Kauf-nix-Tag - Der Konsum des Nicht-Konsums

Heute ist Kauf-nix-Tag. Ausgerechnet einen Tag nach der Rabattschlacht am „Black Friday“ sollen die Konsumenten konsumfasten. Alexander Grau über eine vermeintlich revolutionäre Idee, die das wahre Gesicht des Kapitalismus entlarvt.

Autoreninfo

Alexander Grau ist promovierter Philosoph und arbeitet als freier Kultur- und Wissenschaftsjournalist. Er veröffentlichte u.a. „Hypermoral. Die neue Lust an der Empörung“. Zuletzt erschien „Vom Wald. Eine Philosophie der Freiheit“ bei Claudius.

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Achtung: Heute ist Kauf-nix-Tag! Das wissen Sie nicht? Macht nichts, Sie sind vermutlich nicht allein. Schließlich ist der Kauf-nix-Tag in Deutschland noch ziemlich unbekannt.

Denn ins Leben gerufen wurde der Tag des demonstrativen Konsumverzichts in Kanada. Von dort schwappte der Trend in die USA. Und seit ein paar Jahren haben sich auch diesseits des Atlantiks Umweltschutzorganisationen der Idee angenommen. Greenpeace etwa trommelt für ihn. Verschiedene NGOs nutzen ihn zum Protest gegen die Wegwerfgesellschaft. Und sogar das Bundesumweltamt hat sich der Sache angenommen und wirbt dafür, sich an diesem Tag „gegen die sozialen und ökologischen Wirkungen unseres Konsums zu positionieren und den Verbraucherinnen und Verbrauchern die eigene Macht im Wirtschaftssystem vor Augen führen.“

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Yvonne Stange | Sa., 28. November 2020 - 09:38

... der völlig verarmten Bevölkerung ist mehrfach in der Woche Kaufnix-Tag! Die interessieren solche Mätzchen gar nicht! Und bei der Tafel sind sie auch nur 2. Wahl.... >:-(

Karsten Paulsen | Sa., 28. November 2020 - 10:21

Kauf-nix-Tag - Black Friday - Halloween - Valentinstag - - nichts von dem findet in meinem Haushalt statt. Vor ein paar Jahren standen Halloween ein paar Kinder vor meiner Tür, ich habe ihnen nichts gegeben aber ihnen gesagt das sie gerne Martini wieder kommen dürfen, dann bekämen sie was. Hat gewirkt.

Zu St. Martin würde ich wiederum die Tür zu lassen. So nutzt eben ein jeder seine Macht an der Haustür nach seinem Gusto, wo sie dann auch endet.

gabriele bondzio | Sa., 28. November 2020 - 10:58

Ja, ich bin überrascht, von ihrer Ansage!Greenpeace trommelt ? Bei Amazon steht aber: „Jetzt für Weihnachten einkaufen, erst im Januar bezahlen !“ Da wollte ich gerade Hundefutter kaufen gehen.
Produkte länger nutzen, reparieren, tauschen, leihen... sozusagen alle Macht den den Verbraucherinnen und Verbrauchern an einem Tag? Hapert z.B. schon beim reparieren, wenn der Neukauf billiger kommt, oder keiner zu finden ist, der repariert. Ansonsten mach ich das 365 Tage, wenn es möglich ist.
Ja, Herr Grau, die interessierten Verbraucherinnen und Verbraucher dürfen heute gerne in sich gehen. Ich habe meinen Zeitplan. :-)

"Unser Leben ist viel schwerer als das unserer Vorfahren, weil wir uns so viele Dinge anschaffen müssen, die uns das Leben erleichtern." (G.Laub)

Yvonne Stange | So., 29. November 2020 - 11:09

Antwort auf von gabriele bondzio

... geplante Obsoleszenz. Die sichert, daß ein Produkt gleich nach Ablauf der Garantie den Geist aufgibt. Und man muß neu kaufen, da reparieren ein Vielfaches des Kaufpreises ist - so man es denn überhaupt reparieren lassen kann...
Tja, da hatte die DDR den unschlagbaren Vorteil, daß man alle Geräte reparieren lassen konnte. Ich sehne mich immer öfter schwer zurück, vor allem nach den letzten 5 Jahren....

Ernst-Günther Konrad | Sa., 28. November 2020 - 11:18

Was man hier beim Cicero alles lernen kann. Aha. Ein Kauf-nix Tag. Kannte ich nicht und brauche ich nicht. Meine Sozialisation hat mich gelehrt, das zu kaufen, was nötig ist und dies dann zu tun, wenn es erforderlich ist. Das nennt man reales Leben.
"Dazu passt, dass das angestrebte 24-Stunden-Konsumfasten eine Art Tag der Besinnung darstellen soll, um über Werbeversprechen, Konsumzwang und die eigene Verführbarkeit nachzudenken."
Wenn schon kein Weihnachten feiern oder nur mit "ausgesuchten" Verwandten und eng begrenzter Personenzahl, dann eben christliche Besinnung mittels dieses Tages? Ach stopp. Marx war ja Anti-Christ. Also doch keine Religion? Da fordern also wieder einmal grüne Ideologen "Besinnung" und "Verzicht". Also im Grunde das, was sie selbst nicht können und nicht vorleben. Irgendwie lustig ihr Artikel, zeigt er doch durch Ihre beschriebene Sichtweise wieder auf, wie widersprüchlich und verlogen links-grüne Politik ist. Ich brauche keine "Lebenshilfe" dieser Art.

