- Cicero Podcast Gesellschaft – „Jede Ideologie ist der Tod der Freiheit“
Was bleibt, wenn die Religion verschwindet? Der katholische Bischof Heiner Wilmer diskutiert mit dem Publizisten und Dramaturgen Bernd Stegemann über die letzten Dinge und aktuelle Probleme. Haben Glaube und Gott in einer aufgeklärten Gesellschaft noch einen Platz?
Der Theologe streitet mit dem Theaterwissenschaftler über die Rolle der Kirchen in den aktuellen politischen Krisen. Was bewirken Äußerungen der Bischöfe und was nicht? Und wie sieht es mit der Nächstenliebe gegenüber AfD-Anhängern aus? Bischof Wilmer warnt vor Verharmlosung. Die Dinge müssten beim Namen genannt werden; vieles, was da geäußert werde, sei einfach gruselig, so Heiner Wilmer. „Jede Ideologie ist der Tod der Freiheit.“
Bernd Stegemann mahnt die Kirchen, sich wieder um das Zentrum des Glaubens zu sorgen. In der Gesellschaft würden die übrig gebliebenen Glaubenspartikel ein Eigenleben führen, das sei gefährlich. Der entscheidende Fehler der Debatten, etwa in der Corona-Zeit, sei der Rigorismus, so Stegemann. Da haben die Kirchen zu wenig mäßigend eingegriffen, meint er.
Polarisierte Debatten, Kulturkämpfe um Identitätspolitik – muss die Kirche nicht zwischen Gut und Böse unterscheiden? Zu viel Politisierung des Glaubens sei der falsche Weg, entgegnet Heiner Wilmer. Bischöfe seien nicht die besseren Politiker. Es gebe ein Missverständnis, sagt der Bischof: „Im Zentrum des Evangeliums steht nicht Moral, sondern im Zentrum steht Erlösung.“
Zu der Debatte ist von Stegemann aktuell folgendes Buch erschienen: Was vom Glauben bleibt. Auswege aus der atheistischen Apokalypse (Klett-Cotta). Heiner Wilmer hat in diesem Herbst folgenden Band veröffentlicht: Herzschlag: Etty Hillesum. Eine Begegnung (Verlag Herder).
Das Gespräch wurde am 16. Oktober 2024 aufgezeichnet.
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Jeder Politiker vertritt fanatisch und machtbesessen seine Ideologie/Weltanschauung.
Er ist also selbst sein eigener Totengräber, der den Tod der Freiheit organisiert und somit keine Demokratie ermöglicht.
das Menschen an etwas glauben, und sei es die christliche Religion oder andere (den demagogischen Islamismus scheide ich aus).
"Die verfallenden Altäre sind von Dämonen bewohnt" heisst es bei Ernst Jünger. Das Zurückdrängen der Religion schafft nicht nur ein Vakuum, es gint auch Freiraum für irrationale weltanschauliche Ideologien. Die Religion verschafft den Menschen nicht nur einen Gemeinsinn und eine gewisse Geborgenheit (die Wärme der Herde), sondern vermittelt auch moralische Standards, die immer mehr verblassen zu Gunsten eines rücksichtslosen, materialistischen Individualismus.
Ich würde also niemals versuchen, andere von meinem Atheismus zu überzeugen. Ich erwarte aber auch, dass man mich mit Bekehrungsversuchen in Ruhe lässt.