CDU und SPD, die Dinos der Republik, stehen doch noch nicht kurz vor dem Aussterben / picture alliance

Landtagswahlen in Sachsen und Brandenburg - Die Dinos müssen nicht sterben

Eines hat sich gezeigt bei den Landtagswahlen in Brandenburg und Sachsen: Die Volksparteien, die Dinos der Republik, sind noch nicht am Ende. Beide wurden in einem Bundesland für ihre Politik abgestraft, im jeweils anderen allerdings konnten sie ihren Ministerpräsidenten und ihren Kurs bestätigen

Autoreninfo

Christoph Schwennicke war bis 2020 Chefredakteur des Magazins Cicero.

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Fangen wir zur Abwechslung mal hinten an, bei den Kleinsten, den am kleinsten Gebliebenen. Die politische Lage beschert den Oppositionsparteien derzeit Schlachtplatten, und die FDP schafft es weder in Brandenburg noch in Sachsen in den Landtag. Das ist eine Schmach für die Parteiführung, zu der auch eine Generalsekretärin gehört, die aus Brandenburg kommt. Es hilft da auch kein Hinweis darauf, dass Ostelbien nicht den dicksten Mutterboden für die Liberalen bereit hält. Das gilt für die Grünen genauso, und die haben vergleichsweise achtbar abgeschnitten. 

Nein, es liegt daran, das man die FDP mit nichts verbindet. Sie ist die einzige gemäßigte Oppositionspartei, was eigentlich eine Wahlempfehlung für viele sein müsste, die mit den beiden Großen der Berliner Koalition hadern. Aber es zahlt nicht ein bei der FDP. Sie steht für nichts. Die Grünen sind fürs Klima zuständig, die AfD für Flüchtlinge – oder besser gegen sie. Und die FDP? Für nüscht, würde der Ostdeutsche sagen. 

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Wolfgang Schneider | So., 1. September 2019 - 21:22

Die beiden letzten Sätze Ihrer Analyse treffen den Nagel auf den Kopf!

Hans Jürgen Wienroth | So., 1. September 2019 - 22:06

Wo wären die „Volksparteien gelandet, wenn man nicht in großer Einheit gegen den politischen Gegner gehetzt hätte? Es gab im Grunde nur die Wahl zwischen „weiter wie gehabt“ (mit kleiner, grüner Veränderung) oder der „Nazipartei“. Das große, freie Feld der Werte Union bleibt unbestellt. Das muss unser Land spalten. Verlierer werden die Menschen in den Bergbauregionen sein, die jetzt noch schneller und deutlicher „abgehängt“ werden.

Christa Wallau | Mo., 2. September 2019 - 00:00

Stimmt auffallend, lieber Herr Schwennicke!

Seit wie viel Jahren schon wird eigentlich diese Tatsache (Merkel muß weg!) hier auf diesem Forum von den meisten Kommentatoren benannt und hervorgehoben???
Ich fürchte, es fließt noch einmal sehr viel Wasser den Rhein runter, bis die zermürbende
"Merkelei" t a t s ä c h l i c h ein Ende findet.

Ob die Nach-Merkel'sche-CDU sich dann wieder auf Stimm-Anteile von 40% hocharbeiten kann,
wie Sie vermuten, Herr Schwennicke, hängt davon ab, wie AfD und die Wirtschaft in D sich entwickeln. Eine starke Rezession dürfte die CDU
in die Bredouille bringen, während die AfD sich nur selber zersetzen kann, wenn es ihr nicht gelingt, eine tragfähige innere Einheit und Festigkeit herzustellen.
Z u s a m m e n wären beide (CDU o h n e Merkel und AfD) sehr stark und bildeten genau den Anti- Block gegen Links-Grün, den sich viele Bürger wünschen.
Die Zukunft wird zeigen, ob das nicht doch - irgendwann - einmal möglich ist.
Mich würde es sehr freuen.

Frau Wallauch, ich stimme Ihnen voll und ganz zu. Leider haben die regierenden Politiker immer noch nichts begriffen. Und solange keine Einsicht besteht, wird die AfD weiter wachsen, das ist meine Überzeugung. Es werden wieder Kompromisse gemacht am Wählerwillen vorbei, wie gehabt und die Berichterstattung in den Medien ist natürlich auf "Linie". Aber die Hoffnung auf Erneuerung bzw. Einsicht stirbt bekanntlich zuletzt....

