Shutdowns und Coronakrise - Wege aus dem Wachkoma

Wie lange kann Deutschland es sich leisten, seine Wirtschaft herunterzufahren? Fakt ist: Je tiefer die Rezession wird, desto mehr leidet auch das Gesundheitssystem. Mit Absolutismen werden am Ende alle verlieren.

Alexander Marguier

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Alexander Marguier ist Chefredakteur von Cicero.

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In der Verhaltensökonomie gibt es das Phänomen der „sunk cost fallacy“. Dabei geht es darum, dass Menschen dazu neigen, ein Vorhaben unbedingt fortzusetzen, wenn bereits irreversible Kosten entstanden sind. Ein trauriges Beispiel dafür ist der vermurkste Flughafenneubau in Berlin: Wahrscheinlich wäre es deutlich günstiger gewesen, das ganze Projekt zu beenden und an anderer Stelle neu zu beginnen, als vor bald neun Jahren die eklatanten Mängel offenbar wurden. Aber weil man eben schon so viel Zeit und Mühen und Geld in den BER investiert hatte, wird bis heute daran weitergebastelt. Es handelt sich also um ein irrationales Verhalten: Wider besseres Wissen wird der eingeschlagene Weg fortgesetzt, um sich selbst über das eigentliche Scheitern hinwegzutäuschen.

Womit wir bei einem sehr aktuellen Problem wären. Der Frage nämlich, wann und wie das soziale und wirtschaftliche Leben in Deutschland wieder hochgefahren werden soll. Eines steht jedenfalls fest: Der Lock- und Shutdown hat bereits zu immensen Schäden geführt, deren ganzes Ausmaß den meisten Bürgern wahrscheinlich noch nicht ansatzweise klar ist. Wir sprechen von einer Katastrophe für die Bildung wegen der Schulausfälle, wir sprechen von einer weitgehend verschwiegenen Explosion an häuslicher Gewalt. Und wir sprechen von einer bevorstehenden Rezession, bei der völlig unklar ist, ob Deutschland, ob Europa sich überhaupt jemals davon vollständig werden erholen können. Die jetzt schon entstandenen Kosten des Herunterfahrens vitaler Lebensbereiche unserer Gesellschaft sind mithin unermesslich. Dagegen ist der Berliner Flughafen ein Klacks.

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Susanne Dorn | Fr., 10. April 2020 - 08:36

…exakt das Verhalten von ökonomisch völlig „unbefleckten“ Politikern, die bis heute nicht wissen, welche Schäden dieser shut-down, anrichtet. Nicht nur wirtschaftlich.

Helge Brauns Angstverbreitung ist typisch für die Strategie der Bundesregierung, von eigenen, sehr gravierenden Fehlern abzulenken. Bisher sind Intensivstationen bei weitem nicht ausgelastet. Nicht jeder, der das Virus in sich trägt erkrankt schwer. Beim Großteil der infizierten bricht COVID 19 überhaupt nicht aus.
Ich will diese Pandemie nicht klein reden, obwohl ich recherchiert habe, wie sie entstanden ist. Ich werde in Kürze darüber berichten.

Ich kann nur empfehlen, den gesunden Menschenverstand einzuschalten, selbst im Internet zu recherchieren und nicht alles für bare Münze nehmen, was an Angstszenarien (die sind gewollt!) verbreitet wird, auch von den sogenannten „Experten“.

…und schalten Sie endlich Radio und Fernsehen einmal ab und genießen Sie die Natur und den Frühling…

Es ist wirklich sehr interessant, wie beide Welten auseinander driften.
Die virtuelle Welt vermittelt Panik und Angst, wohingegen die reale Welt entspannt und fast "normal" wirkt.
Wenn ich mit meinen Hunden unterwegs bin, merke ich nichts von Corona.
In der Arbeit hatten wir zwei Corona-Fälle. Mittlerweile beide wieder gesund. Wenn wir das Virus nicht beim Namen genannt hätten, wäre auch hier alles völlig normal.
Aber natürlich spreche ich jetzt von einem eingeschränkten Radius.

