US-Präsident Joe Biden / picture alliance

Joe Biden zieht zurück - Ein unwürdiges Schlusskapitel

Die lange politische Karriere Joe Bidens endet in einer Demütigung. Noch nie hat ein amtierender Präsident so kurz vor dem Urnengang auf eine erneute Wahl verzichten müssen. Eine Erinnerung an einen verdienten US-Präsidenten drängt sich immerhin auf: die an Harry Truman.

Autoreninfo

Ronald D. Gerste ist Historiker, Publizist und Augenarzt. Er lebt in der Nähe von Washington, D.C.

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So viel Dramatik wie in den letzten Tagen gab es kaum jemals zuvor in einem amerikanischen Präsidentschaftswahlkampf. Dem Attentat auf Ex-Präsident Donald Trump folgte ein perfekt choreografierter republikanischer Parteitag mit fast sakralen Elementen und einer innerparteilichen Einigkeit, von der die Demokraten nur träumen konnten.

Bei diesen wurde von Tag zu Tag die Zahl derer immer größer, die Präsident Joe Biden zu einem Kandidaturverzicht rieten. Eine Zahl, die von den Medien geradezu genüsslich, und mit Miniaturporträtgalerien der Abtrünnigen illustriert, dem breiten Publikum präsentiert wurde. Und Biden war letztlich auch in sorgfältig inszenierten Interviews nicht in der Lage, den verheerenden Eindruck kognitiven Abbaus vergessen zu lassen, der in seiner TV-Debatte mit Trump am 27. Juni unübersehbar war.

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Peter Sommerhalder | Mo., 22. Juli 2024 - 08:30

Schon erstaunlich wie lange das gedauert hat.
Schon vor 4 Jahren dachten ja nicht wenige:
„Hält Biden diese 4 Jahre durch, irgendwie kann ich es mir gar nicht vorstellen.“

Dass die Demokraten jetzt so wenig Zeit haben muss nicht unbedingt ein Nachteil sein.

Hoffe einfach, dass Trump bis November nicht all zu viele Fehler macht, denn sonst könnte es wirklich noch knapp werden….

Nicht umsonst hat man sich bei ihnen in den letzten Jahren nur auf den kleinsten gemeinsamen Nenner, Joe Biden, einigen können.
Jetzt , da der alte Mann beim besten Willen nicht mehr weitermachen kann, stehen die Demokraten in den USA vor einem Scherbenhaufen.

Kamala Harris - die typische Quotenfrau - wird ihnen da m. E. nicht weiterhelfen können. Das wissen in der Partei auch viele. Ob sie sich nun, in der Stunde der höchsten Not, auf jemand anders verständigen können, bleibt abzuwarten.

Jedenfalls sind die Republikaner in dieser Hinsicht wesentlich weiter.
Sie haben erkannt: Ob wir Trump mögen oder nicht, o h n e ihn kommen wir nicht an die Macht. Also stellen wir uns geschlossen h i n t e r ihn!

Heidemarie Heim | Mo., 22. Juli 2024 - 09:01

Und nicht umsonst wurden "Weisheiten" bemüht wie: "Es kommt selten was Besseres nach";). Wie schäbig bzw. alles andere als wertschätzend sich allen voran die ehemaligen Demokraten-Freunde zeigen, kann man auch daran erkennen, dass auf einmal wieder innerhalb Rekordzeit sage und schreibe an die 50 Millionen $ Wahlkampfmunition flossen. Man spricht zwar allgemein von Spenden durch die Amerikaner, aber persönlich glaube ich an eine weitere Einflussnahme um Opa Joe los zu werden und so die eigenen Pfründe, Posten und Macht zu sichern bzw. zu erhalten.
Auch deshalb hieß es schon früher, dass man sich die US-Präsidentschaft kaufen könne?
Ich hoffe zwar sehr, dass nun etwas mehr Souveränität und Professionalität einkehrt, befürchte aber, dass die eigene Bagage;) keine Ruhe gibt bis Präsident Biden auch noch vorzeitig sein Amt aufgibt. Wobei ich bezweifele das dies von größerem Nutzen ist für Harris oder einen anderen Kandidaten.
MfG

