Kunststudenten malen im Mumbai, Indien, Porträts von Donald Trump / picture alliance

Geopolitische Folgen der US-Wahl - Trump ist zurück auf der Weltbühne

Nach der US-Wahl wechseln hochfliegende Erwartungen mit düsteren Prophezeiungen. Die Rückkehr von Donald Trump sollte in Europa Anlass sein, den Streit um Worte wie „strategische Autonomie“ oder „Souveränität“ beiseitezulassen.

Ulrich Schlie

Autoreninfo

Ulrich Schlie ist Historiker und Henry-Kissinger-Professor für Sicherheits- und Strategieforschung an der Universität Bonn.

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Ungarns Ministerpräsident Viktor Orbán sprach von einem historischen Sieg, auf den die Welt gewartet habe, und Indiens Premierminister Narendra Modi sandte „seinem Freund“ die herzlichsten Glückwünsche. Und die Taliban in Afghanistan sprachen davon, dass eine neue Seite in den Beziehungen aufgeschlagen werden könne. 

Selbst Putins Vertrauter, der frühere russische Staatspräsident Medwedew, konnte Trumps Wahlsieg immerhin die positive Seite abgewinnen, dass dieser als Geschäftsmann durch und durch sich von überflüssigen Projekten verabschieden werde. Die Spannbreite der Gratulationsschreiben, die Donald Trump nach seinem Sieg bei der US-Präsidentschaftswahl aus der ganzen Welt erhalten hat, variiert in der Tonlage zwischen kühler Geschäftsmäßigkeit (Olaf Scholz) und überschwänglichem Jubel (Viktor Orbán). 

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Ingbert Jüdt | So., 10. November 2024 - 11:54

Trump ist nicht berechenbar, das Verhältnis zu China wird zum Zentrum der Konflikte, und Putin ist der Kriegstreiber. Nichts, was man nicht schon mal gehört hätte, und ein munkelndes Orakeln (oder orakelndes Munkeln) zum Ausklang: »strategische Autonomie: Schtonk!« »Souveränität: Schtonk!«

Aber schön, dass der Henry-Kissinger-Professor für Sicherheits- und Strategieforschung auch was dazu gesagt hat!

Chris Groll | So., 10. November 2024 - 12:01

Bis auf das Ende, kann ich diesem Artikel einiges abgewinnen. In meinen Augen ist die Welt allerdings jetzt sicherer geworden.
Über Deutschland, seine Politiker, Medien usw. sage ich lieber nichts. Ein total Ausfall.

Markus Michaelis | So., 10. November 2024 - 12:43

Ich denke, nicht nur. Deutschland hat bisher noch sehr im Gestern gelebt: die eigene relative demografische Stärke der Boomer, die wirtschaftliche Stärke, getragen durch die "regelbasierte (also unsere) Weltordnung" und einen für D zu schwachen Euro, eingebettet in eine alte, aber jetzt schwindende Bedeutung der EU in der Welt, innenpolitische Erzählungen und Weltbilder, die an ihre Grenzen kommen, und vieles mehr. Die Gegensätze zwischen dem "Deutschland von gestern" und der realen Situation in einer sich verändernden Welt sind zu groß geworden und etwas Gerüttel von außen kann auch besser sein, um die klapprigsten Teile neu aufzustellen, bevor die Gegensätze noch größer werden.

Tomas Poth | So., 10. November 2024 - 12:48

Etwas bangbüxig der Herr Schlie!
So kann man nur als Vasall, als Stiefellecker der US-Interessen oder anderer big-player enden.
Kopf hoch die eigene Stärke fördern und ausbauen und europäisch kooperieren. Das Märchen von Gulliver mag da die Möglichkeiten aufzeigen.
Ein föderales Europa in dem jede Nation seinen wichtigen Platz findet, die Einzelstärken akzeptiert und respektiert werden.

Peter William | So., 10. November 2024 - 14:04

Die Globalisierung wird neu justiert, dass ist es was ich den letzten Jahren entnehme. Anstatt die Megafirmen global machen zu lassen auf der Erde, werden die Staaten oder Supranationen wieder mitreden, wie es denn weitergehen soll. Eine Art fragmentierte Globalisierung die wiederum mehr Handlungsspielraum für Diplomatie lässt, da Freihandel nicht mehr vorausgesetzt wird sondern durch bilaterale Abkommen ermöglicht wird. Dass die Megacorps auf der Erde "hin- und herspringen" können wie es ihnen beliebt, kommt noch hinzu. Schon ganz schön kompliziert. Ob Europa das einigermaßen überstehen wird, ich bin skeptisch. Ich sehe zu wenig Anpassungsbereitschaft, lieber wird sich zum Beispiel an Brandmauern geklammert, wie seit Jahren, egal wie dysfunktional diese sind.

A Otto | So., 10. November 2024 - 19:50

wird Donald Trump beinhart amerikanische Interessen vertreten was aber nur in der Form und nicht im Inhalt eine Änderung ist. Jede Regierung wird darauf eingeschworen, die Interessen des eigenen Landes zu vertreten. Es fehlt in der Analyse ein ganz zentraler Punkt. Der Ukraine Krieg wurde insbesondere auch von der Biden Regierung als Hebel gegen Russland und als Keil zwischen Russland und Deutschland benutzt. Dies war eine häufig geäußerte Strategie. Nun stellt sich aber heraus, daß dies Russland in die Arme von China treibt was für die USA noch unvorteilhafter ist. Die Äußerungen von Trump deuten an, daß er dies realisiert hat. Zusammen mit den hohen Kosten ist die logische Schlussfolgerung ein rasches Ende des Krieges. Eine Isolierung Chinas impliziert Russland Alternativen zu diesem Bündnis anzubieten.

Ernst-Günther Konrad | Mo., 11. November 2024 - 10:49

So polternd und beleidigend, so unsympathisch wie bei seiner ersten Kandidatur, trat er diesmal nicht auf. Er kam überlegter und rhetorisch zurückhaltender rüber und weiß offensichtlich jetzt, wer ihm bei seiner Politik wirklich loyal zur Seite stehen wird und wer nicht. Und wenn er nur die Hälfte von dem umsetzen wird, was er angekündigt hat, müssen natürlich einige um ihre Jobs bangen und vor allem die Justiz fürchten. Raus aus der WHO und dem Klimaschutzkonferenz, Kennedy lässt er, wie er sagt, im Gesundheitsbereich von der Leine und droht mit restloser Aufklärung der Corona Lüge. NGOS werden geprüft und ggfls. aufgelöst, finanziell nicht mehr vom Staat unterstützt und vor allem deren Handeln auch juristisch geprüft werden. In allen Bereichen will er willfährige Mitläufer und Vollstrecker antidemokratischer Meinungseinschränkung entlassen und zur Rechenschaft ziehen. Die NATO wird er zwingen, selbstständiger zu werden und den UA Krieg beenden. Und noch vieles mehr. Nicht schlecht.