalben um die Ohren gehauen wird. Gesprochene Worte sind ein viel unmittelbareres Zeugnis als das mit Abstand und Überlegung gesetzte und aufgeschriebene Wort! Danke, Herr Gathmann.

Ernst-Günther Konrad | Sa., 18. März 2023 - 09:12

Ich habe mi angehört und musste wirklich lange überlegen, ob und was ich dazu schreibe. Ich habe größten Respekt vor Ihrer Arbeit Herr Gathmann und schätze daher in Engagement und den Versuch, halbwegs glaubhafte Aussagen zu erlangen, die wenigstens einen kleinen Einblick geben, wie die UA Bürger diesen Krieg für sich selbst einordnen. Das man im Krieg nicht viel diskutieren kann und schnell handeln muss dürfte jedem einleuchten. Nur habe ich aufgehorcht, dass es quasi im Parlament, dass doch die Regierung kontrollieren und überwachen soll, faktisch keine geduldete Opposition mehr gibt. Folglich hört man natürlich dann nur die Selenskij Propaganda und ich denke mal, es wäre auch für Sie schwierig gewesen, tatsächlich mit einigen Oppositionellen detailliert über deren Sichtweise zum Handeln der Regierung zu interviewen. Es bleibt deshalb ein sehr einseitiges Unterfangen, kritische Stimmen einzufangen und hier zu präsentieren. Das liegt aber nicht an Ihnen, sondern an den Umständen.

Albert Schultheis | Sa., 18. März 2023 - 09:37

Ich lese aus Ihren Worten nur einmal mehr die Gewissheit, dass dieser Bruderkrieg definitiv vermeidbar gewesen wäre und dass er unter allen Umständen hätte vermieden werden müssen! Die Worte "Fleischwolf" und "Abnutzungskrieg" sagen ziemlich deutlich, mit was für einem gigantischen, rückwärtsgewandten Verbrechen wir es zu tun haben. Bachmut - das Verdun des 21. Jahrhunderts. Aber ich habe eben auch die verbrecherische Absicht des Obama- und Biden-Regimes vor Augen und das Antreiben und Anstacheln der ukrainischen Bandera-Nazis, genau diesen Zerreibungskampf auf Teufel komm raus zu wagen. Und natürlich sind sich beide Seiten in ihrem Überlebens- und Siegeswillen komplementär mit dem Einsatz "koste es was es wolle". Und wenn Ukrainer fürchten, bei einer Niederlage weiterhin der Willkür Putins ausgesetzt zu sein, so fürchtet man umgekehrt in Russland den durch nichts zu brechenden Willen des Westens und der Nato, weiter nach Osten vorzudringen. Die Folgen sind desaströs für beide Brüder.

Urban Will | Sa., 18. März 2023 - 11:05

unvoreingenommenen Bericht danken.
Wenn ich es richtig verstanden habe, weiß keiner so recht – zumindest auf Seiten der Ukraine – wie dieser Krieg eigentlich enden soll. Man kann annehmen, dass es – dort dann hinter vorgehaltener Hand – auf Seiten der Russen ähnlich ist.
Man wartet auf eine große Offensive und weiß gar nicht, ob sie kommt oder was sie bewirken soll.
Interessant auch, dass den Menschen vor Ort in Teilen egal ist, wer sie regiert, man nur noch Frieden will. Das ist mehr als nachvollziehbar.

Auf mich wirkt das alles langsam so: es läuft darauf hinaus, wessen Seite Menschenleben mehr egal sind und wer irgendwann als erster feststellt, dass er ausgeblutet ist. Und dann wird halt geredet.
Eine solchen „Wettkampf“ gegen die Russen kann man nur verlieren. WK 2 hat das doch gezeigt.
Es ist der blanke Wahnsinn.
Es ist bedenklich, dass der politikunerfahrene Schauspieler Selenskji quasi diktatorisch regieren und handeln kann, da er keine Opposition, sprich Kontrolle, mehr hat.

Es scheint doch so zu sein, daß die Russen mit den beiden Abkommen ganz zufrieden waren. Allerdings war es dem Westen, wie jetzt mehrfach bestätigt nicht ernst damit. Und dann gab es noch das Fast-Abkommen in Istanbul vor etwas mehr als einem Jahr, was auch Selenskyi wollte, wovon ihn aber Boris Johnson, der brave Erfüllungsgehilfe der Biden-Regierung abbrachte.
Es würde wohl auf eine Anerkenntnis, daß die Krim zu Rußland gehört, hinauslaufen, und die russischsprachigen Ostgebiete würden autonom und die Ukraine neutral, statt weiter ein von amerikanischen Industriellen (anderes Wort für "Oligarch") ausgebeuteten de facto US-Vasallenstaat zu sein.
Aber das wollen die Regierenden in den USA nicht. Ihr explizites Ziel ist es, Rußland zu zerschlagen und ins Chaos zu stürzen. Ein Gegner muß weg und die Rohstoffe sind zu verlockend. Die Gewinne wären unermeßlich.