Sie sprechen mir aus der Seele. Sowohl Sie als auch Herr Marguier sprechen schon die richtigen Fragen aus. Ich möchte bei Ihren Recherchen gerne dahingehend helfen, dass ich hier das Strategiepapier aus dem Innenministerium von Mitte März verlinke, in dem 10 Fachleute sich Gedanken über den Umgang und den Ausstieg zum Thema Pandemie Gedanken gemacht haben. Zwar ist das Papier "nur für den Dientsgebrauch" vorgesehen, hat aber dennoch den Weg in die Öffentlichgkeit gefunden. Es mag sich jeder selbst sein Urteil bilden.
https://fragdenstaat.de/blog/2020/04/01/strategiepapier-des-innenminist…
Hätte man sich seit 2013 gründlich vorbereitet, hätten viele überzogene Maßnahmen so nicht hätten ausfallen müssen.
Inzwischen melden sich täglich neue Staatsrechtler zu Wort, die die Maßnahmen des Staates als unverhältnismäßig bis hin für völlig überzogen halten.
Zum Thema Virus mein Hinweis: https://www.scinexx.de/news/medizin/coronavirus-wie-gefaehrdet-sind-jue…

Geschwätz von gestern...Es ist schon bezeichnend, dass diejenigen, die Corona bis vor kurzem noch als einfache Erkältung verharmlosten, der Regierung jetzt täglich vorwerfen, sie habe im Jahr 2013 gewisse Überlegungen nicht weiter verfolgt. Das klingt, wie so oft bei dem Foristen, sehr stark nach dem hilflosen Schlingerkurs der AfD.
Wenig Neues auch auf der verlinkten Seite: Jüngere sind weniger gefährdet? Längst bekannt. So what? Sollen die Jungen gefälligst arbeiten, während man die Alten aus Schutz isoliert?
Weiter: Es gab bereits eine erste Entscheidung eines Gerichts, wonach die Handlungen der Bundesregierung legal sind. Andere Gerichte werden ähnlich entscheiden. Und die ewigen Besserwisser trauen sich sowieso nicht, zu klagen. Kennt man ja. Wie oft wurde die Regierung Merkel wegen angeblichem Gesetzesbruch verurteilt? NULL mal.

Ich wäre dafür zu differenzieren. Also in manchen Landkreisen die Situation zu normalisieren, in anderen nicht. Problem ist nur, dass dann offensichtlich werden würde wo die Versager sitzen. Der größte Corona- Versager zur Zeit ist Bayern, wo man pro 100.000 Einwohner die meisten Infizierten hat, während in Ostdeutschland ohne Berlin schon heute die Wirtschaft wieder anfahren könnte. Die CSU wird es nicht wollen, dass das öffentlich thematisiert wird, denn dann wäre der Höhenflug der Union schnell zu Ende.

...selbst im Internet zu recherchieren und nicht alles für bare Münze nehmen, was an Angstszenarien (die sind gewollt!) verbreitet wird, auch von den sogenannten „Experten“.
Und genau liegt das Problem, Frau Dorn, im Internet! Was wird da alles für ein Schmuh geschrieben! Hier verharmlost, da übertrieben, dort Verschwörungstheorien aufgestellt und dort als Bagatelle hingestellt. Nach dem Motto, frag zwei Leute und du bekommst drei Meinungen.
Ich versuche meine Info´s aus seriösen Quellen (Cicero, NZZ u.ä.) zu beziehen-ob das alles "Richtig" ist, erfahren wir erst nach dem "Ende" der Pandemie bzw. Maßnahmen.
Sehr zu empfehlen in der heutigen NZZ: "Wie aussagekräftig sind die Corona-Studien aus Wien und Nordrhein-Westfalen?"
Sie schreiben: "Bisher sind Intensivstationen bei weitem nicht ausgelastet." Seien wir froh darum und hoffen, dass es so bleibt! Zustände wie in Bergamo, Colmar, NY sind nicht gerade wünscheswert!
Tutto andra bene

Herr Völkel, ich habe mir in den vergangenen Jahren eine Datenbank angelegt, die ca. 150 freie Medien im In- und Ausland beinhaltet. Diese Datenbank erweitere ich laufend durch Querverweise, die ich bei meinen täglichen Recherchen bekomme. So bin ich in der Lage, neue Informationen auf ihren Wahrheitsgehalt zu prüfen und abzugleichen - weltweit -. Bei Unstimmigkeiten suche ich so lange, bis ich sicher bin, die “Wahrheit“ gefunden zu haben. Dies geschieht auch, in dem ich die Protagonisten selbst und deren Umfeld in meine Recherchen einbeziehe.

Ich gestehe, der Aufwand ist zeitraubend, lohnt sich aber aus meiner Sicht, da ich den Inhalt meiner Kommentare mit gutem Gewissen an Foristen weitergeben kann und ich jederzeit in der Lage bin, meine Quellen offen zu legen.

