Im Wahlkampf 2005 waren Gerd und Oskar einander noch spinnefeind / dpa

Gerhard Schröder und Oskar Lafontaine - Putin als geistiger Friedensstifter? 

Einst Verbündete, dann bittere Rivalen: Jetzt haben sich die ehemaligen Genossen Gerhard Schröder und Oskar Lafontaine kurz vor dessen 80. Geburtstag ausgesöhnt. Dabei geholfen haben wohl auch ähnliche außenpolitische Vorstellungen, wenn es um Russland geht.

Hugo Müller-Vogg

Autoreninfo

Dr. Hugo Müller-Vogg arbeitet als Publizist in Berlin. Er veröffentlichte zahlreiche Bücher zu politischen und wirtschaftlichen Fragen, darunter einen Interviewband mit Angela Merkel. Der gebürtige Mannheimer war von 1988 bis 2001 Mitherausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.

So erreichen Sie Hugo Müller-Vogg:

Von wegen Altersstarsinn, wir werden altersmilde. Das behaupteten Forscher der Universität Cambridge schon vor fünf Jahren. Ihre Begründung: Die Bereiche im Gehirn, die für Verträglichkeit und Launen verantwortlich sind, verändern sich im Laufe der Zeit so, dass wir freundlicher werden. 

Die These der britischen Wissenschaftler ist jetzt von zwei deutschen Politikern bestätigt worden: Gerhard Schröder und Oskar Lafontaine haben sich auf ihre alten Tage ausgesöhnt. Wie der Stern berichtet, hat Ex-Kanzler Schröder dem Ex-Vorsitzenden von SPD und Linkspartei, Lafontaine, zu seinem 80. Geburtstag, den dieser am kommenden Samstag begeht, gratuliert.  

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Uli | Do., 14. September 2023 - 08:28

Man muss diese Herren nicht mögen oder gar ihren Überzeugungen folgen, aber man kann ihnen nicht absprechen, dass sie mehr Verstand, Charakter und Qualifikation besitzen als die meisten, die heute die SPD ausmachen.

lieber Uli. Die heutige SPD hat keine klugen Persönlichkeiten mehr wie Schröder und Lafontaine. Jedenfalls kann ich sie nirgendwo entdecken.

Auch der Kommentar von Herrn Konrad drückt das aus, was ich zu dieser
persönlichen Angelegenheit zwischen Schröder und Lafontaine geschrieben hätte.
Versöhnung ist etwas Gutes - viel besser als jede Auseinandersetzung bzw. Feindschaft, so notwendig bzw. verständlich sie auch immer sein mögen.
Gott-sei-Dank bringt die Weisheit des Alters bei vielen Menschen mehr Selbstkritik, Milde und Großherzigkeit hervor, die Voraussetzung sind für echte Versöhnung. Das nahe Lebensende läßt die meisten Leute erkennen, worauf es wirklich im Leben ankommt, nämlich auf die Spuren von Verständnis, Güte und Liebe, die wir hinterlassen.

Ernst-Günther Konrad | Do., 14. September 2023 - 09:45

.... sagte er seinerzeit zu Merkel und das war Schröders größter Irrtum. Und wie sie es konnte. Sie hat eine gestandene konservative Partei komplett entkernt und diese Republik zur Übernahme durch links-grüne Sozialisten vorbereitet. Ihr Wirken ist heute noch präsent und unter ihren Fehlentscheidungen haben wir alle jetzt zu leiden. Mir ist es egal, warum die beiden Querköpfe jetzt Frieden miteinander geschlossen haben. Das Sie das entsprechend ihrer parteipolitischen Herkunft natürlich irgendwie "Putin" in die Schuhe schieben ist geschenkt Herr Dr. M.-V.. Inzwischen hat Putin überall und bei allem was schlecht läuft oder zum Skandal geeignet scheinbar irgendwie seine Hände im Spiel. Die beiden Streithähne haben sich versöhnt und das ist aus der rein menschlichen Perspektive doch für jeden vor Vorteil. Und wenn die Beteiligten eben vor ihrem letzten Weg reinen Tisch für sich selber machen wollen und in Frieden abtreten zu können ist das für mich absolut in Ordnung.

Zitat Oskar Lafontaine nach der Wahl vom AM zur Kanzlerin. "Jetzt haben Sie die erste Kommunistin zur Kanzlerin gewählt" wir recht es hatte!

Ein einfühlsamer Kommentar lieber Herr Konrad. Besonders der letzte Satz hat es mir angetan. "In Frieden abtreten". Ein Frieden auch für die Hinterbliebenen.
Vielleicht zu sich sagen können "mein Gott waren wir blöd. Eine verlorene,
sprachlose Zeit zwischen uns".

