EZB
Möwen fliegen in Frankfurt vor der Europäischen Zentralbank (EZB) über den Main / dpa

Preispolitik der EZB - Die Glaubwürdigkeit steht auf dem Spiel

Wenn die Europäische Zentralbank nicht energisch die Zinsen erhöht, droht ihr die Inflationsentwicklung zu entgleiten. Das könnte eine Lohn-Preis-Spirale in Gang setzen. Da passt es wie die Faust aufs Auge, dass die künftige Ampelkoalition den Mindestlohn um 25 Prozent steigern möchte.

Bernd Lucke

Autoreninfo

Bernd Lucke war Mitbegründer und Vorsitzender der AfD, deren marktwirtschaftlichen und liberalen Flügel er bis zu seiner Abwahl im Juli 2015 vertrat. Nach seinem Austritt aus der AfD gründete der 58 Jahre alte Wirtschaftsprofessor die Partei Alfa später Liberal-Konservative Reformer , für die er bis 2019 im EU-Parlament saß. Lucke lehrt Makroökonomie an der Universität Hamburg.

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Ein Gespenst geht um in Europa – das Gespenst der Inflation. Sind die Zeiten der Preisstabilität vorbei? Schauen wir zunächst auf die nackten Zahlen:

Seit neun Jahren liegt die Inflationsrate in der Eurozone unter 2 Prozent – meist sogar deutlich. Im Corona-Jahr 2020 zum Beispiel betrug sie knapp 0,3 Prozent. Ebenso in Deutschland. Für September 2021 aber ermittelt das Statistische Bundesamt den höchsten Preisauftrieb seit 1993: Die deutschen Verbraucherpreise stiegen um 4,1 Prozent, die gewerblichen Erzeugerpreise um 8,3 Prozent. Letzteres freilich nur, wenn man die um 24 Prozent gestiegenen Energiepreise herausrechnet. Unter Einschluss der Kosten für Energie sind die Erzeugerpreise in Deutschland um 12 Prozent gestiegen! Immer im Vergleich zum September 2020.

Diese Entwicklung findet viel Aufmerksamkeit. Denn stets wollte die Europäische Zentralbank (EZB) die Inflation „knapp unter 2 Prozent“ halten. Erst unlängst änderte die EZB dieses Ziel auf „genau 2 Prozent“ und erläuterte, dass „genau 2 Prozent“ auch heißen kann, dass die Inflationsrate manchmal über 2 Prozent liegt. Wie oft, wie lange, wie weit über 2 Prozent erläuterte die EZB nicht.

Prompt sind wir über 2 Prozent. Nach Ansicht der EZB aber nur vorübergehend. Sie führt den jetzigen Preisanstieg auf sogenannte „Basiseffekte“ zurück. Basiseffekte bedeuten, dass die Preise im Vorjahr Corona-bedingt ungewöhnlich niedrig waren. Jetzt, wo sich die Lage normalisiere, stiegen die Preise eben wieder. Aber nur vorübergehend. Für das nächste Jahr prognostiziert die EZB eine niedrigere Inflationsrate.

Pfeifen im dunkeln Walde?

Man muss das nicht gleich für Pfeifen im dunklen Walde halten. An der Sache mit den Basiseffekten ist schon etwas dran. Aber andererseits sollte man sich auch nicht unkritisch auf beruhigende Prognosen der EZB verlassen. Nur zur Erinnerung: Vor einem Jahr, im September 2020, hatte die EZB für 2021 eine Inflationsrate von 1 Prozent vorausgesagt. Seither sind die Preise in der Eurozone um 3,4 Prozent gestiegen – und der Trend zeigt nach oben.

Als Basiseffekte verweist die EZB darauf, dass die Energiepreise durch den wirtschaftlichen Einbruch im Vorjahr besonders niedrig waren. Auch habe Deutschland die Mehrwertsteuer um drei Prozentpunkte gesenkt. Seit Jahresanfang muss aber wieder der volle Mehrwertsteuersatz bezahlt werden, und außerdem startete gleichzeitig das deutsche Brennstoffemissionshandelssystem, das den Verbrauch fossiler Energieträger verteuerte.