Vielleicht hilft Ihnen diese Antwort weiter.

MfG
SD

"Bei Unstimmigkeiten suche ich so lange, bis ich sicher bin, die 'Wahrheit' gefunden zu haben."
Großartig!

Eines dieser "freien Medien", aus denen Sie Ihre "Wahrheit" destillieren, haben Sie hier gestern empfohlen: ein Portal, auf dem verschwörungstheoretische und rechtsextremistische Inhalte verlinkt werden. Deshalb wurde Ihr Beitrag dann auch entfernt.
Und wenn Sie sich trauen, so ein Portal zu verlinken, dann mag man sich kaum vorstellen, was sich noch so alles auf Ihrer Datenbank befindet - vermutlich eine Goldgrube für den Verfassungsschutz...

soviel Mühe machen und Zeit aufwenden, für ihre Recherchen, liebe Frau Dorn! Und Ihre Antwort...stellt mich mehr als zufrieden. Auf jeden Fall sind Sie keine "Schwätzerin"!
Mir würde die Zeit (steh noch voll im Saft, also Berufstätig) dafür fehlen, so umfangreich, Daten & Fakten zu sammeln und auszuwerten! Ich lese viel und hole mir auch Info´s im Internet. Benutze aber keine (A-)sozialen Netzwerke, also keine digitalen Plattformen!
Vieleicht greife ich mal auf ihre Datenbanken zurück, falls ich mal eine genaue Info benötige?
Schöne Ostertage wünsche ich Ihnen.

Liebe Frau Dorn,
Ihre Beobachtung ist richtig.
Ihre Schlußfolgerungen vermutlich nicht.
Wenn Sie sich die Lage in NY, in Norditalien, in Spanien ansehen, dann sind wir einfach einige Tage, vielleicht Wochen hinter diesen Ländern zurück. Wie profitieren also davon, aus deren Entscheidungen lernen zu können.
In Spanien hat man die Sterblichkeit verglichen mit dem langjährigen Mittel. Die Sterblichkeit, das sind harte Daten, unabhängig vom Testen.
Wenn dort in einigen Regionen diese um 200% überschritten wird, ist dies eine extreme Steigerung.

Auch klar ist, dass Corona vor allem unsere Alten und Kranken töten wird. Wir sind Teil der Natur, das ist bei jedem schädigenden Agens so, sei es Hunger, aber auch Seuchen oder im Tierreich Räuber.

Wir dürfen uns nicht von den aktuell niedrigen Belegungszahlen auf den Intensivstationen beruhigen lassen: Das Wachstum ist auf allen Kurven exponentiell dargestellt.
Da Sie eine gebildete Frau sind, sollte Ihnen dies Angst machen. Und zwar gehörig.

Klaus Funke | Fr., 10. April 2020 - 09:12

Danke, Herr Marguier, für Ihren sachlichen Artikel. Nachwievor ist es das Schlimmste, dass sich verantwortliche Politiker von den Angstszenarien der Medien und selbsternannter Experten treiben lassen. Kein noch so prominenter Virologe oder gar das RKI sollten einer Regierung sagen dürfen, was zu tun ist. Sie sehen das aus ihrer Froschperspektive, es fehlt ihnen der ökonomische und gesellschaftliche Sachverstand. Frau Merkel, die Zögerliche, hat wie immer zuerst den Finger in den Wind gehalten und gewartet, woher dieser Wind kommt. Und sie hat ihr Ohr allzusehr jenen Experten geliehen. Das heißt aber als Regierungschefin falsch beraten zu sein. Gewiss treibt sie die Sorge um "ihr" Volk um, aber es wird auch eine klammheimliche Freude in ihr sein, so viel Macht zu haben, ein ganzes Land zum Stillstand zu bringen und das Volk hinter die Gardinen zu verbannen. Wenn der sog. Shutdown länger dauert, wird es Folgen geben, die alle lähmen, auch die Regierung. Keine Wirtschaft - kein Geld.

...Herr Funke, denn es ist dem Gesundheitsministerium unterstellt und daher ein Staatliches, auch finanziell völlig abhängiges Institut!

Gesunde Osterfesttage!

MfG
SD

Frau Diederichs. Geniessen Sie jeden Tag, verwöhnen Sie sich, lesen Sie ein gutes Buch, beschäftigen Sie sich mit Dingen, die Spass machen und ablenken und denken Sie an eine positive Zukunft.

