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Screenshot, Fox News

Fox und Friends - Die Folterer und die Fernsehleute

Die USA reagiert entsetzt auf die CIA-Folter. Nur nicht der rechtskonservative Sender Fox News: Dort wird der Bericht des US-Senats angezweifelt und heruntergespielt. Folter habe das Land vor Terror bewahrt, heißt es dort

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Eva C. Schweitzer arbeitet als freie Journalistin für verschiedene Zeitungen in New York und Berlin. Ihr neuestes Buch ist „Links blinken, Rechts abbiegen“.

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Dick Cheney ist sichtlich empört. Der Bericht des US-Senats über die Foltertechniken der CIA sei „voll Scheiße“, „ein furchtbares Stück Arbeit“ und „voller Fehler“. Und was sonst solle man denn sonst machen, um aus Terroristen herauszupressen, welche Pläne sie hätten? Bushs damaliger Vizepräsident sprach auf Fox News. Der rechte Nachrichtensender, der Rupert Murdochs News Corp. gehört, hat sich zu einem rechtsalternativen Universum im amerikanischen Medienspektrum entwickelt. Hier werden Foltermethoden wie das Waterboarding verteidigt, und das Militär und die CIA werden, wenn überhaupt, nur angegriffen, wenn sie nicht radikal genug gegen die Bösen vorgehen. Und dass es sich um Verdächtige handelt und nicht um nachweisliche Terroristen, geht sowieso unter.

Cheney ist nur die Speerspitze der Empörung bei Fox News, die noch gestärkt wurde, weil sich nun auch „Gaunerregimes“ über den Folterbericht auslassen. „Es ist eine Sache, wenn die USA mit mahnenden Zeigefingern von Menschenrechtsgruppen konfrontiert wird, aber Länder wie Nordkorea, Iran, China und Russland haben nicht das Recht, uns zu kritisieren“, sagte Marion Smith von der Stiftung für die Opfer des Kommunismus. Auch Kritik von den Vereinten Nationen findet keine Freunde bei Fox.

„Wir sind großartig“


Bereits am Mittwoch hatte Andrea Tarantos den Ton gesetzt – die Vereinigten Staaten seien „großartig, wir sind großartig“, sagte sie (sie benutzt das Wort „awesome“, das eigentlich Teenagerslang ist). „Aber die Demokraten, die Regierung, die wollen leugnen, wie großartig wir sind.“ Auch KT McFarland, die regelmäßig auf der Sendung Fox and Friends als Sicherheitsanalystin auftritt, sieht den Folterbericht als politischen Spielball. Und schuld daran ist, klar, Präsident Barack Obama. „Amerika ist so politisiert geworden“, sagte sie. „Früher haben wir unsere Geheimdienste niemals aus politischen Gründen kritisiert. In der Debatte geht es nur darum, dass die Demokraten, die gerade die Senatswahlen verloren haben, auf ihrem Weg nach draußen die Fenster einschmeißen.“

Auch Steve Hayes, der für das ebenfalls Murdoch-eigene Debattenblatt Weekly Standard schreibt, mokiert sich über die Demokraten, und insbesondere über Dianne Feinstein, die Vorsitzende des Senatskomitees zur Überwachung der Geheimdienste. Die hätten alles mitgemacht. „Und nun sind sie plötzlich dagegen.“ McFarland wiederum ist gar nicht dagegen, Folter zu kritisieren – aber das solle im Geheimen geschehen. Und die Fox-Reporterin stimmte zu: Die Geheimdienste bräuchten „Raum zum Atmen“, damit sie tun könnten, was nötig sei. „Wir wollten Osama bin Laden und seine Mördermaschine davon abhalten, noch eine Attacke gegen unser wunderbares, großartiges Land zu machen. Das war die Aufgabe der CIA, das haben sie getan.“ Auch der frühere NSA-Direktor Michael Hayden stimmte darin ein. „Wir haben dafür gesorgt, dass die Amerikaner in Frieden Sicherheit leben, nun werden wir für die Methoden kritisiert.“

Fox News ist beliebter als die Konkurrenz


Fox existiert nicht im luftleeren Raum. Dass Amerika das großartigste Land aller Zeiten sei, das sich ein bisschen mehr herausnehmen dürfe als jedes andere, glaubt eine Mehrheit der Amerikaner. Nach einer Umfrage von Newsweek sehen es 58 Prozent als gerechtfertigt an, mutmaßliche Terroristen zu foltern, wenn damit Anschläge verhindert werden könnten. Nach einer Washington-Post-Umfrage ist zwar eine Mehrheit dagegen, aber klar ist: Die Bevölkerung ist hierin genauso in der Mitte gespalten wie in den meisten politischen Fragen. Und Fox News hat Erfolg, dieses Segment zu bedienen. Der Nachrichtensender liegt in den Quoten höher als die Konkurrenz von MSNBC und CNN.

Aber Fox versucht auch, ältere Demokraten einzufangen. „Man muss das im Kontext sehen“, sagte der pensionierte Vier-Sterne-General Jack Keane ebenfalls auf Fox. „Roosevelt und Truman haben im Zweiten Weltkrieg auch nicht nur die Armee der Achsenmächte bekämpft, sie haben hunderttausende von Zivilisten getötet, zuletzt in Nagasaki“. Und so ähnlich wie die Geschichte diese Präsidenten nun positiv sehe, sollte man Bush sehen.

Ähnlich bewertet es das Fox-Schwergewicht Bill O’Reilly: Fehler wurden gemacht, sagte er – eine beliebte Formulierung bei Präsidenten jeglicher Couleur – und so was passiere halt im Nebel des Krieges. Und die Fox-Stars Sean Hannity und Eric Bolling sehen das genauso: Amerika habe am 11. Dezember 3000 Menschenleben verloren. Folter, wenn so was überhaupt als Folter qualifiziere, habe Leben in den USA gerettet. Und nur das zähle.

Cheney hat übrigens den 500 Seiten starken Report nicht gelesen. Aber eines weiß er: Auch George W. Bush wusste Bescheid, was die CIA tat.

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