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(Erika Fuchs mit Carl Barks; Foto: Ehapa) Schrille, wem Geschrill gegeben

Aus Entenhausen - Schrille, wem Geschrill gegeben

Die Übersetzerin Erika Fuchs, Donald Ducks deutsche Dichterin

Sie hat die Sprache der Nachkriegsgeneration und der folgenden entscheidend geprägt. Eigentlich verdient die Übersetzerin von Micky Maus und Donald Duck den Büchner-Preis, sagte einmal Elfriede Jelinek voller Hochachtung. Sie sprach von Erika Fuchs, die heute, mittlerweile 94 Jahre alt, in München lebt und seit 1951, als die ersten amerikanischen Heftchen auf Deutsch erschienen, die Sprechblasen der skurrilen Einwohner eines zivilisierten Tierreichs mit Sprache füllt. Sollte ich je mit Erika Fuchs sprechen, möge ich ihr doch bitte ihre große Verehrung zu Füßen legen. Das geschah. «Platsch.» Die Übersetzerin nahm die Huldigung dankbar entgegen. «Lächel, lächel.»

Obwohl ich auch heimlich, wie die meisten Kinder damals, die Heftchen verschlungen und getauscht habe, wir sie unter den Betten aufstapelten – die Mütter warfen sie dann empört in den Müll –, fiel mir nicht auf, dass es sich bei den Wörtern in den neuartigen Sprechblasen um ein ganz besonderes Übersetzungskunststück handelte. Später ist mir ebenso entgangen, dass diese preußische Dame und Übersetzerin in der schreibenden Zunft längst zur Ikone geworden war. Spätestens seit die 68er-Generation die Geschichten von Donald Duck «im Kampf gegen das hehre Bildungsgut», so Erika Fuchs, zu ihrer Lieblingslektüre erklärt hatte, war sie literarisch geadelt. Das Feuilleton einer bedeutenden Frankfurter Tageszeitung ist heute von Donaldisten unterwandert, von großen Kennern der Entenhausener Geografie, des dazugehörigen Weltbildes und vor allem des eingeborenen Sprachgebrauchs. «Das waren ganz fabelhafte junge Leute, die alle richtig was Großes geworden sind», sagt die Übersetzerin stolz.

Das Leben von Erika Fuchs könnte die Chronik eines Frauenlebens des vergangenen Jahrhunderts sein, ihre Übersetzungen eine Chronik des Zeitgeistes der Nachkriegszeit und des Wiederaufbaus. Sie griff die umgangssprachlichen Veränderungen auf, Modeströmungen, Ausdrücke, Redewendungen, und streute Namen ein, die ihr etwas bedeuteten. Das Böse versah sie gern mit Begriffen aus der Nazizeit. Das gesamte Allgemeinwissen des untergehenden oder bereits untergegangenen Bildungsbürgertums schwirrte ihr im Kopf herum. Oder sie wusste, wie jeder gute Übersetzer, wo sie nachschlagen musste. Zum Beispiel im «Handbuch der Weltliteratur», erschienen im Klostermann Verlag: «Was für unsichere Zeiten / In fünf Häusern ist gestern Nacht wieder eingebrochen worden. Auch nebenan bei Herrn Klostermann». Damit erwies sie dem Verlag ihre Reverenz. Das hat Vittorio Klostermann, Verleger und «Donald Duck»-Leser, herausgefunden, als er Erika Fuchs in einem Brief fragte, ob sein Name da nur zufällig hineingeraten sei. In derselben Sprechblase offenbart sich auch etwas vom unverwechselbaren, einprägsamen Stil der Übertragungen. Fuchs brauchte einen Binnenreim und fand ihn: nebenan bei Herrn Klostermann.

Hätten die Eltern damals gewusst, wer sich hinter diesem Schund unter anderem verbirgt, sie wären selbst zum Kiosk gerannt, um diese Heftchen als Einstiegsdroge in die Literatur zu kaufen. Dreißig Prozent aller Heftchen­leser kamen später zur Literatur, sagt die Übersetzerin. Damals aber kannte niemand Erika Fuchs, ebenso wenig wie den Zeichner und Erfinder von Donald Duck, Carl Barks, der im August des vergangenen Jahres neunundneunzigjährig gestorben ist. Er fiel auf als «der gute Zeichner». Zwanzig Jahre lang wusste sogar Erika Fuchs nicht, wessen Bilder sie betextete.


