Ein Schüler der Hunsrück-Grundschule in Berlin benutzt ein Tablet im Unterricht / picture alliance

Digitalisierung der Schule - Digitale Verheißungen ohne Erfolgsgarantie

In der Schule sind digitale Medien seit Jahren auf dem Vormarsch. Wissenschaftler und Pädagogen versprechen sich davon bessere Lernerfolge. Immer deutlicher wird, dass digitales Lernen den geistigen Prozess, den Unterricht immer darstellt, nicht ersetzen kann.

Autoreninfo

Rainer Werner unterrichtete an einem Berliner Gymnasium Deutsch und Geschichte. Er verfasste das Buch „Fluch des Erfolgs. Wie das Gymnasium zur ,Gesamtschule light‘ mutiert“.

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Als ich in einer Integrierten Sekundarschule im Berliner Stadtteil Schöneberg hospitierte, wurde ich Zeuge eines modernen Geschichtsunterrichts. Der junge Lehrer nutzte die Tablets, mit denen die 8. Klasse ausgerüstet war, um über die Forderungen des Volkes während der Revolution von 1848 eine kleine Videosequenz zu drehen.

Im ersten Schritt erhielten die Schüler den Auftrag, einen Text, zu dem sie den Link erhalten hatten, auszuwerten. Es ging um die Petition, die die Mannheimer Volksversammlung 1848 als „Märzforderungen“ verabschiedet hatte und die zum Fanal für die bürgerliche Revolution in den Staaten des Deutschen Bundes wurde. In der zweiten Phase sollten sich immer drei Schüler zusammentun, um eine der Forderungen zu besprechen. Anschließend sollten sie die Forderung auf ein Protestplakat malen. Zur Auswahl standen: „Volksbewaffnung“, „Pressefreiheit“, „Schwurgerichte“, „Menschen- und Bürgerrechte“, „deutscher Nationalstaat“ und „Verfassung“. Da der Lehrer Pappe und Malgeräte vorsorglich bereitgestellt hatte, ging die Herstellung der Plakate zügig vonstatten. Zwei Schüler, die das Kamerateam bildeten, filmten den kleinen Protestzug, den die Schüler mit ihren Plakaten auf dem Schulflur bildeten. Im Foyer wurden sie von den Schülern empfangen, die gerade auf den Pausenhof strömten.

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Dorothee Sehrt-Irrek | So., 9. Juli 2023 - 15:46

bleiben wichtig, wie auch der strukturierte und vermittelnde Unterricht.
Daneben gilt es doch aber, die digitale Welt zu erlernen.
Mein Vater unterrichte in der "Kreidezeit" schon Medienkunde.
Etwas beurteilen zu können?
Damit sollte man Schüler und Schülerinnen ff. nicht überfrachten.
Dazu braucht es einen, manchmal auch gleitenden Standpunkt, viel Wissen und Erfahrung, Lebenserfahrung.
Ich schrieb einmal, dass ich mich innerlich weigerte, ein Lehrstück von Brecht, in dem wohl das Zurücklassen der Mutter in schwieriger Situation dialektisch-didaktisch, gewissermaßen anwendungsfähig, gelöst werden sollte, als Lehrstück zu akzeptieren.
Das lehrte mich gar nichts, weil ich immer versucht hätte, nicht in eine solche Situation zu kommen.
Tja, die Zeiten, in denen Brecht schrieb, waren aber andere.
Dessen bin ich mir auch bewußt, wenn ich immer wieder über die Weltkriege u. alltägliche Politik nachdenke.
Von kleinen "Besserwissern", "Getriebenen" und "Scharfrichtern" bleiben wir verschont?

