- Die Farbe des Islam
Mohammed trug Grün – und fortan auch seine Erben. Heute schmücken sich die Terroristen der Hamas mit grünen Stirnbändern. Doch im Koran findet sich auch eine ganz andere Lesart der Farbe Grün.
Als Mohammed die Stadt Mekka im Jahr 630 nach Christus eroberte, trugen seine Soldaten ein grünes Banner. Und als der Prophet zwei Jahre später begraben wurde, überspannte die junge Gemeinde seine Grabstätte in Medina mit einem grünen Dach. Mohammed, von einer Waise zum bedeutenden Feldherren und religiösen Führer geworden, soll zeitlebens, so die islamische Überlieferung, gerne grüne Gewänder und einen grünen Turban getragen haben. Grün wird deshalb nach seinem Tod zur Farbe seiner Erben. So trugen die Kalifen der Fatimidendynastie Grün als Wappenfarbe. Sie kennzeichneten sich damit als legitime Bewahrer und Schutzherren des Islam. Grün ist bis in die Gegenwart die Farbe von Nationen und Gruppierungen geblieben, die für sich in Anspruch nehmen, besonders islamisch zu sein; ein Blick auf die Flagge Libyens oder der Hamas belegt das.
Aber auch darüber hinaus hat das Grüne seinen festen Platz in der islamischen Gesellschaft. Auf der arabischen Halbinsel, wo der Islam entstanden ist, sind üppige Vegetation, saftiges Grün und schattenspendende Palmen eine Seltenheit. Das Grün der Oase inmitten der dürren Umwelt wird deshalb das verdichtete, irdische Vorbild der Vollendung der Gläubigen im Paradiesgarten. In Sure 18 heißt es: „Wir lassen den Lohn derer, die glauben und gute Werke tun, nicht verloren gehen. Sie sind es, denen die Gärten von Eden, durch welche Bäche fließen, zuteilwerden. Darin werden sie mit Armspangen aus Gold geschmückt und in grüne Gewänder aus feiner Seide und Brokat gekleidet sein.“
Die Farbe Grün erhält auch eine theologische Bedeutung in der Glaubensgemeinschaft des Islam: Sie wird als Farbe der Mitte verstanden, zwischen den Extremen Schwarz und Weiß. Der Koran nennt die Muslime die „Gemeinschaft der Mitte“. Der Islam verbinde in einer neuen Synthese das Beste von Judentum und Christentum: die Treue zum Gesetz und das Gebot der Liebe, erklären islamische Gelehrte. Das Grün grenzt so die Muslime von den beiden anderen monotheistischen Religionen ab – bis in den Tod. Gleich, ob der Gläubige als Gotteskrieger oder als frommer Beter von dieser Welt in die nächste geht, sein Leichentuch wird aller Wahrscheinlichkeit nach grün sein, denn das ist im Islam die Symbolfarbe der Auferstehung.
Grün ist aber nicht zuletzt auch die Farbe eines radikalen, gewaltbereiten Islam. Die Kämpfer der Hamas tragen grüne Stirnbänder zum Gedenken an die siegreichen Schlachten, die Mohammed als Feldherr geschlagen hat. Das grüne Stück Stoff am Kopf verdeutlicht den weltlichen absoluten Anspruch, den die Islamisten aus ihrer Auslegung des Islam ableiten. Folgerichtig steht auf dem grünen Grund der Hamas-Fahne das Glaubensbekenntnis des Islam: „Es gibt keinen Gott außer Gott, und Mohammed ist sein Prophet.“ Ein plurales und säkulares Staatsgebilde kann auf dieser Grundlage nicht entstehen. Soll es auch nicht: In der Ideologie des politischen Islam tritt zu den fünf Säulen des Islam eine sechste hinzu: die Verpflichtung zur Errichtung eines durch und durch islamischen Gesellschaftssystems.
Der Westen hat die Herausforderung durch diesen absoluten und radikalen Islam mit Wortschöpfungen bedacht, die das Adjektiv grün einbeziehen. So wird der Islamismus im Französischen „nazisme vert“, grüner Nazismus, genannt. In den amerikanischen Medien wird von ihm als „green peril“, der grünen Gefahr, gesprochen. Auf den Bildern, die die modernen Massenmedien rund um den Globus liefern, illustriert das Bild von mit Koran und Maschinenpistolen bewaffneten Gotteskriegern diese neue Gefahr für den Weltfrieden. Das Grün, das in allen Facetten in der islamischen Literatur und Kunst vorkommt und in der Alltagswelt der Muslime verschiedene Bedeutungen haben kann, wird durch die radikalen Islamisten zur Chiffre des Islam als einer brutalen, gewaltverherrlichenden Religion degradiert.
Angesichts der Verheißungsbilder des Gartens im Koran ist eine Öko-Lesart des Islam aber viel naheliegender. Das Engagement für die Natur ist eine Verpflichtung für jeden Gläubigen, argumentieren auch ökologisch orientierte Muslime. Folgerichtig entstehen immer mehr grün-islamische NGOs wie die „Islamic Foundation for Ecology and Environmental Sciences“. In Großbritannien hat es 2006 sogar einen ersten „Green Islam Day“ mit dem Ziel der ökologischen Aufklärung von Muslimen gegeben. Die britische Insel ist zum Epizentrum der islamischen Ökowelle geworden, mittlerweile ziehen auch Kanada und die USA nach. Eine solche sechste, grüne Säule des Islam entspricht dem Selbstverständnis vieler Muslime eher als die radikale Variante. Das grüne Band könnte daher bald als Symbol der Radikalen ausgedient haben.
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Da will und geht was zusammen, was zusammen gehört. Man kann und muss das aber nicht wollen und schon gar nicht wählen.