Matthias Wemhoff
Matthias Wemhoff / J. Marguier

Matthias Wemhoff im Gespräch mit Volker Resing - Cicero Podcast Politik – „Keinen falschen Erzählungen aufsitzen!“

Der Berliner Landesarchäologe Matthias Wemhoff warnt vor Geschichtsvergessenheit. Der Historiker verteidigt das Kreuz auf dem Stadtschloss und beklagt die „sozialistische Stadtplanung“, unter der Berlin noch immer leide.

Autoreninfo

Volker Resing leitet das Ressort Berliner Republik bei Cicero. Er ist Spezialist für Kirchenfragen und für die Unionsparteien. Von ihm erschien im Herder-Verlag „Die Kanzlermaschine – Wie die CDU funktioniert“.

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Matthias Wemhoff gräbt in der Hauptstadt das mittelalterliche Berlin wieder aus. Doch für ihn ist das nichts Rückwärtsgewandtes. Vielmehr müsse sich die Stadt auch ihrer frühen Geschichte wieder bewusst werden. „Es kann nicht sein, dass 30 Jahre Geschichte praktisch auf Dauer Berlins Gesicht prägen“, sagt er mit Blick auf die sichtbaren Folgen der DDR-Diktatur in Berlin. „Was wir hier in Berlin haben, ist eigentlich ein völliges Ausmerzen von Geschichte.“

Zugleich ruft er dazu auf, die Geschichte nicht immer mit einem moralischen Überlegenheitsgefühl zu betrachten; das gelte fürs Mittelalter genauso wie für das 19. Jahrhundert. Unsere Maßstäbe seien andere als die der Vorfahren. „Man darf sich in allen Bereichen nicht nur von dem Gegenwärtigen blenden lassen“, sagt Wemhoff, der auch Direktor des Museums für Vor- und Frühgeschichte ist.

Wemhoff hat gerade zusammen mit Gisela Graichen auch ein Buch zur Faszination des Mittelalters geschrieben, das die Zeit betrachtet, in der auch Berlin gegründet wurde. Es heißt „Gründerzeit 1200. Wie das Mittelalter unsere Städte erfand“ und ist bei Propyläen erschienen.

Matthias Wemhoff und Volker Resing
Matthias Wemhoff (li.) und Volker Resing in der Cicero-Redaktion / J. Marguier
Gisela Graichen und Matthias Wemhoff: Gründerzeit
Gisela Graichen und Matthias Wemhoff: 1200. Wie das Mittelalter unsere Städte erfand, Propyläen 2024

Das Gespräch wurde am 5. November 2024 aufgezeichnet.

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Reinhold Schramm | Fr., 15. November 2024 - 12:10

Im Gegensatz zu den Theoretikern stellt sich schon die berechtigte Frage: Handelt es sich beim vorgeblichen Berliner Stadtschluss um ein persönliches Denkmal für die unbedarften, politischen und gesellschaftlichen Finanziers – und als deren Zeugnis über das Fehlen historischer Kenntnisse und ohne persönliche Praxiserfahrung im historischen Ausbau und Aufbau?

RS: Mehrere Jahre als Bauhandwerker im historischen Ausbau, unter anderem Zitadelle Spandau und das Historische Hoftor (Bau/Einbau: 1984/86), für das Berlin Museum/Jüdisches Museum tätig.

PS: Der aus politischen Gründen abgerissene „Palast der Republik“, der implodierten DDR, hatte mehr historische Substanz und Berechtigung als der heutige Schlosskasten in Berlins Mitte!

Immerhin hat die DDR ja wohl die Semperoper wieder aufgebaut ... meinen Sie es so, dass es keine "Substanz" für einen Wiederaufbau des Schlosses in der DDR gab und auch heute nicht?
Traditionspflege gab es aber auch in der DDR und man schaue sich die Frauenkirche an, in der sich Dresden nach der Wende ein Denkmal setzte.
Hatte der "Palast der Republik" nicht Asbestprobleme?
Ich hätte ihn renoviert und stehen lassen.

Dorothee Sehrt-Irrek | Fr., 15. November 2024 - 13:52

Aber bis dahin:
Herr Wemhoff hat auch ein Buch geschrieben zusammen mit Frau Gisela Graichen.
Natürlich habe ich ihr Buch über den Untergang der Prussen gelesen und bin für eine zukünftige europäische Geschichtsschreibung auch interessiert an ihrem Buch "Die Deutsche Hanse. Eine heimliche Supermacht."
Jetzt nehmen wir noch die Wikinger dazu, das römische Reich, die Donauzivilisation und und und besinnen uns, aber bitte auf unsere kulturelle Kraft.
Ich liebe auch sehr das Motto von Herrmann August Francke "Tief verwurzelt - hoch hinaus", die Architektur nennt man wohl protestantischen Barock.
In Form von Händel und Bach kann man wohl kaum von einer nationalen Verengung sprechen.
Kritisch bleiben muss man aber dennoch bei soviel auch religiöser Inbrunst.
Gut, wenn wir uns in Europa besser kennenlernen, ohne die Brüche und Katastrophen zu verschweigen.
Und die Zeit der DDR, des Ostblocks gehört auch zu Deutschland und Europa.
Wird auch in polnischen Filmen/Serien verarbeitet...

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