Begehrenswerter Schund

Geboren wurde sie als Erika Petri 1906 in Rostock und wuchs in Belgard, einer hinterpommerschen Kleinstadt, in gutbürgerlichen Verhältnissen auf. Ihr Vater war Direktor der Überlandzentrale eines Stromversorgungsunternehmens. Nach dem Abitur studierte sie in Lausanne, München und London Kunstgeschichte, Archäologie und Geschichte und schrieb eine Dissertation über den Barock-Bildhauer Johann Michael Feichtmayr. Als Frau genoss sie zu dieser Zeit genau das, was man sich unter einer klassisch-bürgerlichen Ausbildung vorzustellen hatte. Das aber hätte damals kein Kind interessiert. Im Gegenteil, diese neuen aus Amerika kommenden Heftchen waren als «Schund» noch viel begehrenswerter.

Erika Fuchs wusste, auf welchem Terrain sie sich bewegte, als sie 1951 die ersten Hefte zu übersetzen begann. Sie habe nie überlegt, zu was für einem Beruf ihr Studium führen könne. Es sei für
eine Frau unvorstellbar gewesen, in einem Museum eine Stelle zu bekommen. 1933 hatte sie den Fabrikanten und Erfinder Fuchs geheiratet und war mit ihm nach Schwarzenbach ins Oberfränkische
gezogen, wo er die Fabrik seines Großvaters übernahm: «Summa Feuerungen». Er habe eine besondere Wärmetechnik für Kachelöfen erfunden, und dann erzählt sie etwas über Wärmewellen, wovon sie nicht wirklich etwas verstehe, aber es sei eben so, dass Kacheln Wärme anders und besser leiten als normale Heizungen oder Öfen.

Die Liebe zum Erfinden ist eine Übereinstimmung zwischen den zwei großen Unbekannten, dem guten Zeichner und seiner Übersetzerin. Carl Barks wäre gern Erfinder geworden, so die Legende. Sein alter ego war Daniel Düsentrieb. «Dem Ingeniör ist nichts zu schwör», legte ihm Erika Fuchs in den Schnabel. Zudem war ihr Mann Erfinder und Sprachgenie, ein wandelndes Zitatenlexikon, erzählt sie. Damals hatten sie Personal, wodurch sie Zeit für sich ge­wann, Zeit zum Lesen. Sie las vor allem moderne amerikanische Literatur, Hemingway, Faulkner, Dos Passos, im Original. Die knappe amerikanische Sprache gefiel ihr. Weil zu der Zeit bereits die Nazis herrschten, waren Übersetzungen schwer zu bekommen. Es gab aber die Tauchnitz-Edition in Leipzig, und da konnte man alles im Original beziehen. Schon damals hätte sie gern übersetzt, «aber alles Ausländische galt ja als minderwertig, und wahrscheinlich hätte ich dann in die Reichsschrifttumskammer eintreten müssen». So hat sie lediglich für sich zum Spaß Stellen übersetzt, die sie besonders schwierig und knifflig fand. Heute ist sie alt und zart, scheint ein bisschen über allem zu schweben und kann kaum noch sehen, sodass sie leider seit einigen Jahren nicht mehr übersetzen kann. Auf unser Gespräch hat sie sich vorbereitet, Dinge zurechtgelegt.

Im abgelegenen Schwarzenbach an der Saale überstand sie die Nazi­zeit unbehelligt. Es gab wohl auch nichts zu behelligen. Die Familie Fuchs war nicht einheimisch und durch die Fabrik wohl «so etwas Besseres». Nach dem Krieg lebten sie mit zweiundzwanzig Leuten in ihrem Haus. Sie ist erstaunt darüber, wie viel und gern damals gelacht wurde, obwohl oder gerade weil die meisten doch wirklich alles verloren hatten.

