Gerald Grosz
Gerald Grosz macht gerne Anspielungen auf Donald Trump / Eva Manhart

Bundespräsidentenwahl in Österreich - Gerald Grosz: Volkes Stimme

Der Publizist und Ex-Politiker Gerald Grosz will am nächsten Sonntag Bundespräsident von Österreich werden – mit rüden Attacken gegen das Establishment und einer riesigen Facebook-Gefolgschaft. Der Individualist und Exzentriker möchte der etablierten Politik die Leviten lesen, ohne auf irgendjemanden Rücksicht nehmen zu müssen.

Porträt Mathias Brodkorb

Autoreninfo

Mathias Brodkorb ist Cicero-Autor und war Kultus- und Finanzminister des Landes Mecklenburg-Vorpommern. Er gehört der SPD an.

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Eigentlich war seine Karriere schon wieder vorbei, als sie kaum begonnen hatte. Mitarbeiter einer Regierung an herausgehobener Stelle, Abgeordneter des Nationalparlaments und Vorsitzender einer Partei: Das alles hatte er mit nicht einmal 40 Jahren bereits hinter sich gebracht. Nach mehreren Jahren politischer Abstinenz will er nun Bundespräsident der Alpenrepublik werden. Die Rede ist von dem österreichischen Publizisten Gerald Grosz. Mit ihm stellen sich sechs Österreicher am 9. Oktober gegen den Amtsinhaber zur Wahl.

Schon der Wahlkampfslogan „Make Austria Grosz again!“ verrät dabei seine politische Herkunft. Er gehörte seinerzeit zum engen Umfeld desjenigen Mannes, der den Rechtspopulismus in Österreich salonfähig gemacht hat: Jörg Haider. Als Haider wegen parteiinterner Streitereien das Bündnis Zukunft Österreich (BZÖ) gründete und sich von seiner FPÖ abspaltete, war Grosz mit dabei und wurde später sogar ihr Vorsitzender. Die „politischen Testamentsvollstrecker“ hätten damals aber zu spät verstanden, sagt Grosz heute, dass das BZÖ ohne Haider chancenlos war. 

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Thomas Hechinger | Mi., 5. Oktober 2022 - 15:36

Mal kurz nachdenken: Österreich... Österreich... Berlin... – aber Berlin ist doch gar nicht die Hauptstadt von Österreich! Das ist doch Wien! Jetzt bin ich ganz durcheinander. In Berlin wußten die doch nicht, wie man richtig wählt. Das stimmt doch, oder? Das war doch in Berlin, also in Österreich. Quatsch! Schon wieder diese falsche Verknüpfung. Mal kurz nachdenken. Kurzen Moment bitte... ich glaub', jetzt krieg' ich's zusammen. In Österreich wußten die schon ein paar Jahre vorher nicht, wie man richtig auszählt, und haben dann gleich die ganze Wahl wiederholt. Also nicht die ganze, aber die zweite Hälfte von der Wahl. Also die dritte Wahl oder so. Damit sie die zweite wiederholen. So! Das war 2016. Und das mit Berlin war 2021. Jetzt haben wir's! Man kommt einfach gar nicht mehr hinterher. Und 2016 haben sie doch den Richtigen gewählt, nicht wahr? Also bei der zweiten zweiten Wahl, also der dritten? Da hatten die Wähler doch kapiert, was die Politiker von ihnen erwarteten?

Dorothee Sehrt-Irrek | Mi., 5. Oktober 2022 - 15:40

Herrn van der Bellen nicht, aber er hat Österreich wohl die politische Kontinuität gegeben, die in schwierigen Zeiten nötig war und das ohne besonders auf seine evtl. doch ziemliche Macht zu pochen? Auch ein Präsident kann in Österreich vielleicht nicht machen, was er will.
Entsprechend ist Herr van der Bellen nun DER fast allseits beliebte Kandidat für das hohe Amt.
Damit wäre ich dann bei dem vorgestellten Kandidaten.
Wenn" freiheitlich" bedeuten soll, ich mache, was ich will oder "euer Unwille" möge die Richtschnur meines Handelns sein, dann wirkt das auf mich überhaupt nicht politisch, schon gar nicht staatspolitisch.
Es sollte mich nicht wundern, wenn Herr van der Bellen den ersten Wahlgang mit >70% gewinnt.
interessant wird dessen Durchhaltevermögen sein, das besser überzeugt, sonst wäre diese Wahl doch ein bisschen eine "Farce" gewesen?
Aber Staatspolitik gehört evtl. nicht in die Hand politischer "Entertainer" oder "Skurrilitäten".
Andererseits kommen sie nicht von ungefähr?

Heidemarie Heim | Mi., 5. Oktober 2022 - 17:08

So amüsant unser Herr Brodkorb diesen Lautsprecher des Volkes und dessen Ansinnen beschreibt, wenn man sich Mitbewerber wie den hier genannten Herr Dr. W. Rosenkranz, der z.B. auch in der volksnahen Institution Volksanwaltschaft dient, und bis hin zu einer Mitgliedschaft bei der heimischen Freiwilligen Feuerwehr ebenfalls recht bodenständig erscheint bzw. sich auskennt mit "Brandherden" politischer wie sonstiger Natur, dürfte diese Bewerbung tatsächlich mehr bedürfen als einem Kultstatus. Denn bei meinen Besuchen in Wien hatte ich keineswegs den Eindruck, dass die Alpenrepublikaner einen Lautsprecher/Verstärker nötig haben, wenn es darum geht die eigene Meinung zu äußern. Mir klingen davon teilweise heute noch die Ohren bzw. erinnere ich mich an die mitleidigen Blicke, die diese mir mit dem für sie typischen Schmäh zukommen ließen;-) MfG

Keppelen Juliana | Mi., 5. Oktober 2022 - 17:16

Wie Milos Zeman also den tschechischen Präsident nicht schlecht. Der haut oft Dinge heraus ohne Rücksicht ob Freund oder Feind und politische Korrektheit. Einfach erfrischend.

