Donald Trump präsentiert am 3. April seine „executive order“ zu reziproken Zöllen / picture alliance / Xinhua News Agency | Hu Yousong

Neue amerikanische Zollpolitik - Hinter Trumps Zollerhöhungen steht ein legitimes Interesse

Die USA sind nicht mehr bereit, das hohe Leistungsbilanzdefizit hinzunehmen, das auch schon Clinton und Obama als Problem erkannten. Europa sollte nicht mit Handelskriegsrhetorik eskalieren, sondern mit kühlem Kopf ein Ergebnis verhandeln, das für alle Seiten einen Erfolg darstellen kann.

Autoreninfo

André Schmidt hat den Lehrstuhl für Makroökonomik und Internationale Wirtschaft an der Universität Witten/Herdecke inne. Zu seinen Forschungsschwerpunkten zählen Weltwirtschaft und Internationale Wirtschaftspolitik.

So erreichen Sie André Schmidt:

Es ist eine ökonomische Binsenweisheit, dass Zölle und Protektionismus sich negativ auf Wirtschaftswachstum und Wohlstand auswirken. Nur in sehr wenigen Fällen, in denen Zölle eine Schutzwirkung für junge aufstrebende Branchen in sich entwickelnden Volkswirtschaften entfalten, können von einem Zollschutz, wenn er temporär erhoben wird, positive Wirkungen ausgehen. Eine solche Schutzwirkung kann aber Trump für die USA zur Begründung der Ankündigung seiner massiven Zollerhöhungen nicht in Anspruch nehmen. Es stellen sich somit die Fragen, was sich eigentlich hinter der massiven Zolldrohung verbirgt und welche Ziele er damit erreichen will? Die Beantwortung der Frage ist insofern wichtig, als diese dazu dient, ein besseres Verständnis für diese Ankündigung zu entwickeln und prüfen zu können, ob es aussichtsreiche Erfolge auf dem Verhandlungsweg gibt, um die Entfesselung eines Zoll- und Handelskrieges zu verhindern.

In seinen Reden verweist Trump immer wieder auf das Handelsbilanzdefizit der USA, welches den Überschuss, den die USA im Handel mit Dienstleistungen erwirtschaften, überkompensiert, sodass die Leistungsbilanz der USA permanent eine Defizitposition aufweist. Im Kern geht es daher um die Bekämpfung des schon seit mehreren Dekaden bestehenden Leistungsbilanzdefizits der USA. Dieses Leistungsbilanzdefizit steht schon seit längerer Zeit im Fokus der verschiedenen amerikanischen Präsidenten. Auch frühere Präsidenten wie Clinton, Bush und vor allem Obama haben während ihrer Amtszeit im Oval Office immer wieder auf dieses Problem hingewiesen, ohne jedoch eine nennenswerte Lösung zu finden. Daher ist das Problem nicht neu. Allenfalls die Radikalität, mit der Trump nun versucht, dieses Problem zu lösen, stellt die Weltwirtschaft vor eine neue Herausforderung.

Cicero Plus weiterlesen

  • Monatsabo
    0,00 €
    Das Abo kann jederzeit mit einer Frist von 7 Tagen zum Ende des Bezugzeitraums gekündigt werden. Der erste Monat ist gratis, danach 9,80€/Monat. Service und FAQs
    Alle Artikel und das E-Paper lesen
    • 4 Wochen gratis
    • danach 9,80 €
    • E-Paper, App
    • alle Plus-Inhalte
    • mtl. kündbar
  • Ohne Abo lesen
    Mit tiun erhalten Sie uneingeschränkten Zugriff auf alle Cicero Plus Inhalte. Dabei zahlen Sie nur so lange Sie lesen – ganz ohne Abo.
Für € 1, dann 0.20/min freischalten
Maximal € 11 pro Monat • Kein Abo
Wir reservieren vorübergehend € 4. Nach der Session erstatten wir die € 4 und buchen den genauen Betrag ab.
Hilfe & Support
Freischalten für€ 1.00
Jede angefangene Minute€ 0.20 / Min.
Monatslimite€ 11 / Monat
Verbraucherschutz

Das monatliche Limit schützt dich vor übermäßigen Ausgaben. Erreichst du es, kannst du den Service für den Rest des Monats kostenlos nutzen.

