Was spricht gegen die Moschee?
Fragen an die Sozialwissenschaftlerin Necla Kelek
Frau Kelek, wenn man kein Islamexperte ist, fällt es schwer zu unterscheiden, wie verschiedene Ausdrucksformen des muslimischen Glaubens gemeint sind. Nehmen wir den Kölner Moscheebau.
Glauben ist eine persönliche, Religion eine öffentliche Sache. Die geplante Dimension des Kölner Moscheebaus ist eine politische Demonstration des türkischen Islam in Stein. Die muslimische Gegengesellschaft will gesellschaftsfähig werden, und der Gemeinde wird durch die helal (reinen) Geschäfte auf dem Gelände bedeutet: Kauft bei Muslimen.
Warum?
Das Vorbild für den Kuppelbau und die Minarette ist die Hagia Sophia in Istanbul, die von den Osmanen eroberte größte christliche Kirche ihrer Zeit. Wenn die von der türkischen Regierung abhängige Ditib (Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion) so baut, ist das nicht nur eine ästhetische Frage, sondern es soll ein Zeichen gesetzt werden: Seht her, wir sind jetzt hier, und uns hat keiner reinzureden. Architektur ist Zeichensprache wie das Kopftuch oder der Tschador.
Was ist mit dem Tschador, den man immer häufiger in deutschen Städten sieht, Brauchtum oder Demonstration?
Die Frau zeigt mit dem Tschador ihre Unterwerfung, macht sich in der den Männern vorbehaltenen Öffentlichkeit unsichtbar. Islamische Städtearchitektur macht die Trennung manifest: für die Männer die Plätze, für die Frauen die Sackgassen.
Der Tschador ist also keine Tracht, wie ein Tirolerhut oder ein Dirndl, sondern ein aggressives Gesinnungsabzeichen?
Ja, er ist bei uns getragen eindeutig ein Gesinnungsabzeichen, das für die Trennung der Gesellschaft in Mann und Frau wirbt.
Und das einfache Kopftuch?
Das Kopftuch ist politische Mode. Ein Zeichen, um Identität, Zugehörigkeit beziehungsweise Abgrenzung zu demonstrieren.
Aber die Tracht der Nonnen, oder die Hüte und Schläfenlocken frommer Juden drücken doch etwas Ähnliches aus?
Nein, die Nonne oder der fromme Jude demonstrieren ihre persönliche Beziehung zu Gott. Sie bleiben dabei gleichberechtigte Bürger. Tschador und im abgeschwächten Maße auch Kopftuch sind ein Bekenntnis zu ganz bestimmten Machtverhältnissen im Diesseits. Die islamische Frau verhüllt sich für den Mann, der ihr Herrscher und Beschützer ist – und nicht für Gott. Sie zeigt damit, dass sie die Ehre ihres Mannes ist.
Das klingt alles ein bisschen sehr strikt. Welche Möglichkeiten bleiben den Muslimen dann noch als Ausdruck ihrer Kultur?
Gelebter Glaube kann sich nicht in öffentlichen Demonstrationen erschöpfen, sondern muss als gelebte Kultur die Menschen bereichern und sollte nicht Mittel der Abgrenzung sein. Um das Opferfest zu begehen, ist es zum Beispiel überflüssig, ein blutiges Schlachtfest zu veranstalten.
Warum also die Aufregung um Moschee-Neubauten?
Die liberalen Westler denken, eine Moschee sei im Prinzip das Gleiche wie eine Kirche oder eine Synagoge – ist sie aber nicht. Islam heißt „Unterwerfung“. Es gab keine kritische Selbstreflexion der muslimischen Gemeinschaften, sie haben sich keinen Schritt bewegt. Ich lerne in der Moschee nicht Nächstenliebe und ein guter Mensch zu sein, sondern mich zu unterwerfen. Auch dies wäre zu akzeptieren, wenn es eine Beziehung zwischen dem Gläubigen und seinem Gott ausdrücken würde. Aber es ist in der Regel die Unterwerfung unter ein Kollektiv mit aggressiven Machtansprüchen im Diesseits.
Was macht Sie da so sicher?
Schauen Sie sich mal Koranschulen an. Das ist ein dumpfes Pauken ohne jegliches Verständnis, geschweige denn Kritik. Die kleinen Jungen lernen dort nur, sich dem Imam zu unterwerfen. Es gibt ja keine Institution, die das überprüft. Was der Imam sagt, ist Gesetz. Da werden keine Bürger erzogen, sondern Untertanen. Warum kümmern sich die Imame nicht um zwangsverheiratete Mädchen, um geschlagene oder vergewaltigte Kinder?
Wie kann denn ein deutscher Bürgermeister oder Verwaltungsbeamter überhaupt erkennen, wen er da vor sich hat, wenn Muslime ein Anliegen vortragen?
Viele Fragen stellen. Eine lautet: Woher kommt das Geld? Die Moschee in Köln soll 25 Millionen Euro kosten. 7,5 Millionen sind EU-Mittel. Um den Rest aufzubringen, müsste jeder der behaupteten 100 000 Muslime in Köln und Umgebung pro Kopf 175 Euro spenden. Wer’s glaubt, wird selig. Die Ditib, der Bauherr der Moschee, ist ein Ableger der mächtigen und finanzstarken türkischen Religionsbehörde und die hat im Moment 800 Beamte hierher entsandt. Der Etat dieser Behörde ist nach dem des Militärs der höchste Posten im türkischen Haushalt. Für mich ist der Bau der Kölner Moschee keine Frage von Religionsfreiheit und auch kein Zeichen der Integration. Sie ist die Botschaft des türkischen Staatsislam in Deutschland.
Das Gespräch führte Michael Miersch
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