Meine Güte, manche Leute sehen wahrscheinlich noch in der Fliege an der Wand einen marxistischen Agitator.

Wie kann man nur so verkniffen sein, in einem Aufruf zum temporären Konsumverzicht eine ideologische Beeinflussung zu wittern?

Etwas Zurückhaltung würde uns allen guttun. Das betrifft nicht nur den Raubbau an unseren Bodenschätzen, der in letzter Konsequenz zu einem maßlosen Konsum führt, sondern auch die heillose Agitation gegen ALLES und JEDEN ausserhalb unserer eigenen Denke - selbst wenn der Gegenstand ein nachvollziehbar und vernünftiger ist!

Was ich nicht verstehe, ist verlogen-heuchlerisch grün-links?

So einfach mach ich mir die Welt..

nicht verstehe, ist verlogen-heuchlerisch grün-links?"
Selbstverständlich nicht nur. Aber doch ziemlich ausgeprägt, besonders wenn es darum geht, anderen Wasser zu predigen und selber Wein zu trinken.

So wie es hinein schallt, so schallt es heraus, werter Herr Lenz.
Warum haben sie es in all den Jahren ihrer Kommentare nicht geschafft, auch nur ein einziges Mal einen positiven Gedankengang der AFD mit Applaus oder wenigsten mit Zustimmung zu begegnen?
Wieso werde ich/wir als sogenannte Rechte (Verschwörungstheoretiker=Hinterfragender/Covid-Leugner=Viren-Leugner & & &) so dermaßen von der Links-Grünen Ideologie & vor allem durch die herrschenden Eliten dämonisiert bzw. gesellschaftlich getötet? Warum (!!!) gibt es Gedanken-Filter? Warum kann man nicht "Sachbezogen" auf unterschiedliche Probleme eingehen? Und vor allem - Warum werden wichtigste Entscheidungen im dunklen Kellergewölben getroffen? Wahrheit benötigt Licht.

Ihr einer Satz ins Ohr aller Menschen & vor allem der "Weichenwärter & Stellwerker", die Verantwortung tragen:

ETWAS ZURÜCKHALTUNG (in jeglicher Hinsicht) WÜRDE UNS ALLEN GUTTUN

Noch allen einen besinnlichen 1. Advent

"Meine Güte, manche Leute sehen wahrscheinlich noch in der Fliege an der Wand einen marxistischen Agitator.
Wie kann man nur so verkniffen sein, in einem Aufruf zum temporären Konsumverzicht eine ideologische Beeinflussung zu wittern?"

Werter Herr Lenz, das ist doch ihre ständige eigene Agitation, nicht wahr?
Selbst bei einem Testbericht über Salatöle hätten Sie nach kurzer Zeit einen Bezug zur AfD hergestellt - etwa braune Flaschen, blaues Etikett.
Lesen Sie schlicht Ihre eigenen Kommentare und ersetzen AfD durch Parteien ihrer Wahl!

"Raubbau an Bodenschätzen?"
Im Prinzip gebe ich Ihnen insoweit Recht!
Jedoch, wie sollen E-Autos, i-phones, PCs etc denn sonst funktionieren?
"Kinderarbeit in Afrika, Südamerika, Asien? Unsinn, das gibt es nicht!"

Und jetzt der neue Tesla, das neuer i.phone und alles neue von apple - DU brauchst das!
Tesla baut das Werk in Berlin-Brandenburg ohne abschließende Baugenehmigung - das erinnert mich an Trump!
Baugenehmigung?
Hey Leute, ich bin Elon Musk!

Karl-Heinz Weiß | Sa., 28. November 2020 - 11:43

Ich konsumiere, also bin ich -als soziales Wesen existent. Die Verengung auf den Warenkonsum im eigentlichen Wortsinn erscheint mir zu kurz gegriffen. Auch Kultur-oder Medienkonsum ist zunehmend ein Mittel der Selbstdarstellung. Das künstlerische Personal ist dann eher geduldete Staffage. Der Smalltalk am Häppchenbüffett ist der eigentliche Höhepunkt des Abends. Man sieht-die Corona-Zwangspause hat auch Vorteile.