Karl-Heinz Weiß | Do., 14. September 2023 - 09:49

"Aussöhnung der früheren SPD-Alphatiere" ? Eher ein Zweckbündnis, vielleicht auch im Hinblick auf die mediale Begleitung einer Parteigründung. In Russland sind Dissonanzen zwischen Alphatieren lebensgefährlich, in Deutschland (noch) nicht.

War Merkels Rücktrittsankündigung Ausdruck ihres Verantwortungsbewußtseins? Oder versuchte sie damit, daß ihr in den Geschichtsbüchern immerhin der Triumph bleiben wird, diejenige zu sein, die ein Alphatier aus dem Kanzleramt vertrieben hat, ohne ihrerseits von einem Alphatier vertrieben worden zu sein?
Ich mache aus Ihrem "noch" "doch". Das lebensgefährliche Alphatier Merkel bleibt uns treu.

War Merkels Rücktrittsankündigung Ausdruck ihres Verantwortungsbewußtseins? Oder versuchte sie damit, daß ihr in den Geschichtsbüchern immerhin der Triumph bleiben wird, diejenige zu sein, die ein Alphatier aus dem Kanzleramt vertrieben hat, ohne ihrerseits von einem Alphatier vertrieben worden zu sein?
Ich mache aus Ihrem "noch" "doch". Das lebensgefährliche Alphatier Merkel bleibt uns treu.

Walter Bühler | Do., 14. September 2023 - 09:52

woher, frage ich mich immer wieder, woher nehmen Journalisten den Mut, über alles und über jeden ihr subjektives Urteil in die Öffentlichkeit hinauszuposaunen?

Ich schätze Ihre Artikel, aber ich sehe nicht, dass Ihre Lebensleistung als Journalist in jedem Falle die anderer Menschen überragt.

Bei aller Kritik, die ich fast lebenslang an Lafontaine und Schröder geübt habe, bin ich mir doch sicher, dass deren Lebensleistung einer deutlich höheren Klasse angehört als meine eigene Lebensleistung oder die des Journalisten Müller-Vogg.

Sie sinken auf das niederträchtige Böhmermann-Niveau, wenn Sie schreiben: "So hat der Kriegstreiber im Kreml [Putin] an der Saar als geistiger Friedensstifter gewirkt. Es fand zusammen, wer zusammengehört."

Nun, ich freue mich darauf, Herr Müller-Vogg, dass Ihre kommenden Artikel wieder auf gutes journalistisches Niveau zurückfinden werden.

Nicht jeder, der seine Meinung flink und gefügig dem Zeitgeist anpasst, ist auf dem richtigen Weg.

Das beklagen Sie zurecht, Hr. Bühler, Müller-Vogg ist auch nur ein Sklave der RotGrünen Selbstzerstörungspolitik, die in diesem Land betrieben wird.

Keppelen Juliana | Do., 14. September 2023 - 09:53

ein Kanzler der seinen Eid "zum Wohle Deutschlands" ernst genommen hat. Dass er von den Transatlantikern wie ein Paria behandelt wird ist sozusagen die späte Rache für sein "nein" zum Irakkrieg. Inzwischen sind wir wieder streng auf Linie auch wenn es zu unserem Nachteil ist als devote Vasallen hat man dem Hegemon zu dienen und nicht dem eigenen Volk.

"ein Kanzler der seinen Eid "zum Wohle Deutschlands" ernst genommen hat."

Mag sein, dass das seinerzeit so empfunden wurde. Ein Olaf Scholz wird nicht mehr oder weniger seinen Eid "zum Wohle Deutschlands" (wie auch immer das definiert wird) ernst nehmen.

Dass er von den Transatlantikern wie ein Paria behandelt wird ist sozusagen die späte Rache für sein "nein" zum Irakkrieg."

Das interessiert doch niemanden mehr. Sie glauben doch nicht, dass bei den "Transatlantikern", Schröder noch irgendeine Rolle spielt, um irgendwelche Rachegelüste auszulösen. Der Mann ist in Rente und spielt absolut keine Rolle mehr.

"Inzwischen sind wir wieder streng auf Linie auch wenn es zu unserem Nachteil ist als devote Vasallen hat man dem Hegemon zu dienen und nicht dem eigenen Volk."

Ja sicher. Mein Gott, was für ein unglaublicher und hanebüchener Unsinn!

Albert Schultheis | Do., 14. September 2023 - 10:17

Alpha-Tiere. Danach kamen die Beta-Weiber und mit Deutschland ging's ab in den Orcus. Scholz und Habeck sind nur Hampelmänner, der eine korrupt bis über beide Ohren, der andere geriert sich als "Gestalter der Zukunft" ohne auch nur eine Ahnung von seinem "Werkstoff" zu haben, noch davon, was eine "Gute Gestalt" ist. Zudem liegt der ganzen Grünen Aufregung ein falsches, ein gefälschtes "Narr-ativ" zugrunde - das vom CO2 als dem neuen Giftgas. Aber es ist nun mal für linksgrüne Stalinisten der willkommene Hebel, den verhassten BRD-Kapitalismus zu zerstören. Das ist ihnen in Deutschland gelungen - die Welt wird sich einen Scheiß darum kümmern.
"Schließlich sind sie sich darin einig, dass der Westen Putin bei seinem mörderischen Krieg unter keinen Umständen behindern soll" - darin kommt wiederum Ihr persönliches "Narr-ativ" zum Vorschein, Herr Müller-Vogg und das der neuen SED - der von Links über Grüns bis in die grün-lackierte, ver-Merkelte CDUcsu. Da Lob ich mir die alten weisen Männer!

