Litauische Soldaten stehen zum Hissen der Nato-Flagge bereit / dpa

75 Jahre Bündnissolidarität - Die Nato und die Tücken ihrer Selbstdarstellung

Zahlreiche PR-Strategen versuchten bereits, die Bedeutung der Nato propagandistisch zu unterstreichen. Dabei gab es in den vergangenen 75 Jahren allerlei Fettnäpfchen und Skurrilitäten zu bestaunen.

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Michael Rühle arbeitete über 30 Jahre im Internationalen Stab der Nato, unter anderem in den Bereichen Politische Planung und Reden, Energie- und Klimasicherheit sowie hybride Bedrohungen.

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Bei der Unterzeichnung des Washingtoner Vertrages am 4. April 1949 spielte die Kapelle des State Department als Ehrerbietung an die First Lady, Bess Truman, ein Medley aus George Gershwins Musical „Porgy and Bess“. Für manche Zuhörer wirkten Titel wie „I got plenty of nothin’“ und „It ain’t necessarily so“ wie ein ironischer Kommentar auf die vermutlich geringe Lebenserwartung des soeben gegründeten transatlantischen Bündnisses.

Doch die Nato ist, um Mark Twains Urteil über die Musik Richard Wagners zu bemühen, „nicht so schlecht, wie sie klingt“. Das Bündnis, das inzwischen seinen 75. Geburtstag feiern kann, hat die Skeptiker stets eines Besseren belehrt. Es hat nicht nur zahlreiche Krisen überstanden, sondern auch die Zahl seiner Mitglieder seit der Gründung von zwölf auf demnächst 32 Staaten beinahe verdreifacht. Eigentlich keine schlechte Bilanz. Dennoch lebt das Bündnis stets mit der Sorge, es könne seine Relevanz einbüßen.

Die Gründe hierfür sind zahlreich. So neigt die „strategic community“ in den USA häufig dazu, jede ihrer Ideen zur Zukunft der Nato als entscheidenden Schritt gegen die andernfalls drohende „Irrelevanz“ des Bündnisses anzupreisen. Politikwissenschaftler und Historiker wiederum beschreiben das Bündnis allzu oft als eine Allianz in der Krise: eine nur mühsam zusammengehaltene Zweckgemeinschaft, die schon bald auseinanderfallen wird. Große Teile der Presse schließlich verspüren ebenfalls den Drang, der Nato bei jeder internen Streitigkeit das Attribut „irrelevant“ anzuheften.

Hoagland riet dem Bündnis zu mehr Gelassenheit

Niemand hat dieses Ritual besser – und ironischer – beschrieben als Jim Hoagland, einer der Altmeister des transatlantischen Journalismus. Kurz vor dem kontroversen Irak-Krieg riet der dem Bündnis zur Gelassenheit: Immer, wenn man in der Washington Post gerade keine besonderen Neuigkeiten zu vermelden hätte, publiziere man halt ein Stück über die Krise der Nato. Für Hoagland stand der strategische Wert des Bündnisses nie in Frage – und heute, da Russland seinen revanchistischen Impulsen freien Lauf lässt, dürfte die Notwendigkeit einer transatlantischen Sicherheitsgemeinschaft erst recht nicht angezweifelt werden.

Die Gelassenheit, die Hoagland einst forderte, wird man innerhalb des Nato-Hauptquartiers allerdings kaum finden. Dort sieht man sich in einem ständigen Kampf um das Wohlwollen der öffentlichen Meinung. Entsprechend groß ist die Versuchung, das Bündnis durch die Zurschaustellung eines fast schon pathologischen Optimismus zu „verkaufen“. Doch dieser Versuch gelingt nicht immer. In ihrem Bemühen, sich als Ritter in schimmernder Rüstung zu präsentieren, ist die Nato immer wieder ins propagandistische Fettnäpfchen getreten.

So war die Auswahl unpassender Musikstücke nicht auf die Gründungszeremonie vor 75 Jahren beschränkt. Zum zehnten Geburtstag der Allianz im April 1959 trällerte Bing Crosby seinen „Nato Song“, in dem er mit schwülstigem Pathos das transatlantische Bündnis pries. Und 2004, als die Allianz sieben neue Mitglieder aus Mittel- und Osteuropa willkommen heißen konnte, vernahmen die Teilnehmer des Festaktes das Thema aus dem Film „Titanic.“ Lediglich die 1989 von einem Luxemburger Offizier verfasste „Nato-Hymne“ geriet zu einem Stück, für das man sich nicht fremdschämen musste.

