Frankfurter Bankenskyline / dpa

Einkommensteuer - Die oberen fünf Prozent sorgen für 44 Prozent aller Einnahmen

Der deutsche Staat hat in den vergangenen 15 Jahren seine Steuereinnahmen fast verdoppelt. Mittels der Einkommensteuer wird dabei kräftig umverteilt. Und bei weitem nicht nur Spitzenverdiener müssen inzwischen den Spitzensteuersatz zahlen.

Hugo Müller-Vogg

Autoreninfo

Dr. Hugo Müller-Vogg arbeitet als Publizist in Berlin. Er veröffentlichte zahlreiche Bücher zu politischen und wirtschaftlichen Fragen, darunter einen Interviewband mit Angela Merkel. Der gebürtige Mannheimer war von 1988 bis 2001 Mitherausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.

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Bundesfinanzminister stellen sich – unabhängig vom Parteibuch – gern als bettelarm dar. Dabei können sie wie Onkel Dagobert im Geld baden. Denn das deutsche Steuersystem gleicht einer ständig sprudelnden Quelle. Das gibt das Finanzministerium selbst zu, wenn auch indirekt. Der neuesten Ausgabe seiner „Datensammlung zur Steuerpolitik“ zufolge nahm der Fiskus im Jahr 2022 insgesamt 896 Milliarden Euro an Steuern ein. Das ist gegenüber den 531 Milliarden Euro im Jahr 2010 ein stattliches Plus von 69 Prozent.

Falls die Steuerschätzer Recht behalten, werden die Steuereinnahmen bis zum Jahr 2025 sogar auf 1107 Milliarden Euro ansteigen. Das wäre dann fast eine Verdoppelung innerhalb von 15 Jahren (plus 92 Prozent). Da kann von öffentlicher Armut selbst unter Berücksichtigung der Preissteigerungen zwischen 2010 und 2025 keine Rede sein. Selbst die energischsten Befürworter von höheren Steuern werden auch kaum behaupten können, das finanzielle Volumen der vom Staat zu stemmenden Aufgaben hätte sich seit 2015 verdoppelt. 

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Norbert Heyer | So., 21. April 2024 - 15:28

Es ist doch auch richtig, dass Vielverdiener mehr Steuern zahlen müssen, als die breite Masse der Arbeitnehmer, die viel und hart arbeiten, dafür teilweise erbärmlich entlohnt werden. Was verdient eine Friseuse, ein Hilfsarbeiter oder eine ungelernte Bürokraft? Sie haben viel zu hohe Abgaben abzuführen. Andererseits - ich habe immer ganz gut verdient, fühlte mich aber nicht "reich", war aber immer im Bereich derjenigen, die kräftig gemolken werden. Wenn man als Jungeselle in Deutschland noch nicht einmal die Hälfte seines Gehaltes behalten darf, ist das schon ziemlich frustrierend. Das Fallbeil der Steuer setzt viel zu früh an, viele gute Facharbeiter mit Überstunden erreichen schnell den Punkt, wo sie wie die "Reichen" besteuert werden. Ob deshalb bereits viele weniger Überstunden fahren, etwas langsamer arbeiten, öfter einen Krankenschein "nehmen" oder frustiert sind? "Leistung muss sich lohnen" - bei uns wird sie bestraft. Trotz Rekordeinnahmen haben wir Ebbe in der Kasse.

Bernd Windisch | So., 21. April 2024 - 15:52

"50 Prozent mit Einkünften bis zu 37.000 Euro und weniger zahlen dagegen nur 5,8 Prozent."

So viel zum reichen Land mit 50% armen Schluckern. Dieser Personenkreis weigert sich doch tatsächlich höhere Einkünfte zu erzielen und zahlt kaum Steuern.

Das Ganze an der Einkommenssteuer festzumachen ist selbstverständlich eine Milchmädchenrechnung.

Tatsächlich werden die Menschen mit einem sehr hohen konsumtiven Anteil an ihrem Einkommen wesentlich härter von den vielfältigen Verbrauchsteuern gebeutelt. Auch trifft sie die überproportionale Inflation bei den Lebensmitteln hart.

Die deutsche Wirtschaft lahmt auch wegen der schwachen Binnennachfrage. Mindestens 50 % der Deutschen sind an ihrer finanziellen Leistungsgrenze angekommen. Bedenkt man zusätzlich, dass diese Einkommensgruppe die ganze Arbeit macht (den Laden am Laufen hält) wird die eindimensionale Betrachtungsweise des Autors zynisch.