Gerhard Lenz | Mi., 5. Oktober 2022 - 18:16

kommt da dann Donald Trump raus?

Noch so eine Pappnase. Ein Hobbypolitiker, ein Kämpfer gegen die Eliten, ein selbsternannter Mann des Volkes.

Einer der mit billigem, aber lautstarkem Populismus bei Einfältigen landen könnte. Eben bei jenen, die schon, als sie auf die Welt kamen, wussten, man müsse DIE DA OBEN bekämpfen.
So einen Hans-Wurst könnte in Deutschland die AfD noch gebrauchen. Die war ja bekanntlich von Trump begeistert. Ein Krawall-Messias für Narren und Tiefenfrustrierte.

Narzisstische Polit-Witzbolde, die genug Machtinstinkte und skrupellose Rücksichtslosigkeit innehaben, über ausreichende Mittel verfügen und mit entsprechend großer Klappe ausgestattet sind, gab es immer wieder und wird es immer geben.

Damit könnte man leben, würden diese im Grunde bizarren, aber halt nicht ungefährlichen Figuren, nicht auch noch gewählt.

Martin Wald | Mi., 5. Oktober 2022 - 21:38

Wie kann es sein, dass ein von mir geschätztes und abonniertes Nachrichtenmagazin einem Menschen wie Gerald Grosz, jemand, der in seinem bisherigen Leben noch keine nachvollziehbare Leistung erbracht hat, Raum in seiner Printausgabe verschafft? Seine hetzetriefenden Wortspenden, bevorzugt über "Facebook" an seine "Anhänger" gerichtet, sind für einen halbwegs geradeaus denkenden Menschen vollkommen jenseitig. Und sie sollten es auch für ein seriöses Nachrichtenmagazin sein. Wir brauchen definitiv keine Schiffschaukelbremser for president und wir brauchen auch keine solchen intellektuellen Dünbrettbohrer in der aktuellen Meinungsbildung. Ein intellektuelles Magazin sollte keinen Platz für Figuren bereitstellen.

Thomas Hechinger | Do., 6. Oktober 2022 - 12:14

Antwort auf von Martin Wald

Ich verstehe Ihr Problem nicht. Was spricht dagegen, daß der „Cicero“ den Kandidaten Grosz vorstellt? Er scheint zwar weit weg von jedem Wahlerfolg zu sein, seine zu erwartende Stimmenzahl ist aber doch so groß, daß er damit die Wahlchancen anderer Kandidaten beeinträchtigen kann. Zudem finde ich es spannend, daß es sogenannten Populisten immer wieder gelingt, eine gewisse Wählerklientel anzusprechen. In Frankreich waren das zum Beispiel Jean-Luc Mélenchon oder Éric Zemmour. Und über solche Leute etwas zu erfahren, ist wichtig. Heute sind sie vielleicht noch Kandidaten mit vernachlässigbaren Wahlchancen, morgen bereits Präsidenten. Gerade das Beispiel Trump zeigt das.
Allerdings hätte ich es für gut befunden, wenn der „Cicero“ auch über die andern Kandidaten der Bundespräsidentenwahl Berichte verfaßt hätte. Aber vielleicht hat er das auch, und ich habe es nur nicht bemerkt.

Lutz Friedl | Mi., 5. Oktober 2022 - 21:40

Sicherlich sind seine Aussagen oft zugespitzt, bisweilen schräg und grenzwertig in der Beschreibung politischer Gegner; natürlich ist er offensichtlich populistisch, aber das sind nahezu alle Politiker, auch der noch populäre Phliosoph, Kinderbuchautor und kompetenzloseWirtschaftsminister Habeck , der die grünpopulistiche These oder Lüge mehrfach wiederholte, dass man mit Atomstrom - Wärmepumpen lassen grüßen - nicht heizen könne . Dennoch ist er für mich bereichernd , weil er das immer enger werdende Meinungsspektrum auf kurzweilige und oft zutreffende Art erweitert , zum Ärger des bräsigen linksgrünen Mainstreams.

Ernst-Günther Konrad | Do., 6. Oktober 2022 - 07:51

Okay. Die wählen den BP, wenigstens macht das dort das Volk und keine ausgesuchte Bundesversammlung. Okay. Van der Bellen hat Mitbewerber um das höchste Amt, eben auch diesen Herr Grosz. Kannte ich vorher nicht, werde ich auch sicher gleich vergessen. Mag er im asozialen Orkus einen gewissen "Kultstatus" haben, mag der Mann künftig weiter als Satiriker oder was auch immer dort seine Worttiraden absondern. Ein kritischer BP wäre sicher wünschenswert, aber keiner der sich derart im Ton vergreift. Man kann auch sachlich kritisieren und ich denke mal, die Österreicher werden ihm sicher kaum Beachtung geben. Gut so.