Diese Argumente sind richtig, aber sie tragen nicht so weit, wie es die EZB glauben machen möchte. Denn die Basiseffekte waren im September 2020 natürlich bereits absehbar. Es war bekannt, dass die deutsche Mehrwertsteuer wieder steigen würde und dass in Deutschland die CO2-Bepreisung beginnt. Und dass mehr Nachfrage nach Energie zu höheren Energiepreisen führt, wusste die EZB auch. Mit diesem Wissen hat sie eine Inflationsrate von 1 Prozent prognostiziert. Da sind die Basiseffekte also schon drin. Aber die tatsächliche Inflation ist deutlich höher. All das an Inflation, was die EZB nicht gesehen hat, kann nicht auf Basiseffekte zurückgeführt werden.

Unvorhergesehene Inflation

Nun gibt es natürlich unvorhersehbare Ereignisse. Da bleibt ein Tanker im Suezkanal stecken und blockiert wichtige Warenlieferungen. Da schließt China einen großen Containerhafen wegen eines Corona-Ausbruchs. Da funktionieren globale Lieferketten nicht wie gewohnt, und Rohmaterialien oder wichtige Vorleistungen sind nicht oder nur stark verteuert verfügbar.

Kein Vorwurf, wenn die EZB das nicht erwartet hat. Aber jetzt wissen wir es, und die unvorhergesehene Inflation ist da. Die Frage ist, ob die EZB angemessen reagiert, wenn sie im Wesentlichen nur verbal beschwichtigt.

Denn auch zu den Lieferkettenschwierigkeiten sagt die EZB: Das ist temporär. Das gibt sich. Kein Grund zur Besorgnis.

Alles nur vorübergehend?

Das, mit Verlaub, überzeugt nicht. Wir wissen nicht, wie die Unternehmen, die von Lieferengpässen betroffen sind, darauf reagieren werden. Es kann auch künftig passieren, dass große Häfen wegen Corona geschlossen werden. Unternehmen werden sich überlegen, wie sie dagegen Vorsorge treffen können. Mehr Lagerhaltung, weniger Just-in-time-Produktion – das wäre eine Möglichkeit. Stärkere Regionalisierung der Produktion, weniger globalisierte Lieferketten – das wäre eine andere. Beides senkt die Unsicherheit, aber beides steigert die Kosten. Und die Preise für die Verbraucher.

Dabei sind steigende Preise per se gar nicht schlimm. Wenn ein Gut knapp ist, steigt sein Preis. Dadurch sinkt die Nachfrage, und es steigt das Angebot. Das ist erwünscht. So wird die Knappheit behoben. So funktioniert eine Marktwirtschaft.

Dass Preise steigen, wenn bestimmte Güter knapp sind, ist keine Inflation. So paradox es klingt: Steigende Preise allein sind noch keine Inflation. Inflation entsteht erst durch steigende Inflationserwartungen! Denn steigende Inflationserwartungen führen zu höheren Lohnforderungen der Arbeitnehmer, und höhere Löhne führen zu höheren Preisen.

Gesteigerte Inflationserwartungen

Inflation ist ein Phänomen, bei dem im Wesentlichen alle Preise gleichmäßig steigen. Es geht nicht um einzelne Preise wie Energie, Baustoffe oder seltene Erden. Sondern es geht darum, dass alle Preise in ungefähr demselben Ausmaß steigen. Das passiert dann, wenn die Löhne steigen, denn die menschliche Arbeit ist der wichtigste Kostenfaktor.

Es geht also um die Inflationserwartungen. Hier kommen wir zum Kernproblem der EZB: ihrer Glaubwürdigkeit. Jahrelang hat die EZB in unvorstellbarem Ausmaß frisches Geld in die Eurozone gepumpt, ohne dass es zu einer Inflation kam. Jetzt aber ist die Inflation da, und die EZB hat sie nicht kommen sehen. Das kratzt an der Glaubwürdigkeit. Noch schlimmer wird es, wenn die Inflation jetzt trotz gegenteiliger Versicherungen der EZB doch nicht vorübergehend sein sollte. Wenn sie anhält und vielleicht sogar noch zunimmt.

Wenn eine Zentralbank glaubwürdig ist, kann sie die Inflationserwartungen „verankern“, weil sich die Bürger an den Inflationsprognosen der Zentralbank orientieren. Bislang ist der EZB diese Verankerung gut gelungen – die Inflationserwartungen waren niedrig. Jetzt aber steht ihre Glaubwürdigkeit auf dem Spiel. Wenn die Arbeitnehmer in die Lohnrunde des nächsten Frühjahrs mit merklich gesteigerten Inflationserwartungen gehen, dann werden die Löhne steigen – und die Preise auch. Die Inflationserwartungen werden dann eine selbsterfüllende Prophezeiung.

