Protest in Lützerath / dpa

Krise der politischen Kultur - „Ich beobachte eine gewisse Realitätsresistenz“

Die Krise unserer politischen Kultur zeigt sich in engen Meinungskorridoren und einer Skepsis der Aufklärung gegenüber. Mehr Vernunft wagen, fordert der Philosoph Otfried Höffe im Interview. Die Demokratie könne sich zu guten Lösungen nur mittels Debatte durchringen.

Autoreninfo

Volker Resing leitet das Ressort Berliner Republik bei Cicero. Er ist Spezialist für Kirchenfragen und für die Unionsparteien. Von ihm erschien im Herder-Verlag „Die Kanzlermaschine – Wie die CDU funktioniert“.

So erreichen Sie Volker Resing:

Herr Höffe, wir durchleben mannigfaltige Krisen und ein sinkendes Vertrauen in unsere gesellschaftlichen Institutionen. Woran krankt unsere politische Kultur?

Es fehlt unserer politischen Kultur an der Fähigkeit und Bereitschaft, angesichts längst bekannter und anerkannter Probleme sich für vernünftige Lösungen zu entscheiden. Selbst in der Problemanalyse herrscht oft ein hohes Maß an Einigkeit, so zum Beispiel zur Notwendigkeit von Umwelt- und Klimaschutz, zu einer realitätsgerechten Migrations- und Integrationspolitik oder einer Erfolg versprechenden Wohnungspolitik. Trotzdem werden die näheren Debatten allzu häufig ideologisch und parteipolitisch verengt geführt, statt nach den über die Parteigrenzen hinweg gemeinsamen Lösungen zu suchen. In einer Variante von Machia­vellismus wollen allzu viele Akteure recht- und ihre Macht behalten. Vor allem die Regierungsmitglieder sollten sich jedoch an ihren Eid erinnern, mit aller Kraft dem Wohl des deutschen Volkes zu dienen. 

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Doch, kann man, man muss es nur wollen und ausreichend Schutzpersonal engagieren.
Wer sachlich, mit Vernunft, guter Voraussicht mit Fakten belegte Argumente vorträgt dem kann man nicht zur Seite drücken.
Physische Angriffe werden vom Schutzpersonal zurückgehalten.
Lautes Gegengeschrei wird abgewartet.
Sachliche, mit Vernunft, guter Voraussicht und mit Fakten belegte Argumente werden mit Bildwerfer für Jedermann sichtbar an die Leinwand geworfen.

Norbert Heyer | Do., 14. Dezember 2023 - 09:02

Eine nüchterne Analyse unserer derzeitigen Endzeitstimmung. Es wurden alle Punkte angesprochen, warum es immer weiter in den Niedergang geht. Wir diskutieren nicht offen, eine links-grüne Minderheitsmeinung wird durch einseitig agierende Medien zum allgemein gültigen Dogma erhoben. So kommen skurrile, krankhafte und gesellschaftszerstörende Gesetze zustande, die das Land immer weiter auseinander treiben. Mit Gendern und familienfeindlichen Gesetzen soll die stärkste Gemeinschaft -die Familie- nachhaltig und endgültig zerstört werden. Elter 1 und 2 in jeder beliebigen Zusammenstellung, so soll die Zersetzung erreicht werden. Klima ist die neue Religion, die christliche wird abgeschafft und am Ende steht der Kampf der Kulturen und das Kalifat. Alle politischen Entscheidungen der letzten 15 Jahre können keinen anderen Schluss zulassen: Alles Deutsche, alles Vertraute soll einer neuen Weltordnung geopfert werden - dieser perfide Plan muss von allen Demokraten rigide bekämpft werden.