Bei älteren Beiträgen wie diesem wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen. Wir bedanken uns für Ihr Verständnis.

Ernst-Günther Konrad | Mo., 7. April 2025 - 13:34

Was Sie da schreiben, höre und lese ich detailliert und neutral sonst nur in den sog. alternativen Medien. In den Msm wird auf Trump herumgehackt, teils falsche Sachen behauptet oder aber man schimpft erstmal, gibt ihm im Laufe des Artikels an der ein oder anderen Stelle dann doch mal recht, um aber sofort wieder zu beschreiben, warum er dann doch nicht recht hat. Also das Übliche bei unseren Trans Phobikern und Trump Hassern. Erstmal verbal drauf hauen, den Mann als Teufel darstellen und den üblichen Trump Hass versprühen. Und dann kommt doch das Nachdenken, ob und welche Gegenmaßnahmen richtig wären und ob mit ihm reden nicht vielleicht doch der bessere Weg wäre. Nur wer soll es machen? Die diplomatische Koryphäe noch Außenministerin Baerbock oder unsere Super Wirtschaftsminister Habeck, der Mann, der alles über Wirtschaft weiß, es nur nicht genau ausdrücken kann, so daß wir ihn alle nicht verstehen? Merz der Umfaller, der Schattenkanzler ohne Schatten? Schau mer ma.

Karla Vetter | Mo., 7. April 2025 - 20:14

Verständlich. dass man als Politiker gegen ein so ausgeprägtes Handelsbilanzdefizit kämpft. Vor allem wenn man eine weitgehende Deindustrialisierung wie in den USA vorfindet und nur noch Dienstleistung anbieten kann. Der "Dollarisierungsfluch/Segen " ist, wenn man die Zusammenhänge versteht, schlüssig. Selbst eine Erhöhung der Export- Chancen würde da das Problem nicht aus der Welt schaffen.

Volker Huber | Mo., 7. April 2025 - 21:48

den Sie Trump einräumen möchten, dürfte ökonomisch zu gering sein, als dass er politisch sticht. Wie es sich derzeit abzeichnet, hat Trump im Hinblick auf die EU kein Interesse an einer gegenseitigen Reduktion der Zölle auf null Prozent, weil dadurch das amerikanische Handelsbilanzdefizit nicht annähernd verschwinden würde. Der Grund liegt in der mangelnden Konkurrenzfähigkeit der USA auf den internationalen Gütermärkten. Außerdem müsste er den Plan aufgeben, die heimische Einkommensteuer durch Zolleinnahmen zu substituieren. Diese Erwartung weckt er bei seiner Anhängerschaft aber ständig und ziemlich schamlos, nämlich andere fürs eigene Fortkommen zahlen zu lassen.

Peter William | Di., 8. April 2025 - 00:57

Eben wegen dieser Rolle des Dollars auf die Weltwirtschaft wollten und wollen die BRICS+ Staaten eine eigene Weltbank gründen, die als von den USA vereinnahmt wahrgenommen wird. Warum genau das so ist weiss ich nicht.

Ich denke es sollte eine Meta-Währung eingeführt werden, mein Vorschlag wäre der Terra. Diese dient nur dem Umtausch in die nationalen oder supranationalen Währungen und hat somit für den normalen und elitären Bürger keinerlei Bedeutung, da sie nicht erworben werden kann im klassischen Sinn, eben eine vermittler- oder halt Meta-Währung. Der Vorteil bei Verwaltung durch die UN wäre eine Unabhängigkeit von jeglichem nationalem oder supranationalem staatlichen Einflusses.

Gerhard Weißenberger | Di., 8. April 2025 - 10:45

Sollten sich diese Tendenzen bei einigen Erdöl exportierenden Staaten verstärken, hätte Trump ein weiters Problem.
Einen Krieg gegen solche Staaten wie den zweiten Irakkrieg kann er sich wegen der veränderten geopolitischen Situation durch China nicht leisten,