Um selbst Geld zu verdienen, bewarb sie sich bei «Reader’s Digest» mit einer aus einer amerikanischen Armeezeitung übersetzten Geschichte von James Thurber. Dieser Text wurde zwar nicht genommen, doch bekam sie daraufhin zunächst einige Übersetzungsaufträge, bis dann die aus der Kriegsgefangenschaft heimgekehrten Männer wieder ihre Arbeitsplätze zurückbekamen. Fuchs fuhr nach Stuttgart zum Verlag und erbot sich, wissenschaftliche Artikel zu übersetzen. Der Geschäftsführer des Verlags zog jedoch einen Packen «Micky Maus»-Hefte aus der Schublade und bat sie, davon Probeübersetzungen zu machen. Von diesem noch nie gesehenen Genre war sie zunächst gar nicht überzeugt. Auch von ihren Übersetzungen nicht. Aber es gäbe ja dieses «Wunder der Drucklegung». In späteren Auflagen hat sie dann ihre ersten Versuche überarbeitet.

Die neue Form der Kombination von Bildern und Texten bereitete Erika Fuchs Schwierigkeiten; bis heute könne sie das nicht wirklich lesen, sagt sie, für sie gebe es ent­weder Bilder oder Texte. Trotzdem habe sie bei der Übersetzerei oft aus Gesichtsausdruck und Körperhaltungen der Figuren ihre Text­erfindungen abgeleitet. Das erste «Micky Maus»-Heft in Deutschland erschien im September 1951. «Micky Maus» und vor allem «Donald Duck», ihre Lieblingsgeschichten, lagen in Kopenhagen bei der Gutenberghus Gruppe auf Halde, dem dänischen Mutterhaus des Ehapa-Verlags, das die Übersetzungsrechte erworben hatte. Am Anfang seien sie immer nach Kopenhagen gefahren, um die bes­ten Geschichten auszusuchen. Später waren sie um jede Geschichte froh, die sie noch auftreiben konnten. Bis Mitte der siebziger Jahre, inzwischen Chefredakteurin für Donald & Co., hat sie alles, was in den Heftchen versammelt war, übertragen. Auch den «Kleinen bösen Wolf», «A-Hörnchen und B-Hörnchen», einfach alles. Später nur noch «Donald Duck» und «Micky Maus». Dann nur noch «Donald Duck», sprich Carl Barks. 1994 hat sie den letzten Schwung aufgetauchter Barks-Geschichten übersetzt.

Biedermeierliche Zitierlust

Bei ihrer Arbeit hatte die Chefredakteurin vollkommene Freiheit. Nur die Größe der Sprechblasen war felsenfest vorgegeben. Es dauerte einige Zeit, bis Fuchs die Einwohner Entenhausens kennen gelernt hatte. Im Englischen war die Sprache unterschiedslos, sehr umgangssprachlich, voller Slang und kaum zu übersetzen. Sie habe sich bewusst im Unterschied zur amerikanischen Vorlage darum bemüht, den einzelnen Charakteren eine je eigene Sprache zu geben. Die Kinder sollten keine amerikanische Welt kennen lernen, sondern eine Welt, in der sie sich zurechtfinden und in der sie etwas entdecken können. Es gab wenige pädagogische Maßgaben, wie: keine Grausamkeiten, keine sexuellen Anspielungen. Erika Fuchs war ein möglichst reicher Wortschatz wichtig und die Rettung des Genitivs und Konjunktivs.

«Inzwischen will ich nachdenken, was ich Donald schenken könnte. Es soll ihm wirklich Freude machen und seiner würdig sein.»  So legte die «Zitatenwirbelmaschine», wie sie ein Literaturwissenschaftler nannte, los. Die Namen Donald Duck, Daisy Duck und Micky Mouse/Maus, Tick, Trick und Track waren festgelegt, alle anderen konnte sie erfinden. Aus dem steinreichen Geizhals und Talertaucher Scrooge McDuck, frei nach Dickens, machte sie Dagobert, nach dem Merowingerkönig; aus Gladstone Gunder wurde Gustav Gans. Den Beagle Boys gab sie den Namen Panzerknacker-Bande, einen Namen, der aus der Propagandasprache der Nazizeit stammt. Diese Bande versah sie auch sonst mit Naziparolen und -reminiszenzen. «Heute gehört uns die Kohldampfinsel und morgen die ganze Welt.» Als sie den Panzerknackern in den späten sechziger Jahren auch noch einen Chefideologen beigesellte und irgendwo den Begriff «Genossen» einführte, war ihr die Feindschaft der CSU gewiss. «Schrille, wem Geschrill gegeben.» Unter den unzähligen Namen ist ihr Gundel Gaukeley, zusammengesetzt aus Gaukeln und Loreley, für Magica de Spell einer der liebsten, und natürlich Daniel Düsentrieb, im Original: Gyro Gearloose.