Ernst-Günther Konrad | Do., 14. Dezember 2023 - 09:02

Wir sind bequem geworden, haben uns mehr oder weniger den politischen Verhältnissen ergeben. Den meisten ging es gut, ob SPD oder CDU am Ruder, irgendwie fühlte sich jeder noch aufgehoben und wohl. Der Alltag fraß uns auf und jeder war froh, sich um nichts weiter kümmern zu müssen. Viele Probleme waren noch weit weg von der gesellschaftlichen Mitte. Das meiste funktionierte noch, man konnte sich auf den Staat und seine Institutionen verlassen. Für mich fing es 2013 an merkbar brenzlig zu werden. Die Griechenlandrettung, etliche Finanzkrisen, man schaute irgendwann genauer hin, weil auch die für uns Normalos begann, das Leben deutlich teurer zu werden, der Staat begann merkbar zu erodieren. Das mag ja jeder anders empfunden haben.
Und irgendwie hat auch unsere Generation dafür gesorgt, unkritische und teilweise empathische Kinder groß zu ziehen. Die Generation ab 1990 haben meine Frau und ich ausgemacht, wurde mit dem Internet und KI zu teilweise seelenlose Wesen.

Danke lieber Herr Konrad für Ihren Kommentar. Genau das sind unsere Gedanken -die meines und Mann und meiner - wir wären nie auf diese politische Entwicklung gekommen, wie sie kam. Nein sagen wir so nicht ,nicht mit uns.

Als Einsteinfanatiker machen wir es wie er empfahl "Ein neues Denken muß beginnen". Nach einigen Rückschlägen ist das für uns kaum noch ein Problem.
Oder wir halten uns an Marie von Ebner Eschenbach "Bevor wir uns ärgern ist uns gleich alles egal".

Was für ein toller Artikel "Ich beobachte eine gewisse Realitätsresistenz".
Ich glaube und befürchte bereits mehr als nur eine gewisse.

Lieber Herr Konrad, Ihre Kommentare hier im Forum sind stets eine Bereicherung für mich. Auch dieser.

Es leuchtet mir ein, dasss man die Merkel-Zeit als eine Zeit der Betäubung beschreiben kann. Das schließt aber nicht aus, dass sie für uns persönlich auch eine Zeit des Glücks gewesen ist. Zeit, Ort und Umstände unserer Geburt können wir uns nicht aussuchen, und jeder muss unabhängig von diesen drei Parametern immer sein Glück suchen. Dafür muss man sich im Nachhinein, im Alter nicht entschuldigen, auch dann, wenn man erkennen muss, dass man fatale Entwicklungen nicht rechtzeitig zur Kenntnis genommen hat.

Und auch bei bester Erziehung können wir es nicht verhindern, dass unsere Kinder sich anders entwickeln als wir uns das wünschen.

Ich persönlich habe mich auch nicht so entwickelt, wie es sich meine Eltern vorgestellt haben. Dennoch empfinde ich Liebe und Achtung ihnen gegenüber. Und das werden unsere Kinder auch uns gegenüber empfinden, selbst wenn sie anders sind als wir.

Martin Beckmann | Do., 14. Dezember 2023 - 09:17

Daueradventskalender bis es eine Corona-Aufarbeitung gibt! 14. 12. 2023
Zur Erinnerung an:
Christian Vooren Redakteur von ZEIT Online grüßt uns:
„Was es jetzt braucht, ist nicht mehr Offenheit, sondern ein scharfer Keil. Einer, der die Gesellschaft spaltet, .... Richtig und tief eingeschlagen, trennt er den gefährlichen vom gefährdeten Teil der Gesellschaft.

Quelle: „Möge die Gesamte Republik mit dem Finger auf sie zeigen“
Das Corona-Unrecht und seine *Täter
von: Marcus Klöckner und Jens Wernicke im Rubikon-Verlag 3.Auflage 2022

Kommentar: Wir werden Ihnen dass nie verzeihen oder vergessen!

... für diese Beispiele. Mögen diese Journaille-Faschos an ihren eigenen Worten ersticken und verenden.

