Marina Henke über den Ukraine-Krieg : „Wir sind wahrscheinlich auf dem Weg in einen Guerillakrieg“ In der Ukraine ist derzeit kein Kriegsende in Sicht. Marina E. Henke, Professor of International Relations an der Hertie School und Direktorin des Centre for International Security, erklärt im Gespräch, warum sie nicht an eine zeitnahe Kompromisslösung glaubt, warum es gefährlich wäre, wenn die Nato direkt in den Konflikt eingreift, was Putin antreibt und es für Russland deshalb nur eine Richtung gibt: voraus. INTERVIEW MIT MARINA E. HENKE
Ukraine-Konflikt : Kollektive Ambivalenzverweigerung Was für ein Déjà-vu! Wieder einmal verfällt unsere Gesellschaft samt Medien in kollektive Schnappatmung, in Moralisierung und Bekenntniszwang. Die Empörungsspirale dreht sich, Zwischentöne sind unerwünscht. Ambivalenzverweigerung gilt als Tugend. Doch diesmal geht es nicht um Migration, Klima oder ein läppisches Virus. Diesmal geht es um Krieg und Frieden. Zeit für Vernunft, Selbstkritik und Differenzierungsvermögen. KOLUMNE: GRAUZONE
Großbritannien : Londongrad wendet sich gegen die Russen Die britische Regierung distanziert sich von putin-nahen Oligarchen. Nicht nur Roman Abramowitsch, der bisherige Besitzer des Fußballklubs Chelsea, ist in Bedrängnis. Alle Russen werden jetzt oft gefragt, auf welcher Seite sie stehen. Und unter den Sanktionen gegen russische Bürger leiden auch kritische russische Journalisten. VON TESSA SZYSZKOWITZ
Ukraine-Krieg : Das Versagen der deutschen Sicherheitspolitik Die europäische Sicherheitsordnung zeigt schon seit langem starke Erosionstendenzen. Vor allem Deutschland hat die Bundeswehr vernachlässigt und an den Verteidigungsausgaben gespart. Der Krieg Russlands gegen die Ukraine zeigt wie unvorbereitet wir dastehen - zumal wir uns auf die Sicherheitsgarantien der USA immer weniger verlassen können. VON REINHARD WOLF
Ukraine-Krieg : Putin hat aus Afghanistan nichts gelernt Die Lehren des sowjetischen Debakels am Hindukusch in den Jahren von 1979 bis 1989 wurden ignoriert, als Putin sich entschied, die Ukraine anzugreifen. Der Moskauer Grundkonsens realistischer Einschätzung der eigenen Möglichkeiten scheint aufgegeben worden zu sein. Innerhalb der russischen Elite wächst die Unruhe. VON HANS-ULRICH SEIDT
Atomkriegsrisiko : Die Nato darf in der Ukraine nicht Kriegspartei werden Der politisch-moralische Druck auf die Nato und ihre Mitgliedstaaten steigt, die Ukraine gegen die russische Aggression auch militärisch zu unterstützen. Alle Maßnahmen müssen aber nüchtern auf ihre Folgen hin abgeschätzt werden. Ein schlechtes Gewissen, die Ukraine allein zu lassen, darf nicht ausschlaggebend sein. GASTBEITRAG VON RÜDIGER LÜDEKING UND HELMUT W. GANSER
Die USA und der Ukraine-Krieg : „Niemand sollte sagen, dass schon alles gut gehen wird“ Der Krieg in der Ukraine beschäftigt auch die amerikanische Öffentlichkeit. Daniel Benjamin, Präsident der American Academy in Berlin, lobt im Cicero-Interview die amerikanische Diplomatie gegenüber Russland, fordert, auch das Verhalten Chinas im Blick zu behalten, und warnt vor einer Eskalationsspirale, die in einen Atomkrieg münden könnte. INTERVIEW MIT DANIEL BENJAMIN
Lebensmittelknappheit wegen des Ukrainekriegs : Hungersnöte, Unruhen, Aufstände Der Krieg in der Ukraine verschärft die Probleme bei der weltweiten Versorgung mit Lebensmitteln massiv. Denn das Land ist, ebenso wie sein russischer Nachbar, einer der wichtigsten Exporteure für Getreide. Hinzu kommt eine globale Düngemittel-Krise. Das betrifft vor allem Länder Nordafrikas und des Nahen Ostens – und birgt die Gefahr der Instabilität in der gesamten Region. VON ALLISON FEDIRKA