Frohe Ostergrüße,
SD

gabriele bondzio | Fr., 10. April 2020 - 10:31

Da gebe ich ihnen recht, Herr Marguier. Einige Maßnahmen sind nicht mit rationalen-politischen Verstand nachvollziehbar. "In der Politik geht es nicht um rationale Argumente, sondern um Interessen" (Schmidt-Salomon). Politik ist typisch nicht evidenz-basiert, eher ein ständiger Machtkampf auf der Grundlage massenpsychologischen Mittel (siehe derzeit Aufstieg und Fall der Grünen). Die Gefahr, dass man sich die Finger enorm verbrennt, bei einer schnellen Lockerung des jetzigen Weges, steht selbstverständlich im Raum. Und es wäre ein (politisches) Fiasko, wenn sich ein gesundheitliches Desaster mit den schon entstandenen Shutdown-Kosten mischt. Da prescht man als Politiker in einer Spitzenfunktion ungern vor und lässt lieber einen Anderen den Versuchsballon steigen.

Bau- und Gartenmärkte waren in Thüringen übrigens nicht geschlossen!

Nimmt man den Flughafenneubau in Berlin als Projektmangement- Aufgabe als Vergleich, dann ist da natürlich sehr viel „schief gelaufen“ (Abriss und Neubau günstiger?). Hatte man nicht einen Generalübernehmer bei der Ausführungs-Vergabe des Projekts abgelehnt, um die Gewerke einzeln auszuschreiben? Wenn dem so war, brauchte man natürlich bei einem Projekt dieser Größenordnung ein professionelles Projektmanagement. Das ist Voraussetzung für die strukturelle Funktion im Baufortschritt (Prozess), da wo alles miteinander zusammenhängt, oder im Sinne etwa eines biologisch gedachten Bau-Organismus.

In der belebten Biologie sind die Prozesse jedoch unendlich komplizierter und dynamischer und es ist auch ein gefährliches Unterfangen hier Vergleiche zu ziehen. Die Raumhaftigkeit lasse ich jedoch gelten, auch als Zirkulation für Wirtschaft. Die Voraussetzung für die Funktion des Lebens liegt jetzt in anderen Händen. Das Menschliche ist im Moment die Selbsterhaltung und Arterhaltung.

..."Einige Maßnahmen sind nicht mit rationalen-politischen Verstand nachvollziehbar.."
Wovon reden Sie? Welche Maßnahmen sollen das sein?

Es ist abenteuerlich, den vermurksten Berliner Flughafenbau mit der Coronakrise in Verbindung zu bringen.

Natürlich gilt es jetzt, die richtigen Strategien zu finden. Zweifellos sind die wirtschaftlichen und sozialen Folgen des Shut- und Lockdowns enorm.

Nur, ganz nebenbei, falls es überhaupt noch interessiert.: Auch die menschlichen Kosten, ausgedrückt in der Zahl der Todesopfer, sind nicht ganz unbedeutend. Die Zahl der Opfer liegt weltweit bei fast 100.000 Menschen, Tendenz steigend.

Ein Beitrag, der mit der Pandemie umgeht, als handele es sich um eine simple politische Krise.

Ohne Zweifel wird nicht der verständliche Wunsch nach Kontrolle die Zukunft gestalten, sondern die weitere Ausbreitung des Virus.
Die, die jetzt nach Lockerung der Einschränkungen rufen, werden die Lautesten sein, wenn sie Opfer im eignen Umfeld beklagen.

Die Statistiken sind laut einigen Experten hier nicht aussagekräftig.
Des Öfteren wurde hier die Frage gestellt, ob die Opfer mit oder an Corona verstorben sind.
Für Gesellschaft und Politik jedoch eine gravierende Frage.

Gerhard Lenz | Fr., 10. April 2020 - 14:34

Antwort auf von Simone

...was bedeutet das?

Wollen Sie die Einschränkungen lockern in der puren Hoffnung, dass Corona in manchen Fällen nur eine Art "zusätzliche Erkrankung", nicht aber primäre Todesursache war?

Damit begeben Sie sich in den Bereich der gefährlichen Spekulation.

Niemand kann ernsthaft (jetzt noch) bestreiten, dass Covid-19 zu einer schweren Erkrankung mit möglichem tödlichen Ausgang führen kann.

