- Vergesst den Wirkungsgrad!
Die 200 Jahre alte Erkenntnis über den thermodynamischen Wirkungsgrad bleibt zwar zentral für die Entwicklung von Energiespeichertechnologien – sie ist aber kein Argument in energiepolitischen Debatten: Der Wirkungsgrad ist für die Marktwirtschaft bedeutungslos.
„Viel Erfolg für Ihre Veranstaltung in Stuttgart!“ Das rief Olivier Carnot im September 2024 den Teilnehmern des Jubiläumskolloquiums „Von der Dampfmaschine zur Carnot-Batterie – 200 Jahre Carnotscher Wirkungsgrad“ in seiner Videobotschaft zu. Olivier Carnot ist Ur-Ur-Ur-Urenkel von Lazare Carnot, Kriegsminister unter Napoleon Bonaparte, und Ur-Ur-Urenkel von dessen Sohn Sadi Carnot (1796–1832), dem Begründer der Thermodynamik. Der Carnot-Nachfahre residiert im Schloss seiner Vorfahren in Presles bei Paris. Dort pflegt er gemeinsam mit seiner Frau Alix das Erbe seiner prominenten Familie.
Das Carnot-Jubiläum sollte nicht nur dem historischen Rückblick dienen. Es sollte vor allem ein Anlass sein, vor thermodynamischem Populismus zu warnen, also falschen politischen Entscheidungen.
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Als Physiker muss man sich über diesen Artikel schon sehr wundern. Es ist trivial, daß letztendlich Kosten über Technologien und Verfahren entscheiden. Aber zu behaupten der Wirkungsgrad spiele dabei keine Rolle ist schon merkwürdig. Wäre der Wirkungsgrad eines Verbrenners bei 90% bräuchten wir nur 1/3 des Kraftstoffes und wir würden gar nicht über Alternativen reden. Umgekehrt wäre der Wirkungsgrad 10% bräuchten wir 3 mal soviel Kraftstoff und vielen könnten sich ein herkömmliches Auto gar nicht mehr leisten. Auch das Kerosin Beispiel ist sehr schräg. Der springende Punkt beim physikalischen Wirkungsgrad ist doch, daß er unabhängig von der Wärmequelle ist. Selbstverständlich tragen andere Faktoren wie Verfügbarkeit, Aufwendigkeit der Produktion, notwendige Energie etc bei, aber bei notwendiger Energie sind wir wieder bei Fragen, die mit Wirkungsgrad oder Leistungszahl zu tun haben. Wie kann verantwortlich diesen Aspekt bei Machbarkeit und Kosten von Technologie ignorieren?
Und dabei können die Rechenkünstler im Wirtschafts- & Energieministerium rechnen wie sie wollen, der Preis ist immer das Entscheidende wenn der Endverbraucher in der Lage ist, das im Verhältnis zur Leistung zu setzen. Und das, ist nicht nur auf dem Gebiet der Energie so sondern zieht sich durch alle Lebensbereiche.
Mit besten Grüßen aus der Erfurter Republik
ist gerade Wirkungsgrad und Leistungszahl ein wesentliches Argument gegen viele Dinge in der sogenannten Energiewende. Welchen Sinn macht Wärmepumpen zu installieren wenn die dafür benötigte elektrische Energie gerade im Winter mit fossilen Brennstoffen hergestellt wird. Bei der Verbrennung von Gas verlieren wir 2/3 der Energie und gewinnen etwa dieselbe Menge mit der Wärmepumpe zurück. Dann kann man genauso effizient und mit weniger Kosten direkt mit Gas heizen. Man sieht also unmittelbar, daß der ganze Murks mit Wärmepumpen heute und wohl auch in 10 Jahren keinen Sinn macht!
gesellschaftlichen Aufwand einer Technik." zitat ende. was für ein brillianter artikel. herr thess bringt hier so ziemlich alles genau auf den punkt. und dies in einer schon sehr beeindruckenden virtuosität in der deutschen sprache. hinzu kommt, dass dieser mann ganz offensichtlich deutschland noch nicht verlassen/aufgegeben hat, sondern noch in stuttgart lebt. wieder einer auf der liste derjenigen, deren meinung man in zukunft auf dem zettel haben sollte.
vielen dank dafür, hochverehrtes team des cicero!
herzliche grüße!
ist ein bisschen simpel. Der Wirkungsgrad physikalisch -chemischer Prozesse, bestimmt deren finanzielle Kosten. Selbst klimaneutrales Kerosin würde, nahezu kostenlose Grundstoffe vorausgesetzt (z.B. Grünschnitt), einen erheblichen Energieaufwand zur Herstellung benötigen, der in die Kosten einfließt.
Der Carnotprozess ist ja nur ein Vergleichsprozess innerhalb der Thermodynamik.
Entscheidend ist die Effizienz, mit dem geringsten Aufwand das bestmögliche Ergebnis zu erwirtschaften.
Die uferlose Kapitalvermehrung nur ist Selbstzweck der Macht und führt in die Zerstörung.
Ich meine, Nein! Denn 1. sind in aller Regel Wirkungsgrad und Kosten nicht entkoppelt, dh da wo der Wirkungsgrad hoch ist sind in vielen Fällen auch die Kosten niedriger - aber nicht in allen. Und 2. dürfte der CO2-Ausstoß und die Umweltbelastung überall dort höher ausfallen, wo der Wirkungsgrad niedriger ausfällt. Aber natürlich geben im Endeffekt die Kosten den Ausschlag, zumal wenn die Umweltschäden sinnvoll berücksichtigt und eingepreist wurden.
von eingebrachter zu ausgehender Energie, das sollte der grüne Herr Professor wissen. Wenn man Energie umwandelt, z.B. von elektrischer zu kinetischer, oder auch umgekehrt, wird es unvermeidbare Verluste geben. Das kann auch eine grüne Ideologie nicht aus der Welt schaffen.
Wenn eine zentralisierte Instanz wie die EU alleine über die Fördervergabe entscheiden sollte (ist das so?) und dabei das falsche Kriterium zum Maßstab macht, ist dann nicht die Konkurrenz zwischen den politischen Einheiten das beste Mittel dagegen? So war es doch beim wirtschaftlichen Aufstieg Europas im MIttelalter.