Buchvorstellung „Future War“ : Ein wichtiges, pessimistisches Buch im Zeichen des Ukraine-Kriegs Mit „Future War“ wollten der US-General a.D. John R. Allen, der US-Generalleutnant a.D. Frederick Ben Hodges und Julian Lindley-French, Berater, Stratege und Professor für Verteidigungsstrategie, einen Weckruf zur Bedrohung und Verteidigung Europas vorlegen. Kurz nach dem offiziellen Erscheinungstermin startete Wladimir Putin seinen Angriff auf die Ukraine – und eine neue Wehrhaftigkeit Europas und der Nato scheint dringender denn je. VON BEN KRISCHKE
Ukrainische Flüchtlinge in Osteuropa : Solidarität ist keine Einbahnstraße Polen und Ungarn nehmen Flüchtlinge aus der Ukraine mit offenen Armen auf. In Deutschland wird das mit Argwohn betrachtet: Haben sich nicht gerade diese Länder in der Vergangenheit gegen die Aufnahme von Flüchtlingen aus Nahost oder Nordafrika gesperrt? Diese überhebliche Sichtweise verkennt die großen Unterschiede zwischen beiden Flüchtlingswellen. VON MICHAEL SOMMER
Russland und der Ukraine-Krieg : „Russland braucht eine neue Stunde Null“ Cicero-Chefreporter Moritz Gathmann war in den ersten Tagen des russischen Einmarschs in der Ukraine unterwegs, hat einen Flüchtlingszug von Lemberg Richtung Westen begleitet. Jetzt ist er wieder in Deutschland, doch die Bilder lassen ihn nicht los. Jahrelang hat er sich für Verständnis zwischen Deutschen und Russen eingesetzt, inzwischen ist er überzeugt: Nur ein Ende des Systems Putin kann Frieden bringen. VON MORITZ GATHMANN
Ukraine-Krieg : Russlands Krieg und Chinas Interessen China und Russland haben ihre gute Partnerschaft immer betont. Doch unter dem Eindruck des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine muss Peking einige Bewertungen neu justieren. Dass etwa der Westen auf Putins Überfall mit Eintracht reagiert und einschneidende Sanktionen gegen Russland erlassen hat, wird in China aufmerksam registriert. Denn damit gehen auch Fragen einher wie: Könnte China ähnliches widerfahren, wenn es Taiwan angreift? VON THOMAS JÄGER
Zahlungsausfall droht : Steuert Russland erneut in die Staatspleite? Auf den internationalen Finanzmärkten ist Russland durch die westlichen Sanktionen im Zuge des Ukraine-Kriegs so gut wie abgemeldet. Doch was den Druck auf Präsident Wladimir Putin erhöhen und den Kreml durch die Isolierung der russischen Wirtschaft zum Einlenken bringen soll, birgt für Investoren unangenehme Nebenwirkungen. Sie müssen sich auf Zahlungsausfälle einstellen. VON CICERO-REDAKTION
Neues Mittelalter und Eiserner Vorhang : Russlands Weg in die kulturelle Selbstisolation Utopie und Dystopie liegen in Russland seit jeher nah beieinander. Das gilt insbesondere für die Begriffe des „Neuen Mittelalters“ und des „Eisernen Vorhangs“. Ursprünglich wurden sie von russischen Denkern geprägt, die die Exzesse der Oktoberrevolution kritisch beobachtet hatten. Angesichts der kulturellen Selbstisolation Russlands erscheinen sie heute aktueller denn je. VON NATHAN GIWERZEW
Russlands Invasion in der Ukraine : Moskaus militärische Fehlschläge Es sollte ein kurzer und massiver Militäreinsatz werden, um den Widerstand der Ukrainer möglichst schnell zu brechen. Doch genau das ist Russland nicht gelungen. Dafür gibt es Gründe. Russlands zweitwichtigstes Ziel, erstklassige Streitkräfte zu präsentieren, um seine Nachbarn zu beeindrucken, wird so jedenfalls kaum erreicht werden. VON GEORGE FRIEDMAN