Maria Fischer | Mo., 2. September 2019 - 07:23

Die AfD ist die einzige Opposition zur Person/Politik Merkel und aus diesem Grund wird sie gewählt.
Es ist primär kein Für die AfD sondern ein GEGEN Merkel und ihre toxische Politik.

gabriele bondzio | Mo., 2. September 2019 - 08:07

Wahre Worte, Herr Schwennicke! Natürlich war die eigen Bauchbepinselei mal wider groß. Irgendwie macht man ja auch alles richtig. Es liegt am Wahlvolk, dass uneinsichtig ist. Oder wie sie im "Popcorngewitter-Artikel" sagen:"Es hat sich eine schleichende Gewöhnung an den politischen Ausnahmezustand eingestellt."
Mir ist besonders ein Satz des Grünen,Wolfram Günther, in den Analyse-und- Koallitionsgesprächen in Erinnerung geblieben."Demokraten müssen ohne VORBEHALTE miteinander reden können." In Sachsen gab es zwischen Schwarz-Grün größte Missstimmigkeit.
Das dem Satz größtmögliche Beliebigkeit anhaftet, sieht man in Beziehung zur AFD.
Man erklärt einfach ein Partei insgesamt , wider besseres Wissen, als undemokratisch.Und ein 1/4 ihrer Wähler als unmündig. Das ist Demokratie!

Uli Petschulat | Mo., 2. September 2019 - 08:54

Was immer vergessen wird. Stärkste Kraft sind die Nichtwähler die sich von Politik und Politikern lange abgewandt haben und nicht mehr erreichbar sind. Wenn man diese Menschen zu den "angeblich Abgehängten" dazu zählt ergibt sich ein ganz anderes Bild dieses Landes ! Im Osten wie im Westen !

Dorothee Sehrt-Irrek | Mo., 2. September 2019 - 09:31

bekommen durch dieses erstaunlich gute Ergebnis - "die" Presse "suggerierte evtl. 35% für die AfD und 25% für die Grünen"? - mehr Kraft in ihren eigenen Parteien.
An den beiden kommt so schnell niemand vorbei.
Ich glaube zwar auch nicht, dass der nächste Kanzler Frau AKK heissen wird, aber bei diesem Wellengang die CDU steuern, gleicht einer Herkulesaufgabe, die sie m.E. meistert. Meinen Respekt dafür.
Leider - aus meiner weiteren Sicht - ist noch keine Zeit für die FDP im Osten, evtl., bei allem Respekt vor dem jungen Herrn Thilo Jung, weil noch über den "Besitz an Produktionsmitteln" debattiert wird.
Die Kluft des DDR-Wirtschaftssystems zu marktwirtschaftlichen Überzeugungen könnte größer nicht sein und hat im Osten noch zu wenig Protagonisten hervorgebracht.
Diese ALLERDINGS Schieflage wird nicht bleiben, bedeutet aber noch viel Arbeit für die FDP.
Man kann in kürzester Zeit Dinge zerstören und braucht viel Zeit des Wiederaufbaus.
Das gilt es auch beim Klima zu beachten.

Steffen Loos | Mo., 2. September 2019 - 09:32

Ich glaube nicht, dass die CDU in Sachsen und die SPD in Brandenburg, deswegen besser als erwartet abgeschnitten haben, weil sie so gut, solide und unaufgeregt waren. Kretschmer hat zum Beispiel die AFD Wähler kräftig beschimpft und pauschal als Idioten und Rassisten bezeichnet. Nein, der Grund waren taktische Entscheidung der Wähler. In Sachsen haben mit Sicherheit viele potentielle SPD Wähler ihr Kreuz bei der CDU gemacht, weil sie damit verhindern wollten, dass die AFD die stärkste Partei wird und in Brandenburg haben deswegen CDU Wähler auch die SPD gewählt. Ich denke, dass auch die Grünen und die FDP dadurch potentielle Wähler verloren haben. Diese Taktik verzerrt das Bild etwas und deswegen liegen hier die Umfragen so daneben.

Ihre vollkommen zutreffende Erklärung wird nicht nur durch eine Reihe von persönlichen Aussagen von Freunden und Verwandten in den beiden Länder bestätigt, sie wird auch durch die Mittelung der Prozentzahlen der drei stärksten Parteien belegt:
1. AfD mit 25,5 %
2.CDU mit 23,85 %
3. SPD mit 17,1 %
Noch Fragen Kienzle hieß es noch vor wenigen Jahren bei solcherart Entlarvung?

Daniel Schilling | Mo., 2. September 2019 - 10:30

Ein wunderbar unaufgeregter, sachlicher Artikel. Mit den paar Zeilen ist alles gesagt, Danke! Die ÖR Krakel-shows meide ich nun seit mehreren Jahren und lese lieber im Nachhinein, denn: Dann kann ich mir aussuchen wann ich das tue und werde nicht vom Fernseher belehrt.