Zeit der „soften“ Selbstdarstellung ist vorbei

Zu den akustischen Eigentümlichkeiten gesellten sich visuelle. Wer gegen Ende der 80er Jahre das Brüsseler Nato-Hauptquartier besuchte, kam in den Genuss eines Werbefilms, der die Bedeutung der Allianz optisch nahebringen sollte. Der Film zeigte Soldaten, Panzer, Kriegsschiffe und Kampfflugzeuge, und die markante Stimme des Erzählers stammte von „Ben-Hur“-Darsteller Charlton Heston. Die Nato, so die klare Botschaft, war ein militärisches Bollwerk des freien Westens gegen die sowjetische Bedrohung. Da stimmte einfach alles.

Doch dann endete der Kalte Krieg, und die Nato-Videos zeigten plötzlich keine Soldaten oder Waffen mehr. Stattdessen versuchten sie den Eindruck zu erwecken, eine neue europäische Friedensordnung sei in erster Linie eine Frage des ausgiebigen Händeschüttelns von Diplomaten. Die kernige Stimme von Charlton Heston wurde durch das näselnde Timbre eines britischen Nato-Mitarbeiters ersetzt. Und in den Schlussbildern des Films war kein stolzer Flugzeugträgerverband mehr zu sehen, sondern Tauben, die von der Spanischen Treppe in den blauen Himmel über Rom aufstiegen. Zumindest in ihrer visuellen Selbstdarstellung hatte sich die Nato gründlich entmilitarisiert.

 

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Inzwischen haben sich die Zeiten wieder geändert – und ebenso die Videos der Nato. Seit der russischen Annexion der Krim 2014 schämt man sich nicht mehr, den militärischen Charakter der Nato hervorzukehren. Die propagandistische Dürreperiode, in der die Nato aus purer Verzweiflung sogar den Top-Werbestrategen eines amerikanischen Softdrink-Produzenten anheuerte, um das „Branding“ des Bündnisses mittels eines „transformativen Narrativs“ aufzufrischen, ist vorbei. „Soft“ war gestern. 

Mit dynamischen Filmaufnahmen von Soldaten und schwerem militärischem Gerät wird heute die Entschlossenheit der Allianz signalisiert, die Sicherheit der fast einer Milliarde Bürger ihrer bald 32 Mitgliedstaaten zu garantieren. Die in den Bildern suggerierte Verteidigungsbereitschaft wird verstärkt durch martialische Rhetorik, der zufolge man „jeden Zentimeter“ des Nato-Territoriums verteidigen werde. Nimm das, Putin!

Zurschaustellung von militärischem Gerät

Die Zurschaustellung von militärischem Gerät hat allerdings nicht immer den gewünschten Erfolg. Beim Gipfel von Wales 2014 hatte man versucht, durch das Aufstellen eines Kampfjets vor dem Tagungshotel die militärische Dimension der Nato zu unterstreichen. Doch statt des erhofften Hauchs von „Top Gun“ gab es einen Rohrkrepierer. Die Presse machte sich sofort über die Tatsache lustig, dass es sich lediglich um ein großes Plastikmodell handele – ein echtes Flugzeug hätte ob seines hohen Gewichts einen zu tiefen Abdruck in dem gepflegten englischen Golfparcours hinterlassen! Und – wie wir von Donald Trump wissen – ist Golf nun einmal wichtiger als die Nato.

Ein harmloseres Beispiel des schlechten Geschmacks war „Alliantis“, ein lebensgroßes weißes Plastikpferd, dem man statt eines stolzen Schweifs lediglich ein Stummelschwänzchen gegönnt hatte. Die Skulptur war 2005 für einen Wettbewerb zum 175. Geburtstag Belgiens entstanden und hatte seinem Schöpfer sogar einen Preis eingebracht. Der Name des Pferds sollte nach „Allianz“ klingen, aber warum ein transatlantisches Verteidigungsbündnis ausgerechnet durch ein Pferd symbolisiert werden sollte, blieb ein Rätsel. 