Christoph Kuhlmann | Mo., 22. Juli 2024 - 09:03

Ein amerikanischer Präsidentschaftswahlkampf kostet den Bewerber ca. eine Milliarde USD. Große Teile des Geldes, das für gespendet wurde, kann für seine Vizepräsidentin genutzt werden. Schon allein aus diesem Grund scheiden viele Mitbewerber aus. Weiterhin scheint sie die Gro0en der demokratischen Partei hinter sich zu haben. Sie ist in den ganzen USA bekannt. Harris ist eher eine Kandidatin des linken Lagers. Es geht aber nicht um die Mehrheit in den gesamten USA, sondern um die Mehrheit der Wahlmänner aus den einzelnen Staaten der USA. In vielen Swingstates, wäre ein gemäßigter Demokrat die klügere Wahl. Es hängt jetzt viel von Trump ab. Polarisiert er wird er auch den letzten frustrierten Demokraten zu den Wahlurnen treiben. Die Wahl wird in den sogenannten Fly Over States entschieden. Jenen Staaten in der Mitte der USA, um die das demokratische Establishment gerne einen Bogen macht. Kann Harris die amerikanischen Farmer und Stahlarbeiter überzeugen, oder konservative Minoritäten?

Klaus Funke | Mo., 22. Juli 2024 - 09:32

Das stärkste Land der Welt (nicht das bedeutendste, auch nicht das beste) leistet sich solch einen Skandal. Dabei hätte man bereits vor 4 Jahren wissen können, wie es um Joe Biden steht. Als Ja-Sager im Hintergrund von Obama und mit Intrigen nach vorn geschoben, kommt jetzt die Wahrheit ans Licht. Freilich, so einer ist auch gefährlich, weil nicht berechenbar, sonst hätte es Putin wagen können. Aber Putin ist ein Zauderer, er wartet ab, auch jetzt wieder. Egal, wen die Democrats jetzt zum Kandidaten küren: Wenn Trump keine groben Schnitzer macht, gewinnt er das Ding. Gewiss, man weiß bei Trump nie, ob er nicht wieder übers Ziel hinausschießt, aber man wird ihn jetzt bremsen müssen. Harris, Michelle Obama oder die olle Clinton - das sind alles keine Siegesgarantien gegen Trump. Also ruhig Blut bewahren. Trump wird gewinnen, weil er einfach gewinnen muss. Mit ihm wird es ein kurzes Aufatmen geben, in Europa und im Nahen Osten. Dann stürzt sich die USA in ein neues Abenteuer - China!

Ernst-Günther Konrad | Mo., 22. Juli 2024 - 09:41

Wenn man ihn, denn schon ins Amt wählt, hätte man doch bei Zeiten merken können/müssen, dass sein Zerfall irgendwann sichtbar wird und eben nicht mehr, trotz aller Ausreden und Lügen sich verbergen lässt. Warum wurde nicht bereits vor zwei Jahren Harris ins Amt gebracht, Biden mit welcher Ausrede auch immer aus dem Rennen genommen? Jetzt, wo Biden über 90 Millionen Wahlunterstützung eingefahren hat, dieselben lt. Fachleuten nur Harris überschrieben werden können, hat man sich selbst den Strick um den Hals gelegt. Einige Demokraten fordern "faire" Kandidatenauswahl, wollen mehrere Kandidaten. Wäre Biden zurückgetreten, wäre Harris natürliche Vertreterin und man hätte nur noch einen Vize suchen müssen. Soweit geht man aber nicht. Biden hätte es verdient, würdige abzutreten. Jetzt dümpelt der Mann noch knapp fünf Monate dahin. Er muss andere Politiker treffen, soll Wahlkampf für andere machen usw. Das gibt ein Fiasko. Und Trump fordert gnadenlos seinen Rücktritt. Wahlkampf in den USA 2024

Alice Friedrich | Mo., 22. Juli 2024 - 10:13

Unwürdig ist in meinen Augen vor allem der öffentliche Umgang mit den gavierenden Altersproblemen, die Joe Biden zweifellos hat. Eine Gesellschaft, die hemmungslos über jeden herfällt, der...wenn auch nur versehentlich... politisch inkorrekte Bezeichnungen verwendet, fällt ebenso hemmungslos über die Schwächen eines alten Mannes her, bezeichnet ihn öffentlich als Mumie, lebende Leiche, Tattergreis etc. Eine kalt herabsetzende Berichterstattung der Presse, die das Opfer gnadenlos umkreiste und in die Enge trieb, wird noch nicht ein einziges Mal zurückgepfiffen. Auf Gutdeutsch nennt man das Altersdiskriminierung. Das kann man offenbar unwidersprochen und ungestraft machen. Beschämend!!!!

