Ermittler am Ort der Explosion des von Daria Dugina gefahrenen Autos außerhalb von Moskau / dpa

Anschlag auf Daria Dugina - Ein Mord mit vielen Fragezeichen

Zu dem Mord an der Tochter des rechtsnationalen Ideologen Alexander Dugin in Moskau hat sich eine bislang unbekannte russische Widerstandsgruppe bekannt. Welche Folgen hat der Anschlag? Und wer hat ihn wirklich verübt?

Autoreninfo

Moritz Gathmann ist Chefreporter bei Cicero. Er studierte Russistik und Geschichte in Berlin und war viele Jahre Korrespondent in Russland.

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Ein Terroranschlag in Russland? Als die Meldung über den Anschlag auf Daria Dugina am späten Samstagabend durch die Medien ging, mag mancher aufgehorcht haben: Der jüngste Anschlag in Russland – ein Islamist zündete in St. Petersburg eine Bombe – liegt fünf Jahre zurück, und er gehörte zu den späten Nachwehen der Tschetschenienkriege. Politische Morde, zumindest solche, die nicht vom Staat begangen wurden, liegen noch viel weiter zurück: In den 90er-Jahren gehörten sie zum Alltag.

So viel ist bislang bekannt: Das Auto der 29-jährigen Daria Dugina wurde am späten Samstagabend in einem Moskauer Vorort per Fernzündung in die Luft gesprengt. Dabei starb sie noch am Unfallort. Ihr Vater, der rechtsnationale Ideologe Alexander Dugin, war mit seinem Auto hinter ihr gefahren. Fernsehbilder zeigen, wie er fassungslos neben dem brennenden Autowrack seiner Tochter steht.

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Christa Wallau | Mo., 22. August 2022 - 13:36

Um die Menschen bei der Stange zu halten, werden weder die russische noch die ukrainische Regierung bzw. deren Vollzugsorgane davor zurückschrecken, a l l e erdenklichen Mittel des Kampfes und der Propaganda einzusetzen.
Das heißt: Wir müssen in dieser Hinsicht mit weiteren schlimmsten Greuel-Taten rechnen. Dazu gehören Attentate und Massaker, die der jeweils anderen Seite in die Schuhe geschoben werden können.

Wehe, wenn sie einmal losgelassen sind, diese
Furien des Hasses und des Krieges! Von Tag zu Tag werden sie unberechen- und furchtbarer.

Die Wahrheit ist sowieso längst auf der Strecke geblieben...

Dorothee Sehrt-Irrek | Mo., 22. August 2022 - 14:25

dieses Attentat vielleicht mindestens das "Attentat in Sarajewo", das zum 1. Weltkrieg führte, wenn nicht und das reicht auch so, die Tötung seiner geliebten Tochter.
Zudem fand das Attentat in Russland statt, ein Angriff in der Heimat, für deren Sache einzustehen, Herr Dugin sicher für sich reklamieren würde.
Ich halte es nicht unbedingt für einen Anschlag, der von den Kriegsparteien ausgehen würde, dennoch wird die russische Staatsführung darauf reagieren müssen.
Wenn Russen in Russland angegriffen werden, werden sie eventuell noch enger zusammenrücken, auch wenn sie ideologisch nicht einmal viel verbindet.
Dass Russen in Russland inzwischen ihre Kämpfe mit Sprengstoff ausfechten, kann ich mir nicht wirklich vorstellen.
Dass Herr Dugin den Mord an seiner Tochter hinnimmt, auch nicht.
Wenn sich diese Gruppe der Attentäter instrumentalisieren liess, sollten sie ihr Wissen darum als Lebensversicherung nehmen in Bezug auf den Vater, aber auch evtl. als Todesurteil durch die Auftraggeber?

Ernst-Günther Konrad | Mo., 22. August 2022 - 15:43

Sie haben da einige mögliche Erklärungen und Motive genannt Herr Gathmann. Ich könnte noch die ein oder andere Variante hinzufügen, aber ich bin überzeugt, es wird schon eine "finale" Erklärungen geben, die nur einen Schluss zulassen wird. Es waren in jedem Fall die Putin getreuen. Inzwischen kann man nichts mehr glauben. Weder von der einen, noch von der anderen Seite. Jeder ist bestrebt, natürlich im Krieg üblich, alles der Propaganda zu opfern, vor allem Menschen und die Wahrheit. Und so emotional aufgeladen die Diskussion weiterhin geführt wird, kann keine ehrliche Aufarbeitung erfolgen. Nicht jetzt. Das können später die Historiker klären, wann auch immer das sein wird. Wir erleben es wahrscheinlich selber nicht mehr. Vielleicht braucht es einen Whistleblower ala' Snowden. Wer weiß?