Die Zinsen müssen steigen

Jedem guten Makroökonomen ist dieses Problem bekannt. Eine Zentralbank kann die Kontrolle über die Inflation verlieren, wenn sich selbsterfüllende Inflationserwartungen bilden. In der modernen makroökonomischen Theorie ist sehr präzise ermittelt worden, was gegen diese Gefahr zu tun ist: Wenn die Inflation steigt, muss die Zentralbank die Zinsen erhöhen. Und zwar stärker als die Inflationsrate steigt! Nur so kann die Zentralbank die Inflation dahin führen, wo sie sie haben will.

Unglücklicherweise ignoriert die EZB diese weithin akzeptierte Regel: Sie erhöht die Zinsen nicht. Nicht kräftig, wie es nötig wäre, und noch nicht einmal ein bisschen. Dass sie die Zinsen nicht erhöht, hat mit der strukturellen Schwäche der Eurozone und den hohen Schulden einiger Eurostaaten zu tun. Ein weites Feld – zu weit für diesen Beitrag. Aber Fakt ist: Wenn die EZB nicht energisch die Zinsen erhöht, droht ihr die Inflationsentwicklung zu entgleiten.

Statt einer Zinserhöhung versucht die EZB die Inflationserwartungen zu steuern, indem sie beschwichtigend von einem nur temporären Anstieg der Inflation spricht. Hier kommt ein zweites Problem: Was der Information der Bürger dienen soll, ist tatsächlich völlig uninformativ. Denn ganz egal wie die Lage ist, die EZB muss stets sagen, dass alles nicht so schlimm ist.

Die EZB in der Zwickmühle

Die EZB ist in einer Zwickmühle: Selbst wenn sie der Überzeugung wäre, dass die derzeitige Inflation gefährlicher ist, als sie es darstellt – öffentlich sagen dürfte sie es nicht. Denn wenn die EZB heute vor steigender Inflation warnen würde, dann würde sie die (niedrigen) Inflationserwartungen aus ihrer Verankerung reißen. Dann wäre die EZB selbst die Ursache dafür, dass die Inflationserwartungen steigen. Aber genau das muss die EZB verhindern.

Für den aufmerksamen Beobachter ist es deshalb belanglos, dass die EZB den Inflationsanstieg für ein rein temporäres Phänomen hält. Etwas anderes kann sie halt nicht sagen. Wer das versteht, weiß, dass er sich sein eigenes Bild von der Lage machen muss, um die künftige Inflation abzuschätzen.

Je weniger sich die Bürger an der EZB-Einschätzung orientieren, desto weniger kann die EZB die Inflationserwartungen steuern. Und hinzu kommt, dass die Glaubwürdigkeit der EZB weiteren Schaden nehmen würde, wenn sich ihre optimistisch-entwarnende Einschätzung der Inflation als falsch herausstellen sollte. Dann ginge der Schuss nach hinten los.

Was tut die Ampelkoalition?

Wenn die EZB den Mut zu Zinserhöhungen nicht aufbringt, steckt sie in einem Dilemma, das sie selbst nicht mehr lösen kann. Viel hängt dann von der nächsten Tarifrunde ab. In einem inflationsgefährdeten Umfeld sollte man alles unterlassen, was eine Lohn-Preis-Spirale in Gang setzen könnte. Dass die künftige Ampelkoalition den Mindestlohn um 25 Prozent (!) steigern möchte, passt da wie die Faust aufs Auge. Ein Narr, wer glaubt, dass dies nicht Auswirkungen auf das gesamte Lohngefüge haben muss.

Und wenn die Löhne übermäßig steigen, dann steigen auch die Preise. Dann ist die Inflation mehr als ein Gespenst.

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Jochen Rollwagen | Mo., 25. Oktober 2021 - 15:07

"Jahrelang hat die EZB in unvorstellbarem Ausmaß frisches Geld in die Eurozone gepumpt, ohne dass es zu einer Inflation kam."

Das erzählen sie mal einem Häuslebauer. Oder einem Aktien-Investor. Selten so gelacht.

