Nichts geht mehr! Die Deutsche Bahn pfeift aus dem letzten Loch /Archivbild / dpa

9-Euro-Ticket - Abgewrackt

Das 9-Euro-Ticket ist tot, es lebe das 9-Euro-Ticket! Geht es nach den Mitgliedern der Ampel-Koalition, dann wird es schon bald einen kostengünstigen Nachfolger für das Billigangebot der Bahn geben. Während sich die Parteien noch um den Preis streiten, muss es den Freunden des ökologischen Nahverkehrs allmählich mulmig ums Herz werden. Ein weiteres Schnäppchen würde die Infrastruktur der Bahn wohl völlig aufs Spiel setzen.

Ralf Hanselle / Antje Berghäuser

Autoreninfo

Ralf Hanselle ist stellvertretender Chefredakteur von Cicero. Im Verlag zu Klampen erschien von ihm zuletzt das Buch „Homo digitalis. Obdachlose im Cyberspace“.

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Innerhalb der Ampel-Koalition geht es dieser Tage zu wie bei der Trierer Weinversteigerung. Um das gestern ausgelaufene 9-Euro-Ticket gibt es einen mehr als skurrilen Bieterwettstreit. Denn dass das Billigbillett in neuer Form zum Leben erweckt werden soll, scheint mittlerweile jedem in der Ampel klar zu sein; nur über Form und Finanzierung wird noch heftig gefeilscht: Vielleicht wird es ein 29-Euro-Ticket (so schwebt es den Grünen vor), ein 49-Euro-Ticket (so will es die SPD) oder aber ein 69-Euro-Ticket (so könnte es nach Meinung manch eines Liberalen funktionieren). Wer als letzter noch den ausgestreckten Finger in der Luft hält, der hat verloren.

Bis gestern war das übrigens Verkehrsminister Volker Wissing (FDP). Denn obwohl der noch vor gut drei Wochen im ZDF-Morgenmagazin gesagt hatte, dass das 9-Euro-Ticket zwar ein voller Erfolg, auf Dauer aber nicht finanzierbar sei („Das würde den Bund 13 bis 14 Milliarden Euro kosten"), stellte er sich bei der gestern zu Ende gegangenen Regierungsklausur in Meseberg inhaltlich noch einmal runderneuert auf: „Wir werden uns dafür einsetzen, dass es nicht wieder zum Rückfall in die alten Tarifstrukturen kommt, so wie jetzt kurzfristig zum 1. September", so Wissing gestern gegenüber dem Deutschlandfunk. Irgendetwas muss sich also auf der Klausurtagung zwischen den einzelnen Parteien ereignet haben, dass nun selbst die Liberalen auf die Sparschiene springen.

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Ingo frank | Do., 1. September 2022 - 18:10

die größte Ungerechtigkeit seitens der Regierenden.
Wem nützt es? Den Woken aus den Großstädten und den Ballungszentren? Die mind. 2/3 ihrer Arbeitsweg- Kosten sparen? den Bekloppten, mit zu viel Freizeit die 10 Std. Bahnfahrt, für 1 Tour nach Sylt haben ? Oder damit sonstige Freizeitaktivitäten verbinden?
Was ist mit denen, die dort wohnen wo 1 Bus und kein Zug fährt, die auf den Pkw angewiesen sind da weder Arzt, Supermarkt, i. ä. vorhanden ist? Die bekommen die Sprit- Stütze …. Sagen diese Heuchler.
Ich, Rentner, Pflege meine Mutter ( PSt. 5) mit über 50 Std/Woche…. Warum bekomme ich kein Energiegeld? Weil ich jetzt die doppelten Ölpreise bezahle …ach ja, abgespeist mit 6,2% Rentenerh. und 10% Inflation. Schöne Demokratie. Wer ist denn das „Pack“ die da Oben oder wir da unten.
Mit freundlichen Grüßen aus der Erfurter Republik