Tomas Poth | Mo., 22. Juli 2024 - 10:31

Es wirft vor allem ein schlechtes Licht auf die Partei der Demokraten und die Berater von Biden, ja selbst auf seine Frau.
Der Mensch Joe Biden war zuletzt nur noch eine Schachfigur, eine Marionette der unterschiedlichsten Interessen.

Walter Bühler | Mo., 22. Juli 2024 - 11:56

Immer wieder verblüfft es mich, mit welchen unterschiedlichen Wahlverfahren "Demokratie" in den einzelnen Ländern verwirklicht werden soll.

Wahl durch Wahlmänner wurde in den USA eingeführt, in einem extrem dünnbesiedelten Land, das keine feste Grenzen anerkannte und in dem Sklaven und Wilde nichts zu sagen hatten.

Damals gab es keine Eisenbahn, keinen Telegraphen, kein Internet, keine Autos und keine Flugzeuge usw.

Warum wird in den USA am archaischen System der Wahlmänner festgehalten? In der Schweiz, dem anderen Mutterland der Demokratie, nutzt man ja auch die Technik für bessere Wahlverfahren.

Ist es denkbar, dass sich hinter solchen Verfahren die wahren Machtstrukturen der "Parteien" verstecken lassen? In den USA kann man nicht nur - wie gewohnt - von "Funktionärsdemokratie" sprechen. Wird das Lokalkolorit der US-Demokratie im Begriff "Plutokratie" etwa besser erfasst?

Sei's drum: Dem Volk wird so oder so nur das Zuschauen bei den Spielen im politischen Colloseum erlaubt.

Henri Lassalle | Mo., 22. Juli 2024 - 13:12

Auch ich war erstaunt, mit welcher unüberwindlichen Hartnäckigkeit Biden sich an sein Amt klammerte. Zuweilen hatte ich den Eindruck, dass dies mit seinem progressiven Abbauprozess (Senilität) zu tun hat. Aber so reagieren manche Politiker, man denke nur an das Nixon-Drama.
Trump hat einen enormen Vorteil: Er spricht die Wähler emotional an und wirkt authentisch. Er gibt sich zupackend und realitisch, gibt den Leuten das Gefühl, sie zu verstehen, nach dem Motto "ich bin einer von euch". Gerade das suchen die Menschen und gerade in dieser Zeit.

Sabine Lehmann | Mo., 22. Juli 2024 - 16:50

Was daran würdelos sein los, kann ich nicht erkennen. Es einem Mann anzulasten, der ganz offenbar mehrmals am Tag nicht mehr ganz bei sich ist, wofür er selbstverständlich nichts kann, DAS ist würdelos!
Auch die Tatsache, dass er so lange für den Rückzug gebraucht hat, ist ihm in seinem Zustand nicht mehr anzulasten. Ob Manche hier, oder da draußen in den Medien überhaupt eine Vorstellung davon haben was Altersstarrsinn, Demenz oder Alzheimer bedeuten, darf bezweifelt werden. Und wenn ich mir so manch hämischen Kommentar durchlese, scheint es mir, als wollten sie das auch gar nicht. Dass es hingegen würdelos ist und sich auch nicht gehört, auf Schwächeren herumzuhacken, hat manch Einer vermutlich schon in seiner Kinderstube nicht gelernt.

Sabine Lehmann | Mo., 22. Juli 2024 - 17:28

Respekt, dass er sich zurückzieht, es hätte sonst noch peinlicher für ihn werden können. Man muss einfach akzeptieren u. einsehen, wenn es nicht mehr geht. Und da so viel auf dem Spiel steht, wiegt dieser Rücktritt besonders schwer. Er hätte in diesem Zustand auch kein gutes Rennen machen können, es bleibt ihm zu wünschen, dass seine Ehegattin ihn unterstützt und nicht wie oft geschrieben wurde, sogar gegen diesen Rückzieher war. Und zum Thema Trump:
All die unsäglichen, vielen Moralapostel aus Politik, Funk u. Fernsehen sollten sich mal eine Minute Zeit nehmen, ins Badezimmer gehen, tief durchatmen, in den Spiegel schauen und einmal in ihrem Leben ehrlich sein, zumindest zu sich selbst, dann merkt's auch keiner! Und dann sollten sie sich alle mal ernsthaft fragen, wie viele hier in unserem schönen Land auf den höchsten alimentierten Jobs sitzen, Dreck am Stecken haben, dass selbst "Persil Superpower" die Weste nicht mehr weiß bekäme, aber nie einen Gerichtssaal von innen sehen!!