Dorothee Sehrt-Irrek | Do., 14. September 2023 - 11:00

bleiben können?
Das werde ich Lafontaine nie verzeihen.
Damals hielt ich sein politisches in meinen Augen "Wirren" für Spätfolgen des Attentats auf ihn.
Unmöglich, wenn er das mit den Sekundärtugenden zu/über Schmidt gesagt hätte.
Der Sturz Scharpings war auch überhastet.
Ich kann mich sehr irren, aber mit Schröder hätte es keine grob gesagt evtl. "diffuse" Politik gegenüber Russland gegeben.
"Küsschen" für Nawalny hier, offizielle Zurückhaltung gegenüber Russland?
ich mache Frau Merkel bestimmt nicht für das Drama um Russland und die Ukraine verantworlich; der Konflikt schwelt seit Jahrhunderten.
Jedoch die Ausbreitung der EU und NATO hätte es vlt. mit Schröder so nicht gegeben.
Schröder konnte Aussenpolitik, Politik überhaupt und zwar selbstbestimmte, was in der SPD nicht nur wohlgelitten war.
Frau Merkel würde ich persönlich als "nicht Fisch, nicht Fleisch" beschreiben.
Als die "Honkongrevolte" in Form eines jungen "Pärchens" vor uns sass, da verrutschten Merkel vlt. die Massstäbe?

Uli | Do., 14. September 2023 - 12:36

".... sagte er seinerzeit zu Merkel und das war Schröders größter Irrtum. Und wie sie es konnte."
Sie konnte es eben nicht. Sie konnte nicht mal ihre eigenen Überzeugungen halten. Vor der Kanzlerschaft sprach sie sich massiv gegen Migration aus und setzte sich für Atomenergie ein. Was daraus wurde, ertragen wir gerade. Sie hat als Kanzlerin Deutschland in die Katastrophe geführt und zwar starrköpfig. Was daran Können sein soll, erschließt sich mir nicht. Sie klebte an der Macht, das ist alles. Das konnten auch die Staatssekretäre der DDR, die ebenso "gekonnt" die DDR in die Katastrophe führten. Nichts anderes hat Merkel "gekonnt".

... während ich mich damals auch über die Schrödersche Arroganz geärgert habe.

Jedenfalls hat Schröder damit unwillentlich zu Merkels Aufstieg beigetragen.

Ihre opportunistische Schaukelpolitik hat aber dann in der Tat insgesamt für unser Land großes Unheil mit sich gebracht, wesentlich mehr als die Politik von Lafontaine und Schröder.

Klaus Funke | Do., 14. September 2023 - 13:29

Endlich haben die beiden Ex-Freunde erkannt, was die Welt im Innersten zusammenhält. Das schweißt zusammen. Eines ist für mich klar: Hätten die beiden zusammen weitergemacht, hätten sie Merkel, die Deutschlandverderberin, nicht wursteln lassen, dann hätten wir jetzt nicht das Mieseste, was es politisch in Deutschland je gab, die Ampel, dann hätten wir auch keine Energiekrise, weil man sich von Russland nicht gasfrei gemacht hätte, wir hätten nichts von alledem, was wir jetzt beklagen. Sowas kommt eben von sowas. Ich halte die beiden Alten für die wenigen, begabten Politiker (außer Schmidt natürlich), die wir je hatten. Die Grünen wären so klein geblieben wie es ihnen gebührt, und die CDU hätte mit der AfD in der Opposition fleißig üben können. Doch die beiden Egotypen wollten jeder für sich der Größte sein. Dass das nicht geht, haben wir gesehen. Nun ist es zu spät. Was bleibt ist alte Räsoniererei und Gespräche, die mit "weißt du noch..." beginnen. Trotzdem, zwei tolle Typen. Toll.

Keppelen Juliana | Do., 14. September 2023 - 19:37

Antwort auf von Klaus Funke

mit 0,9 verloren hatte und nur zusammen mit der FDP hätte weiterregieren können. Die FDP damals hat sich strickt verweigert und so kam es zu der großen Koalition. Nun das ist vergossene Milch aber wie sie schon schreiben wir hätten diesen Krieg nicht am Hals und und wir hätten weiterhin eine zuverlässige und preiswerte Energieversorgung. Ich wünsche Herrn Gerhard Schröder von Herzen alles Gute er war für Deutschland ein guter Kanzler.