Simone | Sa., 11. April 2020 - 16:26

Antwort auf von Gerhard Lenz

Oder bedeutsame Wahrheiten?
Medizinisch ist die tatsächliche Todesursache durchaus von Bedeutung. Wenn man diese nicht korrekt ermittelt kann man die Gefährlichkeit des Virus nicht einschätzen und die Politik trifft eventuell Fehlentscheidungen.
Nur das wollte ich damit sagen.

VERSTÄNDLICHE Wunsch nach Kontrolle die Zukunft gestalten...“

Meinen Sie diesen Satz wirklich so, wie ich ihn verstehe, Herr Lenz?

Hätten Sie Verständnis dafür, dass Politiker die Menschen primär „kontrollieren“ wollen? Erwarten Sie das? Wollen Sie solche Politiker?

Ich hoffe nicht.

Die primären Aufgaben der Politik sollten die Verwaltung und Gesetzgebung sein, ein Gestalten, nicht aber ein „Kontrollieren“. Ich hätte dafür null Verständnis.

Wäre es so, müssten wir sofort auf die Straße und demonstrieren. Ich möchte ordentlich regiert werden, nicht aber „kontrolliert“!
Die Freiheit ist das wichtigste Gut, das wir haben, nichts anderes.

Im Übrigen ist BER durchaus ein guter Vergleich zu Corona in Bezug auf die Frage, wann etwas überdacht werden muss.
Frohe Ostern!

...wie ich ihn geschrieben habe. Natürlich habe ich Verständnis dafür, dass Sie ihn falsch verstehen möchten.

Es geht natürlich nicht um die Kontrolle von Menschen. Es geht um die Kontrolle der Situation.

Es geht darum, zu agieren, und nicht bloß zu reagieren auf das, was die Pandemie bzw. deren Auswirkungen zulässt.

Es geht darum, (wieder) die Kontrolle über die politischen Maßnahmen, die wünschenwert und machbar sind, zu haben - eine Kontrolle, die uns abhanden gekommen ist, weil Corona nun mal auch die politische Gestaltung dominiert.

Davon abgesehen: Im Moment besitzen Sie sowieso keine vollständige Freiheit..Sie können natürlich ungeachtet aller Verhaltensregeln und -emfpehlungen darauf pochen, und damit Ihre Gesundheit riskieren.

Aber dann bitte, ohne Ihre(n) Nächste(n) zu infizieren.

Auch Ihnen frohe Ostern.

P.S. Welcher Virus spielt noch mal bei BER eine Rolle?

bzgl. BER den obigen Artikel nochmal lesen.
Oder nachschlagen, was es so alles unter dem Begriff „Vergleiche“ zu lesen gibt.

Es ging dem Autor beim Vergleich mit BER nicht um irgendein Virus, sondern um etwas anderes.
Aber da müssen Sie jetzt selbst darauf kommen.

Und lassen Sie es sein, mir Vorschriften zu machen, ich bin alt genug.
Keine Sorge, ich halte mich an die Regeln, zumal ich momentan meine Gesundheit (in Bezug auf COVID 19) nicht mehr riskieren kann, wohl aber die der anderen.

Ich wollte Sie im übrigen überhaupt nicht falsch verstehen, das ist – wovon ich fest überzeugt bin – Ihre Spezialdisziplin.

Ich stimme Ihnen zu: es ist Zeit, zu agieren, nicht zu reagieren. Das sehe ich genauso.
Aber ich kann nicht erkennen, dass agiert wird bei den Verantwortlichen.

jetzt haben Sie mich schon wieder mißverstanden...

Nein, es ist nicht die Zeit, zu agieren. Das habe ich auch gar nicht geschrieben.

Wir können im Moment nur reagieren - und das Virus begrenzt die Möglichkeiten, wie wir das tun.

Was ich meinte - Sie aber schon wieder falsch interpretieren - ist der zweifellos vorhandene Wunsch, die Kontrolle - Sie wissen jetzt, was ich meine - zurückzugewinnen.

Wir mächten uns nicht mehr von einem Virus vorschreiben lassen, wie wir unser Leben gestalten. Allerdings habe wir im Moment keine großartige Wahl.

Davon abgesehen gilt für uns alle, wenn ich sage, wir sollten uns zurückhalten, um andere nicht zu gefährden.