Christa Wallau | Sa., 28. November 2020 - 12:16

Unser ganzes Wirtschaftssystem ist auf Verkaufen und Kaufen ausgerichtet! Wir müßten das System total verändern, wenn wir es auf Verzicht bzw. den Erwerb des Notwendigen unstellen wollten.
Und die große Frage wäre: Würden wir dann die Menschen auf der Welt mit ihren Bedürfnissen, wie sie sich im Laufe der letzten Jahre entwickelt haben, noch zufriedenstellen?
Meines Erachtens könnte eine Umkehr (hin zu einem Leben, das andere Prioritäten setzt als den Konsum) nur möglich werden, wenn eine Art von Katastrophe (z. B. weltweiter Zusammenbruch des Finanzsystems) ein neues Denken und konsumreduziertes Leben erzwänge.
Der Durchschnitts-Mensch ist ein "Gewohnheitstier" und Kaufen gehört für viele Leute zu den Akten der Befriedigung wie der Genuß von Speisen, Getränken, Sex oder Spiel.
HABEN ist in unserer heutigen Welt wichtiger als SEIN.
Mir wäre es lieber andersherum, aber das läßt sich leider nicht leicht bewerkstelligen.
Insofern ist der "Kauf-nix-Tag" wirklich nur ein Witz!

Da muss ihnen widersprechen, liebe Frau Wallau.
Denn meistens entsprechen ihre Kommentare sehr wohl der meinen Ansichten.
Um diese, unsere Erde, auf Dauer Lebenswert zu erhalten, müssen wir in allen Bereichen umdenken. Denn die Ressourcen sind nun mal endlich.
Das jetzige System (des maßlosen Konsumieren) fährt irgendwann vor die Wand.
Dazu braucht es keine "erzwungene Katastrophe" (da "Arbeiten" wir ja selbst dran) sondern eine Umkehr unserer (teilweise) gezwungenen Verhaltensweise.
Und dann die Mär von Wachstum, Wachstum, Wachstum. Können wir denn nicht einfach mal einhalten und alles Ruhiger angehen? Und uns an den (wenigen) Dingen wieder erfreuen anstatt immer mehr, mehr, mehr. Was zählt dann heute noch Wertigkeit, Instandsetzen, Funktioniert doch noch???
Einer zahlt immer den Preis, in dem Fall unsere Erde, Gesundheit & Lebensfreude.
Und die, die den ganzen Krempel billig produzieren.
Den Black Friday nennt man auch den «Black Bescheiss Day».
Salute

milanchudaske | Sa., 28. November 2020 - 12:40

in der Zusammensetzung seiner Belegschaft und deren Parteipräferenz genauso divers wie die Volontäre des ÖRR?

Reinhard Getzinger | Sa., 28. November 2020 - 12:42

Mit Achselzucken hab ich den Arikel über eine Welt gelesen, zu der ich keinen Zutritt habe.
Voraussetzung des shoppens um des Shoppens willen ist ein entsprechender finanzieller Hintergrund.
Ostentative Konsumverweigerung mag in manchen Kreisen einen Distinktionsgewinn bringen, Konsumverzicht aus Geldmangel wohl nicht...

Rainer Mrochen | Sa., 28. November 2020 - 12:50

ist eine um viele Kategorien höherwertigere Eigenschaft als durch sinnlosen Konsum zum Massenmensch degeneriert zu sein . Sie erfordert Charakter, Disziplin, ja und auch Transzendenz. Ein neuzeitlich praktiziertes „ must have“ kommt darin nicht zum Ausdruck. Aber so ist er, der moderne Konsument: „Ich will Spass, ich will Spass , ich geb Gas, ich geb Gas“. Das Fest kann kommen, ein Prost auf den Konsum. Die Macht der Gewohnheit ist schon sehr ausgeprägt. Nicht zu konsumieren ist ja auch so eine Art Müßiggang. Wer will schon lasterhaft sein. Immer diese Sachzwänge.Dann doch lieber Konsum, darin bin ich charakterlich gefestigt.

Ulrich Jarzina | Sa., 28. November 2020 - 15:07

Das Ganze erinnert mich an einen Cartoon von Joscha Sauer (nichtlustig).

Forscher 1: "Ich habe eine Maschine erfunden, die den Kommerz aus Weihnachten entfernt."

Forscher 2: "Lass uns ganz viele davon bauen und für viel Geld verkaufen.

Das trifft's ganz gut, denke ich...

Link zum Cartoon:
https://joscha.com/nichtlustig/051214/

Bettina Jung | Sa., 28. November 2020 - 18:10

Ich erinnere mich, dass es eine Freude war, ein schönes Kleidungsstück zu kaufen, oder chice Schuhe/Tasche. Gucci, D&C etc, waren Sehnsuchtsstücke - nicht zu leisten. Und heute 2020 - brauche ich nichts mehr. Wo soll ich das denn tragen? Bei der Hausarbeit? Ausgehen ist ja nicht mehr....und auch sonst ist der Dresscode eher erbärmlich. Uhren, Schmuck, Mercedes, BMW sind bedeutungslos, früher ein Zeichen, dass man wer war. Kurzum, die Linke hat den Konsum doch bereits bekämpft. Selbst wenn ich einen Privatjet besässe, wo sollte ich denn hin, um Urlaub machen? Überall Lockdown

Tomas Poth | Sa., 28. November 2020 - 18:22

Das ist bei mir jeden Tag, als Konsummuffel kaufe ich nichts was ich nicht wirklich brauche.
Aber jeder hat halt andere Bedürfnisse.