S. Kaiser | Do., 14. Dezember 2023 - 09:58

Dem ist nichts hinzuzufügen. Ein guter Rundumschlag, woran die heutige Gesellschaft krankt. Gerade von jemandem wie ihm wäre es aber interessant gewesen zu hören, mit welchen konkreten Mitteln er denn Abhilfe suchen würde. Das ist überhaupt das Problem, denn auch wenn viele die heutige gesellschaftliche Situation korrekt analysieren, bleibt es meist auf dieser Stufe stehen. Man solle mehr Diskurs erlauben, man bräuchte mehr Debatte, man müsse anderen Argumenten ggü offen sein … hätte, hätte, Fahrradkette. Eines der wichtigsten Güter und Schutz einer Gesellschaft ist mE ihre Bildung. Sowohl eine profunde traditionelle Allgemeinbildung als auch das klassische Üben von sprachlichen und mathematischen Kompetenzen. Sprich die Befähigung eigenständig zu denken. Das würde davor schützen Scharlatanerie aufzusitzen. Aber, wie man am aktuellen Bundestag sehen kann, kann man auch völlig bildungs- und leistungslos bis in höchste Regierungsämter vordringen. Eine fatale Entwicklung ...

Außer Bildung haben wir nur begrenzte Ressourcen. Deshalb ist Bildung unser wichtigstes Gut.
Unsere Kinder sind existenziell darauf angewiesen.
Diese Regierung hat unsere Kinder verraten und ihre Zukunft verzockt.
Hierin liegt das wahre Versagen und die Scheinheiligkeit unserer Politiker, Medienvertreter und Eliten, die hierzu geschwiegen haben.
Lenz, bevor Sie wieder Gift und Galle über die AfD verschütten, sollten Sie sich die Frage beantworten, welche Parteien in der Vergangenheit die Richtlinien der Politik bestimmt haben! Jetzt können Sie mal beweisen ob Sie Charakter haben und der „Wahrheit“ ins Auge blicken oder weiter Ihrem Hass freien Lauf geben.

Peter Sommerhalder | Do., 14. Dezember 2023 - 10:31

abholzen für den Zugangsweg und den Standort des Windrades, welches dann nicht einmal richtig dreht. Hauptsache es steht dann eines da.

Oder alle, wirklich alle "Flüchtlinge" hereinlassen und behalten, welche es bis zur deutschen Grenze geschafft haben, obwohl die Flüchtlinge schon x sichere Staaten durchquert haben? Eigentlich fast schon überraschend, dass man den Flüchtlingen an der deutschen Grenze nicht gleich den deutschen Pass und reichlich Bargeld in die Hand drückt...

Und darüber soll nicht debattiert werden dürfen? Ich glaub es hackt...!

Brigitte Miller | Do., 14. Dezember 2023 - 12:16

Antwort auf von Peter Sommerhalder

wenn Herr Höffe von "Umwelt-und Klimaschutz" spricht: seit es Klimaschutz gibt, ist der Umwelt und Naturschutz bei vielen vergessen gegangen.
Fürs "Klima" wird einfach alles geopfert, wobei die Opfer tragen muss die Bevölkerung, die Entscheider und sonstige Eliten handeln nach dem Motto: quod licet iovi, non licet bovi .

Ingo frank | Do., 14. Dezember 2023 - 23:01

Antwort auf von Peter Sommerhalder

Es geht auch anders. In den ein Gesetz von FDP, AfD & CDU gemeinsam in den Thüringer Landtag gegen die RRG Minderheitsregierung durchgesetzt wurde, die den Aufbau von Windrädern im Thüringer Wald, dem Grünen ❤️Deutschlands zu verbieten. Geht doch ! ! !
Da ist’s egal mit wem, wenn der Bürgerwille, auch der meinige, durchgesetzt wird.
Mit freundlichen Gruß aus der Erfurter Republik

Gerhard Lenz | Do., 14. Dezember 2023 - 11:43

Schöne Philosophenworte. Wir brauchen demokratische Debatte!
Nun sind Philosophen nicht immer für unbedingte Realitätsnähe bekannt. Die ersten Kommentare zu diesem Beitrag sprechen Bände:
Zitat: "Mit ...Öko-Stalinisten kann man nicht vernünftig debattieren." Oder: Ein Hinweis auf ein Buch über "Corona-Täter". Man will alles Deutsche unterdrücken und "alle Flüchtlinge" hereinlassen. Im Bundestag, da wo man andere Meinung pflegt sitzen nur "Bildungslose".