Im gebildeten und verspielten Kopf von Erika Fuchs geisterte alles herum, was sie brauchte: Volkslieder, Kirchenlieder, Kunstlieder (ihre Mutter war Sängerin), Schiller, Goethe, Heine, Karl May, Wilhelm Busch, Sprichwörter, Redensarten und die biedermeierliche deutsche Zitierlust. Kurz, alles das, wozu eine humanistische Schulbildung zumindest taugte, nämlich im richtigen Augenblick das richtige Zitat zur Hand zu haben. «Hic Rhodos, hic salta!», rufen Tick, Trick und Track beim Sprung über eine Mauer. Auf die Neffen hat der geschwollene Redestil der älteren Enten rasch abgefärbt, obwohl Fuchs die Jugend eigentlich Umgangssprache sprechen lassen wollte: Tick: «Mir kreist der Hut!», Trick: «Mein Gehirn käst!» und Track: «Meins ist völlig verdunstet!»


So redet doch kein Mensch

Ihre Übertragungen und ihre kühne Eindeutschung verschaffen den Einwohnern von Entenhausen einen vollkommen selbständigen Sprachgebrauch, eine verständliche, aber eigenartige Fremdsprache, die dem Federvieh, kongenial zu den Entwürfen des Zeichners, zur Menschwerdung verhilft. Hier ist eine Welt erfunden worden, deren Bevölkerung eine eigenwillige Lust an Sprache zu haben scheint. So redet doch kein Mensch, sagt Erika Fuchs von ihrer «Kunstsprache». Ungeduldig hat sie rasend schnell die amerikanischen Vorlagen zunächst übersetzt, um dann zum Kniffeln und Erfinden zu kommen. Einfälle müsse man haben. Stundenlanges Brüten hilft da nichts. Die Einfälle sind beim Bügeln oder irgendeiner anderen Beschäftigung gekommen, oft morgens, direkt nach dem Aufwachen.

Sie dichtet, reimt, krempelt Zitate um, sie alliteriert besonders gern und konstruiert unnachahmliche Gegensätze und Zusammen­hänge. Vollkommen verspielte Gebilde aus Sinn und Unsinn, absurd und skurril. «Heia Safari!» Wie jeder gute Übersetzer meint sie, dass man sich noch viel besser als im Englischen in der eigenen Sprache auskennen muss. Zum Beispiel «Halloween»: Niemand hat damals gewusst, was das ist. Sie machte daraus den «Rosenmontagsrummel». Ein Stilmittel spielte sie in allen nur erdenkbaren Varianten durch: den hohen, hohlen, pathetisch belehrenden deutschen Pauker- und Erwachsenenton, mit dem so mancher Lehrer zu der Zeit tatsächlich noch versuchte, sich in Klassenzimmern Respekt zu verschaffen: «Ich erziehe meine Töchter nach dem Grundsatz: ‹Im Entsagen reich, im Ertragen stark, in der Arbeit unermüdlich!›» Wahrscheinlich traf sie damit haargenau die Wahrnehmung der Kinder, für die dieser bedrohliche und eher unverständliche Sprachgebrauch reines Gequalme war: zum einen Ohr rein und zum anderen raus. In der Sprechblase allerdings einfach lächerlich. «Kicher, kicher.» Ob Erika Fuchs das wollte oder nicht, die Wirkung ihrer sprachlichen Klimmzüge, die dem entschiedenen Wiederaufbau- und Aufsteigerwillen der Zeit entsprachen, war enorm und komisch. «Wir haben Reden von bestechender Einfalt und verblüffendem Scharfsinn gehört. Wir schreiten jetzt zur Abstimmung.»