Christa Wallacu | So., 9. Juli 2023 - 19:38

sondern können nur hilfreich sein bei allen Problemen, für die e c h t e Menschen mit ihrem Intellekt, ihrer Vernunft, ihrer Erfahrung u. ihrem Ethos Lösungen finden müssen.
Es gilt daher, den menschlichen Geist, seinen Körper u. sein Fühlen umfassend zu bilden und zu trainieren, damit möglichst viele Menschen einen hohen Grad an eigenständigem, kritisch-selbstkritischem Denken, kontrollierten Emotionen u. ethischen Handlungsmaximen
erreichen. Diese Aufgabe hat das Schul- u. Hochschulwesen in jedem Land, und ohne die Erfüllung dieser lebenswichtigen Aufgabe geht jede hochentwickelte Gesellschaft vor die Hunde. Da nutzt KI gar nichts!
Daß man in Deutschland von der Ausstattung der Schulen mit digitalen Medien viel zu viel
Lernerfolg erwartet hat, wundert mich nicht. Bei uns regieren ja schon lange die, welche selbst "Schmalspur"-gebildet sind, sich aber für die Klügsten d. Welt halten u. daher als "Macher" alles umkrempeln wollen, was sich nicht rasch genug ihrem Einfluß entzieht.

Wenn man inzwischen sieht, mit welchem Bildungshintergrund und Parteikarriere unsere Politiker in die entscheidenden Ämter kommen und die ohnehin desolate Bildungspolitik jetzt gar mit Vollgas gegen die Wand fahren, wird auch die KI nicht wirklich etwas retten können. Ja, es mag sein das KI Bildung unterstützen kann, aber niemals ersetzen. Denn irgendjemand muss die KI entwickeln und fortschreiben und das beim Herabsenken des Bildungsniveaus? Aber wir wissen ja die tollen Sprüche von dem, der von den Schweinen her kommt und der, die nicht mal selber ein Buch schreiben kann und ihre Biografie fälscht. Von den anderen Bildungsabbrechern ganz zu schweigen. Ich habe da derzeit keinerlei Hoffnung, das sich das ändern wird. Es gibt da ein Sprichwort: „ Wenn Dummheit quietschen würde, müssten diejenige mit einem Ölkännchen herumlaufen. Aber was sage ich, woher soll denn das Öl kommen? Stimmt aus der Flasche im Discounter.

Gerhard Lenz | Mo., 10. Juli 2023 - 09:57

In so manchem Wahlkampf schien das zentrales Thema mancher Bildungspolitiker - besonders aus der wirtschaftsliberalen Ecke - zu sein.

Keine Frage: Digitalisierung ist Teil unserer täglichen Lebensrealität. Kinder müssen frühzeitig an digitale Medien herangeführt werden, sie müssen fester Bestandteil im Unterricht werden.
Die Paukschule von vor einigen Jahrzehnten, in denen der Lehrer im Frontalunterricht die fast schon gottgewollte Autorität darstellte, ist längst Vergangenheit.

Nur habe ich manchmal den Eindruck, man habe das Kind mit dem Bade ausgeschüttet.Wenn das Grundschulkind Schwierigkeiten hat, einen einfachen Satz zu lesen oder grundlegende, einfache Rechenoperationen auszuführen, aber sich mühelos in den Sozialen Medien herumtreibt, stimmt irgendetwas nicht. Der ganze digitale Kram, so hilfreich er auch sein kann, hat eben auch seine Schattenseiten. Wie bekommt man den Geist zurück in die Flasche? In mancher Schule im Ausland sind Mobiltelefone bereits verboten. Ein Anfang

Tomas Poth | Mo., 10. Juli 2023 - 14:37

... durch Digitalisierung?

So reden jene die an der Digitalisierung verdienen.
Gleichzeitig werden die heranwachsenden Generationen damit abhängig gemacht und gegängelt.
Wer etwas lernen will muß lernwillig sein und sich auf den Hosenboden setzen, sonst wird es nichts.
Digitales Lehrmaterial kann auf Mausklick gelöscht oder manipuliert werden, grad wie es so den Digitalisierern gefällt.
Das gedruckte Lehrmaterial muß erhalten bleiben. Auch hier sind natürlich Manipulationen möglich, aber das Buch über das man verfügt, kann man mit eigenen Notizen ergänzen, korrigieren. Das kann kein anderer löschen oder ungeschehen machen wollen! Es ist ein nachhaltiges Dokument!