Es ist ganz einfach:erhöht die EZB die Zinsen nicht kommt es zur Hyper-Inflation.

Erhöht Sie die Zinsen gehen Unternehmen und Staaten reihenweise Pleite, weil alles nur noch mit Nullzinsen und geschenktem Geld "funktioniert".

Das ist das keynesianische Endspiel. Knallen wird's so oder so.

Ich stimme Ihnen zu, werter Herr Rollwagen.

Es wird m. E. am Ende auf eine EU der zwei Geschwindigkeiten hinauslaufen.

D. h. einige werden sich von Euro wieder verabschieden müssen.

Oder aber durch die EZB werden alle EU-Länder, also gerade die noch starken, wie D., ebenfalls in eine Über-Verschuldung getrieben werden.
Dann sind alle pleite.

Wieso keine Aufarbeitung der DDR & vor allem nichts zu ???aus Amerika?
Und Herr Schuberth, ich bin Herrn Dr. Kohl mehr wie Dankbar, dass er die ganz kurze Zeit der offenen Tür genutzt hat, um den Traum der Freiheit für uns Ostler zu ermöglichen. Danke Dir lieber Helmut im Himmelreich.
Den meisten war die Spaltung völlig Recht & Vorteil!
Es wäre Mal ein Thema hier!?
Wieso wurde bereits 1998 in der Grundsteinlegung Europa so vorsätzlich gepfuscht, dass man von VORSÄTZLICH sprechen kann.
Und warum schwiegen bereits damals unter Kohl fast alle relevanten Kräfte der Politik & alle Medien? Außer der Wirtschaft, die aber auch sehr "maßvoll" & zögerlich in ihren Äußerungen (außer Lucke & seiner Gründung AFD)
War es etwa ein Deal der DDR mit den Siegermächten?
Hatte die Stasi schon zu viele Gioms` weltweit infiziert & Dossier angefertigt?

Der ROTE FADEN der ENTKERNUNG BRD zieht sich durch ALLE Entscheidungen & Handlungen national wie intern.!

Die Perfekte Planung der MACHT
9/11 PERFEKT

Tomas Poth | Mo., 25. Oktober 2021 - 15:13

Alles soweit schön und gut, aber es ist doch eher umgekehrt, eine Preis-Lohn-Spirale!
Die Preise eilen vorweg und die Löhne versuchen hinterher dies auszugleichen, um das "Wohlstandsniveau" im unteren Einkommensbereich zu halten.
Der Beitrag geht auch nicht auf den Mechanismus der Verteilung von Unten nach Oben ein.
Die Geldblase die sich Oben z.B. durch EEG-Umlage angesammelt hat, sich auch in "Betongold" absichert damit die Immobilienpreise und Mieten treibt oder andere Absicherungen suchend zu Nachfrage- und Preissteigerungen führt.

Urban Will | Mo., 25. Oktober 2021 - 15:34

los, wenn die EZB tatsächlich die Zinsen „energisch“ erhöhen würde?
Ok, ich weiß jetzt nicht, welchen Wert Herr Lucke für „energisch“ hält.
Aber dies wäre ja nichts anderes als ein Zugeben, dass die Inflation droht, sprich, auch mit dieser Zinserhöhung würde die EZB die „Inflationserwartungen“ in die Höhe treiben.

Und zusätzlich viele Millionen hoch verschuldeter Häusle – Bauer oder – Käufer, deren Finanzierungen demnächst auslaufen, in Furcht und Panik versetzen.
Viele könnten sich ihre Immobilien wohl nicht mehr leisten, weil die Zinsbelastungen zu hoch wären. Die Folge: massenhafte Panikverkäufe und Privatinsolvenzen, Preisstürze auf dem Immobilienmarkt...

So sehr ich die Nullzins – Politik auch ablehne, jetzt ist sie Fakt und man kann sie wohl nur über Jahrzehnte hinweg ändern.

Die Löhne in D halte ich für durchweg eh zu niedrig. Es ist gut, wenn sie steigen.
Ja, dies mag die Preise in Teilen hoch treiben, aber auch dort regelt der Markt.