Das Amerikanische steckt für sie in der Freizügigkeit, in der die drei Neffen sich äußern und handeln konnten. Die Amerikaner halten mehr von ihrer Jugend, sagt sie. Die Jungen wissen immer einen Ausweg, sehen ganz klar und lösen die Probleme. «Ächz. Stöhn.» Ja, das ist nun wirklich was, sagt sie. Sie meint eine wirkliche Erfindung. Zuerst hat sie nur die Geräusche nachgebildet: «Klirr klirr! Brumm! Platsch! Plumps! Gazong! Har! Har! Peng!» Dann hat sie entdeckt, dass so etwas nicht nur mit lautmalerischen Verben geht, sondern dass Verben auch einfach verkürzt werden können: «Grübel, grübel. Kicher, kicher, Seufz, seufz, Heul, heul.» Diese gestammelten und verkürzten Gefühlsäußerungen und lautmalerischen (onomatopoetischen!) Kommentare sind inzwischen ohne Anführungsstriche in die Alltagssprache eingezogen und in die Literatur. «Ich fasse noch einmal zusammen, kann es aber, wie immer, nicht halten und lasse es im letzten Moment fallen boing...», schreibt Elfriede Jelinek.

Selbst Geschichten erfinden, sagt sie, vermag sie leider nicht. Sie hat größten Respekt vor Carl Barks. Sie konnte sich, so weit sie wollte, von seinen Geschichten wegbewegen, sie dahin übertragen, wohin es ihr Spaß machte und Sinn ergab. Sie versammelte alles, was die Zeit zu bieten hatte. Ohne Rücksicht auf die Kinder. «Man geht nicht mehr ohne Bart. Gruppe 47» ist auf einem Plakat an einer Bretterwand in Entenhausen zu lesen. Ein rätselhaftes, verschrobenes Nest. Ein Vergnügen für erwachsene Leser. «Nichts als Wirtschaftswunder und Wirtschaftswundermänner, wohin man schaut! Und trotzdem muss einer den Schmutz wegkehren, der dabei anfällt!» Oder blöde Entenhausener Forstbeamte sagen: «Sieh dir diese schwankenden Gestalten an! Ohne Saft und Kraft, aber die Haare lang!»


Ruhm ohne viel Federlesens

Die tollsten Geschichten von Donald Duck mit dem unverwechselbaren Fuchs-Ton lesen sich wie eine Sittengeschichte der jungen Bundesrepublik. Die Sprache der Enten ist unvergesslich mit den Zeichnungen verwoben, um nur die berühmtesten Gestalten noch einmal zu zitieren: Gustav Gans, «dem das Gück hold» ist, Dagobert, «der sich seine Taler auf die Glatze prasseln» lässt, der Schiller rezitierende Donald: «Kann ich Armeen aus der Erde stampfen? Wächst mir ein Kornfeld auf der flachen Hand?»

Über die Übersetzerin brach der Ruhm der letzten Jahre eher überraschend herein, soeben erst erhielt sie den Roswitha-Preis der Stadt Gandersheim. In der Begründung wird die «herausragende literarische Einzelleistung einer in Europa lebenden und tätigen Schriftstellerin» gewürdigt.

Im Münchner Haus in der Nähe von Schloss Nymphenburg, in dem sie seit dem Tod ihres Mannes lebt, gibt es im Bücherregal zwei Stapel der «Barks Library», keine Enten oder Entenemblematik sonst. Sie wolle beim Lesen etwas über die Welt und die Menschen erfahren. Und so hat sie übersetzt. Die alte Dame aus gutem Haus, durchaus konservativ wie der Zeichner, hat einen unideologischen Kosmos geschaffen in einer sehr ideologischen Zeit. Ohne viel Feder­lesens hat sie auf traumtänzerische und sprachverliebte Art etwas altmodisch Deutsches mit der damals neuesten amerikanischen Mode versöhnt. Als könnte man einen Sprung machen über den Ozean und über zwölf Jahre Barbarei. Auch das gehört zur Chronik des vergangenen Jahrhunderts. Dass das, was sie gemacht hat, heute gar nicht mehr möglich wäre, lässt sie schon Donald Duck ahnen: «Ich habe mir das Buch ‹Do it yourself› gekauft. Auf Deutsch ungefähr: ‹Selbst ist der Mann!›. Aber es muss ja heute Englisch sein!»

 

Brigitte Landes lebt und arbeitet als freie Autorin, Dramaturgin und Regisseurin in Hamburg.

 

Klaus Bohn
Das Erika Fuchs Buch
Dreidreizehn, Lüneburg 1996. 200 S., 29,80 DM

Patrick Bahners
Entenhausen. Die ganze Wahrheit
C. H. Beck, München 2001. 200 S., 29,80 DM

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