Sabine Lehmann | Mo., 22. Juli 2024 - 18:36

Antwort auf von Sabine Lehmann

Ach so, beinahe vergessen:
Alle, die jetzt vorm Badezimmerspiegel stehen und sich meine Schlussfrage stellen, sie sollten sich bei der Fragestellung selber einbeziehen!! "Haltung" nicht vergessen......

Wolfgang Z. Keller | Mo., 22. Juli 2024 - 18:48

Antwort auf von Sabine Lehmann

... einmal mehr danke auch für diesen Ihren Kommentar - Sie können lustig, satirisch, sarkastisch, mitfühlend UND ernsthaft, und manchmal suche ich neben ein, zwei anderen nur nach Ihren Kommentaren, bevor ich eine halbe Stunde ALLE durchackere. Mit mehr Zeit mache ich aber auch das meistens, weil mich Meinungen grundsätzlich interessieren. Ihnen alles Gute.

Gisela Hachenberg | Mo., 22. Juli 2024 - 23:31

Antwort auf von Sabine Lehmann

Super, super, Ihr Kommentar, liebe Frau Lehmann! Jedes Wort sitzt, toll geschrieben! Ich bin voll und ganz Ihrer Meinung. Vor allem, was unsere tolle Gurkentruppe anbelangt! Ich zoffe mich fast täglich mit Freunden und Bekannten, die sich über die Amis, ganz besonders den fürchterlichen Trump, echauffieren. Ich sage dann nur immer, dass wir uns das Bashing in unserem Land mit dem allertollsten Politikerpersonal ever doch leisten können. Meine Güte, wir sollten uns mal ganz schön ruhig verhalten. Die Amerikaner werden auch ohne unsere „Empfehlungen“ richtig wählen. Auch wenn es der bei unserer linken Presse und den aufgewiegelten Lesern verhasste Trump sein sollte. So what!
Den Umgang mit Biden finde ich im Übrigen auch abscheulich. Sowohl in D, wie auch in den USA. Ich mag die menschenverachtenden Artikel und Kommentare gar nicht mehr lesen!

Thomas Hechinger | Mo., 22. Juli 2024 - 22:48

Über Joe Biden: „in einer Vita, zu der ... vier durchaus erfolgreiche Jahre im Weißen Haus gehören“.

Werter Herr Gerste, so ganz nebenbei machen Sie Mister Biden zu einem erfolgreichen Präsidenten. Vielleicht können Sie mir die drei wichtigsten Erfolge des Präsidenten nennen. Ich habe das irgendwie nicht mitbekommen. Das liegt wahrscheinlich daran, daß so viel Wasser zwischen Deutschland und Amerika liegt.

Klaus Funke | Di., 23. Juli 2024 - 16:58

Gerüchten zufolge soll Biden in der vergangenen Woche einen Notfall erlitten und daran gestorben sein. Und die Species im Weißen Haus tun jetzt so, als lebe er noch. Verschiedene Abgeordnete fordern Aufklärung und ein Lebenszeichen. Das wäre nichts Neues in der Geschichte. Als der römische Kaiser Claudius an einer Pilzvergiftung gestorben war, wollte seine Gattin Aggrippina ihn noch ein Weilchen für die Öffentlichkeit am Leben lassen, d.h. sie wollte vortäuschen als lebe er noch, sie brauchte die Zeit, um ein paar Dinge zu ordnen. Das könnte jetzt mit Joe Biden ähnlich sein. Die Demokraten wurden auf dem falschen Fuß erwischt und brauchen jetzt Zeit, um die Nachfolgefrage zu klären. Sollte dies zutreffen - und sowas ist letztlich nicht zu verheimlichen - wäre der nationale Skandal perfekt und die Demokraten am Boden zerstört. Warten wir also ab. Lebt er noch? Oder ist er tot? Das mit der Corona-Infektion war ohnehin sehr fragwürdig. Also: Schlaganfall und Aus? Und alles ein Fake???