In ihrer Rede anlässlich der feierlichen Enthüllung von „Alliantis“ hatte Janine de Hoop Scheffer, die Gattin des damaligen Nato-Generalsekretärs, sichtlich Mühe, der skurrilen Veranstaltung wenigstens einen Anschein von Logik zu verleihen. Die Nato, so Madame de Hoop Scheffer, habe viel mit Pferden gemein, nämlich Stärke, Verlässlichkeit und Anpassungsfähigkeit. Wirklich überzeugend klang das nicht. Um den maritimen Charakter des Bündnisses zu unterstreichen, wäre ein Seepferdchen definitiv die bessere Wahl gewesen.

Vorläufiger visueller Tiefpunkt

Ihren vorläufigen visuellen Tiefpunkt erreichte die Nato bei ihrem Gipfel 2021 in Brüssel. In der „Agora“, der ebenso riesigen wie düsteren Halle im Zentrum des Nato-Hauptquartiers, hatte man einen mehrere Meter hohen schwarzen Quader errichtet, auf den man Bilder und Videos projizieren konnte. Die Ähnlichkeit mit dem Monolithen in Stanley Kubricks Science-Fiction-Klassiker „2001 – Odyssee im Weltraum“ war für jeden erkennbar. 

Beim obligatorischen Gruppenfoto wurden die Staats- und Regierungschefs aufgrund des notwendigen Covid-Abstandes zu genau festgelegten, weit auseinander liegenden Markierungen entlang des Monolithen dirigiert. Doch das Ergebnis glich eher einem Treffen von Ufo-Anhängern, die in der Dämmerung auf die Ankunft des lang ersehnten Raumschiffs warteten – ein Bild, das auch heute noch bei vielen Betrachtern peinliche Betroffenheit auslösen dürfte. Erneut war die Nato bei ihrem Versuch, sich selbst visuell zu inszenieren, gescheitert.

Nato wird auch eine zweite Trump-Amtszeit überstehen

Der Ufo-Monolith wird nicht der letzte visuelle Fehlgriff der Nato gewesen sein. Doch die Nato wird auch künftige propagandistische Verirrungen aushalten. Viele, die über die Nato schreiben, werden zwar auch weiterhin den Fehler begehen, jede legitime und notwendige Diskussion über den Kurs der Allianz zur Existenzfrage hochzuspielen. 

Dies wird jedoch nichts an der Tatsache ändern, dass kein Nato-Mitglied dem Bündnis den Rücken kehren will – auch nicht das oft eigensinnige Frankreich oder die immer wieder schwierige Türkei. Alle Nato-Mitglieder schätzen die Allianz – nicht nur, weil sie das militärische Engagement der Vereinigten Staaten in Europa sicherstellt, sondern auch, weil der permanente Abstimmungsprozess im Bündnis genau die politische Berechenbarkeit zwischen den Mitgliedern schafft, die kein Staat missen will.

Die Nato wird deshalb auch eine zweite Amtszeit von Donald Trump überstehen. Schließlich hat sie sogar die drei „viralen Videos“ überstanden, die man zum 60. Geburtstag des Bündnisses 2009 in Auftrag gegeben hatte. Der Einwand, es sei unmöglich, ein virales Video zu produzieren, da ausschließlich das Publikum per Mausklick entscheide, ob ein Video populär werden würde, verfing damals nicht. Die Videos seien so gut gelungen, dass sie einfach viral gehen müssten. 

Das Resultat? Drei verwirrende 45-Sekunden Spots, die keine nachvollziehbare „message“ transportierten. Selbst nach mehreren Wochen kamen kaum mehr als 4000 Klicks zusammen – was wohl nicht zufällig der Zahl der Mitarbeiter im Nato-Hauptquartier entsprach. Die für viel Geld produzierten Videos verschwanden in der Versenkung. Sie waren einfach irrelevant. Die Nato ist es nicht – weshalb sie noch lange Bestand haben dürfte. 

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Jens Böhme | Do., 4. April 2024 - 08:16

Ein Militärbündnis anhand schräger Musik und Skulpturen zu skizzieren, ist lustig.

Gerhard Lenz | Do., 4. April 2024 - 08:34

wie sie klingt. In der Tat. Sie wird keinen Schönheitswettbewerb gewinnen, den braucht sie auch nicht. Sie muss auch gar keine Werbung für sich machen: Das übernimmt schon der Kriegsverbrecher Putin.

