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Autos, Bier und Bjekenbauer:Was die Russen an uns bewundern

Fußball, Fernsehen, Heidi Klum: Auslandskorrespondenten erzählen, was die Bürger anderer Nationen an der Bundesrepublik besonders lobenswert finden, was ihnen an uns weniger gut gefällt – und warum sich die Chinesen darüber wundern, dass wir Hitler nicht als Staatsmann verehren.

Russland „Ooooooh, Germanija!“, ruft ein russischer, aserbaidschanischer oder usbekischer Taxifahrer in Moskau, wenn ich erzähle, woher ich komme. Aus dem langgezogenen „Oooh“ klingt Bewunderung, aber auch Verzweiflung über die schlechten Straßen, die Korruption und das ganz allgemeine Chaos, das Russland bis heute prägt. Es scheint, als wäre Deutschland eine Folie des idealen Landes, durch die Russen ihre eigene Wirklichkeit betrachten. Meist folgen Lobeshymnen auf deutsche Autos und Autobahnen, das Bier, den Fußball („Bjekenbauer, Schweinschtaigjer!“), die Pünktlichkeit – und, mit einem harten russischen R, die deutsche „Ordnung“. Das alles, so sagen die Russen, sei Ausdruck der hohen Kultur der deutschen Nation. Davon sind sie schwer abzubringen, Hitler etwa wird gerne abgetan als Verrückter, der aber immerhin das Beste für sein eigenes Volk wollte, ganz im Gegensatz zu Stalin. Die Überzeugungen sitzen deshalb so fest, weil fast jeder einen Bruder oder Onkel hat, der als Rotarmist in der DDR gedient hat und den Daheimgebliebenen regelmäßig­ von den dort ordentlich blühenden Landschaften berichtete. Und noch etwas hat zum Ruhm der Deutschen im Osten beigetragen: Zum klassischen deutschen Wortschatz gehören meist Zitate aus … deutschen Pornofilmen. Die überschwemmten Russland Anfang der neunziger Jahre in Form von Videokassetten. „Ja, ja, das ist fantastisch!“ hat inzwischen als geflügeltes Wort Eingang in die russische Umgangssprache gefunden. Moritz Gathmann lebt als freier Journalist in Moskau

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