Marc Schulze | Mo., 22. August 2022 - 16:25

Für die These, dass der FSB die Wohnhäuser hoch gejagt hat gibt es wirklich keinerlei Beweis. Auch keine Anhaltspunkte. Nur Vermutungen von ausgewiesenen und ziemlich zwielichtigen Putin Feinden.

Was den Mord an Dugin anbelangt, glaube ich nicht, dass da die Ukraine am Werk war. Die Ukraine hat kein Interesse innerhalb Russlands zu eskalieren, da dies nur eine allgemeine Mobilmachung seitens Russlands näher bringen würde. Ich tippe eher auf russlandinterne Abrechnungen, die jetzt gehen die Ukraine instrumentalisiert werden.

Heidemarie Heim | Mo., 22. August 2022 - 16:32

So leid es mir um die junge Frau tut geehrter Herr Gathmann, aber mit fast 30 Jahren muss man wissen wie und wen man sich zum Feind macht. Das kann in dem Fall ein ganzes ehemaliges Brudervolk sein, eine völlig kaltgestellte Opposition im Untergrund oder wie damals im Theater "schwarze Witwen" , die nachdem sie Männer und Söhne verloren hatten Rache nehmen wollten.
Es könnte aufgrund dessen was bekannt ist und der augenscheinlich professionellen Planung sowie Vorgehensweise auch sein, dass man über sie den verhassten Vater maximal treffen wollte, um ihn entweder zum Schweigen zu bringen oder um ihn völlig durchdrehen zu lassen in seiner Kriegshetze.
Das Vorgehen und die Wahl des Opfers ist m.E. jedenfalls ein gesetztes Zeichen, dass es auch für diesen Personenkreis keine 100% Sicherheiten mehr gibt. Ohne diesen Krieg und ohne einen solchen politischen hardliner als Vater würde Daria vielleicht noch leben. RIP

Gerhard Lenz | Mo., 22. August 2022 - 19:25

eines Gesinnungskameraden Putins in der internationalen Presse auf. Der des Vaters der Toten: Alexander Geljewitsch Dugin.

Ein Faschist, wie er im Buche steht. Noch dazu einer, der für Putin als wichtiger Ideengeber fungierte.

Fraglich jedoch, ob es beispielsweise den Klassenkampf-Linken um Wagenknecht langsam dämmert, dass die Nazis und Faschisten nicht in der Ukraine, sondern im Kreml sitzen.

Und dass die faschistoide Regierung um Putin wohl kaum zum Verbündeten gegen den "imperialistischen Dauerfeind" USA taugt. Nein, wirkliche Lernfähigkeit ist Linksaussen nicht zuzutrauen. Und Rechtsaussen ist man sowieso, nach wie vor, von Putin als völkisch-nationalistischen Führer begeistert. Da braucht man immerhin niemandem zu erklären, dass im Kreml keine Kommunisten mehr sitzen.

Georg Kammer | Di., 23. August 2022 - 18:29

Antwort auf von Kai Hügle

Im Krieg wird nur gekillt, gekillt, gekillt, was sonst, sonst würde es ja Kaffee und Kuchen geben und alle haben sich ja sooooo lieb.
Die größten Kriegstreiber sind Zelenskyj und der Hey Joe aus USA, und die kaputte EU, voran Deutschland.
Kill, kill, kill.

Dr.Andreas Oltmann | Mo., 22. August 2022 - 22:59

Wer auch immer hinter dem Mordanschlag steht, er zeigt eine weitere schmutzige Seite des Krieges.
Oft genug haben wir zugesehen, wie im Auftrag von Geheimdiensten politisch gefährliche Menschen umgebracht wurden. Der MOSSAD, CIA und FSB machen da keine Ausnahme, wenn es darum geht, Meinungen zu manipulieren und Stimmung zu machen. Manchmal einfach aus Rache und Vergeltung, und um die eigene Macht zu demonstrieren.
War Frau Dugin so wichtige, dass man sie vor den Augen ihres Vaters in die Luft jagen muss? Oder will jemand den Russen klar machen: wir haben so viel Macht, dass wir jeden und überall erwischen, wenn wir nur wollen.
Abstoßend.