Ein Paar neben ihrem behelfsmäßigen Zelt an der Küste von Beirut / picture alliance

Debatte über den Nahost-Konflikt - Freund und Feind

Schläge oder Gegenschläge werden bejubelt, menschliches Leid als Randnotiz behandelt: Die deutsche Nahost-Debatte scheint genauso außer Kontrolle zu sein wie der Nahe Osten selbst. Ist da noch Platz für Grautöne?

Autoreninfo

Ben Krischke ist Leiter Digitales bei Cicero, Mit-Herausgeber des Buches „Die Wokeness-Illusion“ und Mit-Autor des Buches „Der Selbstbetrug“ (Verlag Herder). Er lebt in München. 

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An der Küste von Beirut steht ein behelfsmäßiges Zelt. Es ist schwarz und grau. Daneben steht ein Paar. Die Frau trägt einen schwarzen Hijab, die Sonnenstrahlen fallen nur auf ihr Gesicht. Der Mann trägt ein weißes T-Shirt, kurze Hose, Vollbart. Erster Szenenwechsel: Ein älterer Mann sitzt auf einem Bürgersteig in Beirut. Neben ihm schläft seine Enkelin unter einem Moskitonetz. Der Mann ist geflohen vor den israelischen Luftangriffen auf den Libanon. Jetzt blickt er fragend in die Kamera. 

Zweiter Szenenwechsel: Am Rande einer Autobahn zwischen Tel Aviv und Jerusalem steht eine Frau. Ihre Arme hat sie fest um drei Mädchen gelegt, wahrscheinlich ihre Töchter. An eine dicke Mauer gedrückt warten sie gemeinsam einen iranischen Luftangriff ab. Die Töchter haben Angst. Dritter Szenenwechsel: Ein junger Mann räumt vor einer Gaststätte im Norden von Tel Aviv auf. Eine iranische Rakete hat die Scheibe bersten lassen. Was davon übrig blieb, liegt jetzt verstreut herum. Auch auf den weißen Tischtüchern. Ein Scherbenhaufen. 

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Walter Bühler | Do., 3. Oktober 2024 - 17:46

Ein sehr alte, sehr ungerechte Geschichte in der Menschheit, die sich leider immer noch wiederholt.

Wir als Zuschauer haben keinen besonderen eigenen Verdienst, dass wir (noch) vom Krieg verschont worden sind, und die hilflosen Opfer, die im Kriege leiden, sind in der Regel daran auch nicht selbst schuld.

Und die unbarmherzigen Krieger, die das Töten möglichst effektiv organisieren - auch sie fühlen sich nicht schuldig.

Schuld ist immer der andere, der Feind. Und jede Partei erwartet, dass der Zuschauer auf ihre Seite tritt und kämpft.

Liber Herr Krischke, die "Grautöne", die Sie vermissen, sind das erste Opfer eines ungehinderten Zwanges zur Parteilichkeit.

Ich habe das Gefühl, dass dieser unselige Zwang heute hauptsächlich über die Bilder ausgeübt wird, und zwar von der Partei, der es gelingt, die dramatischsten Bilder zu liefern. Das liegt in der Verantwortung der Medien.und der Journalisten.

Wie 1648 kommt es darauf an, die Feinde irgendwie dennoch an einen Tisch zu bringen.

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