- Flexible Pünktlichkeit
Es ist eine peinliche Situation, zu spät zu kommen. Doch glücklicherweise kann das Handy hier größtenteils Abhilfe schaffen, wie unser Flaneur beobachtet hat.
Das Handy macht frei. Zum Beispiel erlöst es uns von dem Zwang zur Pünktlichkeit, der bisher so erbarmungslos auf uns allen lastete. Wer sich mit einem anderen verabredet, ist nicht mehr gezwungen, zur vereinbarten Zeit zu erscheinen; stattdessen kann er auch kurz vorher eine SMS schicken: „Bin noch in einer Besprechung, stecke im Stau fest, habe die U-Bahn verpasst – komme eine Viertelstunde später.“ Es genügt, Bescheid zu sagen, schon ist die Unpünktlichkeit wie weggezaubert; der andere kann sich, während er wartet, auf sinnvolle Weise beschäftigen, was ihm, zumal mithilfe des Handys, gelingen wird. Der Unpünktliche seinerseits darf sich entspannen, muss nicht mehr, wie früher, alles daransetzen, die Hindernisse auf seinem Weg vorauszusehen und auszuschalten. „Melden macht frei“ ist ein Spruch beim Militär. Er hält nun endlich auch ins zivile Leben Einzug.
Man kennt die freundlich gestellte Frage: „Darf ich Ihre Handynummer haben? Nur für den Fall, dass mir etwas dazwischenkommt!“ So kündigt sich, auf leisen Sohlen, in eine hypothetische Formulierung gekleidet, die Verspätung an. Im gleichen Atemzug wird schon die Exkulpation mitgeliefert: „Es kann ja immer etwas dazwischenkommen!“ Der Unpünktliche gibt sich korrekt, denkt fürsorglich mit, und wenn tatsächlich „etwas dazwischenkommt“, geschieht nur, was er bereits geahnt hat.
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Mit einem Handy seine Unzuverlässigkeit entschuldigen zu wollen, ist unhöflich. Man kommt nicht zu spät Punkt