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Albig über Zynismus in der Flüchtlingsdebatte - „Ich koche innerlich“

Flut? Dämme? Volles Boot? Schleswig-Holsteins Regierungschef Torsten Albig ist wütend über die Wortwahl in der Debatte um Flüchtlinge

Autoreninfo

Georg Löwisch war bis 2015 Textchef bei Cicero. Am liebsten schreibt er Reportagen und Porträts. Zu Cicero kam er von der taz, wo er das Wochenendmagazin sonntaz gründete. Dort kehrte er im Herbst 2015 als Chefredakteur zurück.

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Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Torsten Albig ärgert die Wortwahl von Politik und Behörden in Flüchtlingsfragen. „Dauernd wird von einer Flut gesprochen, einer Gefahr,  die auf uns zurollt und gegen die wir Dämme bauen müssen“, kritisiert der SPD-Politiker in Cicero. „Und wir verlieren dabei – zum Teil vorsätzlich – aus dem Blick, dass die Menschen in den Ländern, aus denen sie fliehen, Gefahr laufen, im Elend zu verrecken.“

Das Bild vom angeblich so vollen Boot Deutschland sei zynisch und grausam, sagt der Regierungschef. Deutschland sei eine der wohlhabendsten Gesellschaften in Europa, der es nach dem Zeiten Weltkrieg gelungen sei, Millionen von Flüchtlingen zu integrieren.

„Ja, was für ein Hintergrund denn wohl sonst?“
 

Er kritisiert auch seinen hessischen Ministerpräsidentenkollegen Volker Bouffier. Der CDU-Politiker hatte Anfang Mai gesagt, die Preise von Schleppern explodierten, wenn die Chancen der Flüchtlinge stiegen.

„Das ist zynisch“, sagte Albig. „Natürlich gibt es diese Logik. Aber zu Ende gedacht, hieße das doch: Man müsste nur dafür sorgen, dass die Boote untergehen, die Menschen ersaufen und das wäre dann ein erfolgreicher Schlag gegen das internationale Schlepperwesen!“

Er könne es auch nicht verstehen, wenn Behörden nach Anschlägen auf Flüchtlingswohnungen davon sprechen, es sei unklar, ob ein ausländerfeindlicher Hintergrund vorliege. „Ein Satz, bei dem ich innerlich koche, der mich wütend macht“, sagte Albig. „Ja, was für ein Hintergrund denn wohl sonst?“

Im Porträt in der neuen Ausgabe des Cicero beschreiben wir, wie sich Albig zu einer Flüchtlingspolitik entschloss, die sich nicht nur rhetorisch von der seiner Länderkollegen unterscheidet.

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