Mit einem Kniefall vor dem Denkmal der Helden des Warschauer Ghettos gedenkt Bayerns Ministerpräsident Markus Söder den Opfern des Nationalsozialsmus / dpa

Kritik an Söders Kniefall in Warschau - Einseitige Aufregung

Nach seinem Kniefall in Warschau hagelt es Kritik an Markus Söder. In Polen empört sich niemand über die Aktion. Das überrascht nicht: Anders als bei den deutschen Sozialdemokraten gilt Willy Brandt in Polen nicht als Säulenheiliger.

Autoreninfo

Thomas Urban ist Journalist und Sachbuchautor. Er war Korrespondent in Warschau, Moskau und Kiew. Zuletzt von ihm erschienen: „Lexikon für Putin-Versteher“.

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Die Dinge liegen sehr einfach: Kein einziger Kommentator in den polnisches Medien hat sich darüber empört, dass der bayerische Ministerpräsident Markus Söder in der vergangenen Woche bei seinem Besuch in Warschau vor dem Denkmal für die Helden des Ghetto-Aufstandes niedergekniet ist. Und nicht nur das: Keine einzige Tageszeitung hat überhaupt über den Besuch berichtet. Der Chef einer deutschen Landesregierung liegt üblicherweise unter der Wahrnehmungsschwelle der polnischen Medien, es sei denn, es passiert etwas Sensationelles oder Skandalöses, das auch Polen betrifft.

Hingegen hatten mehrere deutsche Medien aus dem linken und linksliberalen Meinungsspektrum ebenso wie die Kulturstaatsministerin Claudia Roth dem Franken vorgeworfen, auf billige Weise den berühmten Kniefall Willy Brandts von 1970 zu kopieren, der für die Bitte um Vergebung für Verbrechen und Zerstörungen der deutschen Besatzer im Zweiten Weltkrieg steht. Roth hatte von einem „absoluten Tiefpunkt“ gesprochen und darauf hingewiesen, dass Söder nach einem Foto vom Kniefall auch Bilder vom Wurstessen auf dem Warschauer Weihnachtsmarkt gepostet hatte.

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Ernst-Günther Konrad | Mo., 16. Dezember 2024 - 14:14

Man kann das wie auch immer beurteilen. Nur wer ist Söder in Polen? Sie haben ja richtig beschrieben, dass man ihn kaum wahrgenommen hat und den halben Kniefall nicht gewertet hat.
Also sollten wir das auch nicht tun. Söder ist und bleibt ein Schaumschläger und ob er bewusst Brand kopieren wollte oder aus eigener Überzeugung ein Knie auf den Boden gebracht hat ist für mich egal. Brandt war damals Kanzler und Söder? Eben, ein Provinzfürst, sonst nichts.

Söder ist ein Provinzfürst, das ist wohl richtig. Wenn man sich die
Spitze der CDU und deren Provinzfürsten ansieht, kommt aber leider
auch keine Freude auf. Gesetzt den Fall, Herr Merz scheitert mit
seinem Vorhaben, das Kanzleramt für die Union wieder zu gewinnen,
würde ich Söder noch nicht abschreiben. Er ist noch im Rennen und
im kanzlertauglichen Alter, auch hat er "Bella Figura" .

MfG

Albert Schultheis | Mo., 16. Dezember 2024 - 16:04

Da macht einer den Trump bei McDonald's und den Brandt in Polen! Der Mann ist weit jenseits der 40 und sucht sich immer noch selber - nur wo steckt er bloß? Keiner weiß es, nicht mal er selber.

Hanno Woitek | Mo., 16. Dezember 2024 - 16:58

ihr Artikel ist scho eine artige Verdreckung der Söderkritiker und bösartig einseitige Beschreibung Des Kniefalls von Willy Brand. 1. war das damals eine kommunistische Diktatur, die Brands Handlung versuchte zu neutralisieren. Vor allem aber haben damals die Springerpresse und und vor allem die CSU mit dem Primaten-Brüller franz Joseph Strauss diesen Kniefall als Ausverkauf Deutschlands an die Kommunisten widerwärtig verteufelt. Das verschweigen sie einfach. Insofern habe ich selteneinen dümmlicheren und verlogeneren Artikel in Cicero gelesen als den Ihren. Widerlich.

maciste rufus | Mo., 16. Dezember 2024 - 18:36

maciste grüßt euch. ich sehe unangemessene kleidung und furchtbar schlechtes schuhwerk. diese person ist in keiner weise satisfaktionsfähig. battle on.

U.P.Witzens | Di., 17. Dezember 2024 - 09:39

Tatsächlich wird in unserer Berichterstattung kaum zwischen Ghetto-Aufstand und Warschauer Aufstandes unterschieden. Während das Gedenken an den Holocaust und seine historische Aufarbeitung seit Jahrzehnten unsere Erinnerungskultur zu Recht breit beherrscht, ist der Warschauer Aufstand und seine Opfer im kollektiven deutschen Gedächtnis nicht präsent. Doch die Waffen-SS hat bei der Niederschlagung des Warschauer Aufstandes unvorstellbare Verbrechen, d.h. Massenmorde an der Zivilbevölkerung begangen. Es ist verständlich, dass diese Einseitigkeit der Wahrnehmung die Polen verärgert. Söders Kniefall ist deshalb als symbolische Geste zu begrüßen. - Der Autor erwähnt die Vertreibung der Deutschen aus den Ostgebieten, die mit ihren zahlreichen zivilen Opfern nach heutigen Maßstäben des Völkerrechts als ethnische Säuberung einzustufen ist. Es ist freilich kaum zu erwarten, dass ein polnischer Politiker jemals einen Kranz an einem Vertriebenendenkmal niederlegen wird.

Michael Marx | Di., 17. Dezember 2024 - 11:16

Brandts Kniefall in Warschau empfand ich seinerzeit schon als den Gipfelpunkt der Heuchelei (auch wenn man ihm zugutehalten muß, daß er da - nach Aussage eines der Leibwächter - sehr betrunken gewesen sein soll).

[Achtung Ironie:] Daß nun Söder diese Peinlichkeit nachahmt, qualifiziert ihn selbstverständlich für die höchsten Weihen, denen er ja unaufhaltsam zustürmt.

Wolfgang Dubbel | Di., 17. Dezember 2024 - 14:48

„gedenkt Bayerns Ministerpräsident Markus Söder den Opfern“
……bitte mal korrigieren