Ronald Lehmann | So., 21. April 2024 - 16:19

& mit diesen gezinkten Karten werden nur die Untertanen verblödet, verdummt, gespalten & neue Feinde erkoren

dabei haben wir KEINE SOZIALE MARKTWIRTSCHAFT MEHR

sondern die Büchse der Pandora
DER GIER; HABSUCHT & DES HOCHMUTES wurde geöffnet

Wenn ich eine Billion angelegt hätte
könnte ich den ganzen Tag mich bespielen lassen (Sorry, früher hätte ich sowas nicht geschrieben)

& mein Konto würde wachsen wie die
Bildungs-& Werte-Losigkeit in der Gesellschaft
aber OHNE EINEN CENT MEHRWERT zu erhöhen

& wie ich schon bereits schrieb
Klo-Papier kostet in der Fläche gerechnet
garantiert mehr in der Herstellung mehr als Papiergeld

Enka Hein | So., 21. April 2024 - 16:23

..eine indirekte Reichensteuer für mich als Steuergeisel dieses Staates.
Tja. Der Tod und die Steuer.

Thomas Romain | So., 21. April 2024 - 17:10

Alles in allem ist die Verteilung der Steuerlast (insgesamt, d.h. nicht nur Einkommenssteuer) jetzt auch nicht sooo ungerecht hierzulande, bzw es gibt schlimmere Beispiele.
Was zurecht negativ angemerkt wird ist die vergleichsweise hohe Belastung der Mittelschicht, einige Ungerechtigkeiten bei sehr grossen Erbschaften (zB sehr viele Immobilien) und die Möglichkeiten zu "internationalen Tricksereien" für sehr hohe Einkommen.

Gerhard Lenz | So., 21. April 2024 - 18:40

die ihr Klientel oder ihre Parteifreunde unter jenen mit etwas prallerer Geldbörse wiederfinden.

Interessant dazu jüngere Studien (leicht im Internet zu finden): In keinem anderen EU-Staat ist die wirtschaftliche und soziale Ungleichheit so groß, wie in Deutschland.

Und selbst da, wo sich Reiche besonders wohl und sicher (vor Finanzbehörden) fühlen, in der Schweiz, müssen Wohlhabende wesentlich mehr Steuern zahlen.

Derweil wehrt sich der Clan der Reichen mit im Kern höchst fragwürdigen Aussagen, man trage schon besonders viel zum Wohlstand in diesem Lande bei, deswegen wäre jegliche weitergehende Besteuerung von Vermögen und höheren Einkommen abzulehnen.

Und überhaupt handele es sich nur um die übliche Sozialneid-Debatte.

Dabei sollten sich selbst jene, die ihren Wohlstand durch Unternehmergeist erworben haben, vergegenwärtigen: Auch das Recht, in einem Land wie Deutschland gute Profite zu erwirtschaften, ist beileibe ein selbstverständliches.

Tomas Poth | So., 21. April 2024 - 18:54

Das sagt doch nur etwas über die Ungleichverteilung der Einkommen aus.
Zur Steuerentlastung der oberen 5% empfehle ich die darunter liegenden 95% der Einkommensgruppen besser zu entlohnen, also mehr Einkommen Unten und weniger Oben!
Das wäre Win Win, die oberen 5% wären von der Steuerlast befreit und die unteren 95% hätten mehr Einkommen und würden gleichzeitig mehr Steuerlast tragen.
Ihr Beitrag nennt man maximales jammern auf höchstem Niveau!

Peter Sommerhalder | So., 21. April 2024 - 19:34

nimmt der Staat dank der Mehrwertsteuer ein.

Wenn man zuviel Lohnsteuer nimmt, dann ist das 1. äusserts frustrierend für die Lohnempfänger und 2. ist es schlecht für die Binnenwirtschaft. Und wenn weniger Geld ausgegeben werden kann, dann sinken gleichzeitig auch die Mehrwertsteuereinnahmen für den Staat.

Es würde mich deshalb nicht überraschen, wenn Deutschland auf die Idee kommen würde, die Mehrwertsteuer zu erhöhen, anstatt die Lohnsteuer zu senken...

Dorothee Sehrt-Irrek | Mo., 22. April 2024 - 10:08

intelligenten System an, das Ärmere als auch Reichere in einer Gesellschaft trägt.
Den Reichen steuerlich mehr abzunehmen wiegt kein staatlicher Schutz vor Übernahmen auf.
Hingegen verhindert die staatliche Umverteilung, auf die je politisch Einfluss genommen werden kann durch Wahlen, sehr starke Arbeitskämpfe.
Ein austariertes System.
Dann ist die Krise vielleicht wirklich vorbei, wie Kanzler Scholz gesagt haben soll und die Ampel kommt jetzt in ruhigeres Fahrwasser?
Mich stört kein grüner Umbau unserer Wirtschaft, mich stört grüne Ideologie und Apokalypsefiebern, denn mit Denken kann das ja wohl kaum etwas zu tun haben.
Dem bürgerlich-konservativen "Lager" unserer Gesellschaft geht es wie jahrelang dem rotgrünen "Lager", es hat die Mehrheit, aber noch keine gemeinsame Grundlage?
In welcher Form es zu einer gemeinsamen Grundlage kommt ist nicht einmal so wichtig, solange es "Lager" übergreifende Zusammenarbeit geben kann.
In so einer Zusammenarbeit können Profile geschärft werden.