Eine wunderbare Grundlage für Debatten!
Es erinnert an den Anspruch, die AfD inhaltlich zu stellen. In der Folge gab es das bemerkenswerte Interview mit Gauland im ZDF - Tenor: zu vielen Fragen hat die AfD - als ewig junge Partei - noch keine Position. Wie man da debattieren?
Und was die vorherigen Kommentare angeht: Da will kaum einer wirliche Debatte. Da will man Genugtuung, der eine oder andere auch schlicht Rache, Anklage, harte Strafen, wie jüngst jemand hier schrieb. Debatte? Schwer vorstellbar. Eher noch mehr Radikalisierung.

... in der Tat nicht für Realitätsnähe bekannt. Und die AfD-Hasser und Brandmauerbauer, mit ihrer echten (oder vorgetäuschten) AfD-Phobie, die wollen ja ohnehin keine echte Debatte.

Erfahrungsgemäß kann man leider von den selbstgerechten Regierungsparteien und ihren Propagandisten keine echte Bereitschaft zum Dialog mit Andersdenklenden erwarten.

Bei selbstgenügsamer Dummheit eines Partners sind Debatten aussichtslos, da haben Sie Recht, Herr Lenz. Wäre nur ein Hauch von Vernunft vorhanden, dann wäre das anders, und Philosophen wie Herr Höffe könnten den Weg in eine andere, realitätsnähere Zukunft zeigen.

Naumanna | Do., 14. Dezember 2023 - 12:20

Eine sehr gute Analyse der Situation.
"Der Worte sind genug gewechselt, lasst uns auch endlich endlich Taten sehen. Indes ihr Komplimente drechselt, kann etwas Nützliches geschehn." Goethe, Faust.
In diesem Artikel ist viel Vernünftiges angesprochen worden: Schluss mit dem unsäglichen Gendern, zurück zur Meinungsvielfalt, Aufhören, die Atomenergie zu verteufeln, Den Schuldkomplex des Nordens stoppen. Alle Völker dieser Erde haben zu allen Zeiten ihresglelchen und andere versklavt und ausgebeutet, das ist KEINE typisch Nordische Erfindung. Das kann nicht oft genug wiederholt und belegt werden! Bevölkerungswachstum stoppen ist auch eine - wichtige! - Form des Verzichtes, der sicher nötig ist.
KANT - habe Mut dich deines eigenen Verstandes zu bedienen (wenn man denn einen hat, den Schülern wird er derzeit durch das reformierungsbedürftige Bildungswesen ausgetrieben)
Dieser tollen Analyse müssen TATEN folgen, die die Gesellschaft wieder auf Vordermann bringen.
Schlag nach bei GOETHE

Frank Klaus | Do., 14. Dezember 2023 - 12:55

Herr Höffe sagt lauter kluge Dinge, wie von ihm nicht anders zu erwarten. Nur ein Thema lässt er aus: Den irrationalen Kampf unserer politischen, medialen und wissenschaftlichen Eltien gegen das deutsche Volk.
"Und wir müssen einsehen, dass wir weder ein Volk sind, das noch von vergangener Unmoral kontaminiert ist, noch ein Volk, das der Welt erklärt, wie sie alles besser machen sollte."
Das ist naiv. Denn alle Handlungen dieser Regierung ergeben nur einen Sinn, wenn man als leitendes Motiv den Kampf gegen das deutsche Volk annimmt. Unsere Eliten wollen der Welt nichts erklären. So blöd, nicht zu erkennen, dass die Welt von uns nichts erklärt bekommen will, kann nicht mal unsere Regierung sein.
Die Welt hat sehr wohl erkannt, dass unsere Regierung Deutschland ruinieren will, und warum sollte die Welt unsere Regierung daran hindern? Sie profitiert ja von der Zerstörung Deutschlands.