Gesamtkunstwerk: Im Vordergrund das Geschirr aus dem Palast der Republik, im Hintergrund das Gemälde „Die rote Fahne – Kampf, Leid und Sieg“ von Willi Sitte / dpa

Ausstellung zum „Palast der Republik“ - Ostalgie auf Staatskosten

Eine neue Ausstellung im Berliner Humboldt-Forum widmet sich dem Gebäude der DDR-Volkskammer. Doch statt einer kritischen Rückschau bietet sie larmoyante Verklärung.

Autoreninfo

Hubertus Knabe arbeitet als Historiker an der Universität Würzburg, wo er über Mordanschläge des DDR-Staatssicherheitsdienstes forscht. Von 2000 bis 2018 war er wissenschaftlicher Direktor der Gedenkstätte im ehemaligen Stasi-Gefängnis Berlin-Hohenschönhausen.

So erreichen Sie Hubertus Knabe:

Viel Freundliches hatte der Volksmund nicht für den Klotz übrig, den die DDR-Führung 1976 direkt neben den Berliner Dom stellte: „Palazzo Prozzi“, „Erichs Lampenladen“ und „Ballast der Republik“, so nannten die Ostdeutschen das riesige Gebäude mit der goldbedampften Glasfassade und den kitschigen Kugellampen im Innern. Jahrhundertelang hatte an dieser Stelle das glanzvolle Schloss der brandenburgischen Kurfürsten und preußischen Könige gestanden – bis SED-Chef Walter Ulbricht es 1950 sprengen ließ, um Platz für Kundgebungen und Aufmärsche zu schaffen.  

23 Jahre später beschloss das Politbüro unter Erich Honecker, auf einem Teil der Fläche einen neuen Herrschaftssitz zu errichten: den sogenannten Palast der Republik. Der 180 Meter lange Bau, über dessen Eingang das Staatswappen der DDR prangte, war gleichsam das Herz des politischen Systems in Ostdeutschland. Hier tagte die Volkskammer, hier kam die SED zu ihren Parteitagen zusammen, hier jubelten die Jungfunktionäre der Freien Deutschen Jugend ihrer Führung zu. Für die weniger Privilegierten gab es Bars, Restaurants, Veranstaltungsräume und ein Theater, um eine, wie es in einem DDR-Ministerratsbeschluss hieß, „Heimstatt der sozialistischen Kultur, des Frohsinns und der Geselligkeit“ zu schaffen. Als sich nach dem Sturz der SED-Diktatur herausstellte, dass das Gebäude asbestverseucht war, wurde es geschlossen und später abgerissen.

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Robert Hans Stein | Mo., 24. Juni 2024 - 09:05

Ja, man begegnet ihr immer häufiger, und es ist zum Kotzen, diese Vergesslichkeit. Aber so ist der Mensch. Erst jubelten sie Jesus zu, dann seiner Kreuzigung. Ich möchte gar nicht wissen, wie hoch die Zahl derer ist, die sich die von ihnen einst verhasste DDR zurück wünschen. Um es klar zu sagen, mir fehlt dafür jedes Verständnis.
ABER: Gegen heutige Prestigeobjekte waren 750 Millionen Mark ein Taschengeld. Und an Wohnraumüberschuss leidet die BRD auch nicht gerade. Halb verfallene Häuser könnte man aufrechnen gegen unsere verfallende Infrastruktur. Und dass es Deutschlands Gesundheitswesen nich zum Besten steht, ist auch hinlänglich bekannt, von wegen lebenswichtige Medikamente und moderne medizinische Geräte. Es ist zumindest unvorsichtig angesichts der aktuellen Talfahrt der BRD, an die Defizite der DDR zu erinnern. Und es ist jedenfalls zweifelhaft, die Entwicklung unserer Gesellschaft noch weiter in Richtung sozialistisches Experiment zu treiben. MILEI HILF!!!

der sich "die einst verhaßte DDR" zurückwünschte. Es betraf immer nur Teilaspekte des "DDR-Lebens", die als brauchbar angesehen wurden.
Was bei der Kritik am "DDR-Unrechtsstaat" vielleicht zu kurz kommt, ist aus meiner Sicht der Umstand, dass es dort nicht so einfach war, "sein Geld für sich arbeiten zu lassen", wo doch diese Möglichkeit für mein Verständnis ein wichtiger Baustein der marktkonformen Demokratie ist. Auf diesem Gebiet dürfte die Politik des Hrn. Milei hilfreich sein. Vielleicht herrschen in Arg. bald wieder die idyllischen Zustände, wo sich 1 $ "Investition" mit ca. 4 $ rentiert (once upon the time in Latin America).
Sie haben die "halbverfallenen Häuser" aufgerechnet. Kann man diese auch herleiten, z.B. auf angloamer. Bombenangriffe auf DD, C und MD kurz vor Kriegsende? Natürl. wurden diese zur (ungefragten?) Unterstützung der "Roten Armee" geflogen, bzw. um die Stärke der Royal Navy zu zeigen. Mit deren absehbaren Zugehörigkeit zur SBZ hatte es nichts zu tun.