Christa Wallau | Mo., 25. Oktober 2021 - 15:51

Inflation ist in die Überlegungen/Erwartungen der EZB eingeschlossen. Mme. Lagarde u. ihre Gesinnungsgenossen haben die Inflation als Konsequenz längst auf dem Schirm. Sie sind ja Ökonomen u. kennen die Mechanismen der Geldwirtschaft.
So, wie es in Ländern wie Italien o. Griechenland regelmäßig zur Abwertung der Währung kam, wird es am Ende in der gesamten Eurozone sein. In der für diese Länder "stabilen" Zwischenzeit floß aber unheimlich viel Kapital in die ehemals währungsunsicheren Staaten, so daß diese ihre Infrastruktur u. ihr Wohlstandsniveau erheblich steigern konnten, während es in den vorher bereits stabilen Ländern (D/NL/FIN ..) eher sank. Zum Schluß sind dann zwar alle von der Inflation betroffen, aber vorher hatten nur die Länder echte Vorteile von der langen Zeit des billigen Geldes (das zur Inflation führte), die ihre Schulden einzig auf Kosten der anderen machen konnten. Deutschland gehört nicht zu den Gewinnern. Mit der D-Mark würde es keine Inflation bei uns geben.

Jochen Rollwagen | Mo., 25. Oktober 2021 - 17:45

Antwort auf von Christa Wallau

ist Jurist*In.

Mehr muß man dazu nicht sagen.

Kurt Walther | Mo., 25. Oktober 2021 - 18:00

Antwort auf von Christa Wallau

Meine volle Zustimmung, sehr geehrte Frau Wallau im Westen der Republik, zu Ihren speziellen ökonomischen Einlassungen, nämlich dass die überschuldeten Süd-EU-Staaten mit unserem Geld bedeutende Realvermögen nebst Wohlstand in ihren Ländern geschaffen haben.
Scheiden diese Länder aus der Euro-Zone aus oder bricht der Euro zusammen, dann bleiben diese Realvermögen (Infrastruktur) erhalten, aber das Geld der Deutschen ist weg - zumindest teilweise. Ich erinnere mich diesbezüglich auch an entsprechende Äußerungen von Prof. Sinn (ehemals IFO). Prof. Sinn empfahl, dass auch wir mit viel Geld (Schulden) möglichst viel Infrastruktur in DE sanieren/bauen sollten. Für mich irgendwie logisch.
Grüße von der "Oder-Neiße-Friedensgrenze" (DDR-Jargon)

Manfred Bühring | Mo., 25. Oktober 2021 - 16:07

"So funktioniert eine Marktwirtschaft." Ganz so einfach ist das nicht, denn Angebot und Nachfrage steuert Marktwirtschaft nur da, wo keine Oligo- oder Monopole bestehen und es sich um austauschbare Güter handelt. Und gerade da liegt der Hund - die Inflation - begraben, denn Grundbedürfnisgüter sind eben nicht austauschbar. Aber gerade diese, die Energiepreise (Strom, Benzin, Gas), Wohnungsmieten und Nebenkosten sowie Grundnahrungsmittel und dazu noch Verbrauchssteuerbelastungen, steigen überproportional. Die Volkswirtschaftslehre mit ihren ewig daneben liegenden Prognosen (z.B. die sog. Wirtschafsweisen, die ihre Prognosen im Laufe des Prognosejahres solange angleichen, bis sie am 31.12. für das abgelaufene Jahr stimmen) ist eben keine exakte Wissenschaft, sondern ein ceteris paribus Wunschbaukasten. Die Inflationsschuld dann einseitig auf die ewig hinterherhinkenden Lohnerhöhungen zu schieben ist einseitig und wird dem Problem nicht gerecht. Der EZB-Kritik ist aber zuzustimmen.

Kurt Walther | Mo., 25. Oktober 2021 - 17:33

Gut, dass Prof. Lucke sich zu Sachproblemen meldet und als AfD-Gründer auch zu Worte kommt. Auf der politisch linken Seite mag man/frau das gar nicht.
Das hier beschriebene Problem der Inflation und die Rolle der EZB mit ihrer Art der Geldpolitik bewegt mich schon lange: Niedrigst- bzw. Nullzinsen seit Jahren, zuletzt das von den Banken eingeführte "Verwahrentgelt" für höhere Geldbeträge auf den Kundenkonten. Dies bewirkt, dass überwiegend deutsche Sparer zugunsten der Süd-EU-Staaten kräftig abgezockt werden. Und jetzt noch Inflationsraten van 4 %. Alles überraschend und auch nur zeitweise?
Es sind einfach zu viele Faktoren und Optionen, die hier wirken, inclusive menschliches Verhalten, um solide Voraussagen machen zu können. Die Zukunft ist weiterhin unsicher und auf jeden Fall schlecht für Geldvermögen. Gut, wer den altbekannten Ratschlägen folgte, Vermögen, soweit vorhanden, zu streuen. Im einfachsten Fall in weltweite Aktienfonds (ETF). Die Rente sollte das auch.