Also versuchen Sie, Ihre politisch insinuierte Dünnhäutigkeit zu beherrschen und Ihren Erregungslevel zu drosseln.

nachvollziehbar.."...da habe ich mich nicht nur auf BER und Corona festgelegt, werter Herr Lenz. Herr MARGUIER bestimmt auch nicht.
Rational ist: zielgerichtete und strukturierte Vorgehensweise Was in China abgegangen ist war lang vor Handeln in der EU, speziell DE, bekannt.
Bevor man feststellte, an was es so alles mangelt um tragfähige Konzepte umzusetzen.

Von Corona einmal abgesehen. Zielgerichtete und strukturierte Vorgehensweise, Tragweite, Alternativen und Konsequenzen, sowie Abwägen der Konsequenzen. Fehlen mir aber auf vielen wichtigen Politikfeldern.

Bin ich auch keineswegs ein Gegner der vorläufig-sozialen Enthaltsamkeit.

Digitale, frohe Ostergrüße an Alle, bleiben Sie alle gesund!

Romuald Veselic | Fr., 10. April 2020 - 11:37

aus der globalen Seuche, lässt einige Nebeneffekte entstehen, die global, zum doppelschneidigen Schwert wurden.
Denn in diesem Fall, ist Global-Mantra sehr negativ behaftet. Mit tödlichen Folgen.
Was dazu führt, dass es doch nationale Unterschiede gibt, die fast global auseinandergehen.
In Weißrussland wird die Pandemie ganz anders angegangen, wie in der Türkei oder Italien. Niemand kommt auf die Idee, dass ich, mit meinem Solidarität-Syndrom, auf meine gesundheitliche Rechte verzichte, damit anderswo (außerhalb D), andere Pandemie-Kranke genesen werden. In diesem Fall, funktioniert die beste Solidarität nicht.
Früher nannte man dieses selektive Handeln im Gesundheitswesen - Eugenik.

Gerhard Lenz | Fr., 10. April 2020 - 12:18

Antwort auf von Romuald Veselic

..wird derjenige, der das Glück (und die Mittel) hat, nur an sein "eigenes Volk" denken, und den Rest der Welt verrecken lassen.

Wer so denkt, hat nichts verstanden.

Denn dann wird sich der Rest der Welt zusammentun und den Egoisten zum Teufel jagen. Es sei denn, dieser heisst USA, China oder Russland.

Er könnte auch Europa heissen, aber auf unserem Kontinent bevorzugt man scheinbar nostalgisch-verklärte Kleinstaaterei, statt auf gemeinschaftliche Stärke zu setzen.

Es gibt noch immer keinen Impfstoff gegen HIV. Es wundert mich, mit welcher Sicherheit (oder Überheblichkeit) man davon ausgeht, dass ein Impfstoff gegen Covid19 in absoluter Zeit zu haben ist. Ich hoffe, meine Bedenken sind falsch...

In Zeiten globaler Bedrohung - das Virus unterscheidet nicht nach (deutschem) und anderen Wesen - hilft nur größtmögliche Kooperation, weltweit. Die Besinnung auf Grenzzäune und angebliche nationale Werte ist dämlich, wenn nicht gar gefährlich.

Dass bei Corona kein Land eine Insel ist, zeigt China deutlich. In Asien hat man deshalb an den Grenzen kontrolliert und einigen Erfolg damit gehabt, anders als Europa. Die Grenze als Alternative zum zum-Teufel-jagen des Nachbarn, hat übrigens auch kürzlich zwischen Griechenland und der Türkei funktioniert. Beim Euro hat man diese "Grenze" dauerhaft abgeschafft - Vergemeinschaftung der Währung- mit der Folge, dass Wirtschaftsungleichgewichte nicht mehr per Abwertung der Währung gelöst werden können. Ergo: Die Beziehung zwischen Solidarität und Grenze ist komplex.

Urban Will | Fr., 10. April 2020 - 11:49

sollte als Beispiel dienen: wie man scheitern und trotzdem ein Held und Vorbild sein kann, wie man Menschen aus einer so nicht erwarteten Lage führen kann.

Vielleicht bewegen wir uns auf den Moment zu, an dem erkannt wird, dass diese Maßnahmen unnötig waren, zumindest in dem Ausmaß.
Das wäre aber keine Katastrophe. Wer Verantwortung trägt, wer Entscheidungen treffen muss, darf auch Fehler machen, das ist normal, das ist menschlich.

Führungsqualitäten gehen weiter, ihr wichtigster Aspekt ist der Umgang mit Fehlern, das „Herauskommen“.
Und da steht ganz oben: die Einsicht und der Mut, dazu zu stehen, diese Fehler einzugestehen und zu reagieren, zu handeln.