Es gab Zeiten, in denen sich viele fragten, ob man eine NATO überhaupt noch brauche. Hätte Boris Jelzin - vielleicht war er gerade in einem seiner häufigen Rauschzustände - nicht einen verlogenen, kleinen KGB-Spitzel dazu auserkoren, Russlands Geschicke zu lenken, sähe die Welt vielleicht anders aus.
Es ist müßig zu spekulieren, wie taktisch oder ehrlich Putins freundliche Worte zu Beginn seiner Amtszeit waren. Daheim hat er im Umgang mit der Opposition bereits sehr schnell gezeigt, was für ein Lump er ist. Zu viele haben das einfach ignoriert.
Es ist beispielhaft, dass die ehemaligen Sowjet-Verbündeten im Osten Europas gar nicht schnell genug der NATO beitreten konnten. Heute darf man vermuten, dass Putins Kriegsmaschine schon weiter nach Westen unterwegs wäre - ohne NATO.

Man darf auch vermuten, dass Ihre Vermutungen viele Umstände ausblenden. Selbst wenn dies durch ausschließl. Informationquelle ÖRR erklärbar sein könnte, so kann man bei "ihm" durchaus Beiträge finden, die zu komplexeren Überlegungen anregen, als ich bei Ihnen vermute. Manchmal einfach dadurch, dass "Informationen" aus milit. Sicht erhebliche Zweifel aufwerfen oder auch durch "Nichterwähnung", obwohl andere Quellen glaubwürdig berichten .
Ich möchte Sie hier nur mit einer Äußerung des US-Ministers Austin auf dem kürzlichen "Rammstein-Treffen" behelligen: "Eine Niederlage der UA würde die Verteidigungsfähigkeit der USA beeinträchtigen" (in etwa in den heute-Nachrichten). Darf ich vermuten, dass in Ihrer "regelbasierten Anschauung" der RF nicht zusteht, ihre Verteidigungsfähigkeit durch eine NATO-Mitgliedschaft der UA beeinträchtigt zu sehen? Leider schwärmen nicht alle auf dieser Welt, vielleicht aus histor. Erfahrung, von der "Friedfertigkeit" der NATO/insbes. der USA. Vermutbar?

Ich vermute noch was, Herr Beck: Sie hoffen, ich werde mich beim Lesen Ihres Schriebs totlachen!
Wie originell: die Informationsquelle ÖRR ist schuld! Wie gut, dass es "Aufklärer" wie Sie hier gibt. Die, wenn auch dieses Mal eher verkrampft-erbärmlich, nicht müde werden, Putin wenigstens einen Teil seiner Schuld "wegzuschreiben".
Wie abgedroschen.

Ich nehme Sie für einem Moment ernst, und das dürfen Sie als äußerst großzügig werten. Tatsächlich hat Austin folgendes gesagt:

"Auf dem Spiel stehe „unsere gemeinsame Sicherheit, die europäische Sicherheit und die globale Sicherheit... Putin wird nicht bei der Ukraine Halt machen... Das Überleben der Ukraine steht auf dem Spiel, und unsere gesamte Sicherheit steht auf dem Spiel.“

Sie dagegen basteln daraus - mal wieder - irgendwelche albernen Andeutungen, die, weitergesponnen, Putin als in die Ecke gedrängtes Opfer darstellen sollen, der gar keine andere Wahl hatte, als "mordend und plündernd" in die Ukraine einzufallen.

Ach ja...AfDler...

Sie, der den Grossen Lenz mit nicht verdienter Namensgleichheit mit Ihrer selbstermächtigten gnadenlosen Besserwisserei in den Dreck ziehen, sind der Grund, warum wir, die in Deutschland lebenden Ausländer, bei gewissen zur Maßlosigkeit neigenden Deutschen - immer wieder aufs Neue ein ungutes Bauchgefühl verspüren … . Es ist dieser Grundton - einer Kaserne - der keinen Widerspruch duldet, keine Diskussion, der Ton eines kalten Legitimierten, von Gottes Gnaden - eines Auserwählten - Gläubigen, - der nach dem sich ankündigenden Zusammenbruch seines Gedankengebäudes, - zeitverzögert evolutionär den neuen ideologischen Begebenheiten - wieder mal - mit vollster Inbrunst - anbiedern wird.
Or is that just my paranoia as the grandson of survivors …

Dietmar Philipp | Do., 4. April 2024 - 08:59

Jetzt will Stoltenberg die Nato umwandeln in kein transatlantisches sondern in ein europäisches Bündnis, was dann alle Funktionen übernimmt und vollständig von den Europäern finanziert wird. Auch hier finden wir kompetente Persönlichkeiten wieder, die nur noch Müll produzieren für den Machterhalt.