Enka Hein | Mo., 25. Oktober 2021 - 18:19

....fliegt der Laden EU schneller auseinander, als man schauen kann. Ein ökonomischer Urknall.
Das platzen der Immobilienblase wird dann noch das kleinste Problem sein.
Um einigermaßen aus der Nummer rauszukommen müsste jeder Staat Wiedersehen ursprüngliche Währung einführen, um dann auf- und abzuwerten.
Aber nix wird passieren.
Trotzdem ein lesenswerter Artikel von einem hellen Kopf, den man in der Politik vergebens sucht. Je bunter die Politik, um so dunkler das ökonomische Verständnis. AB und RH..q.e.d.

Fritz Elvers | Mo., 25. Oktober 2021 - 22:44

"Möwen fliegen in Frankfurt vor der Europäischen Zentralbank (EZB) über den Main".

Aber sind Sie sicher, dass es Möwen sind?

Heidemarie Heim | Di., 26. Oktober 2021 - 19:07

Antwort auf von Fritz Elvers

Bin keine große Vogelkundlerin werter Herr Elvers! Dem Text nach könnten es wohl trapsende Nachtigallen sein. Wobei, mit Blick auf die Flügelspannweite und zum Thema passend tippe ich mal auf Pleitegeier;). MfG

Ingofrank | Di., 26. Oktober 2021 - 21:29

Antwort auf von Fritz Elvers

Im übrigen mußte ich schmunzeln bei einem Ihrer letzten Kommentare.
Sie, Herr geehrter H. Elvers träumten von der DDR mit 16 Jahren.? Ich nicht !
Ich hörte Musik von den Beatles und den Rolling Stones, spielte in der vollbesetzten Aula meiner EOS mit meiner Gitarre von Dravi Deutscher „ welche Farbe hat die Welt“ und träumte von einer Levi’s Jeans.
Im übrigen, als es die Levi’s für m i c h zu kaufen gab,habe ich mir keine gekauft. Die Passform war nichts für mich. Tja, so ist das mit den Träumen.
Manche erfüllen sich, andere eben nicht. So ist es eben.
Mit freundlichen Grüßen aus der Erfurter Republik

lieber Herr Ingofrank, habe ich später, auf Wunsch einer Mitbürgerin von Ihnen,
eine LP von Georges Moustaki durch den Checkpoint geschmuggelt und dabei kopf und Kragen riskiert.

Ingofrank | Mi., 27. Oktober 2021 - 21:42

Antwort auf von Fritz Elvers

Die, die da standen wußten nicht wer Mustaki war. I.ü. nicht mein Musikgeschmack. Mir ist übrigens Ähnliches passiert. Von meine Hochzeitsreise
Budapest brachte ich mir von Rowohlt od Ullstein“ Im Westen nichts Neues“ mit. (Es fehlte mir trotz umfänglicher Beziehungen) Da ich kurz vorher Geburtstag hatte kam ich auf die Idee mir von meiner Frau eine Widmung
„ von deiner Tante x aus Frankfurt a. Main zu deinem Geburtstag“ ich dachte als Reiselektüre ….. (Ich hatte gar keine West- Beziehungenweit) weit gefehlt. Am Erfurter Flughafen wurde ich gefilzt und das über 2 Std. „Wann haben Sie sich getroffen? Wer war noch dabei ? &&&.
Als junger Ehemann sah ich das alles noch locker. Jedenfalls, Buch wurde mir weg genommen. Nach 7 Monaten Post vom Zoll Erfurt. Konnte mein Buch abholen. Ergo: diese Typen konnten sich nicht vorstellen, das es damals Bücher gab die in Ost + West verlegt wurden. Nur im Osten war es“ Bückware“.
I.ü. wollte ich Es muß nicht immer Kaviar sein kaufen, das war aus