Ob unsere Regenten das können, weiß ich nicht, ich habe leichte Zweifel, das System Merkel hat mutige „Voranschreiter“ schon in Ansätzen erstickt. Sie sind weg.
Aktionismus scheint den Takt vorzugeben. Und Angst. Vor Fehlern.

Aber man wird sehen, vielleicht kommen sie wieder, die wirklichen Charaktere mit Führungseigenschaften.

zu den derzeitigen Problemen, Herr Will! Sie haben das Dilemma auf den Punkt gebracht! Wie heißt es so schön: "Wie man es macht macht man es falsch".
Ich schwanke auch zwischen den Polen. Ich sehe die Bilder & Zahlen der Opfer, ich sehe aber auch die "Lähmung" eines ganzen Landes. Ich gehöre zur Risiko Gruppe und gebe daher Acht und bin Vorsichtig. Andererseits ist das Kontaktverbot und deren Folgen (Enkelkinder, soziales Miteinander u.a.) doch irgendwie deprimierend & frustrierend!
Die Verbreitung des Virus wird eingedämmt aber die wirtschaftlichen Folgen, die damit verbunden sind, sind sintflutartig. Denn Existenzangst und Verlust des Arbeitsplatzes, Kredite fürs Haus usw. gehen auf die Psyche. Und dies sollte auch nicht unterschätzt werden.
Ehrlich, ich möchte nicht in der Haut der "Entscheidungsträger" stecken. Wenn es sich als total überzogen herausstellen sollte, ist es "murks"! sollte es gar genau anders herum laufen, eben auch!
Schöne Ostern an alle trotz allem!

Gerade die Einsicht, zur Risikogruppe zu gehören, ist die wichtigste. Für diese selbst wie auch für die anderen.
In meinem Umfeld gibt es leider einige Beispiele, wo Leute so tun, als stünden sie voll hinter den Maßnahmen und dann veröffentlichen sie Bilder, wo die Großeltern mit den Enkeln auf dem Schoß Bücher vorlesen. Oder großfamiliäre Grillpartys... Selbstbetrug.

Ich halte die Dunkelziffer für sehr hoch, ich selbst gehörte lange dazu, hatte keinerlei nennenswerte Symptome, erst nach anhaltender Erschöpfung und Geruchssinnseinschränkungen habe ich mich testen lassen, da war ich schon für geschätzte 12 Tage ansteckend. Gut, dass wir jeden Kontakt zu den Eltern (und Großeltern unserer Kinder) vermieden hatten.
Ein generelles Wegsperren muss überdacht werden, die Leute halten sich eh immer weniger daran. Es gibt klare Risikogruppen, die man schützen muss, aber das soziale und wirtschaftliche Leben muss bald weitergehen, sonst sind die Negativfolgen unabsehbar.
Frohe Ostern!

ob man in der Haut der Entscheidungsträger stecken möchte...
Das kenne ich seit vielen Jahren, ich bin in meinem Beruf Entscheidungsträger und trage ein nicht unerhebliches Maß an Verantwortung.
Meine Branche hat Pionierarbeit geleistet in Sachen Entscheidungsfindung und, was noch wichtiger ist, in Sachen Umgang mit Fehlern.
Nie würde ich jemanden „Murks“ vorwerfen, der im guten Glauben, richtig zu liegen und nach gründlicher Abwägung eine Entscheidung getroffen hat. So etwa die der Ausgangsbeschränkungen vor rund zwei Wochen.

Aber ich würde jeden verurteilen, der trotz vieler neuer Erkenntnisse über die Folgen und eventueller Sinnlosigkeit dieser Entscheidung rein aus Prinzip oder Angst weiter daran festhält.
(ich unterstelle nicht, dass dies bereits eingetreten ist)
Immer und immer wieder müssen Entscheidungen überdacht werden.
Da fehlt mir gerade die offene Diskussion.

dass die wirkliche, authentische Persönlichkeit nur in Krisensituationen herauskommt, selten in "normalen" Situationen, wo man sein Verhalten anpassen muss oder kann. Daher beweisen sich in Ausnahmeperioden Leute als Führungspersönlichkeiten, die vorher als solche nicht aufgefallen sind.