Norbert Heyer | Do., 4. April 2024 - 09:23

Uns wurde die NATO immer als Verteidigungspakt verkauft, die USA agierten aber immer im Angriffsmodus. Überall und immer, wo sie ihre geostrategische Dominanz in Gefahr sahen, marschierten sie ein, verwüsteten das entsprechende Land und zogen sich zurück, wenn sie das Interesse verloren hatten. Für die Aufräum- und Wiederaufbauarbeiten waren die EU-Staaten dann zuständig. Den Ukraine-Krieg haben die USA durch ständige Provokationen ausgelöst und jetzt, in dieser verfahrenen Situation, seist wieder einmal die EU für die Aufbringung der Folgekosten verantwortlich. Noch lieber sehen es die USA, wenn aus diesem Flächenbrand sich ein 3.WK entwickelt, die USA und GB in sicherer Distanz, die Vernichtung von Russland und Europa in freudiger Erwartung. Alle Schuld an den Fehlentwicklungen dann den Russen zuzuweisen und mit einem gigantischen Aufbauprogramm die Weltmacht-Stellung zu wahren - wenn da nur nicht der große Störenfried China wäre, der diese perfiden Plänen gewaltig torpedieren kann.

DIE NATO war ein einziges Mal angriffslustig, das war gegen Serbien 1999 (Operation Allied Force) mit Luftangriffen. Ansonsten hat die NATO seit Gründung kein Land angegriffen. Was einzelne NATO-Mitglieder ohne die NATO machen, ist nicht in NATO-Verantwortung.

Karl-Heinz Weiß | Do., 4. April 2024 - 10:31

Beim Autor sind noch deutliche Nachwirkungen der Gesundbeterei bezüglich der NATO in den Regierungsjahren der Weltpolitikerin Angela Merkel zu spüren. Der (unbequeme) Donald Trump stellte oft die richtigen Fragen, z.B. beim bewussten Verstoß gegen das 2%-Ziel und beim Bau von NS 2. Und die Träumerei der "deutschen Sonderwege" geht weiter. In der Vergangenheit gingen US-Rückzüge meist relativ zügig über die Bühne. Zumindest Olaf Scholz scheint diese Möglichkeit mit der Weigerung, mit "Taurus " eine Eskalation zu riskieren, ins Kalkül zu ziehen.

Ernst-Günther Konrad | Do., 4. April 2024 - 11:17

Vielleicht gut gedacht und in der Folge schlecht gemacht. Wäre es vielleicht nicht besser gewesen, die Ostblockstaaten in einer neutralen Zone oder eigenständigen Militärbündnis zu lassen als sie aufzunehmen? Hätte sich die NATO nicht über die Jahre als gleichberechtigter mit eigener Armee nur zur Verteidigung emanzipieren müssen und nicht als Schoßhund der USA? War es nicht ein Fehler, sich von den USA abhängig zu machen, anstatt als gleichberechtigter befreundeter Partner eigne Außenpolitik zu machen? Könnte sich die NATO ohne USA gegen wen auch immer militärisch wehren? Würden wirklich alle 32 NATO-Partner für den anderen einstehen? Ist die NATO selbst ohne USA überhaupt verteidigungsfähig? Wer hätte letztlich wirklich das Sagen im Kriegsfall? Macht die NATO wieder mit, wenn die USA meint irgendwo Krieg spielen zu müssen? Ich habe zu viele Fragen inzwischen und das sind nicht alle. Ja, ich habe Zweifel, ob NATO zur Zeit, wie mal ursprünglich gedacht, noch funktionieren würde.

H.Altmeyer | Do., 4. April 2024 - 11:43

Zuerst das Autoren-Info anklicken...
ist immer zur Beurteilung der
Verquickung mit USA und deren
(noch) Machtausübung und Grenzen-Verschiebungen nicht
zu vergessen.

