Keine Erfahrung mit Klassik: Berlins neuer Kultursenator Joe Chialo / dpa

Klassik in Berlin - Auf den Kopf gestellt

Ob Staatsoper, Komische Oper oder Konzerthaus­orchester und Deutsche Oper: In der deutschen Hauptstadt steht die Klassik-Szene vor einem kompletten Paradigmen­wechsel.

Autoreninfo

Axel Brüggemann ist Musikjournalist und lebt in Bremen. Zuletzt erschien der von ihm herausgegebene Band „Wie Krach zur Musik wird“ (Beltz&Gelberg-Verlag)

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Wenn die Politik sich wandelt, wandelt sich auch die Kultur. Jahrelang war Berlins Kulturszene so unantastbar wie die Regierung selbst – besonders die große Nische der klassischen Musik. Bereits vor der Wende galt die Hauptstadt als intellektuelles Schaufenster der Systeme: Zwischen Häusern wie Staatsoper und Deutscher Oper tobte ein kalter Kulturkrieg, und nach dem Mauerfall schien der Osten zunächst zu profitieren. Auch weil die Staatsoper Unter den Linden mit Daniel Barenboim einen genialen Kosmopoliten als Chef bekam. Er hat nicht nur die ebenso legendäre wie klapprige Staatskapelle zu einer ernsthaften Konkurrenz der Berliner Philharmoniker aufgebaut (in einer Zeit, in der das West-Orchester unter Simon Rattle schwächelte), sondern auch die Oper zum Wohnzimmer der internationalen Klassik-­Welt verwandelt.

Barenboim hat die Staatsoper durch Qualität legitimiert und durch sein politisches Engagement renoviert. Klar, dass selbst Berlins linker und pragmatischer Kultursenator Klaus Lederer an ihm festhielt, als der alte Mann kurz wackelte: öffentliche Vorwürfe von Führungsschwäche, Wutanfällen und ungerechter Willkür. Lederer saß all das aus, verlängerte Barenboims Vertrag und stützte so die Statik der Hauptstadtkultur.

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Dorothee Sehrt-Irrek | Fr., 28. Juli 2023 - 17:13

Berlins?
Nein, die Schwerindustrie Berlins ist die Politik.
Aber in deren Zuge kann Kultur sich in Berlin als einer Weltstadt entfalten.
Das wäre auch toll für die Klassik.
Ich will Berlins Auferstehung nicht vorgreifen, da ist evtl. zu viel "geklotzt" worden in der Vergangenheit?
Das würde ich Berlin nicht wünschen, wenngleich der Artikel von Herrn Brüggemann mitreisst.
Ich wünsche Berlin vor allem Niveau und Augenmass und Herrn Chialo ein glückliches Händchen.

Wir Einheimischen haben ja schon lange nichts mehr zu lachen hier in D.

Aber die Masse, die dem deutschen Michel alla Dieterich Heßling zum ähneln aussieht, hat sich im Energiesparmodus bequem eingerichtet & solange das Kolosseum geöffnet ist, ist für sehr, sehr viele die Welt in Ordnung. Erst wenn kein Strom (mehr anliegt 😜)/Musik mehr aus der Dose kommt, beginnt das erwachen. Aber dann sind die Würfel gefallen

Bereits 2-3 Jahre vor der Flüchtlingskrise war in einen Dresdner Möbelhaus ein riesiges Bild zu sehen, wo ein schwarzer Mann mit einer weißen Frau auf einem Bett liegt. Im riesigen Amerika nirgendwo vorstellbar,

ABER wie jede Werbung, Kindersendung, Spielfilme, Schaufensterpuppen
==> Ich fühle mich wie in Afrika, zumal wenn ich an Affen denke, .... lassen wir das,
denn nicht einmal da kann man noch lachen.

Aber wieder Parade-Beispiel für D., wo der Bock zum Gärtner gekürt wird

Kein Japaner, obwohl d. Opernverehrer & genügend Musik-Meister haben, aber Einlass in D. - NEIN😭

Achim Koester | Sa., 29. Juli 2023 - 15:59

in der Berliner Klassikszene, ich wünsche ihr vor allem Durchsetzungsvermögen, notfalls auch gegen den offensichtlich in Bezug auf Klassik völlig ignoranten neuen Kultursenator.
Wie schon in der Bundespolitik scheint sich auch hier die woke Gesinnungsethik breit gemacht zu haben, ohne Rücksicht auf fehlende Qualifikation.