- Moser liest
Susan Kreller über die Altmark, Heinz Strunk über Jammerlappen, Michel Houellebecq über Pornos: Unsere Kultur-Chefin Ulrike Moser rezensiert aktuelle Gegenwartsliteratur.
Kein Leben, kein Tod. Keine Welt
Abgehängt, strukturschwach und überaltert. „In the Middle of Nüscht“ hieß ein Buch über die Altmark aus dem Jahr 2018. Auch die Berliner machen einen großen Bogen um die Region im Norden Sachsen-Anhalts und kaufen lieber überteuerte Datschen in der Uckermark. Daran wird auch der neue Roman von Susan Kreller wenig ändern.
Hier, im „Totenland“, zwischen Ruinen und verfallenen Bahnhöfen, im braunen Wald Salzruh, liegt die schäbige Pension Bertoldi, in der sich eine kleine Schar Gäste einfindet, die sich von einer Wurfsendung und dem billigen Preis haben anlocken lassen. Und die, kurz nach ihrer Ankunft, erfahren, dass sie die Pension zu ihrer eigenen Sicherheit nicht mehr verlassen dürfen, weil eine „Gefahrensituation“ vorliege. Aus Gästen werden Gefangene. Und was folgt, sind Zweifel, Aufbegehren, Wut und schließlich Angst und Verwahrlosung. „Kein Leben, kein Tod. Keine Welt.“ Kreller hat eine klaustrophobische Versuchsanordnung entworfen, ein düsteres Kammerspiel, das durch seinen kunstvollen Sprachwitz zu einem abgründigen Lesevergnügen wird.
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