Christa Wallau | Sa., 18. März 2023 - 11:56

daß Herr Gathmann sich selbst ein Bild von der Situation in der Ukraine macht und mit vielen Menschen dort spricht.
Ich danke ihm für seinen mutigen journalistischen Einsatz dort.
Dennoch: Auch er kann natürlich nur jeweils wenige Stimmen hören. Auch seine Eindrücke geben nicht die ganze Lage wieder.
Ich frage mich, wo immer neue ukrainische Soldaten herkommen sollen, die im Kampf gegen die Russen noch benötigt werden. Ist nicht allein der "menschliche" Nachschub irgendwann kriegsentscheidend - es sei denn, man liefert große Vernichtungswaffen an die Ukraine, die allerdings dann wohl zu einer räumlichen und strategischen Erweiterung des Krieges führen dürften.
Ein sehr riskantes, hochgefährliches Geschehen spielt sich da quasi vor unserer Haustür ab, und täglich sterben Hunderte.
Es will mir nicht in den Kopf, daß es keinen einzigen Politiker o. anderen Menschen auf der Welt geben soll, der zwischen den Gegnern vermitteln könnte, um zumindest einen Waffenstillstand herbeizuführen.

Ich habe mehrfach geschrieben, dass ich die Friedensbemühungen der beiden deutschen Frauen befürworte, allein es zeigt sich, wie sehr die Hinterfotzigkeit, Dummheit und Wortbrüchigkeit unserer Herrschenden in Berlin und Washington sich rächen. Würden Sie mit Rosstäuchern, Lügnern und Halunken im Westen auf Augenhöhe verhandeln? Ich nicht, es sei denn aus einer Position der Stärke heraus - das wissen auch Putin und die Russen. Jeder Vertrag mit dem Westen wäre übermorgen wieder hinfällig und man wäre wieder da wo sie am 24.02.2022 standen. Daher ist die Lage so fatal. Das Schlachten wird wohl weitergehen und die nuclear options remain on the table, after all!

Keppelen Juliana | So., 19. März 2023 - 09:17

Antwort auf von Albert Schultheis

Habe zufällig gestern ein Video von Volker Pispers von vor 6 Jahren angeschaut und was soll ich sagen absolut nichts aber auch gar nichts dazu gelernt.
Herrn Gathmann halte ich diesmal zugute, dass er versucht hat einigermaßen objektiv zu berichten. Offenbar lassen sich die Risse und Spalten die schon immer in der Ukraine vorhanden waren nicht mehr mit überbordenden Patriotismus und Durchhalteparolengeschwurbel a la Selenskyi übertünchen.

Gabriele Bondzio | So., 19. März 2023 - 09:26

Eine sehr komplizierte Situation von der diplomatischen Seite her gesehen.

Aber es sterben jeden Tag viele Menschen und daher sehe ich jede Anstrengung zum Waffenstillstand, im Interesse dieser Menschen als gerechtfertigt und gut an.

Betrachtet frau die Propaganda von beiden Seiten und auch die Vorgeschichte, die zum Krieg geführt hat.
Liegt die Schuld nicht allein bei den kriegsführenden Ländern.

Einen wirklich erstaunlichen Artikel, was Letzteres betrifft, konnte ich heute bei Focus lesen.
https://www.focus.de/politik/ausland/mit-luegen-folter-und-verbrechen-i…

Hier wird doch deutlich sichtbar, das Töten und Kriegsverbrechen nicht nur Putin angelastet werden können.
Sondern die Folgen eines entmenschlichen Krieges sind.

Klaus Funke | So., 19. März 2023 - 12:53

Es gibt Stimmen aus den USA von Leuten, auch von Militärs, die durchsehen. Alle besagen. Diesen Krieg wird und kann die Ukraine nicht gewinnen, auch nicht mit noch so großer Unterstützung durch den Westen. Es schwächt Russland, aber nicht so wie es sich die USA wünschen. Aber es vernichtet die Ukraine. War das etwa die Absicht? Oder ist es nicht vielmehr politisches Unvermögen des Westens und der USA? Ein paar Hardcore-Krieger brüllen Durchhalteparolen, Und Deutschland? Darüber ist jedes Wort vergebens. Im Ergebnis werden wir politisch und wirtschaftlich bedeutungslos und am Schlüsselbund der USA hängen. Unsere Regierung ist keinen Schuss Pulver wert. Wir alle werden verarmen und rechtlos sein. Dieser Krieg kennt am Ende keinen Gewinner. Außer den USA, die eine perverse Politik betreiben. Russland wird man nicht ausschalten können. Dazu kommt noch China. Nur ganz und gar Verblödete im Westen glauben noch an einen Sieg der Ukraine. Irgendwann wird der Selensky eliminiert und dann fines.