Christoph Kuhlmann | Mo., 2. September 2019 - 10:40

als in anderen Teilen der Republik. Dies hat zusammen mit einer deutlichen Abgrenzung zur AfD das Desaster in Grenzen gehalten. "Wahlsieger" deren Sieg aus einer Begrenzung von deutlichen Verluste besteht sind nicht wirklich überzeugend. Merkel ist der beste Garant für weiteres Stimmwachstum der AfD und die Konfusion in der SPD lässt keine Erfolge auf Landesebene mehr zu. Nun haben wir bis zur Bundestagswahl nur noch zwei Landtagswahlen und die "Volksparteien" werden sich die Ergebnisse schön reden und so tun als könnte alles weiter gehen wie bisher.

Ernst-Günther Konrad | Mo., 2. September 2019 - 11:01

Nach meiner Sicht der Dinge haben beid MP's es noch verstanden, wenigstens einen Teil ihrer Wähler durch ihren persönlichen Wahlkampf bei sich zu behalten, obwohl auch diese Wähler wissen, dass sie beide keine Chance haben, weil sie zum einen koalitionsabhängig sind und zum anderen auch von der Groko.
Mag sein, das landespolitisch das ein oder andere umgesetzt werden kann, so werden viele bundespolitische Themen in Berlin ausgemacht und da, da läuft eben nichts.
In beiden Parlamenten wird ihnen die AFD im Nacken sitzen, ob ihnen das passt oder nicht.
Thüringen wird der nächste Gradmesser und auch da besteht zu befürchten, dass die AFD gerade wegen oder eben trotz Höcke sich der Landtag blau einfärben wird. CDU und SPD wollen, vielleicht können sie es auch geistig gar nicht verstehen, dass sie eigentlich ihre ehem. Wähler zurückgewinnen müssen, die sie vorher so sehr beschimpft haben und jetzt genauso wie die AFD als Partei einfach ignorieren. Hochmut kommt vor dem Fall.

Norbert Heyer | Mo., 2. September 2019 - 11:04

Der große Wahlgewinner in Sachsen und Brandenburg ist die AfD. Das ist umso bemerkenswerter, wenn man bedenkt, wie diese
Partei von den anderen Parteien und den Medien ständig und dauerhaft als das Letzte dargestellt wird. Dahinter steckt nichts anderes als die nackte Angst, dass das Einheitskartell der vermeintlich Guten wie ein Kartenhaus zusammenbrechen kann. Wer - vielleicht zu Recht - bei der Anzahl der Direktmandate beschnitten wird, wer bei politischen Diskussionen fast immer ausgeschlossen ist, dessen Anträge ignoriert und dem politische Posten vorenthalten werden, trotzdem mehr als 25 % der Stimmen holt, muss doch schon vieles richtig machen. Jetzt wird es auch für die „Gemeinschaft der Guten“ schwierig, Koalitionen zu schmieden, ohne sich selbst und seine politische Grundrichtung bis zur Unkenntlichkeit zu verbiegen. Wenn der Wähler erkennt, das seine Entscheidung für die AfD keine Neubesinnung der Etablierten auslöst, kann die Reaktion demnächst noch heftiger ausfallen.

Armin Latell | Mo., 2. September 2019 - 14:18

die AfD für Flüchtlinge–oder besser gegen sie.
Das sehe ich jetzt allerdings nicht so. Das Thema Klima ist für die Grünen doch nur der Steigbügel,
um ihre totalitäre Gebots -und Verbotsprogrammatik durchzusetzen. Wer zum Eis essen nach Kalifornien fliegt...Ja, die AfD ist gegen Flüchtlinge, aber man muss doch auch als Journalist so weit ehrlich sein, um zu spezifizieren: gegen illegale, gegen diejenigen, die ihre Ausweispapiere vor dem (Grenz)übertritt entsorgt haben, gegen hochkriminelle und solche, die nur am Ticket in unseren Sozialstaat interessiert sind. Halbseidenes Personal gibt es auch bei "die Linke", und den "Grünen". Trotzdem war deren Erfolg nicht wirklich großartig. Nicht zu vergessen die Schmutzkampagnen der Medien, die hanebüchene Entscheidung des Landeswahlausschusses
in Sachsen. CDU wieder Richtung 40%? Wenn man mehr als 25% der Wählerstimmen ignorieren kann? So jedenfalls nicht!

Hans Schäfer | Mo., 2. September 2019 - 14:20

Die Wähler in Sachsen haben mit der CDU konservativ gewählt und bekommen dafür eine weiter nach links ausgerichtete Koalition.
Vera......t, vera....t