Jochen Rollwagen | Do., 4. April 2024 - 11:52

Während russische Kriegs-Blogger offen Angriffe auf die ukrainischen AKW's fordern beschäftigt sich die NATO mit ihrer "Selbstdarstellung".

Und Deutschland, das sich wegen hypothetisch-potentiellen russischen "Eskalationen" in die Hosen macht ignoriert das geflissentlich und liefert immer noch keine Taurus. Obwohl das Ganze viel realer wird, falls der Kreml diesen Irren folgt und der Wind nach Westen weht (Stichwort: Tschernobyl). Und nach über zwei Jahren hat die Ukraine immer noch keine F-16. Und irgendwelche "Diplomaten" fantasieren immer noch von "Verhandlungen mit Rußland".

Nur noch absurd.

Mario Felizzi | Do., 4. April 2024 - 12:00

"die Zahl seiner Mitglieder seit der Gründung von zwölf auf demnächst 32 Staaten beinahe verdreifacht."

Warum fühlt sich die Nato bedrohter denn je?

Klaus D. Lubjuhn | Do., 4. April 2024 - 18:46

Bemerkenswert, der Autor klammert den Zeitraum zwischen dem Ende der SU und 2014 ( Krim) fast vollständig aus. Gerade damals aber sind die entscheidenden Weichen gestellt worden, um ihr Überleben - gerade im Interesse der USA - zu sichern. Für die europäische Seite galt es, die Polizistenrolle der USA zu aufrecht zu erhalten. Die Eigeninteressen der USA galten dem Ausbau der eigenen Weltmachtrolle bei Wegfall der SU. Zwar gab es anfangs gegenüber der schwachen russischen Führung das Angebot der Sicherheitskooperation von oben herab, es kam sogar zum sog. Nato - Russlandrat. Dagegen galt Gorbatschows Idee eines Gemeinsamen Hauses Europa der US - Führung, aber auch den Regierenden in den Mitgliedstaaten der EU wie auf EU - Ebene selbst als abseitig bzw. als utopisch.
Fazit: In der Phase zwischen dem Ende der SU und 2014 - die v a charakterisiert ist durch die Nato/ - bzw. EU- Ostererweiterung - ist offensichtlich geostrategisch bzw. geopolitisch etwas arg schiefgelaufen.

Dietmar Philipp | Fr., 5. April 2024 - 09:30

Leider haben wir es jetzt in der NATO und EU nur noch mit schiefgelaufenen Zuständen zu tun. Eine Korrektur wird jedoch durch die kriegswilden Politiker nicht eingeleitet, im Gegenteil hin zur europaweiten Aufrüstung. Immer wieder erfahren wir falsches Handeln zum Nachteil der Völker. Nach der Unterzeichnung der 2+4 Verträge hätte bereits 2001 ein Verbund Europa/Russland sehr günstig eingeleitet werden können, aber? Die damals Regierten, betreiben jetzt Kriegsgeschrei, die gleichen haben uns aber den jetzt vorhandenen Schlamassel geschaffen.

Albert Schultheis | Fr., 5. April 2024 - 10:59

Die NATO - ein Relikt des Kalten Krieges 1.0! Nach den Irak- und Afghanistan-Desastern - die ausschließlich auf Lügengebäuden aufgebaut waren - war sie eigentlich bereits längst scheintot! Ein lächerlicher Misthaufen.
Man brauchte den Ukrainekrieg wie die ersehnte Linie Koks nach längerem Entzug. Deshalb musste der Kalte Krieg 2.0 lanciert werden, und zwar so, dass alle Hinterfotze in allen Foren brüllen konnten: "Der Putin war's!" - Immer das Gleiche: Die NATO kann nicht anders als Lügen, weil ihre innere Struktur verlogen und faul ist.
Und sie funktioniert auch nicht: Deutschland wurde militärisch angegriffen, unsere Energienabelschnur wurde gezielt zerstört. Von einem NATO-Staat sogar mit unverhüllter öffentlicher Ansage durch dessen senilen Präsidenten! Niemand in der NATO kommt Deutschland zuhilfe! Keiner schlägt vor, wir müssten doch eigentlich Washington bombardieren! Stattdessen lachen sich alle schlapp über die Deutschen und ihren unbeliebtesten Regierungschef der Welt.