Bernhard Marquardt | Do., 1. September 2022 - 18:11

Die Bahn ist ja nur eine der vielen vernachlässigten Baustellen.
Man möchte sie gar nicht aufzählen!
16 Merkel-Jahre Ignoranz und Untätigkeit. Schlichtweg verantwortungslos, lediglich von der Substanz gelebt ohne sie zu erhalten. Abgewrackte Infrastruktur allenthalben einschl. der Bildung.
Für die aktuellen Energiebeschaffungsprobleme tragen die Merkel-Regierungen seit Schröder zweifelsfrei die Hauptverantwortung.
Merkels einzig erkennbares Ziel war nicht ein zielorientiertes Regieren, sondern ständiges Reagieren auf alle möglichen Winde, in die Sie ihr Fähnchen hielt zum Erhalt der eigenen Macht.
Unter Entmündigung des Parlaments zu einem Abnickverein.
Und niemand hat es wirklich gestört!
Im Nachhinein kann man über die langjährige Merkel-Regierung geradezu von einer NGO, einer Nicht-Regierungs-Organisation sprechen.
Die liegengebliebenen Baustellen aufzuarbeiten ist eine Herkulesaufgabe, und das in ohnehin extrem schwierigen Zeiten.

Christa Wallau | Do., 1. September 2022 - 18:32

Es müssen ja nicht immer die modernsten Loks und Wagen sein - bißchen angerostet, zerkratzt und quietschig, das macht doch nichts!
In Indien oder Nigeria fahren ja schließlich auch Züge, und die Menschen kommen mit ihnen von A nach B.
Das Motto der Grünen lautet doch:
"Zurück zur Einfachheit!"
Dazu passen volle, dreckige und unzuverlässige
Züge prima.
Und wenn die Menschen auch nicht i m m e r pünktlich ankommen, so ist das durchaus kein Beinbruch. Es gibt Schlimmeres, nämlich die täglich drohende Apokalypse durch den CO2-Ausstoß der vermaledeiten Verbrenner-Autos.
Soll der Sprit doch ruhig demnächst 5 Euro pro Liter kosten - das Billig-Ticket der Bahn wird's schon richten!

Armin Latell | Do., 1. September 2022 - 19:01

geht bald nichts mehr. Die Merkelregierung war schon ganz gewaltig desaströs, aber die jetzige ist die, vorher kaum für möglich gehaltene, Steigerung. Meine Mutter wollte vor kurzem mit der Bahn nach Ö fahren, nach mehreren Stunden Chaos am Bahnhof wurde dann wenigstens mitgeteilt, der komplette Zug falle für den Tag aus. Auf der Rückfahrt hat sie dann festgestellt, dass die sanitären Anlagen komplett unbenutzbar sind. Wahrscheinlich gibt es deswegen die Pflicht, das Idiotentuch ständig zu tragen. Freunde haben berichtet, wie chaotisch die Zustände in den Bahnen sind, die man mit dem 9€ Ticket benutzen darf. "Made in Germany" kommt seinem Ursprungszweck immer näher. Alles Geld, was diese Möchtegernpolitiker mit vollen Händen verteilen, müssen die Steuerzahler sowieso wieder doppelt und dreifach zurückzahlen. Kein Wähler scheint das zu kapieren.

Hans Jürgen Wienroth | Do., 1. September 2022 - 19:22

In der Aufzählung der Mängel fehlen die maroden Beton-Schwellen, die für den letzten schweren Bahn-Unfall in Bayern verantwortlich sein sollen und die jetzt in Größenordnung von Millionen ausgetauscht werden müssen.
Eigentlich müsste dieses 9€-Nachfolge-Ticket zum Verlust der progn. Mehrheit für rot-grün im Flächenland Niedersachsen führen. Ein Bonus für „Großstädter“ mit gut ausgebautem ÖPNV, der berufstätige Pendler darfs zahlen.
Wer an die Mär vom Klimaschutz glaubt, der sollte sich einmal tagsüber die leeren Fahrzeuge in den Randbezirken ansehen. Von den Bussen oder Bahnen, die auf dem Land im Stundentakt mit wenigen Fahrgästen fahren, will ich nicht reden. Kommt da ein Verbrauch unter 5l /100 Personenkilometer raus? Können leere Busse klimafreundlich sein?
Hinzu kommt, dass ein nicht unerheblicher Teil der Nutzer des 9€-Tickets dieses für zusätzliche Fahrten genutzt hat, also zusätzliche Fahrten und Verbrauch verursacht hat.
Ist das Klimaschutz oder sozialistische Gleichmacherei?

