- Russland, Rosarot, Revolution
Jacob Mikanowski hat eine beeindruckende Geschichte Osteuropas geschrieben, Bernd Roling und Julia Weitbrecht gehen der Historie des Einhorns auf die Spur, und Antony Beevor betrachtet die russische Revolution aus neuen Perspektiven.
Von Aromunen und Uskoken
Jacob Mikanowski hat eine grandiose Geschichte Osteuropas geschrieben, in der er eine untergegangene Welt höchst lebendig wieder zusammensetzt. Nur die Passagen zur Ukraine bleiben blutleer.
Um es gleich vorweg zu sagen: „Adieu, Osteuropa“ ist ein grandioses Buch, an dem man sich nicht sattlesen kann. Der in den USA aufgewachsene jüdisch-polnische Historiker und Publizist Jacob Mikanowski beschreibt darin eine Welt am östlichen Rand Europas, von der es heißt, sie sei untergegangen, von der dieser Autor aber so farbig erzählt, dass man sie höchst lebendig vor Augen hat: die bunten Märkte Galiziens, die zahllosen Völkerschaften wie die polabischen Slawen oder die Abodriten; die Aromunen, Bogumilen oder Uskoken, die der gewöhnliche Leser noch nicht einmal dem Namen nach kennt; die vielen Mundarten und Dialekte, wie etwa das Lachische, das zum Mährischen gehört und nur in einem winzigen Gebiet im Tal des Flusses Ostravice gesprochen wird; oder die Bärenakademie in Smarhon im heutigen Belarus; die Zunft der Bettler in der Ukraine; der Prophet Elias Klimowicz, der im äußersten Osten Polens predigte, in Dörfern, die es längst nicht mehr gibt; auch der jüdische Schriftsteller und Zeichner Bruno Schulz aus dem galizischen Drohobycz, den sie den Proust der Müllhalde nannten. Ihn hat der SS-Mann Karl Günther auf der Straße erschossen. Böser und banaler kann ein Lebensende nicht sein.
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