Als ehemaliger Leipziger kann ich versichern, dass das, was in den 70er und 80er Jahren verfiel, nach dem Krieg noch intakt war, also nicht infolge von Bombardierungen den Rest bekam. Es lag bekanntermaßen an einem verfehlten Ansatz, die Mieten konstant niedrig zu halten, auch, als absehbar wurde, dass nicht genug Mittel vorhanden waren, die fehlenden Mieteinnahmen zu substituieren. Der Fehler war eine Planwirtschaft, die stets von falschen Voraussetzungen ausging und auf Veränderungen nicht reagieren konnte (z.B. als die UdSSR in den 80ern den Preis für Erdöl auch für die DDR drastisch anhob.

dass die DDR ein verschi€&:ner, linksfaschistischer Unrechtsstaat war und immer bleiben wird. Und er klärt über die zunehmende Verharmlosung auf. Recht hat er.

Ernst-Günther Konrad | Mo., 24. Juni 2024 - 10:38

Die Politiker waren nicht in der Lage die Nazizeit nachhaltig aufzuarbeiten, aus dieser Geschichte zu lernen und wir sind es offenkundig auch nicht die DDR-Zeit betreffend. Die einen wollen nicht, aus den unterschiedlichsten Motiven heraus und die anderen können nicht, weil sie glauben, wir leben im hier und jetzt, das ist alles rum, schon lange her, schauen wir in die Zukunft. Stattdessen neigen wir Deutschen dazu, entweder eine Zeit zu verklären oder komplett "neu" zu definieren, zu erklären, dem Bürger vorzuschreiben, wie er zu erinnern und wie er die jeweilige Zeit zu bewerten hat. Ich lese immer mit großen Interesse die Kommentare unsere Mitteldeutsche Landsleute hier im Forum, die aus eigenem Erleben berichten können und die bedauerlicherweise Erfahrungen haben, auf die sie selbst auch gerne verzichtet hätten. Deshalb höre und sehe ich genau hin, wenn die Menschen aus dieser Zeit berichten. Denn wer war näher dran, hat es persönlich erlebt und muss uns jetzt retten? Der "Ossi".

Thorwald Franke | Mo., 24. Juni 2024 - 11:44

Das Berliner Schloss wiederzuerrichten war sicher eine gute Entscheidung, gezielt auch um das Unrecht der DDR nicht triumphieren zu lassen. Die Sache klemmt aber an einem ganz anderen Ende: Das Schloss wird jetzt als Multikulti-Museum aufgezogen, damit niemand auf die Idee kommt, hier ginge es um die Nation. Aber um die müsste es gehen. Sonst ist es nicht Fisch nicht Fleisch.

Wenn ich nach London gehe und dort in den Buckingham Palace oder in den Tower, dann will ich dort doch auch nicht die "Kulturen der Welt" sehen, sondern eben britische Monarchie und Geschichte erleben. Was denn sonst?

Jedenfalls könnten sich viele Ostdeutsche mit einem nationalen Monument anstelle des Palastes der Republik sehr viel eher befreunden, als mit einem Weltkulturenmuseum.

Zudem steht das Berliner Schloss für Preußen. Preußen darf aber immer noch nicht wieder existieren. Was Bayern, Badener und Hessen dürfen, dürfen Ostler immer noch nicht. Komisch, nicht?

THC Lemonade | Mo., 24. Juni 2024 - 12:19

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Detlef Beck | Mo., 24. Juni 2024 - 13:08

sind die allein seeligmachenden DDR-Erklärer. Da kann Erstgenannter den seine Sicht nicht teilenden Ostdeutschen" larmoyante Verklärung" unterstellen, genauso wie er unterstellt, dass DIE OSTDEUTSCHEN das riesige Gebäude so und so nannten. Ich dürfte nicht der einzige "Ostdeutsche" sein, der keinesfalls mit den o.G. über die "DDR" reden würde und der seine "Stasi-Akte" nicht gezogen hat.
Ich hatte einst einen Arbeitskollegen, der in einer "Blockpartei" organisiert war, die dann mehr oder weniger von der FDP "übernommen" wurde, wie er mir bei einem zufälligen Treffen erzählte. "Ich bin vor kurzem ausgetreten. Die ganzen Wendehälse waren mir zuwider."
Es waren nicht nur Hr. Johannson & Co., deren Aktionen zur friedlichen Rev. führten.
Ist es eigentlich schon larmoyant Verklärung, wenn z.B. das BVerwG DDR-Enteignungs- bzw. Entschädigungsgesetze für zumindest soweit rechtsstaatskonform erklärte, dass diesbezgl. DDR-Verwaltungsakte keine Ansprüche nach dem VermG auslösen?