Fritz Elvers | Do., 1. September 2022 - 20:08

sollte Nahverkehr für jedermann kostenlos und die Städt weitgehend autofrei sein.

Aber das wäre schon deshalb nicht finanzierbar, weil in jeder Bahn Wachmann sitzen müsste.

welches Land dann ein "modernes" ist! Kostenlos? Herr Elvers, ich glaube nicht, dass Ihr Beitrag Ironie war. Das zeigt sehr schön, in welcher absoluten Ahnungslosigkeit der deutsche Bürger, weil total gehirngewaschen, mittlerweile lebt. Das Konstrukt Bahn muss irgendwie finanziert (Wartung, Reparatur, Bahnmitarbeiter, Bahnhöfe....) werden, wenn nicht durch die Tickets, dann eben durch Steuern. Weder das eine noch das andere ist "kostenlos", sondern der einzige Unterschied ist, aus welchem Topf bezahlt wird. Aber bezahlt wird, ansonsten fährt keine Bahn mehr. Nicht die Kosten der "Wachmänner" wären dann das Problem, solche Zugbegleiter gibt es heute schon. Aber Sie können selbstverständlich einen anderen, kostenlosen Nahverkehr nutzen, der wird nämlich durch ihre beiden Beine betrieben. Da brauchen Sie innerorts dann natürlich kein Auto und sie können die Ruhe genießen, aber auch nichts mehr direkt vor Ort einkaufen. Dieser Tipp von mir ist wirklich kostenlos.

Schulen sind auch kostenlos, wenn auch häufig umsonst.

Prima, Herr Elvers. Als Bewohner eines Dorfes vor den Türen eines Mittelzentrums darf ich nicht mehr in die Stadt, denn Parkplätze am Rand gibt es nicht und der Bus fährt nur stündlich (incl. Zusatzgebühr). Dafür darf ich mit meinen Steuern für das kostenlose ÖPNV-Vergnügen der Städter zahlen und als Bonus auch noch die Windräder zur Stromversorgung tolerieren? Ist die Idee der autofreien Stadt noch so gut, wenn deren Bewohner kein Auto besitzen dürfen?
Ich brauche die Stadt nicht (bekomme alles im Internet), braucht die Stadt das Land auch nicht (incl. der Steuern, Strom, etc.!)? Jeder sorge für seinen eigenen Vorteil.
p. s.: Ist es wirklich klimafreundlich, wenn der Bus im 10 Minutentakt durch jedes Dorf fährt, und zwar nicht nur in eine Richtung, sondern kreuz und quer, damit ich nicht in die Stadt muss, um ins „Nachbardorf“ zu gelangen. Kommen Sie mir nicht mit dem Fahrrad, nicht jeder ist gesundheitlich dazu in der Lage.

Maria Arenz | Do., 1. September 2022 - 21:02

wie wir mit der Fortsetzung des Billigtickets auch noch ein weiteres Problem lösen könnten, das uns im Winter so sicher wie das Amen in der Kirche bevorsteht. Die übervollen Züge könnten doch nach dem Kuhstallprinzip gleichzeitig als rollende Wärmestuben fungieren. Man muß sich nur von der Vorstellung freimachen, daß Zugfahren die Funktion haben muß, Menschen zu von ihenn geünschten Zeiten irgendwohin zu bringen, wo sie meinen hinzumüssen. Dieses ganze "Wollen und Müssen" ist eh eine Zwangsvorstellung, die wir uns in der schönen neuen Habeck-Welt besser ganz schnell abgewöhnen. Je schneller wir uns diesen unseligen Machbarkeitswahn abgewöhnen, desto besser für unseren Blutdruck.

Dr.Andreas Oltmann | Do., 1. September 2022 - 21:40

Deutschland ist mit der jetzigen Regierung mit Riesenschritten unterwegs, wieder der kranke Mann Europas zu werden. Nichts funktioniert mehr, keine Zukunftsplanung, keine Ideen der Umsetzung - nur Unterstützungspakete, ausufernde Sozialleistungen, einlullendes Unterhaken statt wir packens an. Und keiner in Sicht mit dem Motto „fordern und fördern“.