G. Schreiber | Fr., 10. April 2020 - 12:22

Wie irrational vorgegangen wird, ist am Beispiel Schleswig-Holstein sichtbar. Während die Staatsgrenze zu Dänemark für Asylbewerber weiter offen ist - ohne Papiere, Gesundheitsprüfung oder Quarantäne - werden Radler und Autofahrer an den Bundeslandgrenzen zu HH oder MV abgewiesen. Bundeslandgrenzen werden schärfer bewacht, als Staatsgrenzen - greift die Kleinstaaterei wieder um sich? Interessant in dem Zusammenhang auch die martialischen Strafandrohungen von mehreren Jahren Gefängnis, wie wir sie kürzlich von dem BW-Innenminister Strobl hören konnten. Spielplätze dürfen nicht benutzt werden, aber haben die Dealer im Görli inzwischen einen Platzverweis bekommen? Würde mich wundern!

Norbert Heyer | Fr., 10. April 2020 - 12:51

Wir haben viele - vielleicht zu viele - Möglichkeiten, uns über Corona, den Krankheitsablauf, seine Folgen und Gefahren zu informieren. Genauso ergeht es den Politikern, auch sie müssen sich auf Experten verlassen, die sie beraten. Dann aber gibt es einen ganz wichtigen Unterschied zum normalen Bürger: Die Politik muss entscheiden, ob und wann wieder Normalität Einzug hält. Das ist ja nicht gerade die Kernkompetenz der Kanzlerin, Entscheidungen aus eigenem Antrieb zu treffen. Sie agiert lieber abwartend, lotet die öffentliche Meinung aus und entscheidet erst dann - oder aber sie entscheidet - mindestens dreimal - gegen jede Vernunft und Logik, angetrieben vielleicht von Moral, Gefühlsduselei oder Machterhalt. Hoffentlich trifft sie in dieser Krise die richtige Entscheidung, damit unser Land nicht noch weiter wirtschaftlich im Chaos endet, oder sogar eine Freigabe des öffentlichen Lebens zu gesundheitlichen Rückfällen führt. Keine einfache Entscheidung, aber sie steht unmittelbar bevor.

dieter schimanek | Fr., 10. April 2020 - 12:53

Ich meine ganz Europa ist pleite, die paar Länder die noch etwas haben, haften für die Ankäufe der EZB und für Kredite die an Banken vergeben wurden. Die Eurobonds sind auf Umwegen längst da, es spielt keine Rolle mehr wie viel gedruckte Scheinchen in das eigene Betriebssystem gesteckt werden. Aus dieser Nummer kommt man nur noch heraus wenn die Bevölkerung gesund bleibt und hinterher malochen und bezahlen kann. Frohe Ostern.

...aber Sie denken mir zu trivial.
Für vier Wochen Shutdown, um die Ansteckung zu entschleunigen und die Krankenhäuser zu entlasten bzw. mit den nötigen Materialien zu versorgen hatte wohl so gut wie jeder Verständnis.
Nun ist beides vollbracht, dann muss es auch irgendwann wieder weitergehen. Schließlich wird das Virus nicht verschwinden, weil wir uns einsperren.
Es geht hier wohl kaum um Designermöbelläden, sondern um diverse Wirtschaftszweige: Tourismus, Gastronomie und Einzelhandel.
Welche Ländere unsere Maschinen und Autos noch abnehmen werden, kann ich nicht sagen. Was jedoch mit der Wirtschaft passiert, wenn viele ihre "Existenz" verlieren und die Arbeitslosenquote in die Höhe schießt ist absehbar.
Gesundheit und Wirtschaft sind keine Gegner, sondern bedingen sich gegenseitig.

Robert Friedrich | Sa., 11. April 2020 - 13:45

Hallo Herr Lenz,
mich erstaunt immer wieder über welche umfassenden Kenntnisse sie verfügen. Kein Gebiet auf dem sie nicht mitreden (können ?).
Trifft vielleicht zu:
Ein Papagei sprach alles nach was je sein Herr und Meister sprach, und wenn er dessen Worte brachte so dachte er dabei er dachte.
Toleranz kann uns doch auch nicht die Coronakrise nehmen.
Wenn wir in einer Stadt mit ca. 220 000 Menschen, nach 3 Wochen Coranakrise, den ersten Toten zu beklagen haben ( Palliativpatient über 95), dann muss man doch mal fragen dürfen, stimmt Aufwand und Nutzen?
Keiner der Zweifler will Menschenleben oder gar die Gesellschaft in Gefahr bringen.