Helmut Bachmann | Mo., 24. Juni 2024 - 13:24

jetzt eine Opposition, die diesen neuen Skandal, den diese Roth zu verantworten hat, anspricht. Jedoch muss die CDU ja auf zukünftige Koalitionspartner Rücksicht nehmen. Und das werden nunmal Parteien aus dem Demokratieblock sein. Und dazu gehört sogar die ehemalige SED.

RichardCaf | Mo., 24. Juni 2024 - 13:37

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Andreas Braun | Mo., 24. Juni 2024 - 14:10

Mir fällt H. Knabe seit Jahren dadurch negativ auf, dass er keine Gelegenheit ausläßt, mit typisch westdeutscher Selbstüberhöhung die Biografien der ehemaligen DDR-Bürger durch den Kakao zu ziehen. Dieser stets mitschwingende Vorwurf Knabes, dass es da welche gab, die einfach nur ihr Leben leben wollten, ohne sich stets und überall mit dem Staat und seinen Organen anzulegen, geht mir schlicht auf die Nerven. Sehr viele waren damals stolz darauf, dass das kleine Land, mit all seinen Fehlern und Schwächen, unter schwierigen Bedingungen in der Lage war, sich eines der modernsten Gebäude der Welt hinzustellen. Denn das war der Palast zur Zeit seiner Eröffnung. Das und nur das zeigt diese Ausstellung. Die Erinnerung der Menschen als Verklärung zu verunglimpfen, ist ungehörig. Es gab die DDR und in ihr wurde gelebt und geliebt, gar nicht soviel anders als im Westen. Akzeptieren Sie das endlich, Herr Knabe!

dass ihre Diktatur nicht mehr existiert. Haben sie damals gut verdient und heute nicht mehr, oder woher kommt die Verbitterung? Ihre Agitation gegen Herrn Knabe ist durchschaubar und peinlich. Entweder sie möchten den Unrechtsstaat auch verharmlosen, oder sie können nicht zwischen ihrer Lebenserfahrung und ihrem Staat differenzieren. Stockholmsyndrom vielleicht.

auf dieser Ebene gebe ich ihnen vollkommen Recht
weil

der Müll der Gesellschaft immer oben schwimmt, egal welches System
oder welche Flagge/Partei

& die wahren wirklichen Verantwortlichen
egal ob 1933 oder 1989
hatten solche extreme Wendehälse
das diese wieder die Hoch-Verantwortliche Offiziers-Laufbahn nahmen
ohne rot zu werden & 1991 konnten ein paar Stasioffizier
enttarnt werden

& d WESTEN🙈🙉🙊😭

während die, die einen aufrechten Gang inne hatten
wie z.B. ein Herr Johannsen
die kamen aufs Abstellgleis

oder wie ein Großteil von ihnen
als gebrochene Menschen ihr Leben friste
ohne gesellschaftliche Anerkennung/Posten/Auszeichnungen
oder mit Bühne & kaiserlichen Honorar wie der ÖRR
oder wie BP Gauck

NEIN, ich bin bewusst wie mein Vater 1990 NICHT in die Politik gegangen
denn dort erlebte ich die 1 UNGEREIMHEITEN
das ausgerechnet sich die STARK machten
die in der Kirche die Mahner/Relativierer/Juristen waren
die man schon immer beargwöhnt hatte

Fmp. der 09.11.1989 ein abgekartetes Spiel

... mir geht´s genauso wie Ihnen: der Herr Knabe scheint auch mir zu den im "neuen Deutschland" (witzig, diese allerdings kleingeschriebene Analogie!) stets willkommenen DDR-Bashern zu gehören, die das weitgehend normale Leben für ziemlich weitgehend viele Normalbürger m/w (d gab´s da noch nicht!) einfach ausblenden. Alles andere ist ja hinlänglich bekannt.
Und was mir viele im Lauf der Jahrzehnte lieb gewordene Bekannte in den Neuen Bundesländern sagen, ist, dass sie einen "richtigen" Sozialismus ohne SED-Apparatschiks und Stasi, aber mit Reisefreiheit wollten.
Dass aber die Idee des Sozialismus selbst auf Langzeit so realitätsfern ist wie die grün-linken Wolkenkuckucksheime "bei uns", ist für sie allerdings so schwierig einzusehen wie für die Grün-Linken das Fatale ihrer Heilsideen.

Ronald Lehmann | Mo., 24. Juni 2024 - 16:37

Unseren Hygiene-Museum Dresden ist auch eine Stätte der Verharmlosung, Relativierung & Retuschierens des DDR-ZEITGEISTES geworden

was man bei den jungen Generationen explizit hören & erleben kann

> das Reziproke der Oppositions-Anschauungen

schlechtes wird werggelassen & erst gar nicht erwähnt, dafür wird das positive des sozialistischen Gedanken & die schöne Landschaft von Nord-Korea gepriesen & gehuldigt

PS => & deswegen bin ich mir nicht sicher
ob wie bei der Wieder-Vereinigung

Putin & der UA-Krieg mit unter der Decke von USA/Europa & des neuen Zeitgeistes steckt
damit Deutschland endlich verreckt

Politik ist & bleibt eine Kloake allen Übels