Andre Möller | Fr., 2. September 2022 - 07:37

dass die Ampel den Winter nicht übersteht? Uiiih, das wird der Verfassungsschutz aber nicht goutierten. Aber mal im Ernst: Es war in Dtl. seit Bestehen der Eisenbahnen immer der ausreichende Güterverkehr, der den meist defizitären Personenverkehr unterstützt hat. Das ist seit ca. 1990 nicht mehr der Fall und hat dem System Eisenbahn massiv geschadet. Man muss hier den ganz großen Wurf in der Verkehrsökonomie hinlegen, wenn man sowohl die Eisenbahn, den Straßenverkehr als auch die Binnenschiffahrt (eine Seeschiffahrt besitzt Dtl. nicht mehr) in vernünftiger Art und Weise für die nächsten 30 Jahre erhalten will. Das Problem ist bloß, dass niemand in solchen Zeiträumen denkt oder strategisch plant (im nationalen oder EU-Rahmen). Eigentlich wird nur Geld ausgegeben und das auch noch ohne wirksame Kosten- oder Produktivitätskontrolle (Bauzeiten, Planung, etc.). Der nationale und EU-Regelungswust tut sein Übriges. Erinnert vom Ergebnis her fatal an DDR-Zeiten....

und das auch noch ohne wirksame Kosten- oder Produktivitätskontrolle...

Da haben sie recht Herr Möller. Es gab mal Zeiten in DE, da wurde in die Zukunft investiert.
Die jetzige Bundesregierung kommt mir vor wie die Jecken auf den Karnewallszügen. Die fleißig-stetig Kamellen ins Volk werfen. Um sich Applaus zu sichern. Und je nach Standort hat der Bürger mal mehr und mal weniger davon.

Ich bin noch vor 10-15 Jahren gern mit dem Zug gefahren. Aber jetzt...nein danke!
Schmutzige Bahnhöfe und Züge (in der Proviz besonders), kein Verlass den Anschlußzug zu erreichen usw.

ist derzeit tatsächlich die einzige Sparte der Bahn, die in schwarzen Zahlen arbeitet.
Dafür wurde der Konkurrent Schlenker vom Besitzer Bundesrepublik mit Steuergeldern aufgekauft, um es der Bahn zu ersparen, selbst konurrenzfähig zu werden. Logischerweise ist das dann auch bis heute nicht gelungen.
Statt dessen verlagert die Bahn immer mehr Güterverkehr auf die Straße.
Das nennt man paradoxe Ordnungspolitik, um nicht unschöne Vokabeln zu verwenden.

Ernst-Günther Konrad | Fr., 2. September 2022 - 10:16

Lt. neuester Umfrage bekäme die Verbotspartei immer noch 22%. Noch wirkt das Bestechungsgeld und noch wurden viele Verbotsankündigungen noch nicht alle konkret umgesetzt und noch haben viele nicht die Energierechnungen erhalten. Noch. Und wenn es einen "heißen" Herbst geben sollte mit gesetzlich verankerten Verboten, werden wahrscheinlich die Bezieher des "neuen" Tickets billig zu Demos reisen und wenn sie erwischt werden, bekommen sie als Strafe es wieder abgenommen. Denn lt. Baerbock ist ihr ja egal, was ihre Wähler von ihr denken und ihre Nichtwähler haben sie ja noch nie interessiert. Sie will ihr Ding machen, egal was andere sagen. Und die FDP wurde, wie zu erwarten war, in Meseberg artgerecht beigebogen. Inzwischen werden vermutlich im Hintergrund noch ganz andere Dinge vorbereitet, die uns demnächst, wie selbstverständlich auf andere Art und Weise die Freiheit einschränken bzw. nehmen werden. Die "Gaspolizei" wird kommen und nebenbei schauen, ob wir auch Waschlappen benutzen.

W.D. Hohe | Fr., 2. September 2022 - 10:30

Wer die im poltischen Tageslicht aufscheinende Reparatur durch Unterlassung anderer Nicht-belichteter "bezahlt" dessem Haus bleibt am Ende nur noch der Abriss - ohne Bezahlung